Zweisprachig aufwachsen - Vorteile oder nur Nachteile? Probleme in der KITA und die Ergo-Therapie

Hallo Zusammen,

im Archiv des Forum bin ich auf einen bereits geschlossenen Thread zum Thema der Zweisprachigkeit bei Kindern gestoßen: http://www.urbia.de/archiv/forum/th-4381959/probleme-mit-deutscher-sprache-bei-zweisprachiger-erziehung-3-jahre.html. Da der Thread bereist geschlossen ist, will ich unbedingt einen neuen zum ähnlichen Thema erstellen, um mit euch meine Meinung und meine Beobachtungen zu teilen.

Gleich vorweg: In diesem Thread möchte ich meine Erfahrungen und die damit zusammenhänge Unmut zum Ausdruck bringen, die auf das Bildungssystem zurückführt, dass so gut wie nur auf einsprachige Kinder ausgerichtet ist. Keiner traut sich laut zu sagen, dass die Zweisprachigkeit, vor allen in den ersten Lebensjahren des Kindes, zu sehr großen Nachteilen führen kann.

Kurze Einführung zu mir und meiner Familie: Wir sind eine deutsche Familie, die auch noch eine weitere EU-Staatsangehörigkeit hat.

- Der Familienvater (ich) ist studierter Sprachwissenschaftler und Germanist. Die Mutter hat im EU-Ausland Germanistik studiert.

- Beide Elternteile verwenden die Sprache sowohl aktiv als auch passiv auf einem muttersprachlichen Niveau.

- Der fremde Akzent macht sich in der deutschen Aussprache nur leicht bemerkbar. Wenn man jedoch die ganze Vielfalt an innerdeutschen Akzenten (und vor allen südlichen) berücksichtigt, ist das "Problem" Akzent gar nicht nennenswert.

- Beide Elternteile kennen die deutsche Grammatik bestimmt besser als die Mehrheit der in Deutschland geborenen Mitbürger.
- Zu Hause haben wir / bzw. sprechen wir hauptsächlich in einer anderen EU-Sprache mit der Tochter (zurzeit 3,5 Jahre alt).
- Seitdem die Tochter drei ist, spreche ich mit ihr größtenteils auf Deutsch.

Und nun zum Kern des Problems:

Unsere Tochter ist zum ersten Mal mit 2 Jahren in die KITA gegangen. Zu dem Zeitpunkt konnte sie nichts auf Deutsch sagen. Ob sie etwas auf Deutsch verstanden hat, konnte man auch nicht feststellen, da sie in den ersten zwei Lebensjahren zu Hause mit der Mutter "verbracht" hat. D.h. sie hat hauptsächlich von Anfang eine nicht-deutsche Sprache gehört und diese von der Mutter gelernt. Abgesehen von deutschen Zeichentrickfilmen und Kontakten mit deutschsprachigen Kindern auf dem Spielplatz war's das auch. In einem U-Termin beim Kinderarzt wurde uns dazu geraten, sich mit unserer Tochter in unserer Muttersprache zu unterhalten. "Deutsch wird sie schon in der KITA lernen", hieß es. Wenn ich auf dieses Gespräch zurückblicke, stelle ich fest, dass dies ein großer Fehler war.

Die sprachliche Entwicklung im 2. Lebensjahr unserer Tochter ist erwartungsgemäß verlaufen. Passives Deutsch konnte sie nach und nach beherrschen. Einzelne Worte auf Deutsch konnte man immer wieder hören. Beide Elternteile haben nach wie vor mit ihr in einer nicht-deutschen Sprache gesprochen. Was die allgemeine Entwicklung des Kindes betrifft, gab es kurz vor dem 3. Lebensjahr einige "Schwierigkeiten", die seitens der KITA-Erzieher an uns herangetragen wurden. Dass unsere Tochter grundsätzlich mehr Energie und Temperament hat, wussten wir "fast" von Anfang an. Laut den Erziehern konnte sich unsere Tochter an einfach Regeln nicht halten. Unter anderem ging es ums ruhige Sitzen im Morgenkreis. Unsere Tochter hat lautstark protestiert als sie z.B. keinen Mittagsschlaf machen wollte. Sie hat also immer ganz laut und eindeutig gezeigt, was ihr nicht gefallen hat. Darüber hinaus wurde seitens der Erzieher bemängelt, dass unsere Tochter immer die Nähe eines Erziehers sucht anstatt mit den anderen Kindern zu spielen oder die Nähe zu ihnen zu suchen. Die Geschichte geht weiter.

