Desinteresse der Väter - wie erklärt Ihr Euch das?

Hallo,

mein Mann und ich leben seit drei Monaten getrennt, Maja wird jetzt vier Jahre alt. Er ist ihr leiblicher Vater. Wir wohnen nur ca. 3 Kilometer voneinander entfernt, absichtlich für Maja so eingerichtet - und jetzt läuft alles anders, als ich gedacht habe:

Unter der Woche sieht Maja ihren Papa gar nicht - dabei bräuchte er nur etwas früher aufstehen und etwas früher zu arbeiten beginnen, dann könnte er am späten Nachmittag Feierabend machen und noch ein bisschen Zeit mit ihr verbringen. Er schläft aber morgens lieber etwas länger. Wenn ich trotzdem mal etwas vorschlage nach der Arbeit, ist grundsätzlich irgend etwas von der Arbeit - Bowling, After-Work-Biertrinken mit den Kollegen oder oder oder.

Die Wochenende wollten wir ursprünglich flexibel handeln - mein Mann sollte/wollte Maja einen Tag pro Wochenende plus Übernachtung zu sich nehmen statt alle 14 Tage. Sonst sieht er sie ja wirklich nur alle 14 Tage mal, und das, wo wir in derselben Stadt wohnen. Ziemlich schnell war klar, dass er wenig Interesse daran hat, sein schöne freie Wochenendzeit mit Maja zu verbringen. Am liebsten holt er sie spätnachmittags ab und bringt sie am darauffolgenden Tag frühmittags wieder zurück. Um die Übernachtungen drückt er sich immer häufiger. Eigentlich sollte sie auch von heute auf morgen bei ihm schlafen - gestern erklärt er mir, dass er heute Abend wahrscheinlich unterwegs sei, er hole Maja aber gerne Sonntagmittag ab. Klar, nachdem er zwei Tage hintereinander schön lang ausgeschlafen hat, während Mama auf dem Zahnfleisch geht, weil die Kleine seit Wochen schlecht schläft! Allmählich "schrumpft" der eine Wochenendtag mit Übernachtung auf null Übernachtung und einen gemeinsamen Nachmittag zusammen. Deshalb habe ich ihm mitgeteilt, dass mir die 14-Tages-Regelung jetzt doch etwas fairer scheint. Er will das aber nur, wenn er Maja nicht für zwei Nächte nehmen muss....

Ich hätte nie gedacht, dass wir solche Gespräche, Diskussionen, je führen würden. Wir sind im Guten auseinandergegangen nach 11 Beziehungsjahren und 4 Ehejahren, haben einander bei Wohnungssuche und Umzug unterstützt, und eigentlich würde ich uns als gute Freunde bezeichnen. Ich habe mir mit dem Kinderkriegen bis Dreissig Zeit gelassen, obwohl der Wunsch nach einer Familie schon vorher immer da war - größer als der Kinderwunsch war stets die Angst vor dem Schreckgespenst "Alleinerziehend". Als Kind war ich nämlich alleine mit meiner eigenen Mama und weiss aus eigener Erfahrung, wie das ist, wenn man ohne das Verständnis eines Erwachsenen zu haben ständig zurückstecken muss. Und wie so etwas das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein eines Menschen beeinflussen kann. Ich habe mir den Mann fürs Kinderkriegen also sorgfältig ausgesucht, und trotzdem stehe ich jetzt da und frage mich, wie er sich so verhalten kann, wie er sich jetzzt verhält. Er ist - war er vorher in etwas geringerer Ausprägung auch schon - jetzt nur noch Egoist. Dass er mir nicht meine wohlverdienten Freiräume zum Luftholen einräumen will, macht mich nur wütend. Aber dass er Maja alleine lässt, dass er so wenig Interesse an ihr hat, dass er sie - aus meinen Augen - so offensichtlich nicht liebt, obwohl sie seine eigene Tochter ist... das verletzt mich, kränkt mich, macht mich unsagbar traurig. Egal, wie herum ich es drehe und wende - die einzige logische Erklärung für sein Verhalten lautet für mich: Mein Mann liebt seine Tochter nicht. Oder nicht genug. Oder nicht auf eine Art und Weise, die sich durch Fürsorge, Verantwortungsgefühl und gemeinsam verbrachte Zeit ausdrückt. Oder er liebt sich selbst soviel mehr, dass sie immer nur die zigste Geige spielen und nur interessant sein wird, wenn gerade kein Bowlingabend mit Kollegen stattfindet, ihr Papa nicht mit seiner Angel an irgend einem Ufer sitzt...

