Tod des Vaters und Verhalten der Mutter

Hallo zusammen, ich hoffe ich bin hier richtig. Ich muss mir einfach mal meinen Frust von der Seele schreiben. Vielleicht hat auch der ein oder andere ein paar nette Worte für mich übrig.
Ich versuche einfach so knapp wie es mir möglich ist meine Situation zu schildern.
Am 01.02.23 ist mein Vater im Alter von 81 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben. Ich und mein Vater hatten ein außergewöhnlich enges Verhältnis zueinander. Wir waren beste Freunde und haben viel zusammen unternommen. Wir sind jedes Jahr mindestens zweimal zusammen in Urlaub gefahren. Wir waren zusammen auf Konzerten oder sind zusammen essen gegangen. Wir hatten jeden Tag Kontakt entweder persönlich oder per Telefon. Ich konnte mit ihm über alles reden. Meine Mutter und ich hatten immer schon ein erwas komplizierteres Verhältnis. Sie ist ein sehr Ich bezogener Mensch. Streiten oder diskutieren ist mit ihr nicht möglich. Nur ihre Meinung zählt und wer nicht so handelt wie sich das vorstellt ist ganz schnell unten durch. Ihre Erziehungsmethode bestand darin mich mit Liebesentzug zu bestrafen, wenn ich nicht nach ihren Vorstellungen gehandelt habe.
Vor zwei Jahren erlitt meine Mutter dann einen Schlaganfall. Sie hat jahrelang mindestens fünfzig Zigaretten am Tag geraucht, sie hat getrunken um ihre Trauer um ihre Mutter zu betäuben, die fünfzehn Jahre zuvor gestorben ist, sie war nie zum Arzt, trotz ihres extrem hohen Blutdrucks. Kurz und knapp: sie hat nie auf sich und ihre Gesundheit geachtet. Auch wenn wir ihr vermitteln wollten dass wir uns Sorgen machen hat sie das nicht interessiert. Nach ihrem Schlaganfall hat mein Vater sich mit seinen 80 Jahren (meine Mutter ist 15 Jahre jünger) sich aufopferungsvoll um sie gekümmert. Er hat sie zu Hause gepflegt. Nach und nach wurde ihr Zustand etwas besser. Sie kann wieder selbständig gehen, sieht allerdings sehr schlecht und kann ihren linken Arm nicht mehr gebrauchen. Noch schlimmer war allerdings dass sich ihre negativen Eigenschaften noch verstärkten. Sie verlor völlig ihre Empathie und handelte nur noch egoistisch. Mein Vater war ihr völlig egal. Sie sah nur noch sich und ihre Situation. Für mich war diese Zeit sehr schlimm weil meine Tochter gerade einmal zwei Monate alt war als dies alles passiert ist. Doch ich habe meine Mutter und meinen Vater so gut wie möglich unterstützt. Mein Vater wurde im Laufe der letzten zwei Jahre jedoch immer mehr krank. Aufgrund der psychischen Belastung und das Verhalten meiner Mutter ihm gegenüber nahm er über 30 kg ab, dann wurde Nierenkrebs diagnostiziert, er erlitt nach einer OP eine Thrombose und zwei Wochen später eine Blutvergiftung. Doch immer wieder rappelte er sich wieder auf. Meine Mutter interessierte der Zustand meines Vaters allerdings nicht. Sie warf ihm vor er würde sich durch seine "eingebildeten" Krankheiten nur in drn Vordergrund drängen wollen. Mein Vater litt sehr und saß ganz oft weinend bei mir zu Hause weil er unter der Lieblosigkeit meiner Mutter litt. Er tat mir unfassbar leid.
Ende Januar wollte ich dann zu meinen Eltern zum Frühstück. Und da fand ich meinen Vater leblos auf dem Küchenboden. Meine Mutter lag im Bett. Ich rief den Notarzt und mein Vater wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Diagnose: Schädelbasisbruch und Hirnblutungen. Eine Woche später verstarb er. In dieser Woche im Krankenhaus hat meine Mutter kein einziges Mal mit einem Arzt gesprochen. Sie hat alles mir überlassen auch die Entscheidung ob die Geräte abgestellt werden sollen oder nicht. Sie hat sich nicht um die Beerdigung gekümmert. Sie hat sich nicht um ihre Rente, ihre Versicherung, ihr Geld usw usw gekümmert. Alles an Papierkram musste ich erledigen. Sie hat noch nicht mal die Post geöffnet l. Ich hab ihr dann den mittagstisch organisiert, Krankengymnastik, Ergotherapie, ich hab sie zu Ärzten gefahren, war einkaufen für sie, hab ihr jeden Morgen das Frühstück gemacht und vieles mehr. Und das alles neben Arbeit und kleinem Kind. Sie hat mich in der ganzen Zeit kein einziges Mal gefragt wie es mir geht und wie ich mit dem Tod von Papa klar komme. Vor ein paar Tagen rief sie mich an und machte mir dann noch Vorwürfe. Ich wäre ihrer Meinung nach nur noch schlecht gelaunt, alles wäre mir zu viel, ich würde nichts für sie machen. Als ich ihr dann vermitteln wollte was ich alles in letzter Zeit getan habe und dass ich auch um Papa trauere, meinte sie das interessiert sie einen Scheiß und knallte den Hörer auf. Das ist jetzt eine Woche her. Seitdem hat sie sich nicht mehr gemeldet. Ich weiß nicht wie ich mich jetzt verhalten soll. Ich will mich so nicht behandeln lassen und ich bin wirklich tief verletzt und enttäuscht. Insgeheim mache ich ihr auch Vorwürfe was den Tod meines Vaters betrifft. Sie hat ihn durch ihr Verhalten die letzten zwei Jahre zugrunde gerichtet. Ich hätte das so lange nicht ausgehalten wie mein Vater.
Was ratet ihr mir? Wie soll ich jetzt mit ihr weitermachen?