Als unsere Tochter 3 Jahre und 2 Monate alt war, gab es ein weiteres Gespräch mit den Erziehern. Es wurde wieder bemängelt, dass unsere Tochter manchmal Wutausbrüche hat, wenn ihr etwas nicht gefällt oder dass sie Schwierigkeiten damit hat, eine kurze Weile ruhig zu sitzen. Man habe unsere Tochter beobachtet und eine schöße Grafik mit dem Entwicklungsstand unserer Tochter erstellt. Und so war sie vor allem in der Grobmotorik überentwickelt, aber dafür sprachlich und im sozial-emotionalen Bereich etwas unterentwickelt (wie ein 2,5 Jahre altes Kind). Da es in der Kita zwei Kindergruppen gibt, wäre es auch an der Zeit, dass unsere Tochter zu der älteren Gruppe übergeht, dachten wir. So kann sie vor allen sprachlich von älteren Kindern profitieren. Die anderen kleinen Kinder waren viel kleiner als unsere Tochter und die Kommunikation erfolgt eh non-verbal und für die Entwicklung unserer Tochter hat sie keine Vorteile gebracht. Auch in dem Gespräch wurde noch einmal von den Erziehern betont, dass unsere Tochter oft eine Bezugsperson sucht. Erst später habe ich begriffen, was uns die Erzieher damit sagen wollten. Man könnte das folgendermaßen übersetzen. "Eure Tochter geht uns auf den Sack, da sie und ständig nervt und an uns hängt. Darauf haben wir keine Lust. Wir sind schließlich drei Erzieher für 20 Kinder". Das Thema Sprache hat für die Erzieher gar kein Problem bedeutet. Man sei sich sicher, dass sie die Sprache sehr schnell nachholen wird. Dafür empfiehlt man unserer Tochter eine Ergo-Therapie. Ja, einem dreijährigen Kind wird eine Ergo-Therapie empfohlen. So kann der Therapeut feststellen, ob was an der Sache ist und es sei oft so, dass bereits nach zwei, drei Terminen so eine Verbesserung festgestellt werden kann, dass weitere Termine nicht nötig sind, so die Erzieher. Ich habe diese Empfehlung zur Ergo-Therapie sehr verletzend gefunden, da unsere Tochter sich sehr schnell und seht gut, fast "von Tag zu Tag" weiterentwickelt und keinerlei Probleme mit dem Knüpfen sozialer Kontakte hat. Sie spricht jetzt aktiv immer mehr und immer besser Deutsch. Verstehen kann sie alles. Sie hat feste Freunde in der Kita inkl. gegenseitiger Besuche nach der Kita zu Hause oder draußen. Ich habe schnell feststellen müssen, dass all die "Probleme", die bei unserer Tochter aufgezählt wurden, auf die Sprachprobleme bzw. auf eine verzögerte Sprachentwicklung aufgrund der Sprachsprachigkeit zurückzuführen sind. Hätte ich mit meiner Tochter von Anfang an nur auf Deutsch gesprochen, so hätte sie bessere Startchancen in der Kita, vor allem was die sozialen Kontakte betrifft.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erzieher heutzutage einfach verwöhnt sind. Wenn ein Erzieher es nicht schafft, einem Kind etwas zu erklären, damit das Kind es versteht, muss man es doch nicht gleich zur Therapie schicken. Wenn ich weiterspinnen würde, könnte ich sogar feststellen, dass die Erziehern gehofft haben, dass irgendjemand unsere Tochter zum Sonderkind macht und die Kita für die Betreuung viel Geld kassiert. Das ist allerdings nur eine Spekulation.

