Gründe für Fruchtwasseruntersuchung

Hallo,

ich wollte nur mal so rein interessehalber fragen warum ihr eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen habt.

Ich selber habe keine gemacht und hab mich auch nie damit beschäftigt.
Meine Schwägerin (12. SSW) lässt demnächst eine machen, sie hatte schon eine FG.
Sie hat mich um Rat gefragt aber ich konnte nichts dazu sagen, außer, dass ich weiß dass die Untersuchung auch ein Risiko für eine FG darstellt.

Was bekommt man bei der Fruchtwasseruntersuchung für Ergebnisse und was können die aussagen? Und was kann man machen wenn die Ergebnisse negativ sind?

Vielen Dank für Eure Erfahrungsberichte.

vannchen

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Hallo,

ich habe eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen, weil ich finde, dass - wenn man schon so tolle Möglichkeiten zur pränatalen Diagnostik hat - man sie auch nutzen sollte. Außerdem war ich 37 Jahre, und es war meine erste Schwangerschaft (also schon zum Kreis der Risikoschwangerschaften gehörend). Aber ich hätte sie auch machen lassen, wenn ich erst 20 gewesen wäre.

Das Risiko einer FG ist äußerst minimal und steht m. E. in keinem Vergleich zu den positiven Aspekten dieser Untersuchung. Allerdings bin ich hierfür 200 km gefahren, da mir diese Praxis von meinem Gyn empfohlen worden war. Es sind Spezialisten, die nahezu ausschließlich die diversen pränatalen Diagnostikverfahren durchführen.

Die Untersuchung selbst war harmlos, ich hatte mir das schlimmer vorgestellt. Die Nadel spürt man kaum. Toll war, dass ich alles am Bildschirm in 3D mitverfolgen konnte und von meinem Mädchen dann auch noch ein Foto erhalten habe. Die Leute dort waren supernett.

Ich habe dann etwa 2 Wochen auf das Ergebnis gewartet und war sehr froh, als ich erfuhr, dass alles in Ordnung ist und dass ich ein Mädchen erwarte (auch das Geschlecht wird explizit festgestellt). So konnte ich doch beruhigter meine Schwangerschaft genießen.

Hätte das Kind einen feststellbaren Gendefekt gehabt, hätte ich die Schwangerschaft abgebrochen.

Sicherlich wird dieses Thema hier sehr kontrovers diskutiert, aber ich denke, dass jeder seine eigene Meinung dazu hat, die man akzeptieren sollte.

Also viel Glück für Deine Schwägerin,

liebe Grüsse
Sabine

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Hi,

bei mir desgleichen! Habe beide Male eine FWU machen lassen, allerdings war/bin ich noch ein wenig älter.

LG
Gael

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Hallo!
Ich habe die Fruchtwasseruntersuchung auch nicht machen, habe mich bewußt dagegen entschieden.
Die FU dient vor allem dem Zweck Genfehler beim Kind aufzudecken, allen voran Chromosomenfehler wie die Trisomie 21 (Down-Syndrom) oder 18. Sie wird allen Frauen über 35 empfohlen, da hier das Risiko deutlich ansteigt. Im Falle eines positiven Befundes, besteht die Möglichkeit auch nach der 12. SSW einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Vor diese Entscheidung werden die Eltern dann gestellt.
Da für mich ein Schwangerschaftsabbruch unter keinen Umständen in Frage kam und kommt, habe ich mich gegen die FU und auch alle anderen Tests zur Aufdeckung eines Gen-Defektes entschieden. Lediglich die US-Feindiagnostik habe ich durchführen lassen, da sich damit auch heilbare Erkrankungen erkennen lassen.
Liebe Grüße!