... wie erklärt IHR Euch das Desinteresse Eurer Kindsväter? Zieht Ihr Unreife als Grund dafür heran? Eine schlechte Beziehung zwischen Euch als Vater und Mutter? Egoismus?

Viele Grüße
Julia mit Maja Soley

1

Ich finde den Kerl ziemlich faul. Schließlich ist er jetzt in erster Linie Wochenendpapa und hat Freiheiten wie ein Single ohne Kinder! Aber wenn das kind von euch beiden gewollt war finde ich das total daneben von ihm. Andererseits denkt er sich jetzt wohl erstmal was für Freiheiten er hat. Er hat "keine" Familie mehr und kann erstmal tun und lassen was er will.
Anders kann ich mir das ehrlich gesagt auch nicht erklären.

Ela

2

Hallo Julia,

vermutlich sieht Dein Mann das alles ganz anders. Er weiß sein Kind gut betreut bei Dir und "erholt sich jetzt erst mal von der Trennung und richtet sich in seinem Singleleben ein". Sie verlassen sich einfach auf das Netz, das vorhanden ist und leben ihr Leben weiter, das sie ja oft auch vor der Trennung schon hatten: aufstehen, arbeiten gehen, nach Hause kommen, ihr Ding machen. War er vor der Trennung AKTIV im Umgang mit eurer Tochter? Hat er für sie Abendbrot gemacht, sie gebadet, ins Bett gebracht, ist mit ihr auf den Spielplatz gegangen, etc. pp.?

Verstehen kann ich das ehrlich gesagt auch nicht. Vor allem, weil er sich vermutlich gar nicht bewusst ist, dass das auch für eure Tochter eine Belastung ist, von "Papa immer da" zu "Papa gar nicht mehr da". Gibt es Familienmitglieder (seine Eltern, Geschwister), die man mit ins Boot holen könnte? Wenn nicht, würde ich versuchen, einen Termin bei einer Elternberatung zu machen und dort mit ihm zu reden.

Ziel sollte m. E. für eure Tochter sein, dass er wenigstens einen Nachmittag in der Woche und einen ganzen Tag am WE mit ihm verbringt.

LG

3

Hallo comapo,

mein Mann hat sich vor der Trennung häufig um Maja gekümmert. Da ich eine 75%-Arbeitsstelle habe, hat er sie jeden Morgen betreut und in den Kindergarten gebracht. Wochenends haben wir uns abgewechselt, sodass jeder von uns einen Tag ausschlafen konnte. Unter der Woche haben wir uns ebenfalls mit "Kinderdienst" abgewechselt, weil Maja eigentlich schon immer eine schlechte Schläferin war. Eigeninitiativ und alleine hat er mit ihr nie etwas unternommen. Er wollte sie am liebsten auch nicht mit zum Einkaufen nehmen, weil ihm das zu umständlich war und mit Kind zu lange dauerte. Selbst wenn nichts anderes anstand. Er hatte oft Probleme mit ihr, weil ihm Auseinandersetzungen mit ihr zu anstrengend waren - sie ging oft ungekämmt und mit ungeputzten Zähnen in den Kindergarten oder in unmöglichen Klamotten, die sie sich morgens "selbst ausgesucht" hatte. ZUletzt vor der Trennung lagen bei ihm ziemlich die Nerven blank und er sagte selbst, er freue sich, dass er sie bald morgens nicht mehr fertigmachen müsse und endlich mal wieder ausschlafen könne. Ich empfinde ihn wie einen egoistischen, unreifen Zwanzigjährigen - mein Mann ist Vierzig und ein gebildeter Mann. Ich hätte ehrlich gedacht, seine Tochter hätte Priorität in seinem Leben.