Und wie sieht es jetzt alles aus: Unsere Tochter antwortet auf Deutsch ohne Probleme. Lernt neue Ausdrücke sehr schnell und hat mittlerweile gelernt, am Tisch mit uns so lange zu sitzen, bis alle fertig sind. Man muss bedenken, dass dies auch Prozess ist, sodass mein keine Frist setzen kann. Wie bereits geschildert, die "Verbesserungen" im Verhalten sind von Tag zu tag zu sehen und zu hören.

Meine Empfehlung für alle künftigen Eltern oder Eltern mit kleinen Kindern, die zweisprachig aufwachsen sollen. Sprecht um jeden Preis mit euren Kindern auf Deutsch, falls ihr die Grammatik gut kennt und keine Fehler macht. Dies wird spätestens in der Kita dem Kind zugute kommen. Hört nicht auf Kinderärzte oder andere Menschen, die behaupte, dass das Kind ganz schnell die Sprache nachholen wird. Ja, wird es auch, aber um welchen Preis? Um den Preis der anfänglichen Ausgrenzung? Die non-verbale Kommunikation ist schön, aber die Sprache und die Fähigkeiten, seine Wünsche zum Ausdruck zu bringen, sind auch bei kleinen Kindern sehr wichtig. Ansonsten werden sie sich zurückziehen. Und ihre Erziehern in der Kita werden sie in eine Schublade stecken und so Sorgenkindern machen - nur weil sie zweisprachig aufwachen.

Das Bildungssystem ist, bis auf zweisprachige Kitas, auf die zweisprachigen Kindern überhaupt nicht vorbereitet. Es ist naiv und sogar dumm zu behaupten, dass es ausreicht, mit dem Kind in der Kita auf Deutsch zu kommunizieren. Und am Ende stelle ich fest, dass es besser gewesen wäre, unsere Tochter in eine zweisprachige Kita zu schicke. Dort sind die Erziehern in Bezug auf die sprachliche Entwicklung des Kindes ganz bestimmt besser ausgebildet.

6

Moin,

der Thread ist für mich ehrlich gesagt auch ein Aufreger. Man informiert sich nicht eingehend obwohl man wie man betont doch studierter Sprachwissenschaftler ist und hakt dann auf Kinderarzt und vor allem Erzieherinnen herum.

Das was ihr gemacht habt ist eine fast ausschließlich muttersprachliche Erziehung und hat mich zweisprachig nichts zu tun! Und unsere Erzieherinnen sind nicht verwöhnt, sie haben mehr Kinder als je zuvor die integriert werden müssen und ich kann ehrlich gesagt die Erzieherinnen verstehen wenn die Eltern es gekonnt hätten es aber nicht getan hätten. "Das machen die Erzieher dann schon". Einem Kind eine Sprache beizubringen ist NICHT Sache der Erzieher sondern Sache des Elternhauses! Dazu haben sie weder eine Ausbildung noch genug Betreuungsstunden und ihnen dann vorzuwerden sie wollten nur ein Sonderkind haben um "abzukassieren" ... NEIN wenn überhaupt dann wollen sie Betreuungsstunden die sie auch brauchen wenn sie den Kindern auch noch eine Sprache zusätzlich beibringen müssen.

Ihr stellt da Anforderungen an ein System das dazu nicht geschaffen ist. Ich finde es ehrlich gesagt schlimm was alles auf Erzieher und später auch Lehrer abgewälzt wird und hinterher werden sie dann als faul oder überfordert beschimpft. Dafür gibt es wie Du schon erkannt hast zweisprachige Kindergärten ich verstehe ehrlich gesagt nicht warum du hier auf die Erzieher schimpfst wenn Du doch erkannt hast dass Ihr den falschen Kindergarten gewählt habt.