Es tut mir leid dass es jetzt doch so lange geworden ist aber das musste alles mal raus.

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Da Du fast 1: 1 mein Verhältnis zu meinem Papa und zu meiner Mutter beschreibst, von Kleinigkeiten abgesehen, rate ich Dir nur eines: Lass sie, nicht hinterherherlaufen. Es interessiert sie doch eh alles einen Scheiß, also gut.
Ist in der ersten Zeit seltsam, aber irgendwann genießt man die Ruhe. Und nein, schlechtes Gewissen brauchst Du keines haben. Meine Mutter war auch eindeutig mit schuld, dass mein Papa schon mit 58 sterben musste, das hat ihr Gewissen auch nicht belastet.
Ich hab lhr dann später sogar noch die Beerdigung ausgerichtet und dann war es vorbei.
LG Moni

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Hallo!

So wie ich das verstehe, war dein Verhältnis zu deinem Vater immer besser als das zu deiner Mutter. Ich habe das Gefühl, du suchst nun jemanden, der "Schuld" daran hat, dass dein Vater starb. Das wird dich nicht weiter bringen, weder in deiner Trauer noch in deinem Leben.

"Am 01.02.23 ist mein Vater im Alter von 81 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben."

Ich möchte behaupten, dass niemand mit 81 plötzlich und unerwartet stirbt. Dein Vater war massiv vorerkrankt. Deshalb ist sein Tod nicht weniger schlimm, deshalb trauerst du kein bisschen weniger. Nur denke ich auch an dieser Stelle, dass es dich nicht weiterbringen wird, wenn du die Realität nicht sehen möchtest.

Zu deiner Mutter bzw. zu deinen Eltern: die beiden haben sich ausgesucht, dein Vater hat seine Frau aus freien Stücken versorgt und ist bei ihr geblieben. Die beiden kannten sich und wussten sehr sicher, was sie an sich hatten. Außenstehende verstehen das nicht immer. Ich denke, dass du auch hier deiner Mutter keine Vorwürfe machen solltest und dass sie immer noch keine Schuld hat. Sie hatte einen Schlaganfall und ist deshalb wahrscheinlich hirnorganisch verändert.