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Ich wollte eigentlich keine FWU machen lassen. Da wir aber bereits ein Kind mit einer Hirnfehlbildung haben, habe ich mich für einen sehr ausführlichen US bei einem speziellen Pränataldiagnostiker entschieden. Leider stellte dieser bei meinem Baby einen komplexen Herzfehler fest. Da Herzfehler sehr oft im Zusammenhang mit Gendefekten auftreten, habe ich mich für die FWU entschieden. Hauptsächlich aus dem Grund Gewissheit zu haben, was einen erwartet. Ich glaube ich hätte die SS sonst nicht ertragen können und wäre ein nervliches Wrack gewesen. So weiß ich nun, dass genetisch wohl alles okay ist. Was in einem anderen Fall gewesen wäre... Ich glaube nicht, dass ich eine Abtreibung hätte machen lassen können. Da wir aber den Schnelltest haben machen lassen, wusste ich bereits nach 24 Stunden, dass wahrscheinlich alles okay ist, genetisch jedenfalls.

Die FWU selbst fand ich ganz schrecklich! Und ohne Grund würde ich sie nie wieder machen lassen!!!

LG
Denny (27+2)

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"Was bekommt man bei der Fruchtwasseruntersuchung für Ergebnisse und was können die aussagen?"

„Diagnostik

Die gewonnenen Zellen des Kindes werden im Labor extrahiert und kultiviert, das heißt ausreichend vermehrt und anschließend einer DNA- und Chromosomenanalyse unterzogen.

Es ist dadurch möglich, bestimmte Fehlentwicklungen des zentralen Nervensystems (ZNS) abzuschätzen, sowie einige Erbkrankheiten (z. B. Apert-Syndrom) und einige chromosomale Besonderheiten, darunter Down-Syndrom (Trisomie 21), Pätau-Syndrom (Trisomie 13), Edwards-Syndrom (Trisomie 18), Trisomie 8 und Trisomie 9 mit nahezu 100-prozentiger Sicherheit zu diagnostizieren.

Es können jedoch nicht alle angeborenen Erkrankungen und Behinderungen festgestellt werden. Z. B. treten Trisomien (= Verdreifachungen von Erbmaterial) manchmal als sogenanntes „Mosaik“ auf. Das heißt, dass nicht in allen Zellen des Kindes das jeweilige Chromosom dreifach vorhanden ist, sondern es existieren auch Zellen mit dem üblichen Chromosomensatz. Es ist darum möglich, dass eine Mosaik-Trisomie bei der Chromosomenuntersuchung nicht erkannt wird.

Darüber hinaus erlaubt die Untersuchung des Fruchtwassers (zumindest ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel) die Bestimmung weiterer Kennwerte:

Der Säuregehalt des Fruchtwassers gibt Hinweise auf die Sauerstoffversorgung des Ungeborenen.

Die Menge des alpha-Fetoproteins (Alpha-1-Fetoprotein) gibt mit einer Genauigkeit von etwa 90% Hinweise auf verschiedene Neuralrohrdefekte (vgl. Triple-Test), wobei zur Absicherung stets Untersuchungen mit hoch auflösender Ultraschalltechnik (Feinultraschall, 3D-Ultraschall, 4D-Ultraschall) durchgeführt werden müssen.

Etwa ab der 30. Schwangerschaftswoche kann die Amniozentese auch zur Diagnose von Blutgruppen-Unverträglichkeiten zwischen der Schwangeren und dem Ungeborenen durchgeführt werden und bei einer drohenden Frühgeburt ist es möglich, durch die Untersuchung die Lungenreife des Ungeborenen einzuschätzen.


Anwendungsrisiken
Risiken, die die Untersuchung mit sich bringt, sollten von der Schwangeren bzw. von dem Elternpaar abgewogen werden, bevor sie einer Amniozentese zustimmen. Es kann während bzw. nach dem Eingriff z. B. zu folgenden Ereignissen kommen

Fruchtwasserverlust

Blutungen in der Gebärmutter

Verletzungen der Gebärmutter

Verletzungen der Plazenta (Mutterkuchen)

Infektionen

Verletzungen des ungeborenen Kindes durch die Nadel (insbesondere wenn das Kind sich viel und / oder unerwartet bewegt)

Kontraktionen der Gebärmutter (oft bemerkbar als eine Art „Ziehen“ im Bauch, wobei dies in den meisten Fällen wieder nachlässt)