Lg
Pikku

9

Der Thread sollte weder ein Aufreger sein noch jemanden zu provozieren oder anzugreifen. Falls einige von euch sich angegriffen fühlen und meine Intention missinterpretiert haben, tut es mir an dieser Stelle leid.

@bi_di.

Noch eine Sache möchte ich vorab klären: Ich lasse mir es nicht verbieten, meine Meinung mit euch zu teilen. Es gibt hier im Forum auch diejenigen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und solange die Netikette eingehalten wird, keine Namen genannt oder jemand beleidigt wird, behalte ich mir das Recht vor, meine Meinung zum Ausdruck zu bringen.

Um es kurz und schlüssig zu machen, da es mir bewusst ist, dass ich zu viele Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte, fasse ich kurz zusammen.

1. Wir sind mit unserer Kita und mit den Erziehern grundsätzlich sehr zufrieden. Wir haben im Nachhinein verstanden, dass das System für zweisprachige Kinder nicht geschaffen ist.

2. Wir weisen keinem die Schuld zu außer sich selbst. Wir werden den Fehler nicht noch einmal machen, auf den Kinderarzt zu hören und wir werden mit dem zweiten Kind in zwei Sprachen sprechen. Also das leicht angepasste OPOL-Prinzip. Ich auf Deutsch und die Mutter in ihrer Muttersprache.

3. Mein Test hat keinen aggressiven Unterton. Ich würde es eher Enttäuschung nennen. Jeder von euch macht bestimmte Erfahrungen zum ersten Mal und man lernt aus ihnen ja. Wir haben auch gelernt.

4. Der Thread bezieht sich auf ein Thema, dass ganz bestimmt oft diskutiert wird. Ich finde es ganz seltsam, dass mir hier jemand vorwirft, dass ich fahrlässig handle, indem ich den Sinn der zweisprachigen Erziehung in Fragen stelle. Aber das tue ich bewusst, denn ich habe solche Erfahrung gemacht und fertig. Macht eure Erfahrungen und postet sie hier. Aber seht bitte davon ab, mich hier zu berichtigen, wenn ihr selbst nicht viel Beitragen könnt. :) Ob ich dabei mürrisch, wütend oder vorwurfsvoll bin, ist doch meine Sache. Es handelt sich um einen Austausch mit einer Community. Mehr nicht.

24

FRISCHLING!!!!!!!!!!!!#rofl

1

Ich will nur meine Erfahrungen zum Thema Zweisprachigkeit schildern:
auch unser Kindergarten rät, zu Hause die Muttersprache zu sprechen. Ich sehe das aber anders.

Ich kenne zwei Kinder, die mit Kindergartenstart kein Deutsch konnten (bis auf Spielplatzbesuche wurde zu Hause nur die Muttersprache der Eltern gesprochen). Beide Kinder haben sehr lange gebraucht, bis sie Freunde im Kindergarten hatten und sich wohl fühlten. Das eine Kind ist total schüchtern und ängstlich, konnte im ersten Jahr nur 3 Stunden am Tag im Kindergarten bleiben. Das zweite Kind hat den ganzen Tag alleine im Kindergarten gespielt, fing an zu stottern und weinte morgens, wenn es in den Kindergarten musste. Erst als er mit 4 Jahren in einen anderen Kindergarten wechselte (und bis dahin dann schon gut Deutsch - wenn auch mit deutlichem Akzent - konnte), ging er gerne und knüpfte Freundschaften.

