Mein Sohn (knapp 4)...ich kann nicht mehr.

Hallo liebe Eltern,

ich weiß wirklich nicht mehr weiter...und weiß nichtmal, wo ich anfangen soll. Es geht um meinen Sohn, er wird in wenigen Tagen 4 Jahre alt und macht mit uns, was er will. Ich muss dazu sagen, er hat eine Sprachstörung, redet eher im Telegramm-Stil und kann auf Fragen nur mit ja oder nein antworten, dabei geben wir uns ganz ganz viel Mühe, ihn zu unterstützen (Logopäde wird seit kurzem von uns aufgesucht). Wir haben noch einen Sohn von 1,5 Jahren, der natürlich auch seine Aufmerksamkeit fordert.
Nun ist es so, dass mein Großer immer schon ein schwieriges Kind war, aber in den letzten Monaten hat es sich drastisch zugespitzt. Er hört auf NICHTS, was man ihm sagt. Wenn wir unterwegs sind, rennt er einfach weg, mein Freund hat ihn letztes Mal knapp vor der Straße noch einfangen können!! Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können...Er versteht es nicht, wir erklären ihm alles genau, was er darf und was nicht, warum, wieso, weshalb. Er reagiert nicht. Guckt uns nicht an und will nichts davon hören. Wenn er seinen Willen nicht bekommt, kreischt er, schmeißt sich auf den Boden und nichts und niemand kann ihn dazu bringen, sich zu beruhigen (haben sämtliches versucht, gut zureden, schimpfen, ihn einfach sitzen lassen und weitergehen...nichts hat etwas gebracht). Wir haben das Gefühl, dass er NIEMANDEN respektiert, weder uns als Eltern, noch seine Großeltern oder die Erzieherinnen im Kindergarten. Wir wissen echt nicht mehr, was wir noch machen sollen...Dabei ist er eigentlich ein ganz ganz Lieber, er verändert sich aber immer so plötzlich! Und das häuft sich jeden Tag mehr. Ich habe das Gefühl, dass er selbst unter seinem Verhalten leidet und ich nehme ihn immer in den Arm, wenn es so schlimm wird. Mal bringt es etwas, mal nicht, kommt ganz drauf an, wie schlimm er gerade ist. Ich rede mit ihm, erkläre ihm was an seinem Verhalten nicht schön ist, aber ich glaube, er versteht nichtmal was ich sage! Egal was ich ihn dann frage, die Antwort lautet Ja. Aber im nächsten Moment hat er wieder seine Aussätzer, wo er so aggressiv und wütend ist, obwohl gar kein Anlass ist oder wenn nur ein geringer. Ich bin so traurig, ich möchte ihn gern verstehen und ihm helfen, fühle mich der Ohnmacht nahe. Was kann ich nur machen? Der Kinderarzt ist uns keine wirkliche Hilfe, seine Meinung ist ganz klar, dass die Kinder sich unterschiedlich entwickeln und wir nun lediglich bei der Sprache etwas nachhelfen sollen. Ansonsten einfach konsequent sein. Und konsequent sind wir, kein Zweifel, aber er lernt nicht dazu!!! Es sind immer wieder dieselben Probleme, jeden Tag. Ich habe kaum noch Kraft, mir graut es immer vor dem nächsten Mal wenn wir das Haus verlassen, weil er wirklich jedes Mal seine Spiele mit mir treibt und ich manchmal einfach nur noch heulen könnte...Ich hoffe, jemand hat ein paar wertvolle Gedanken oder Tipps für mich.