Meiner Tochter geht es seit der Trennung übrigens sehr gut, besser als vorher. Maja wollte immer nur ihre Mama, der Papa war ein reiner Spielefreund. Monatelang wirkte sie vor der Trennung nahezu depressiv, und das, obwohl wir zu Hause kaum gestritten haben, mein Mann und ich. Unsere Ehe ging leidenschaftslos auseinander, die Liebe im Alltag und der eigenen Selbstverwirklichung irgend wo mal verloren, zig Kilometer weiter erst gemerkt und nicht mehr wiedergefunden. Es flogen also weder Teller noch Tassen, gab dafür einige ruhige Gespräche. Kaum hatten wir uns getrennt, lebten in getrennten Wohnungen, ging es mit Maja bergauf. Sie lachte endlich, und zwar ziemlich viel, wurde deutlich selbstbewusster und lebhafter - ich hatte mehrere Gespräche im Kindergarten, die Kindergärtnerinnen finden das äußerst ungewöhnlich, weil sie so ein KJindsverhalten bei Trennungen nicht allzu oft erleben. Aber natürlich "wünschenswert für's Kind". Trotzdem freut Maja sich riesig, wenn sie ihren Papa sieht. Sie wirft sich in seine Arme und strahlt übers ganze Gesicht. Er ist für sie ein großer, starker Kuschelbär. Zu Hause hat sie seit der Trennung allerdings noch nie nach ihrem Papa gefragt. Sie sagt nicht, dass sie ihn vermisst, und oft, wenn es heisst, es geht zu Papa, gibt es erstmal kurz Protest. Sie schlingt oft ihre kleinen Arme um mich, drückt mich und schwärmt: "Jetzt gehörst Du nur noch mir, meeeeiiiine Mama, nicht mehr vom Papa die!" Für mich hat es fast den Anschein, als wäre die Situation für sie in Ordnung. Mein Mann weiss davon nichts, ich würde es ihm auch nicht erzählen, weil ich denke, das würde ihn doch irgend wie kränken. Und da ich aus Erfahrung weiss, wie er auf "Zurückweisung" reagiert - nämlich nicht mit Kampf, mit Einsatz, mit Selbstbeweisen, sondern mit Rückzug - behalte ich es erst recht für mich. Trotzdem zieht er sich zurück.

Zum Glück gibt es sehr engagierte Großeltern, die gleich um die Ecke wohnen! Es gibt auch ein sehr liebes Onkel-Tanten-Paar mit vier wundervollen Kindern, die alle sehr lieb zu Maja sind, alles mit ihr teilen, sie spielen toll miteinander! Halt, ich hab weiter oben etwas vergessen - doch, Maja hat schonmal gesagt, sie will den Papa hier bei uns in der neuen Wohnung haben. Als es darum ging, dass sie unbedingt eine kleine Schwester haben will. Ich habe ihr erklärt, dass das nicht geht, weil wir dazu einen Papa brauchen. Und sie meinte, wir hätten doch einen. Ja, aber der wohnt doch nicht bei uns. Na, dann kommt er eben zu uns in die neue Wohnung. Ich habe ihr dann erklärt, dass ein Baby allein nicht so schön ist, sondern dass ein Papa dazu gehört - damit man eine Familie ist. Also geht nicht irgend ein Papa, sondern es muss ein Papa sein, der die Mama richtig doll lieb hat. Und die Mama muss den Papa auch richtig doll liebhaben. Und der Papa und ich, habe ich Maja erklärt, wir sind zwar sehr gute Freunde - aber wir haben uns nicht mehr so doll lieb, wie eine Mama und ein Papa das sollten, um ein Baby zu bekommen. Das hat Maja verstanden. Sie wünscht sich sehr ein Geschwisterchen. Und ich hätte auch sehr gerne ein zweites Kind, eine richtige Familie. Habe ich mir schon vor der Trennung gewünscht - allerdings war da schon für mich klar, dass das nicht mit meinem Mann gehen würde.