Ich habe der Freundin von dem zweiten Kind damals geraten, zu Hause mehr deutsch zu sprechen bzw. mehr Kontakte zu deutschsprachigen Familien zu haben (wir waren die einzigen im Freundeskreis). Sie wollte das nicht, weil die kleine Tochter dann nicht die Muttersprache lernt. Ihr Sohn war bei den Treffen am Nachmittag nach dem Kindergarten aber täglich schlecht drauf und frustriert.

Meine beste Freundin ist Türkin und sie kennt auch aus ihrer Familie viele Kinder mit Problemen beim Kindergartenstart. Sie spricht mit ihrem Sohn Deutsch, ihr Mann Türkisch.

Und bei den beiden Kindern, die ich kenne, sind jetzt mit 5 und fast 5 noch immer deutliche Defizite in der deutschen Sprache zu erkennen.

Ich bin kein Profi auf dem Gebiet und bin gespannt auf positive Erfahrungen, aber das sind meine Erfahrungen zu dem Thema.

2

Hallo!

Dein Text hat so einen aggressiven Unterton, den ich gern verstehen würde. Warum bist du so wütend?

Unsere Kinder werden nicht zweisprachig erzogen, weil uns nur eine Sprache zur Verfügung steht. Ich habe aber eine Freundin aus Ecuador, die hier mit einem Deutschen verheiratet ist. Ihre Tochter ist jetzt 6, hat von Anfang an beide Sprachen gesprochen.

Ebenso hat es eine amerikanische Bekannte gemacht: sie spricht mit den Kinder englisch, der Vater deutsch. Alle sprechen beides.

Mein Schwager hat eine chinesische Frau, mit der er zu Beginn auf englisch kommunizierte. Die Kinder haben von Anfang an Deutsch und Englisch gesprochen, das Chinesische hat sich nicht durchgesetzt, obwohl sie zu Beginn mit den Jungs in ihrer Sprache gesprochen hat. Dafür spricht meine Schwägerin jetzt ganz gut deutsch.

Als die genannten Kinder noch klein waren, vermischten sie Sprachen manchmal und das eine floss in das andere über, aber mit Eintritt in den Kiga erledigte sich das.

Deshalb verstehe ich euren Ansatz nicht, das Kind nur in einer Sprache zu erziehen, wenn es in dem Land der anderen Sprache in die Kita und in die Schule gehen soll. Den Rat eures Kinderarztes verstehe ich auch nicht. Es ist doch ein ganz großes Problem, dass in einigen Gruppen oder Klassen oft so viele Kinder unterschiedlicher Herkunft sitzen, die kein oder nur wenig deutsch sprechen. Wie sollen Erzieher und Lehrer das wuppen? Es ist eben so, wenn die Eltern auch kein deutsch können, aber ihr könnt es und vermittelt es nicht? Den Gedanken finde ich schwierig.

Jetzt braucht das Kind (!) eine Lösung. Was ist so schlimm an dem Vorschlag der Ergotherapie? Die Erzieher müssen sich in der Tat noch um viele andere Kinder kümmern, deine Tochter braucht noch viel Sicherheit. In der Ergotherapie hätte sie für einige Zeit jemanden ganz für sich allein, der ihr helfen kann mit ihrer Situation umzugehen. Wut und Schuldzuweisung an Erzieher und Kiga helfen ja deiner Tochter nicht.

Ihr habt das Gefühl, man will eurer 'Tochter was "Böses" und seid in einer Form beleidigt. Das müsst ihr aber nicht sein. Man kann das mit den Therapien sehen wie man will. Manches ist sicher übertrieben, aber da fast jedes zweite Kind irgendeine Therapie macht, hat das den Status des Unnormalen oder Krankhaften verloren. Meine ecuadorianische Freundin war erst total erschüttert, dass ihre Tochter zur Logopädin sollte, weil sie Mühe mit den Zischlauten hatte, Sie empfand das erst als Makel. Dann hat sie aber gemerkt, dass ihre Tochter gern zur Logopädin gegangen ist und nach 10 Sitzungen war die Sache erledigt. Interessiert auch niemanden mehr.

