Wie lange dauert der Sterbeprozess?

Hallo
Mein Opa liegt seit Vorgestern auf dem "Sterbezimmer". Er bekommt Morphium und ist nur am schlafen. Die Ärzte sagen sie können für den armen Kerl nichts mehr tun. Jetzt beginnt das warten, warten auf den Tod. Auf die Erlösung. Ich selbst kann nicht zu ihm, denke aber jede Sekunde an ihn. Ich frage mich wie lange das noch so geht. Dieses ungewisse. Ich frage mich auch ob mein Opa überhaupt "normal" sterben kann, weil er ein Herzschrittmacher hat. Der zustand ist seit 2 Tagen auch unverändert. Schläft nur noch. Aber er röchtelt wohl ganz fürchterlich. Ach man ich will nicht das er so leidet. Ich hoffe er wird bald von seinem leid erlöst. Ich bin unendlich traurig.

Lg Jenny

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Hallo

Niemand kann sagen, wie lange ein Sterbeprozess dauern wird.... Das ist so individuell wie die Geburt....

Aber es gibt Dinge, die den Sterbeprozess deutlich erleichtern und das ist zb die Anwesenheit von den Angehörigen.... ICH würde es mir niemals nehmen lassen, meine sterbenden Angehörigen zu begleiten, soweit es mir möglich ist... Und es gibt viele Arten, sowas möglich zu machen...

Leider waren mein Vater und mein Opa beide allein, es war zwar Personal da, aber das zählt in meinen Augen nicht... Sie starben beide plötzlich und es war nicht absehbar, ansonsten wären sie sicher nicht allein gewesen!

Geh zu deinem Opa! Er braucht dich jetzt, denn Sterben ist nicht leicht!

LG

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"es war zwar Personal da, aber das zählt in meinen Augen nicht..."

Da habe ich andere Erfahrungen gesammelt, sowohl beim unerwarteten Tod meiner Pflegemutter, als auch in meiner Rolle als "Personal" wie du es nennst, ich nenne es Pflegende,Betreuende (das sollte es zumindest im Idealfall sein).

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Der Ausdruck "Personal" in diesem Thread kam nicht von mir, ich habe ihn nur aufgegriffen.... Auch ich nenne es lieber Pflegende, schließlich bin ich selber vom Fach und bin meinem Berufsstand gegenüber normalerweise nicht so abwertend.... ;-)

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Ich denke, das kann dir niemand sagen. Allerdings schafft es die Medizin heutzutage in aller Regel, den Sterbenden die schlimmsten Qualen zu ersparen.

Darf ich dich etwas fragen: Warum kannst du nicht zu ihm? Ich würde ALLES versuchen, um ihn noch ein letztes Mal zu besuchen. Das wird dir später einmal viel bedeuten.

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Ich kann das einfach nicht. Wenn ich daran denke wie er da liegt bekomme ich sofort Beklemmung in der Brust. Ich weiß, das dass sterben zum leben dazu gehört aber ich möchte ihn so in Erinnerung behalten wie ich ihn kannte. Außerdem hat mein Opa 14 Kinder die sich alle abwechseln um bei ihn zu sein. Ich denke er braucht auch etwas ruhe.

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Du machst es dir zu einfach.

Niemand "kann" das. Aber man muss es. Für den Sterbenden, dessen Hand du ein paar Minuten halten kannst, und für dich, weil du dir nie wirst vorwerfen müssen, ihn allein gelassen zu haben.

Weißt du, ich war 18, als mein bester Freund an Krebs gestorben ist. Meinst du, ich "konnte" das? Nein, aber ich hab es macht.

Das ist mehr wert als ein paar rührselige Worte in einem Forum.

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Ich würde auch nochmal hin wenn du nicht grad was hast, wobei das doch auch egal ist oder

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Hallo

Ich arbeite in einem Bereich wo die Leute Sterben.

Es gibt unterschiedliche "Typen" an Sterbenden manche warten bis Familie auf Urlaub ist, manche kämpfen bis sie alle gesehen haben und einigen ist es egal.

Was du aber machen kannst ist einen Brief schreiben und es jemanden vorlesen lassen und ehrlich dabei sein.

Aber wie du schreibst dein Opa ist nicht alleine und das ist wichtig.

Wie lange es dauert kann keiner sagen, aber heut zutage gibt es super schmertzmittel, damit will ich sagen er braucht keine schmerzen leiden.

Lg puschl

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Hallo Jenny,

in Deiner Visitenkarte steht: "Wenn man was wirklich will schafft man es auch!!"!

Demzufolge schaffst Du es auch Deinen Opa auf dem Letzten schweren Weg zu begleiten und dort am Sterbebett siehst Du dann selbst wie weit der Sterbeprozess vorangeschritten ist denn jeder Mensch stirbt auf seine Art und Weise. Sicher wird Dein Opa "normal" sterben auch wenn ein Herzschrittmacher dies schon verzögern kann.
Sterben ist leiden, daran wird sich wohl auch nichts ändern in naher Zukunft, wobei eine ausreichende Menge Morphin das Leid mindern kann und das bekommt er ja wohl.

