Kind will nicht zum Papa

Hallo zusammen,
die Trennung von meinem Partner liegt nun fast ein Jahr zurück. Es war gut, dass wir uns getrennt haben, weil wir nicht zusammengepasst haben und uns über lange Zeit gegenseitig geschadet haben und noch weiter geschadet hätten. Zuerst haben wir uns gut verstanden, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Wir versuchen jeglichen Kontakt zueinander zu vermeiden. Warum, das ist hier unwichtig.

Für unser Kind haben wir aber die "typische" Regelung, alle zwei Wochenenden bei Papa und noch einmal unter der Woche. Es ist nun aber so, dass er mir immer häufiger sagt (3 Jahre), dass er nicht zu seinem Papa will. Weil mir, trotz aller Vorkommnisse, sehr viel daran liegt, dass die beiden ein enges Verhältnis haben und so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen, versuche ich ihm gut zuzureden und immer ein sehr positives Bild von der Zeit mit seinen Vater zu vermitteln. Erzähle ihm, worauf er sich alles freuen kann usw. Und natürlich auch, dass sein Papa sich schon richtig auf ihn freut.

Ich nehme ihn aber in seiner Aussage auch ernst! Aber wie soll ein dreijähriger mir erklären können, warum er nicht zu seinem Papa will? ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass ihm dort nichts schlimmes widerfährt. Aber auf Dauer kann ich das auch nicht immer übergehen.

Mein Kind sagt mir auch immer häufiger, dass er so traurig ist. Weint dann über lange Zeit dicke Tränen und löst sich kaum von mir. Ob das direkt im Bezug zu der Zeit mit seinem Vater steht, kann ich nicht sagen.

vielleicht gibt es ja auch noch andere, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ich will der Papa-Zeit nicht im Wege stehen und auf keinen Fall die gemeinsamen Tage absagen, weil ich weiß, wie viel seinem Vater daran liegt (das hoffe ich zumindest). Aber ich will meinem Kind auch nicht das Gefühl geben, ich würde ihn mit seinem Wunsch und seiner Traurigkeit nicht ernst nehmen..

Wäre dankbar über jegliche Tipps, wie ich "richtig" auf diese Situation reagieren kann.

Danke :)

1

Immer ein schwieriges Thema.

Wichtig ist die Frage: wie ist dein Kind drauf, wenn du dann außer Sicht bist? Ist dann alles gut?
Er ist erst drei. Er wird sich dran gewöhnen und das auch müssen! Du hast ja gar nicht so viele Möglichkeiten, wenn der Vater auf seine Zeit mit dem Kind besteht, was nachvollziehbar ist.
Richtig reagieren? Kurz und schmerzlos und ich empfehle wirklich den Wechsel über die Kita. Wenn das möglich ist.

Sohnemann lebt im Wechselmodell. Bei der räumlichen Trennung war er noch nicht mal 2.
Wie hatten einen 2-2-3 Tage Wechsel, immer über die Kita. Lief lange sehr gut, bis das Kind vier wurde und der Vater eine neue Partnerin kennen lernte. Ab da Theater, er wollte nicht zum Papa, bei Papa ist das doof etc.pp.
Das lag unter anderem daran, das sich mein Kind mit Veränderungen sehr schwer tut und sein Vater ihn in den knappen Tagen auch noch zur Freundin in eine neue Umgebung geschleppt hat - er ist einfach ein Idiot. Ich will da gar nicht lange schreiben, wir haben seit dem das Wochenmodell, Sohnemann sagt seid 2 Jahren immer wieder mal, dass er nicht zum Papa will, weil ich einfach seine Beständigkeit im Leben bin. (Sein Vater hat jetzt wirklich ein Tempo hingelegt: Zusammenzug, Hochzeit, Baby - das Kind kann sich an nichts erstmal gewöhnen)
Jetzt komm ich zum ABER: Sohnemann schläft gut, ist nicht auffällig, sein Vater sagt wenn ich außer Sicht bin (durch Corona gab es leider doch mal direkte Übergaben, meist vermeiden wir das noch immer) ist alles gut und das Kind spricht auch gern über die Papazeit, ist allgemein ein fröhliches, normales Kind und ich beäuge das sehr genau.
Er will halt einfach nicht "Tschüß" sagen.

Beobachte das einfach.

2

Das ist ein völlig normales Verhalten. Hatte unsere Tochter auch und viele andere die ich kenne ebenso. Das scheint unterbewusst mit einem schlechten Gewissen einher zu gehen, die Mama jetzt "im Stich" zu lassen. Bei Papa war immer alles super und toll, es war einfach das "vorher" das schwierig war. Auf keinen Fall den Umgang abbrechen, immer daran festhalten. So ist nun das Leben des Kindes und es wird sich daran gewöhnen.