Ich kann dir nur raten, nicht "beratungsresistent" zu sein, sondern einfach mal hinzuhören, was die Erzieher wirklich von dir wollen. Es kann ja sein, dass sie das Problem falsch sehen oder falsch angehen wollen. Um das herauszufinden, solltest du dich auch woanders beraten lassen, z.B. bei einem Ergotherapeuten. Zu der Beratung solltest ihr aber ohne Vorwurfshaltung gehen. Es geht darum, eurer Tochter das Leben leichter zu machen. es geht nicht um Schuldzuweisungen oder Fehlersuche.

Das mit dem zweisprachigen Kindergarten hätte ich allerdings in euren Fall auch sinnvoller gefunden. Warum habt ihr das nicht gemacht?

LG

3

Ich verstehe das Problem auch nicht. Die KiTa bemängelte also nie ihre Zweisprachigkeit, sondern sah, als Eure Tochter 3 Jahre alt war Defizite im sprachlichen und sozial-emotionalen Bereich. Nun ist Eure Tochter älter und nach Euren Beobachtungen haben sich die sozial-emotialen Problem gelegt, was Ihr darauf zurückführt, das ihr mehr Deutsch mit ihr gesprochen habt. Und nun seid ihr sauer auf die KiTa, auf die Kinderärzte, denn das hätten sie Euch auch gleich sagen können.

Nun ja, ich halte Eure Schlussfolgerung ungefähr für so richtig oder falsch, wie die Aussage 'und seid mein Sohn morgens Latschenkiefer-Globulis nimmt, klappt das mit dem Schleifenbinden viel besser'. Es gibt zwar Indizien dafür, das es durch Zweisprachigkeit manchmal zu einer Verzögerung der Sprachentwicklung kommt, aber nicht das Zweisprachigkeit zu einer Verzögerung der sozial-emotionalen Entwicklung führt. Tatsächlich gibt es diese Verzögerungen auch bei einsprachig erzogenen Kindern in nicht geringem Maße.

Und Verzögerungen in einem Bereich, während ein anderer Bereich zum Zeitpunkt X überdurchschnittlich entwickelt ist, sind sogar eher die Regel, als die Ausnahme.

Eure selbst gemachten Schlussfolgerungen nun als Warnung in öffentlichen Foren zu posten, finde ich etwas fahrlässig.

Grüsse
BiDi

4

Hallo,
deine Erfahrungen decken sich mit meinen Erfahrungen.
Zum einen habe ich eine Freundin, die hier in Deutschland geboren ist. Ihre Großeltern (!) stammen jedoch aus der Türkei und weder ihre Großeltern, noch ihre Eltern fanden es je notwendig, hier mal deutsch zu lernen und diese Sprache an ihre Kinder zu vermitteln. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wurden die zahlreichen Kinder noch nicht einmal in eine Kita geschickt, um dort deutsch zu lernen, sondern hatten erstmals Kontakt zur deutschen Sprache, als sie aus ihrem "türkischen Ghetto" (sorry für den Ausdruck, aber es ist wirklich so) herauskamen, um eine staatliche Schule zu besuchen. Es ist sicherlich kaum verwunderlich, dass das nur in einer Katastrophe enden konnte. Die Grundschulzeit zeichnete sich schon aus durch Rebellion, Resignation, Schulverweigerung, ... was letztendlich zunächst zu Rückstellung und am Ende zur Beschulung in einem Internat führte. Meine Freundin hat in diesem Internat dann deutsch gelernt und ist dort ihre gesamte Schulzeit geblieben - bis hin zum Abi. Jetzt steht sie kurz vorm Abschluss ihres Studiums. Türkisch kann sie noch verstehen, aber nur noch sehr schlecht sprechen - unter ihren "Landsleuten" ist sie ein Ausländer. Selbst ihre Familie hat sie verstoßen (wer ansatzweise Ahnung von diesen Familien hat, weiß was das bedeutet). Ihr Deutsch hingegen ist niemals so gut geworden, dass man den "Ausländer" nicht hören würde. Sie hat diesen typischen Akzent - ihre Grammatik ist natürlich einwandfrei. Am meisten leidet sie darunter, dass sie nirgends dazu gehört.