Wenn dein Verhältnis zu ihr kein gutes ist und noch nie war, darf das genauso stehen bleiben. Dann bist du nicht für sie verantwortlich. Vielleicht wirst du in der Form verantwortlich gemacht werden, dass du dafür sorgen musst, dass man sich um sie kümmert, was sie offensichtlich nicht allein kann. Du musst das aber nicht persönlich tun. Das kannst du gut delegieren. An Sozialstationen z.b. oder an ein Pflegeheim.

Ein Vorschlag wäre, dass du dich an ein ambulantes Hospiz wendest. die haben u.a. Trauergruppen und manchmal auch Einzeltrauerbegleitung. Du könntest die Dinge mit jemandem, der neutral ist, ordnen. Denn jetzt steckst du fest in Schuldzuweisungen und Wut. Du möchtest eine Begründung, warum dein Vater gestorben ist. Darauf wird es aber keine Antwort geben. Vielleicht wird es aber eine Antwort geben, wie du die Ereignisse in dein Leben einbauen kannst, ohne dein Denken zu vergiften oder zu hassen.

Alles gute!

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Hallo,

die Situation deiner Eltern ähnelt der von meinen Eltern. Mein Vater ist leider auch tot und war 17 Jahre älter, hat aber alles für sie gemacht. Ich bin auch überzeugt, dass er noch leben könnte, wenn die psychische Belastung nicht derartig hoch gewesen wäre.

Ich würde mich demnächst an deiner Stelle langsam von deiner Mutter entfernen, letztendlich seid ihr als Personen nicht wichtig für sie oder von großer Bedeutung, sondern nur das, was ihr für sie erledigt und übernehmt. Ist hart zu akzeptieren, aber bringt dich weiter, als wenn du ewig damit haderst, dass sie sich nicht ändert.

Bearbeitet von capricorn74
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Hallo,

auch ich gehöre zu denen, die sowas von genau wissen/spüren, was Du da schreibst. Ich hatte den selben bzw. eher noch einen krasseren "Fall". Es war hier so so so hart und ich habe emotional für normale Menschen wirklich Unvorstellbares erlebt.

Aber wie Capricorn vorhin wirklich treffend geschrieben hat: "letztendlich seid ihr als Personen nicht wichtig für sie oder von großer Bedeutung, sondern nur das, was ihr für sie erledigt und übernehmt." Das sind zwar traurige, aber für meine Begriffe richtig wahre Worte!

Es gibt Menschen, noch dazu (unglaublicherweise) Mütter, die nur ihr eigenes Wohl im Kopf haben, ohne auf die Auswirkungen auf andere, speziell auf die der eigenen Kinder zu achten.

Wenn meiner Mutter irgendein "Furz" nicht gepasst hat, hat sie tagelang nicht gesprochen etc. und mich z. B. auch nicht zum Geburtstag gratuliert. Dann ist sie lieber in ihrer Wohnung geblieben oder hat weggeschaut, wenn man sich zufällig über den Weg lief, um nur nicht gratulieren zu müssen (von Geschenken über Jahrzehnte ganz zu schweigen).

Alleine dieses Beispiel hört sich banal an, aber es tat und tut so weh, solch ein emotionslose Verhalten! Ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Und das, obwohl sie (in meinem Falle) absolut von mir abhängig war. Ich musste auch alles erledigen, wirklich alles! Ihre Rente hat zudem nicht gereicht und und und....

Sie hat z. B. nach Vaters Tod nichts mehr gekocht, nicht geputzt...wozu auch? Nicht, weil sie traurig oder depressiv war. Nein, sie wollte nun nichts mehr arbeiten.. war damals Mitte 60.. . und genau das tat sie auch: GAR NICHTS MEHR "ARBEITEN". Hat sich fortan nur noch eine schöne Zeit gemacht! Echt.

Im Trauergespräch mit dem Pastor - quasi zur Vorbereitung der Beerdigung - habe ich das Ganze nur kurz angerissen, mehr nicht. Er verstand sofort und meinte zu mir....ich trauere um die Mutter, die ich nie hatte! Wahre Worte.

Nun ja. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!

Viele Grüße
mm

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Vielen Dank für deine Nachricht.

Die Worte des Pastors im Trauergespräch bringen es auf den Punkt. Traurig aber so ist es leider.