Manche Dinge regen meinen Partner extrem auf ...

Ich habe einen neuen Partner. Er mag mein Kind, wir wohnen nicht zusammen, weil es eine Fernbeziehung ist aber es soll sich ändern. Er sucht einen Job in meiner Nähe. Wir kennen uns jetzt zwei Jahre.

Das was mir Gedanken macht ist ob er zu penibel ist oder ich zu nachlässig. Es geht um solche Dinge wie Sauberkeit und Ordnung. Ich habe schon ein "Problem", weil ich meiner Tochter (10 Jahre) 1000x erklären muss, dass sie ins Bad gehen soll usw. Das macht mich auch verrückt. Ich wiederhole mich ...ihn macht das "wahnsinnig". Er sagt ich sollte härter durchgreifen aber wie? Ich weiß nicht wie ich was ändern soll, bin selbst gepflegt also am schlechten Beispiel kann ich es nicht liegen ...
Es ist auch so, wenn sie am Tisch krümmelt. Ich finde es übertrieben.

Ich bin mit meiner Tochter allgemein zufrieden. Was kann ich tun bzw. muss ich überhaupt etwas ändern und wie?

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Also mal völlig unabhängig davon, ob Ihr neuer Partner jetzt etwas störend findet oder nicht…

… sie schreiben doch selbst, dass es Sie in den Wahnsinn treibt, wenn Sie ihrer Tochter 1000x etwas erklären müssen. Ich kann das auch total gut nachvollziehen, dass Sie das in den Wahnsinn treibt (würde mir definitiv genau so gehen) … was ich nur gerade nicht verstehen kann, ist folgendes: Warum tun Sie es dann überhaupt? #kratz

Ich finde, wenn mich selbst etwas bei meinem Kind frustriert … und in Ihrem Fall bin ich mir sicher, dass es Ihre Tochter genauso frustrierend findet, 1000x »geh ins Bad« zu hören … erübrigt sich die Frage, ob man - in diesem speziellen Punkt - etwas ändern sollte, doch von selbst, oder etwa nicht? Auch völlig unabhängig davon, ob es im allgemeinen ganz gut läuft oder nicht. Denn - was mein Sohn mir so in seiner Kindheit beigebracht hat, ist folgendes: Wenn es irgendwo "Reibungspunkte" gibt, die täglich aufs neue ausgekaut werden, führt das ganz schnell zu weiteren - ganz seltsamen - Verhaltensmustern und oftmals wird es dann auch durch kindlichen/prä-pubertären Trotz ohnehin immer "schlimmer." Von daher würde ich solche Reibungspunkte, die halt immer und immer wieder auftauchen, so schnell wie möglich zu beseitigen versuchen.

Warum soll Sie denn ins Bad gehen? Also was ist der HIntergrund davon? Ist das so ein »Sie war draußen Spielen und jetzt soll sie sich - vor dem Essen - noch mal die Hände waschen«? Ist das eher ein »Sie ist jetzt in einem Alter, wo sie im Sommer einfach auch stinkt, wenn Sie den ganzen Tag draußen rumgetobt hat«? Vielleicht etwas völlig anders i.S.v. »Es geht ums Prinzip, sie soll täglich Baden/Duschen und Ende der Diskussion?«

Was generell »Sauberkeit« und »Ordnung« angeht … wir haben da in dem Alter bei unserem Sohn zwischen seinem Kinderzimmer und dem Rest der Welt differenziert. In seinem Zimmer galt die Regel, dass er für Sauberkeit und Ordnung zuständig ist und auch selbst bestimmen darf, wie Sauber und Ordentlich das wirklich ist (natürlich unter der Prämisse, dass er in seinem Kinderzimmer weder verwahrlost noch Lebewesen züchtet). Im Rest der Welt galt eigentlich schon immer so ein Pfadfindergrundsatz: »Verlasse einen Ort immer ein kleines bisschen besser, als du ihn vorgefunden hast.« In erster Linie heißt das für eine 10-Jährige im Elternhaus m.E., dass sie dafür zuständig sein sollte, ihren eigenen Dreck vollständig selbst wegzumachen. Seien das nun Krümmel auf den Küchentisch; ein Badezimmer nach dem Duschen oder auch einfach, wenn sie mit ihrer besten Freundin im Wohnzimmer war und X-Box gespielt hat etc. M.E. sollte das bereits für Kindergartenkinder so selbstverständlich sein, wie die Klospühlung zu bedienen. Darum kann ich nicht so ganz nachvollziehen, wo da bei Ihnen die Ursache das »Problems« liegt … sind Sie mit einer Erziehung in dieser Richtung einfach nur zu spät angefangen und ihre Tochter denkt sich jetzt: »Mama, du hast die letzten 9 Jahre meine Brotkrümel vom Tisch saubergemacht … jetzt stell dich mal nicht so an?« Oder wo genau liegt dort das Problem?

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Nun ja,... hat dein Partner denn Erfahrung in der Kindererziehung? Weiß er aus eigenen Erfahrungen wie man mit Kindern umgeht, was normal ist und was nicht, wo man auch mal ein Auge zudrücken kann?

Für ihn ist es und wird es etwas schwierig sich in euren Alltag zu integrieren. Dinge über die ein geübtes Elternteil drübersteht (beispielsweise das Krümeln) sind eben ungewohnt und er misst mit dem für ihn persönlich geltenden Maß.