Ein zweites Beispiel sind meine eigenen Kinder. Ja, meine Kinder sind behindert. Nur mein Ältester hat einen IQ von 100 - und nur bei ihm haben wir dieses "Experiment" gewagt. Da es derart schief gegangen ist bei ihm, haben wir das beim Kleinen gar nicht erst versucht.
Wer weiß schon bei der Geburt, ob die Kids Sprachgenies sind? Selbst Verfechter der mehrsprachigen Erziehung ab Geburt geben zu, dass Kinder, die ab Geburt mehr als 1 Sprache hören, sich einfach deutlich (!) langsamer entwickeln. Das geht gut bei Kindern, die sowieso eine rasche Auffassungsgabe haben und sich schnell entwickeln - nur was ist mit den anderen Kindern? Die wenigsten Eltern wissen, was sie für ein Kind vor sich haben bei der Geburt -'das kann sich in jede Richtung entwickeln. Wenn Eltern das schon im Vorfeld wissen, bedeutet es immer nix gutes.
Ach ja, beim Großen haben wir (Mutter und Vater) immer in unserer jeweiligen Muttersprache gesprochen...und der Große hat weder reagiert, noch gesprochen. Die Ohren waren in Ordnung. Das haben wir natürlich mehrfach testen lassen. Immer wieder wurde uns bestätigt "das kommt schon noch...". Irgendwann sind wir zu deutsch gewechselt - mit 3 Jahren sprach er dann das erste Wort. Heute ist er fast 10 und kann noch immer nicht richtig deutsch sprechen. Seine Grammatik ist unterirdisch.

5

Hi,

meine Kinder wachsen zweisprachig auf. Ich sehe darin nur Vorteile. Wir haben die Konstellation OPOL (One Parent One Language) und es funktionert sehr gut.

Mein Mann ist aufgewachsen mit der Konstellation Familiensprache und Umgebungssprache. Er hatte weder im Kindergarten noch in der Schule ein Problem wegen zu geringer Deutschkenntnisse. Dabei hat er Deutsch erst im Kindergarten gelernt.

Das kann also auch sehr gut funktionieren.

Viele Grüße
Julia

7

Hallo,

ich schildere Dir mal das, was ich mit einer befreundeten Familie erlebt habe (die Kinder sind inzwischen alle erwachsen, 2 studieren, einer macht jetzt eine Ausbildung).

Sie sind alle konsequent 2-sprachig aufgewachsen (jeder der Elternteile benutzte seine Muttersprache), wobei das älteste Kind sich schon früh in beiden Sprachen sehr gut verständigen konnte.

Kind 2 und 3 waren unterschiedlich. Der Junge hat sehr spät sprechen gelernt, wobei er im Kindergarten nur deutsch sprach und die italienische Sprache gar nicht benutzte, aber wohl sehr gut verstehen konnte.

Inzwischen beherrscht er beide Sprachen perfekt.

Die Jüngste lernte auch relativ spät sprechen, allerdings wechselte sie - ähnlich wie ihre große Schwester - zwanglos zwischen beiden Sprachen hin und her.

Wobei es ihr auch passiert ist, dass sie z.B. mit mir italienisch gesprochen hat (gut ein bisschen kann ich das auch) und mit ihrer italienischen Großmutter auch mal deutsch, obwohl die damit Probleme hatte.

Man kann also nicht generell sagen, dass das nicht funktionieren könnte.

Die Frage ist halt: Ist deutsch von einem von Euch beiden Muttersprache oder ist es so, dass Eure Kinder zu Hause zwar zweisprachig erzogen wurden, aber eben nicht deutsch?