Eine Bekannte hatte das Problem ebenfalls mit ihrer 7 jährigen Tochter. Sie hat jedoch den Fehler gemacht und der Tochter gesagt, sie müsse nicht mehr zu Papa wenn sie das nicht will. Ende vom Lied: extremer Rosenkrieg, Psychotherapie für das Kind und ein bis heute (6 Jahre später) gestörtes Verhältnis zum Vater, der sich immer aufrichtig bemüht hatte.

3

Meine Stieftochter hatte diese Phase mit 4, jedes Mal wenn Papa sie abholte war das Geschrei groß und es liegen die Tränen. Sobald sie Zuhause waren,war alles schön. Außer es wurde geschimpft ,sie durfte etwas nicht oder sollte etwas tun. Dann wurde nach Mama geweint und gesagt sie will nach Hause. Sonntag dann das Spiel andersherum. Sie will nicht zu Mama,sie will hier bleiben und und und. Wenn die bei Mama ihren Willen nicht bekommen hat wurde auch nach Papa geweint und gesagt sie will zu ihm.
Das hat ein paar Monate angehalten,bis sie verstanden hat,dass sie trotzdem den „Elternrhythmus“ mit machen muss und dann war auch von heute auf morgen vorbei!

4

Erstmal vielen Dank für eure Antworten und auch das Teilen eurer Erfahrungen.

Ja, ich weiß natürlich, dass er sich und diesem Fall einfach nicht "durchsetzen" darf. Das will ich auch wirklich nicht. Mir ist es sehr wichtig, dass mein Kind so viel Zeit mit seinem Papa wie möglich verbringt und ihn auch weiterhin als enge Bezugsperson hat. Klar, es wird über die nächsten Jahre immer mal ein auf und ab geben, wahrscheinlich am meisten dann, wenn ich mal richtig blöd für ihn bin, aber das ist mehr als normal.

Ich will ihn nur versuchen, ihn weiterhin positiv zu bestärken, wenn die Papazeit ansteht. Mir tut er nur so Leid, wenn er bereits am Abend davor sagt, er will nicht zu Papa und lieber bei der Mama bleiben. Weil ich ja eigentlich weiß, dass er sehr gerne mit seinem Papa Zeit verbringt.

Der Wechsel findet seit 2 Monaten nur noch über den Kindergarten statt, mein Ex und ich sehen uns somit überhaupt nicht mehr. Von dem her denke ich, dass es ihm dadurch auch erleichtert wird. Wir hatten durchaus auch schon das Problem, dass er hier den totalen Wirbel gemacht hat, als sein Papa ihn abgeholt hat und sich fast eine Stunde bequatschen hat lassen müssen, bis er mitgegangen ist.

Er ist schon auch ein kleines Sensibelchen (absolut nichts Schlimmes, ich freue mich darüber :)), aber mir selbst geht es in letzter Zeit psychisch nicht besonders gut und wenn ich mir die Kommentare so durch den Kopf gehen lasse, kann es durchaus auch sein, dass ihn das mitbelastet obwohl ich natürlich versuche, mir vor ihm nichts anmerken zu lassen. Will er vielleicht deshalb nicht weg, damit er "Mama nicht alleine" lässt? Hm.

Mein Ex hat, soweit mir bekannt, eine neue Partnerin (keine Ahnung, ob das noch aktuell ist). Auch die scheint mit ihm und meinem Kind Zeit zu verbringen. Ich kann nicht sagen, ob ihm das gut tut oder nicht. Wenn ich das Thema bei meinem Ex anschneide, ist er sofort auf 180, weil er meint, dass ich da nichts mitzureden hätte.

Letzten Endes kann ich nur versuchen, ihm immer und immer wieder zu vermitteln, wie toll es bei Papa ist. Ich lüge dabei auch nicht, ich weiß, wie gut er es bei ihm hat. Weiterhin den Kind-Wechsel über den Kindergarten und ja... irgendwie durchhalten wahrscheinlich.

5

"Letzten Endes kann ich nur versuchen, ihm immer und immer wieder zu vermitteln, wie toll es bei Papa ist. I"

Das kommt ein bisschen aufs Alter an.
Ich rede da nicht mehr lange.

Ich sage ihm, dass ich ihn wahnsinnig lieb habe und ich verstehe, dass es schwer ist "Tschüß" zu sagen, wenn man eine schöne Zeit hat, jetzt aber Papazeit ist.
Manchmal ist es besser nicht so lange drumherum zu reden.