LG
Sabine

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Hallo Sabine,
lass dich erstmal in den Arm nehmen: #liebdrueck So.
Ich habe wirklich sehr viel Erfahrung mit Kindern dieses Alters: vier eigene, viele Jahre Arbeit mit dieser Altersgruppe und Pflegekinder mit den unterschiedlichsten psychischen Störungen/Traumata/Krankheiten in diesem Alter.
Lass dir sagen, es klingt überhaupt nicht so, als ob dein Sohn normal entwickelt und sprachlich nur ein bisschen hinterher ist. Es ist immer eine heiße Sache, eine Ferndiagnose zu stellen, aber in deinem Fall blinkte für mich aus jeder Zeile das Wort autistisch. Bitte versteh, das ist nicht abwertend gemeint, sondern ganz sachlich. Google erst mal ein paar Tage danach, und bitte deinen KiA um eine Überweisung ins nächste SPZ (sozialpädiatrisches Zentrum). Nur dort kann eine fundierte Diagnose gestellt werden, und von dort aus wird die Therapie koordiniert.
Für viele ist Autismus ein Weltuntergang. Dem ist nicht so! Versteh diesen Ansatz lieber als eine Basis, euer Alltagsleben und eure Erwartungen an euren Sohn zu überdenken und umzustellen. Autisten können lernen! Sie lernen nur anders und sehr viel langsamer. Anstatt zum Beispiel jedesmal beim Versuch, ihm zu erklären, warum er das und das nicht darf, Nerven zu lassen (weil er es sowieso nicht versteht, obwohl ein normaler vierjähriger das sollte), übt mehrmals am Tag ein paar Minuten Augenkontakt: gegenüber setzen, ihm sagen "Schau mich an!", wenn er das zuverlässig tut, kurze Dialoge mit Augenkontakt einüben... usw. (auf Anfrage gern mehr Info)
Immer KLEINE Schritte, nicht an "normalen" Kindern messen. So kommt ihr schneller weiter als mit "normalen" Anforderungen", die zum Scheitern verurteilt sind. Den Versuch zur Vermittlung von komplexen Konzepten wie Respekt oder Sicherheit im Straßenverkehr könnt ihr euch jetzt noch komplett sparen. Nochmal: Mit kleinen (winzigen!!!) Schritten geht es schneller.
Liebe Grüße,
Ulrike

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Hallo

Wie kannst du so eine Diagnose in den Raum werfen.
Es ist sehr schwierig diese Diagnose zu stellen.

Verstehe dich nicht

Ich lese da nichts autistisches raus.

Lg




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sie schrieb von IHREM eindruck und sagte doch dass eine ferndiagnose schwachfug ist und es nur ein arzt feststellen kann... warum regst du dich ständig so auf?

und geiferst nur rum gibts aber keine hilfreichen tips!

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Guten Abend,

sucht so schnell es geht, eine Erziehungsberatungsstelle auf und wendet euch an das SPZ, das für euch zuständig ist.

Und für die Zeit bis zum Gespräch und zur Untersuchung - ganz konsequent sein - keine langen Erklärungen, an die Handnehmen und Festhalten auf der Straße.

Viel Glück und gute Nerven wünsch ich euch

kraxy

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Sowas KANN natürlich verschiedene Ursachen haben wie ADS, Autismus etc. Das kann aber nur ein Arzt klären.

Sowas KANN aber auch ein sehr lauter und immer lauter werdender Schrei nach Grenzen sein. Grenzen im Sinne von "Bitte sagt mir doch wo es lang geht!". Und da er eine Sprachstörung hat kann er sich nicht anders ausdrücken und er kann vielleicht auch nicht verstehen, was Ihr von ihm wollt.

Ich würde auf jeden Fall mal eine Erziehungsberatung aufsuchen. Außerdem würde ich sämtliche Erklärungen zurückfahren und auf ein Minimum reduzieren. Z. B. "Herd NEIN - HEISS!" "Weglaufen NEIN - GEFÄHRLICH!" Er redet im Telegrammstil, tut Ihr es (vorerst) auch, zumindest in gefährlichen Situationen. Und wenn Ihr wisst, dass er wegläuft, dann muss er eben an der Hand laufen.

"Mal bringt es etwas, mal nicht, kommt ganz drauf an, wie schlimm er gerade ist. Ich rede mit ihm, erkläre ihm was an seinem Verhalten nicht schön ist, aber ich glaube, er versteht nichtmal was ich sage!"