Und es ist natürlich möglich, dass ein Kind deutsch im Kindergarten lernt, wenn es dort eben konsequent mit deutsch konfrontiert wird. Ich kenne viele türkische Kinder, deren Eltern schlecht bis gar nicht deutsch sprechen, aber im Kindergarten die deutsche Sprache sehr gut gelernt haben.

GLG

8

Grüß Dich, dein Beitrag klingt sehr verkopft und sehr unzufrieden und zu einem Teil etwas mürrisch. Ich komme aus dem EU-Ausland und mein Mann ist Bayer (darauf legt er großen Wert). Unsere Kinder, drei Jungs 10, 14 und 18 und wachsen zweisprachig auf. Es gab keine Propleme, weder im Kindergarten oder Schule. Wir haben klare Sprachregeln in der Familie. Ich spreche mit den Kindern nur und ausschließlich in meiner Sprache, mein Mann nur deutsch und die interne Familiensprache unter uns 5 ist deutsch. Wir mischen die Sprachen nicht! Der einzigste Punkt der zu erwähnen ist, dass die Buben mir jedoch jedoch immer in deutsch antworten, obwohl ich wie erwähnt mit ihnen in meiner Sprache spreche. Das funktioniert prima. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass es immer dort Probleme gab, wo irgendwie alles und nichts vernünftig richtig gesprochen wird. In den ersten Jahren, war es auch für die Buben schwierig in meinem Land zu unterscheiden und festzustellen, dass sie wen sie angesprochen warden nicht in deutsch antworten, weil sie immer glaubten die anderen würden sie dort verstehen. Das hat schon etwas gedauert! Das sind meine Erfahrungen und die waren in der Regel gut!

10

Irgendwie denkt man, dass man sich den Beitrag hätte sparen können, da man angegriffen wird, weil man nur seine Meinung schreibt. ;)

11

#kratz

Wenn du deine "Meinung" so ausführlich in ein offenes (!) Forum schreibst, dann erwartest du doch Reaktionen? Oder nicht?

Ich denke immer noch, dass dein Unterton sehr aggressiv rüber kommt, aber manchmal liegt es auch einfach daran, dass das reale Gegenüber fehlt.

Mit meiner Antwort oben wollte ich dir eine andere Sichtweise auftun. Niemand will dir was Böses, ihr habt nichts falsch gemacht, aber deine Tochter hat offenbar ein Problem, für das ihr eine Lösung braucht.

Wir machen alle Fehler in der Erziehung oder entscheiden mal was, was man im Nachhinein gern anders gemacht hätte. Es lohnt nur einfach nicht, sich über verschüttete Milch aufzuregen. Nach vorm gucken, Lösungsansätze suchen und möglichst finden, dann kooperativ mitarbeiten.

Nicht jeder -eher gar keiner- der dir berichtet, dass dein Kind Probleme hat, wirft dir automatisch vor, der Versager-Vater zu sein. Darum geht es nicht. Auch nicht bei den Antworten hier. Schwierig wird es für alle Beteiligten aber, wenn du dich permanent angegriffen fühlst. Besonders für deine Tochter.

13

Mittlerweile gibt es kein Problem mehr. Unsere Tochter spricht vom Tag auf den anderen immer besser deutsch und wir haben auch klare Sprachregeln eingeführt. Ich ausschließlich deutsch, meine Frau nicht-deutsch. Die Fortschritte machen sich seit ca. 3 Monaten bemerkbar.

Ich bin nicht beleidigt und ich freue mich über jeden Beratung, genauso wie ich mich damals über die Bemerkungen seitens der Kita gefreut habe. Besser so als keine Beachtung dem Kind zu schenken.

Ich wollte einfach nur schildern, wie wir das erlebt haben und dass wir selbst viel draus gelernt haben. Und die Schuld schieben wir nur uns zu.

weitere Kommentare laden