Du und deine Tochter seid ein eingespieltes Team, er versucht sich einen Platz irgendwo in eurem Team zu finden. Das ist nicht einfach, weder für ihn noch für dich noch für deine Tochter.

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Hallo,

wenn mein Mann an meiner Tochter ständig rumgekrittelt hätte wegen Krümeln etc. (die mache ich auch und mein Mann nicht zu knapp) etc., dann wäre er nicht mein Mann.

Bei welchen Situationen erklärst Du Deiner Tochter 1000 mal, dass sie ins Bad gehen soll?

Meine Tochter wäscht sich die Hände, wenn wir nach Hause kommen, nach dem Essen, nach dem Toilettengang und wenn sie von draußen reinkommt.

Das geht automatisch, da ich das auch so mache.

Zähneputzen 1x/Tag vor dem Schlafen gehen, geht auch ohne Probleme. Da diskutiere ich auch nicht.

1-2x/Woche wird geduscht oder gebadet, aber das hat sich auch so eingebürgert.

GLG

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Hallo,

hat er selbst Kinder?

Ich kenne einige sehr ordnungsliebende Menschen, auch sehr penibel gewesen, die es waren, als sie noch keine Kinder hatten.

Dann kam ihr erstes Kind. Als sie anfangs ihre eigenen Vorstellungen noch 1:1 durchsetzen wollten und merkten, dass das dauerhaft nicht funktioniert, wurden sie lockerer.
Keineswegs ZU locker, aber einfach lockerer, pragmatischer.

Umgekehrt kenne ich auch Menschen, die ihr Chaos hatten. KEIN Messie. Nicht verdreckt. Aber doch so, dass es anderen zu unordentlich wäre. Besuch wurde eben außerhalb getroffen.
Mit Kind wurde das ganze Leben noch chaotischer, so dass sie seither auf eine Grundordnung zu Hause setzen und diese auch durchsetzen, weil sie sonst den Überblick zu verlieren drohen.

Beides erlernt oder besser gesagt, in die Situation mit Kind und das jeweilige Alter hineingewachsen.

Würde man mir jetzt einen Teenager vorsetzen, der hier leben würde, hätte ich große Probleme. Klar, ich wüsste noch viel aus meiner Teenie-Zeit. Wie ich einen erziehen sollte. Ich würde da stehen wie der Ochs vorm Berg.

Genauso ging es mir, als ich ein Baby hatte und ein Kindergartengartenkind zu Besuch war. Wie gehe ich damit um?
MEINE Vorstellungen kenne ich. Ich war auch mal Kind. Ist beides kompatibel?

Inzwischen kenne ich viele Kinder, auch ältere als meine. Wenn ich das Kind mitaufwachsen erlebt habe, im Alltag kenne. Kein Problem.

Wenn ich das Kind nur ab und zu mal sehe, unsere Lebensbereiche jedoch getrennt sind (treffen weder bei dem Kind noch bei uns), dann wird es schwierig, ungewohnt.

Bei einer Fernbeziehung ist es auch für Partner ohne Kind schon schwierig. Ich hatte mal eine ;-)
Entweder war ICH zu Besuch und es galten SEINE Regeln. Oder er war bei mir zu Besuch und es galten MEINE Regeln.

Wir gingen Kompromisse ein, wir redeten. Dennoch war es die Wohnung, der Lebensbereich des anderen. Auf neutralem Boden, wo keiner in den Bereich des anderen "eindrang", merkten wir, dass das nicht funktioniert. Wir hatten zu unterschiedliche Vorstellungen, die wir bei Treffen zwar aus Rücksicht auf den anderen zurückstellten (eben weil wir wussten, dass die Zeit knapp war und eh viel zu schnell wieder rum). Durch das Abwechseln war die Art der Rücksichtnahme auch immer wieder anders verteilt. Es war ein Unterschied, ob ich wieder allein in MEINEN Lebensbereich zurückkehrte oder ob er alleine nach Hause fuhr und meinen Lebensbereich verließ. Gefühlt. Für ihn auch.
Bei einem Zusammen leben hätte das nicht funktioniert. Eben weil die Rücksichtnahme in täglichen Dingen zu unterschiedlich waren und bei Zusammenzug dauerhaft geworden wäre.

Wir treffen uns heute noch (ohne Beziehung, einfach weil wir uns mögen), wissen aber, dass die Zeit nicht ewig dauert. Mein Kind passt sich auch für die kurze Dauer an, zu Hause lässt sie es dann erst mal wieder raus.

Von daher ist es nicht unbedingt eine Frage wer hat Recht und wer Unrecht oder wer ist zu streng, wer nicht streng genug, sondern eher eine Frage:

wie kann man ein Zusammenleben so gestalten, dass alle glücklich werden?
Wie kann man es machen, dass jeder einen Teil von sich selbst mit einbringt, ohne die anderen dabei zu nerven?

Dazu gehört nicht nur selbst Rücksicht zu nehmen, sondern auch zu überdenken, wo man selbst zu viel erwartet.
Wie kann man sich selbst Oasen schaffen, wenn es einem doch mal "zu viel" wird oder die Eigenarten des anderen mehr stören?

Welche Bereiche hat jeder für sich, welche sind für alle da und bedürfen größerer Absprachen?

es kann durchaus gut funktionieren, auch wenn beide sehr verschieden sind. Die Frage ist eben wie geht man damit um? Welche Absprachen trifft man? Welche Kompromisse kann man dauerhaft eingehen und an welchen zerbricht man auf Dauer?