Fehlgeburt: In einer Studie unter der Leitung von Nikolaos Papantoniou bei der 1.006 Amniozentesen retrospektiv ausgewertet wurden (vgl. Br J Obstet Gynaecol 2001;108: 1053-1056) lag die Fehlgeburtsrate bei einer Untersuchung in der 16. oder 17. Schwangerschaftswoche bei Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren bei 2,5 %, stieg in der Altersgruppe der Frauen von 35 bis 39 Jahren auf 3,4 % bis hin zu 5,1 % bei Frauen ab 40 Jahre. Neben dem Alter waren vaginale Blutungen während der Schwangerschaft ein wichtiger Risikofaktor, der eine Erhöhung der Fehlgeburtsinzidenz auf 6,5 % bedingte (= 2,4fach erhöhtes Risiko); Frauen mit einer spontanen Fehlgeburt in früheren Schwangerschaftsstadien oder einem Schwangerschaftsabbruch hatten eine Inzidenz von 8% (= 3fach erhöhtes Risiko). Die Komplikationsrate (Abortus, IUFT) innerhalb von 14 Tagen nach einer Amniozentese beträgt nach einer anderen Untersuchung 1,5 % bei Ausbildungsassistenten und 0,6 % bei Fachärzten.

Invasive Untersuchungen werden aufgrund der erhöhten Risiken in der Regel dann durchgeführt, wenn insbesondere das Fehlgeburtsrisiko infolge des Eingriffs niedriger ist als die statistisch zu erwartende Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Chromosomenbesonderheit oder einer Erbkrankheit.

Nach dem Eingriff sollte sich die Schwangere eine Zeit lang konsequent schonen, da es prinzipiell auch noch Tage nach dem Eingriff möglich ist, dass es z. B. zum Fruchtwasserverlust kommt.

Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Amniozentese&stable=1


"Und was kann man machen wenn die Ergebnisse negativ sind?"

Dann kann man sich freuen, denn ein "negatives" Ergebnbis bedeutet in der Medizin, dass nichts auffälliges gefunden wurde :-)

Ist das Ergebnis "positiv", hat man im Falle von Behinderungen z.B. die Option, das Kind abtreiben zu lassen und meist durch eine eingeleitete Geburt zur Welt zu bringen. Je nach dem wie weit das Kind schon entwickelt ist, wird es vorher mit einer Spritze getötet, damit es nicht lebend geboren wird.

Natürlich bietet einem das Wissen um die Behinderung des Kindes aber auch die Möglichkeit, sich auf die Geburt und das Leben mit einem ganz besonderen Kind einzustellen, sich zeitgemäße Informationen zu besorgen, Kontakt mit Elterninitiativen aufzunehmen usw.

Aber die meisten Eltern sind so geschockt nach der Diagnose einer Behinderung des Babys im Bauch, das sie das vom Arzt meistens sehr schnell (oft gleich beim Diagnosegespräch!) erwähnte Angebot, das Kind "einfach" abzutreiben, sofort in Anspruch nehmen. Von den Müttern, denen es nach einiger Zeit wenn der Schock vorbei, das Kind aber längst "entsorgt" ist, leid tut, liest man wenig. Klar. Es ist ja auch peinlich, um ein Kind zu weinen, dessen Tod man selbst zugestimmt hat und zunächst als Erleichterung empfunden hat...

Pränataldiagnostik ist oft ein schmaler Grad zwischen Hilfe und Horror. Denn mitunter wird eine Frau / ein Elternpaar mit Fragen und Entscheidungen konfrontiert, die für die menschliche Psyche im Grunde ungeeignet sind. Andererseits können gute Ergebnisse zu einer harmonischen Schwangerschaft beitragen, denn von selbst kann heuttzztage kaum eine Frau / ein Elternpaar mehr "guter Hoffnung" sein. Die Pränataldiagnostik kann bei guten Ergebnissen Hoffnung durch Wissen ersetzen. Zwar nach wie vor nur in eingeschränktem Rahmen, aber immerhin ;-)

Vielleicht sind diese Erfahrungsberichte zum Thema „Amniozentese-Ergebnis positiv!“ interessant:

http://www.urbia.de/forum/index.html?area=thread&bid=55&pid=9043545

Liebe Grüße
Sabine