Oh je, soviel geschrieben....

Viele Grüße
Julia

5

ich vermute mal, dass er tendenziell faul ist. grad wenn er vorher vor allem "spielfreund" und nicht erzieher war und jetzt plötzlich durchgreifen muss, grenzen setzten etc.

ehrlich gesagt würde ich freundlich, aber sehr dezidiert auf eine fixe regelung bestehen. und ihm sagen, dass DU auch seine freiräume brauchst und seine papazeit nur im äussersten notfall übernimmst. ansonsten soll er sich selber um ersatz kümmern, wenn was dazwischen kommt. vermutlich kommen dann die grosseltern mehr zum zug. was irgendwie traurig ist, weil dem kind eben wichtige papa-zeit abgeht. aber wenn der papa nicht will, die faule nuss…

vielleicht hat er auch eine neue freundin? 2. pubertät? fühlt sich endlich frei von den "familienfesseln"? keine ahnung, woher seine faulheit und sein egoismus kommt. ist ja auch nicht dein problem. aber ich würde ganz klar fordern, dass er sich um die kleine kümmert.

gruss
ks

4

Das Problem ist, dass Männer Kinderzeit/erziehung immer noch nicht partnerschaftlich teilen, was in bestehenden Beziehungen meist akzeptiert/unterstützt/gefördert wird....

Warum sollten die Kerle was ändern, wenn die Eltern getrennt sind?

Gruß

Manavgat

6

Ja, das kenne ich nur zuuuu gut! Wir haben anfangs nur 300 m auseinander gewohnt und er hat sich trotzdem nicht blicken lassen! Keine zusätzliche Stunde wollte er mit den kids verbringen, sogar dann nicht, als er 1 ganzes Jahr arbeitslos war! Während der Sommerferien hat er lieber zugeschaut, wie ich eine Nanny bezahle anstatt selbst etwas mit den kids zu machen und dabei hat er noch nicht mal Unterhalt bezahlt...

Mittlerweile wollen die kids IHN nicht mehr sehen und das ist ihnen auch nicht zu verdenken.

Mir geht es wesentlich besser seit dem ich es einfach akzeptiere und nicht mehr nach Gründen für sein Verhalten suche.

Frag ihn schriftlich nach seinen Umgangsvorschlägen und stelle keine Fragen dazu. Aber wenn er es schriftlich festhalten muss, dann kannst Du das später mal Deinem Kind vorlegen. Glaube mir, wenn sie etwas älter ist, könnte sie mal eine Weile lang an Deiner Darstellung der Geschichte zweifeln (kommt öfters vor). Dann bist Du gut beraten, wenn Du was in der Hand hast. Am besten führst Du ein Tagebuch über Deine Bemühungen um Umgang und über seine...

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Versuche es nicht zu verstehen du wirst es nicht schaffen.
Ich versuche es seit 5,5 Jahren zu verstehen und kapier es einfach nicht.

Mein Ex-Mann hat sich damals auch auf unser Würmchen gefreut aber als er dann da war hat er schnell gemerkt das so ein Baby ja mit Arbeit zutun hat und die Freizeit ungemein einschränkt.
Als ich mich dann getrennt habe war unser Sohn 6 Monate alt und am Anfang war er ganze 3 Mal da. Und selbst zwischen diesen 3 Besuchen vergingen Wochen/Monate.
Irgendwann hat er sich garnicht mehr gemeldet und später bei der Scheidung sogar das Sorgerecht abgegeben.
Ich musste irgendwann feststellen das es total sinnlos ist sich den Kopf darüber zu zerbrechen warum manche Männer sogar keine Verbindung oder Gefühle für ihr Kind haben und ihr Leben einfach so weiterleben können.
Aber es bringt nichts sich immer wieder diese Frage zu stellen.

Mir tut nur immer wieder mein Kind leid, obwohl der ganz gut mit der Sache klar kommt (er kennt seinen Vater aber auch nur von Fotos).

Lg kruemeltaxi