Denke nicht mal dass er "schlimm" ist. Ich weiß, Du hast es nicht so gemeint, aber Du solltest solche Gedanken aus deinem Sprachschatz streichen. Er ist sicher nicht SCHLIMM. "Nicht schön" ist es aber auch nicht, was er macht. Das ist weichgespült. Du darfst ruhig sagen, dass "das Verhalten DICH wütend macht". Das sind nur Kleinigkeiten, aber vielleicht liegt in diesen Ausdrucksweisen schon des Rätsels Lösung, vielleicht sind sie aber nur ein kleiner Baustein unter vielen anderen.

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Ich danke Euch allen für Eure Antworten!
Eine Bekannte fragte mich letztens, ob mein Sohn Autist sei. Ich verneinte, aber muss auch ehrlich sagen, dass ich davon keine Ahnung habe.
In jedem Fall werden wir uns Hilfe holen! Daran führt kein Weg vorbei. Und das SPZ wird sicher unser nächster Weg sein.
Bitte bitte, ich hoffe, dass alles ok ist mit ihm und es "nur" eine Phase ist. :-( Aber mein Mutterherz sagt mir, da stimmt etwas nicht...

Habt Dank, alles Gute für Euch!

LG
Sabine

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Hallo,

mein Sohn (3j)hat auch lange sehr schlecht gesprochen.
Er bekommt auch Logo .
Wir mußten feststellen das er sehr frustriert war,weil er nicht verstanden wurde und er uns nicht das alles sagen konnte was er sagen wollte.
Er schlug,schmiss haute ,schrie.....
Seitdem es besser mit der Sprache wurde hat er sich um hundertachtig Grad gewendet.
Solche Ausbrüche hat er seitdem nicht mehr.
Ich denke das es daran liegen könnte.
Versucht ihm Zeit zu lassen zu erklären und seit konsiquent ,überlegt euch feste Regeln und haltet diese auch ein.Irgendwann wird es besser.

Lg Sabine

Lg Sabine

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Hallo,

sicherlich keine leichte Situation. Hier einfach mal ein paar Gedanken, die ich hatte, als ich Ihren Text las.

Wenn er, wenn Ihr unterwegs seid, ständig wegrennt, ist die logische Konsequenz, ihn die ganze Zeit an der Hand zu haben. Ausnahmslos!, auch wenn es für Sie anstrengend wird. Wenn er zu anstrengend wird, wäre die Konsequenz, ihn wieder in einen Kinderwagen zu stecken. Das würde seinen natürlichen Bewegungsraum soweit eingrenzen, dass er sich zumindest wieder darauf einlassen könnte, sich an ihrer Hand zu benehmen. Das ist gar nichts, was Sie ihm großartig erklären müssen. Es reicht, wenn Sie es einfach durchziehen. Den Rest versteht er auch so! Und, wenn das dann irgendwann besser klappt, versuchen, ihn wieder loszulassen und ihm klar zu machen, dass er neben ihnen bleiben soll. Nicht, weil es gefährlich ist, wenn er losrennt, sondern weil Sie das sagen. Kriegt er das nicht hin, wieder eine Stufe zurück und von vorne beginnen. Das ist sehr zeitraubend, nervtötend und super anstrengend. Und es ist auch kein Prozess, der in ein paar Tagen funktionieren wird.

Wenn er Terz macht, und das zu unrecht, ignorieren sie sein Verhalten. Völlig! Egal, wie lange es dauert. Sie sollten nichts unternehmen, um ihn zu beruhigen. Denn egal, was Sie unternehmen, es wird immer falsch sein! Weil Sie ihm dadurch immer Aufmerksamkeit spenden. Auch das ist (gerade in der Öffentlichkeit) mehr als nervtötend und super anstrengend. Aber auch das gehört eigentlich noch zum normalen Erziehungsprozess dieser Altersgruppe. Auch hier: Das ist kein Prozess, der in ein paar Tagen funktionieren wird. Viele Reaktionen Ihres Sohnes werden auf Unsicherheit beruhen. Er muss diese Sicherheit erst wieder erlangen, und das braucht seine Zeit.

