Tochter (4) plötzlich auffällig im Verhalten - was tun?

Meine Tochter C. ist vor kurzem 4 geworden und seit ca. 4 Wochen erkenne ich sie kaum wieder. Sie hat auf einmal wieder Trotzanfälle, hört überhaupt nicht mehr (sie scheint mir auch teilweise überhaupt nicht zuzuhören, sondern träumt vor sich hin), ich muss alles 10x sagen, sie macht wieder häufiger Pipi in die Hose weil sie nicht schnell genug auf die Toilette kommt und am schlimmsten ist ihr aggressives Verhalten gegenüber anderen (kleineren) Kindern und ihrem kleinen Bruder (9 Monate alt).

Vor zwei Wochen haben wir mit zwei Mädchen aus dem Dorf (2 und 3 Jahre alt) ihren Geburtstag nachgefeiert. C. war total überdreht, hörte wieder gar nicht und spielte sich als "Chef" auf. Was mich am meinsten geärgert und schockiert hat war, dass sie die beiden Mädchen so fest geschubst hat, dass sie hinfielen. Sie haben sich nicht gestritten, meine Tochter stand vor dem Mädchen, grinst sie an, lacht und stößt sie mit beiden Händen fest vor die Brust! Später hat sie das selbe nochmal mit dem zweiten Mädchen gemacht, die dabei auf die Kleinere fiel und es gab großes Geschrei! Sowas kenne ich von ihr gar nicht!! Beim ersten Mal habe ich sie noch gebeten das zu lassen, ihr gesagt, dass man sowas nicht tut. Beim zweiten Mal war ich so sauer, dass ich sie geschimpft und angedroht habe, dass sie in ihr Zimmer gehen muss, wenn ich sowas nochmal sehe.

Gestern waren wir im Garten und das Nachbarsmädchen (die 2jährige von oben) kam zu uns um mit C. zu schaukeln und zu rutschen. Schon wieder war C. nach kurzer Zeit total überdreht, rannte kreischend durch den Garten und näherte sich der Kleineren immer aggressiver. Irgendwann fing sie an mit Sand nach dem Mädchen zu werfen. Sie wurde sowohl von mir als auch von der Mutter des Mädchens gebeten, das zu unterlassen mit der Drohung dass sie sonst reingehen muss und auf einmal schüttet sie ihr lachend einen Eimer Sand über den Kopf!! Da war es dann aus, ich habe sie am Arm gepackt und ins Haus gezogen!

Ich verstehe einfach nicht, was in sie gefahren ist! Ihrem kleinen Bruder gegenüber ist sie in letzter Zeit auch leicht aggressiv, obwohl es eigentlich von Anfang an überhaupt kein Problem gab. Natürlich hatte sie Anfangs Probleme sich an das neue Leben mit Brüderchen zu gewöhnen, aber ihm gegenüber war sie immer lieb und zärtlich. Jetzt, wo er anfängt zu krabbeln, setzt sie sich im ständig in den Weg, hält ihn fest wenn er irgendwas haben will und schiebt ihn unsanft hin und her. Ich weiß, das ist wahrscheinlich normal. Der Kleine lässt sich auch viel gefallen und ich versuche auch nicht ständig zu schimpfen, aber machmal übertreibt sie auch total und dann muss ich natürlich einschreiten.

Ich weiß nicht, ob es einfach nur "eine Phase" ist. Oder fühlt sie sich vielleicht zurückgesetzt weil wir auch viel mit ihrem Bruder beschäftigt sind und zugegebenermaßen für sie in letzter Zeit nicht so viel Zeit hatten wie zuvor?! "Jetzt nicht" gehört leider momentan zu meinen Standartantworten, wenn sie etwas will... seufz. Dann hatte sie in letzter Zeit auch ein paar Probleme mit einem größeren Mädchen im Kindergarten, was sie öfters angegangen hat und was ihr ziemlich zu schaffen gemacht hat. Versucht sie vielleicht ihren Frust abzubauen in dem sie sich anderen kleineren Kindern gegenüber genauso verhält?!

Hat vielleicht irgendjemand einen guten Rat für uns? Oder mache ich mir einfach zu viele Gedanken und das alles gehört nur zu einer Entwicklungsphase, die wieder vorüber geht?!

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Hallo,
hast du sie schon nach dem "Warum" gefragt? Wenn ja, was sagt sie denn dazu?

LG

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Ich frage sie immer nach dem Warum. Entweder kommt gar keine Antwort oder sie scheint sich gar nicht bewusst zu sein, dass es etwas Schlimmes ist. Bei dem Schubsen meinte sie, sie habe sich so gefreut, dass die Mädchen zu besuch waren. Scheinbar wusste sie nicht wohin mit der Energie. Bei der Sandgeschichte meinte sie nur, sie wolle dem Mädchen juckende Flecken machen.

Bei ihrem Bruder sagt sie immer sie spiele doch nur...