Ich wünsch Deinem Opa einen wohlwollenden Schutzengel auf seinen Weg.

marada

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Hallo Jenny,

ich hoffe für dich und deinen Opa auch, dass er nicht mehr lange leiden muss. Aber wie lange die individuelle Sterbephase dauert kann dir niemand sagen.

Ich arbeite in einem Altenheim, und als ich anfing vor 3 Jahren wurde mir gesagt:" Das ist Frau Z. Frau Z. liegt im Sterben, bekommt Morphium, Essen und Trinken nur noch auf Verlangen und für die Nacht wird ihr zumindest Wasser angehangen (Infusion)."

Ja, was soll ich sagen Frau Z. hat sich berappelt, spricht ein paar Worte dann und wann und war zur praktischen Prüfung dann letzten Monat meine Prüfungspatientin.

Ich will dir damit verdeutlichen, dass es immer in die eine und die andere Richtung gehen kann.

Wartet einfach, seit für deinen Opa da. Mehr könnt ihr nicht tun. Wenn er gehen möchte wird er das tun.

Alles liebe

die#bla

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Hallo

Erst einmal tut es mir sehr leid für dich, ich habe letztes Jahr das gleiche wie du durchgemacht. Mein Opa lag drei Tage im sterben und es war die Hölle. Ihn so leiden zu sehn, mit den schmerzen (er hatte lungenkrebs). Ich bekomme da sofort wieder tränchen in den Augen. Ich war Samstag noch den ganzen tag an sein Sterbebett und Montag früh hat der Herr Gott ihn endlich zu sich geholt. Ich habe mich noch verabschiedet von ihm. Er lag da so friedlich und ohne Schmerzen. Es tat mir soooooo weh aber ich bin froh das ich das letzte mal bei ihm war. Hab mit ihm gesprochen und ihm noch ein kuss gegeben und dann konnte ich los lassen. So weh es tut aber ich bin so froh das er nicht mehr leidet und sein Frieden nun hat. Ich vermisse ihn jeden tag aber ich hab ihn tief in meinem Herzen.

Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel kraft und DU alleine entscheidest,was für dich das beste ist.

Lg Dexxe

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Wie lange jemand braucht um zu sterben ist sehr unterschiedlich. Das Leben kann sehr zäh sein.

Ich kenne mehrere Sterbende, die, kurze Zeit nachdem die für sie wichtigen Menschen noch mal da waren, gestorben sind. So als hätten sie Abschied genommen, und dann für das endgültige Gehen-können allein sein wollen. Ich stelle mir das wie eine ganz starke Konzentration auf den Tod vor, bei der man nicht mehr abgelenkt werden möchte - gerade wenn man sich innerlich losgesagt hat und sterben will.

Die Verwandten und Freunde, deren Sterben ich begleitet habe, sind mir in Erinnerung, so wie sie gelebt haben. Ich bin aber froh, dass ich sie begleiten durfte. Die Sterbezeit hatte für mich etwas sehr Verbindendes.

Wenn du schon Abschied von deinem Opa genommen hast als er noch bei sich war, und du das Gefühl hast, das genügt, dann ist das ok so. Er ist ja nicht allein.

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Hallo,

ich wünsche deinem Opa, dass sein Leiden möglichst minimiert ist und dass er sich im Kreise seiner Kinder auf seine Reise mache kann. Wann das sein wird, kann niemand wissen, ich vermute dann, wenn er dazu bereit ist. Die Menschen müssen loslassen wollen, um sterben zu können.

Im Zuge der oben geführten Diskussion muss ich ehrlich sagen, ich wünsche mir, dass meine Kinder und Enkel auch dann noch bei mir sein möchten, wenn ich gerade nicht mehr so repräsentativ aussehe. Ich denke, ich werde etwas Angst vor dem Sterben haben und mich würde es beruhigen, wenn meine Lieben dabei sind.

Im Umkehrschluss wäre auch ich gerne dabei, wenn meine Eltern oder andere Verwandte sterben (meine Großeltern sind schon lange tot und starben allesamt plötzlich). Ich möchte Ihnen Kraft und den Frieden geben, los zulassen.

Es ist jedem selbst überlassen, wie man mit dem Tod umgeht. Ältere Menschen sind da jedoch die besseren Ratgeber, sie sind geübter im Umgang mit dem Tod und setzen sich wahrscheinlich mit dem eigenen Ende des Lebens bereits besser auseinander. Vielleicht fragst du mal ältere Verwandte, wie sie die Situation sehen, ob du deinen Opa noch einmal besuchen solltest? Vielleicht können sie dir eine andere Sichtweise vermitteln.

Tod und Krankheit mag nicht unbedingt schön sein. Aber es ist etwas natürliches, wovor man keine Angst zu haben braucht. Menschen, die wir lieben, verdienen und benötigen gerade dann unsere Unterstützung, wenn sie nicht mehr wie aus dem Ei gepellt aussehen.

Übrigens erinnere ich mich an alle meine verstorbenen Verwandten und Freunde sehr differenziert, nicht nur an einzelne Episoden. Man trägt doch alle gemeinsamen Momente im Herzen, nicht nur die letzten.

LG