Ferner scheint die Persönlichkeit ihres Sohnes nicht mit dieser (Vorsicht, böse Unterstellung von mir) leicht angehauchten kumpelhaften Art von Ihnen klarzukommen. Er braucht ein warum, wieso und weshalb nicht erfahren, wenn ihn das nur verwirrt. Es reicht völlig, dass Sie ihm als Autoritätsperson unmissverständlich klar machen, was er nicht darf. Wenn er sich daran nicht hält, sollten keine Drohungen oder Wiederholungen folgen, sondern direkte Konsequenzen, die sich auf die jeweilige Situation beziehen. Jede Wiederholung oder Ermahnung wird ihren Sohn nur noch mehr verunsichern und ihm dadurch nicht helfen.

Das er niemanden respektiert, ist leider eine sehr pauschale Aussage. Auch wenn ich sicherlich verstehe, wie das gemeint ist, kann ich deshalb trotzdem nicht mehr dazu sagen, als situationsgerecht zu handeln. Denn im Regelfall ist ein Verhalten, das als respektlos interpretierbar ist, als Hilfeschrei eines Kindes nach Grenzen interpretierbar.

Das Sie das Gefühl haben, dass sich sein Verhalten täglich „nicht gerade verbessert“, wird leider daran liegen, dass sie zum einen noch keinen Weg gefunden haben, auf ihn einzuwirken und zu einem sehr großen Teil leider auch daran, dass Ihr Sohn spürt, dass Sie sich unsicher fühlen. Ihr Sohn nutzt das, wohlgemerkt vollkommen unbewusst und völlig unabsichtlich, gnadenlos aus.

Sie schreiben von immer wieder den selben Problemen. Welche? Ansonsten kann ich Ihrem Kinderarzt leider nur zustimmen. Konsequent bleiben, auch wenn es schwierig ist. Denn, leider ist auch ein (wir haben alles versucht, gut zugeredet, schimpfen, ihn einfach sitzen lassen und weitergehen etc.) kein konsequentes Verhalten. Es ist willkürlich, auch wenn Sie nur nach Mitteln gesucht haben, um ihn zu bändigen.

Nur, auf einen 3-Jährigen kann dies durchaus verwirrend wirken, wenn sie auf identische Situationen unterschiedlich reagieren. Er wird das bewusst weder als Unsicherheit noch als ein „Jetzt schmeiß ich mich mal auf den Boden und mal sehen, welche Lösung Mami heute einfällt“ interpretieren. Aber ihn verunsichert das. Und dementsprechend reagiert und handelt er.

Sehen Sie die Situation einfach aus der naiven Sicht eines 3-Jährigen: „Heute bin ich schlecht gelaunt, dann schmeiß ich mich mal auf den Boden. Oh, das ist aber toll, Mama spendet mir gerade ganz viel Aufmerksamkeit und tröstet mich. Mach ich das morgen einfach noch mal. Hilfe! Was geht denn jetzt ab? Warum schimpft die plötzlich mit mir? Ich hab doch das gleiche getan, wie gestern. So, neuer Tag, neues Glück. Aufmerksamkeit kriege ich, in dem ich mich auf dem Boden schmeiße. Soviel habe ich mittlerweile gelernt! Hallo???? Jetzt passiert gar nichts? Die gehen einfach weiter! Hey! Wo bin ich hier? In der Twilight Zone? Und, da die Serie gar nicht so uninteressant ist, lass ich mich mal überraschen, wie es morgen weitergeht!“

Das war jetzt natürlich total polemisch überzogen, aber ich denke, sie verstehen, worauf ich hinauswill. Die Tatsache, dass Sie handeln, muss nicht zwingend bedeuten, dass Sie aus den Augen eines 3-Jährigen konsequent handeln.

PS: Ignorieren toll, Weitergehen nicht so toll. Wenn Sie weitergehen, machen Sie Ihrem Sohn Angst. Das geht absolut in Ordnung; nur nicht in so einer Situation. Weil er in so einer Trotz-Situation aufgeregt ist und alles verschlingen wird, was ihm hilft, diese Situation aufrecht zu erhalten. Angst ist für ihn in so einer Situation dann das gleiche, wie der Spinat für Popei. Eine natürliche Nahrungsquelle.

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Hallo,

war dein Sohn schon beim Ohrenarzt?

Gruß Marion