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Guten Morgen!
Ich würde mit ihr gemeinsam ihr verhalten noch reflexieren und auch die gefühle der anderen ansprechen. weil wenn sie es nicht verstehen sollte - wie du schriebst, ich mir aber nicht vorstellen kann - dann musst du sie dafür sensibilisieren. Falls sowas öfters vorkommt, gibts halt mal 3 Tage eine Zeit, in der sie sich halt mal nicht mit freunden treffen kann. Das musst du dann aber auch genau erklären, damit das überhaupt einen sinn hat.

Dann würde ich mich mit dem mädel zusammensetzen und mit ihr gemeinsam besprechen, wie sie sich denn den alltag mit ihrem kleinen bruder wünscht. vielleicht kommt dann tatsächlich raus, dass sie sich vernachlässigt fühlt. beziehst du sie viel mit ein? darf sie flasche geben, füttern, mal wickeln? sie kann doch schon sehr viel machen! du kannst dir ja eine belohnung überlegen, was sie sich (jedoch unbewusst) verdienen kann. vielleicht einmal die woche 2 stunden zeit nur mit dir? als begründung, dass sie als große ja schon so toll auf dem spielplatz spielen kann und du das mal genau sehen willst und lust hast, auch mit ihr zu spielen? oder mal nur 2 stunden in den tierpark? oder eisessen? ich würd sowas gar nicht als belohnung erwähnen, sondern eher als die "Aktivitäten für große und tolle Geschwisterkinder" ;-). weil trotz allem ist sie ja sicher eine gute schwester, auch wenn ab und an mal was passiert.

was macht ihr denn tagsüber sonst so gemeinsam? Und als konsequenz bei falschem Verhalten dem brüderchen gegenüber würde ich ihr erklären, dass sie dann halt nicht mehr alleine mit ihm in einem zimmer bleiben kann und dann immer mit dir mitmuss, wenn du den raum verlässt (z. B. zum kochen, zum wäschewaschen etc).

Schönen Sonntag wünsche ich!

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nun ja, pflück doch mal deinen text auseinander

- es geht dabei um macht. wer hat macht übe wen und wie setzt er diese ein und beansprucht er diese für sich.

also ihr situation ist doch die: sie war zu hause wahrcheinlich recht möchtig. erstes kind, vlle aufmerksamkeit der eltern. bruder kommt- nimmt ihr aufmerksmakeit und einfluß weg (jetzt darf sie natürlich macnhe sachen nicht mehr, die sie voher durchte= entmachtung)
im kindergarten: größere / stärkere haben die macht- zeigen diese deutlich in auseinandersetzungen mitihr
du: bist größer und stärker, zeigst deien macht körperlich ihr gegeüber "Da war es dann aus, ich habe sie am Arm gepackt und ins Haus gezogen!"
der kleine bruder: geinnt an macht und einfluß, in dem sein radius wächst und wird damit zunehmend zur bedrohung ihrer sowiso schon schwindenden macht.
also: neue machtfelder erschließen (jüngere , schwächere kinder) und wie tut sie ds: in dem sie ihre körperliche überlegenheit einsetzt (so wie du und die mädels aus dem kiga)

andere alternative macht und einfluß zu bekommen, zeigt der kleine "hosenscheißer" zu hause- klein zu sein, hilflos, den eigenen körder noch nicht steuer zu können kann einem auch ganz schöln viel macht und einfluß geben: Möglicher weg: zurückfallen ins "einnässen" als möglichkeit, die eigene Position zu erhalten , wieder zu erlangen.

insofern: alles ganz normal!

Achte darauf, wie du deien macht einsetzt, denn du wirst ihr größtes vorbild sein!
Achte darauf, dß sie im Kindergarten geschützt wird vor übergriffigem verhalten von größeren und achte darauf, daß auch du sie schützt vor dem übergriffigem verhalten ihres kleinen bruders.
es muß rückzugsräume nur für sie geben.
größer und stärker zu sein muß auch vorteile haben, die man sich nicht immer selsbt erkämpfen muß. spielzeug, daß nur sie haben darf, ihr zimmer, in das der kleine bruder nicht rein darf, die vorlesestunde am abend, wenn der bruder schläft und die "großen" vorgelesen bekommen usw..

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So habe ich das noch gar nicht gesehen. Macht natürlich Sinn! Danke!!

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Hast Du toll geschrieben und ich werd mir das sehr zu Herzen nehmen wenn in 10 Wochen mein 2. Kind kommt damit mein Großer dann nicht zu kurz kommt.

Vielen Dank!!!!

LG
Inka

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Hallo,

warum hört sie denn von dir so oft "jetzt nicht"? Was will sie denn dann von dir? Kannst Du es ihr denn nicht anders sagen, z.B. gleich, ich wickel noch schnell deinen Bruder fertig dann komm ich...

Hat sie auch gleichaltrige Freunde? Ein Kindergeburtstag eines 4. jährigen Mädchens mit einem 2jährigen und einem 3jährigen Kind und dann wohl noch der kleine Bruder und ihr Mütter hört sich für mich eher nach einem Kaffeeklatsch der Mütter an :-) Bei Kindern in dem Alter machen 1 oder 2 Jahre sehr viel aus. Ein 2jähriges Kind spielt ganz anders als ein 4jähriges Kind.

LG janamausi

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Das "Jetzt nicht" bekommt sie halt in Situationen zu hören, in denen ich mit irgendetwas beschäftigt bin (Haushalt, mit dem kleinen Bruder oder einfach mal 10 Minuten auf dem Sofa sitzen und durchatmen). Sie will dann, dass ich mit ihr male, bastle, Steckperlen mache.. was auch immer. Ich sage ja nicht immer nur "Jetzt nicht" sondern auch mal "Gleich" oder "Ich muss erst dies und jenes fertig machen", aber das macht es ja auch nicht besser.

Wegen der Geburtstagsfeier - sie hatte ein paar Tage vorher schon mit vier ihrer Kindergartenfreunde gefeiert und diese "Feier" mit den zwei kleineren Mädchen aus dem Dorf kam nur zustande, weil sie dort auch eingeladen ist. Die drei spielen normalerweise immer ganz schön zusammen, aber in diesem Fall war es wohl auch ehr ein Kaffeeklatsch, da die Kinder kein Programm hatten und noch zwei Babies dabei waren.

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Ich kann dir nur sagen, was bei uns geholfen hat:
Bei Machtspielchen gegenüber der Babyschwester haben wir statt schimpfen unseren Grossen jeweils in Arm genommen und einen Moment lang extra viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Das hat die Situation sofort und nachhaltig gebessert.

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Hallo!

Ich hätte noch einen Tipp/Idee, die mir wichtig war: für jedes "jetzt nicht" an deine Große, weil du mit dem Kleinen beschäftigt bist, auch in einer anderen Situation ein "jetzt nicht" an den Kleinen, so dass die Große Vorrang hat. Soll nicht heißen, dass du das Baby brüllen lassen sollst, aber kurz meckern find ich ok, wenn aber klar wird, dass die Große auch wichtig ist. Gleich, jetzt nicht, später, das ist auch für 4-jährige schwer zu ertragen.

Mein Großer (damals 4) hat, als ich den Kleinen ( paar Monate alt) Abends fertig gemacht habe und er sich allein umziehen "musste", gesagt:" Mama, es ist so schwer großer Bruder zu sein..."
LG stufflana

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Hallo,

mit dem Brüderchen ist es so, dass ein Baby zwar da ist und Aufmerksamkeit bekommt, aber es geht nicht an die Sachen der Großen, ein Krabbelkind aber sehr wohl bzw. es könnte das tun. Ich denke für viele große Geschwister ist dieser Zeitpunkt der, wo das Baby zeigt, dass es ein "richtiges" Kind ist und nicht nur so ein rumliegendes, manchmal schreiendes Bündel. ;-)

Ansonsten kann es sein, dass Deine Tochter mit 3 nicht so sehr gebockt hat und jetzt die Extrem-Bockphase hat, die andere Kinder mit 3,5 haben? Die Tochter meiner Freundin war damit auch so spät dran.

LG

Heike

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Nein, es ist nicht nur eine Phase und von allein geht das auch nicht wieder.
Ihr habt eurer Tochter ganz klar signalisiert, dass sie nicht mehr der Mittelpunkt ist. Das ist jetzt das Baby, weil es noch viel mehr Hilfe braucht. Und mit Sicherheit hast du es auch so begründet - eben mit all den hilflosen Eigenschaften eines Babys. Da ist es eine normale Reaktion, wenn sie auch wieder Baby sein will und hilflos. Wenn man so die Aufmerksamkeit von Mama und Papa wiederbekommt... Groß zu werden muß schon ein paar positive Veränderungen mit sich bringen. Das musst du ihr klar machen.
Wegen den Kindergartenkindern... sie versucht sich auf ihre Art zu wehren.

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Hallo
Wir haben ein Mädchen und einen Jungen im gleichen Abstand, aber Eifersucht war bei uns nie ein Thema (streiten können sie mittlerweile). Was mir immer wichtig war, dass der Grossen auch signalisiert wird, dass sie mal wichtiger ist und das Baby daher warten muss. Oder wenn der Zwerg anfing, z.B. an den Haaren zu ziehen, dann wurde genauso mit ihm "geschimpft" wie mit der Grossen. Das Baby durfte bei kippeliger Laune halt nie komplett im Mittelpunkt stehen. Oder wir haben gaaanz viel vorgelesen, wenn der Zwerg tagsüber schlief (bis vor Kurzem, als er den Mittagsschlaf eingestellt hat, und jetzt vermisse ich unsere tolle Pause...).
Verstehst Du was ich meine? Stell sie doch weiter in den Mittelpunkt, sag ihr wie wichtig dir die Zeiten mit ihr sind usw. Blödel mit ihr rum und sag solche Sachen: ich würde jetzt auch lieber mit dir spielen, als eine stinkende Windel zu wechseln, aber bevor wir hier alle umfallen, mache ich es lieber schnell und dann geht es weiter. Das wäre dann der Humor für Vierjährige und bei mir hätte es zudem auch noch der Wahrheit entsprochen ;-).
Alles Gute
Paula