Nun ist es offiziell - nur noch 3 Jahre

Huhu,

mein Vater ist, seit ich denken kann, starker Raucher und Trinker. Inzwischen ist er "nur noch" Spiegeltrinker... aber es gab auch andere Zeiten. Seit 15 Jahren hat er auch Thrombose und andere Krankheiten, die mit dem rauchen und trinken einhergehen...

vor kurzem war er beim Arzt, da meine Eltern bald in den Urlaub fliegen und er nochmal alles durchchecken lassen wollte wegen der Thrombose, sowie wegen seiner verkalkten Arterien... das seine Halsarterien verkalkt sind ist "neu" und nach dem Urlaub wollte er überlegen, ob er die OP haben will... nun wurde er beim letzten Besuch genau darüber aufgeklärt, weil es sich so ergab und es steht fest, wenn er sich nicht operieren lässt, hat er höchstens 3 Jahre zu leben....

und er will sich nicht operieren lassen. Er hat Angst im Rollstuhl zu landen (Venen müssen gezogen werden, Halsadern geöffnet/entkalkt? etc) ... oder eine Behinderung davonzutragen (Schlaganfall)... deswegen hat er sich entschieden die letzten 3 Jahre zu genießen und das zu nehmen, was Gott gibt.

Ich kann es nachvollziehen, denn seine Mutter sitzt seit Jahrzenten im Rollstuhl und er weiß, was es bedeutet...wieviel Pflege das braucht etc, was es für den Ehepartner und die Kinder bedeutet... und er scheint auch ganz glücklich mit der Entscheidung zu sein, deswegen nehme ich es so hin, er sagt, er geht mit einem reinem Gewissen... aber trotzdem bin ich traurig, natürlich... auch um meine Kinder wegen, die ihren tollen Opa viel zu früh verlieren werden.

Es gab mal eine Zeit, als er sehr viel getrunken hat, da hätt ich ihn gerne tot gesehen... aber in den letzten Jahren - auch durch meine Kinder - hat er sich sehr viel Mühe gegeben und er ist mir wieder ans Herz gewachsen... tja. Was soll man dazu sagen, wenn ein Mensch keine Lust mehr hat zu kämpfen? Wenn ein Mensch sagt, er habe alles erlebt, was sich ein Mensch wünscht? Soll ich mich auf die Knie werfen und in anflehen? Würde es etwas nützen? Lieber lass ich ihn so gehen, wie er es sich wünscht. Ich akzeptiere es.

Nun bleibt natürlich viel organisatorisches, was bedacht werden muss und was meine Eltern wohl noch nicht bedacht haben... z.b. eine Patientenverfügung, die meiner Mutter einiges im Notfall erleichtern würde. Um meine Mutter mache ich mir die meisten Sorgen. Sie hat hier keine Familie und kaum bis keine engen Freunde (bis auf den Alkohol), bis auf uns Kinder hat sie keinen, und sie sind schon seit 26 Jahren verheiratet... das wird sehr schwer für sie. Ich weiß nicht, ob sie es überleben wird und wie. Das macht mir die meisten Sorgen... Kinder verkraften sowas gut, ich denke, ich werde damit auch ganz gut fertig, ich habe ein gutes Verhältnis zum Tod und versuche auch die positiven Dinge zu sehen... aber wie wird meine Mutter es schaffen???

Ja, so viele Gedanken, dabei lebt mein Vater noch und fliegt sogar bald in den Urlaub. Er ist noch so lebendig, dass man nicht begreift, dass er mehrere tickende Zeitbomben in sich trägt....

Ich musste es einfach loswerden :-(

Danke fürs lesen und trotzdem einen schönen Wochenanfang!

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Hallo!

Dein Vater soll bitte noch mal eine Zweitmeinung einholen!

Ich bin Krankenschwester und habe vor meinem Kind auf einer Palliativstation gearbeitet, also dort, wo die unheilbar kranken Menschen hinkommen.

Das was Du schreibst, wirkt für mich sehr unprofessionell von Seiten der Ärzte!
Erstens habe ich NIE erlebt, das Ärzte eine solche Prognose geben. Die drei Jahre, die er noch angeblich hat meine ich. Selbst wenn ein Patient unmittelbar vor dem Tod stand, gab es keine Zeitprognosen. Und bei so etwas, wie Dein Vater hat erst recht nicht! Weil:
Er kann jederzeit einen Thrombus schießen. D.h. Herzinfarkt, Schlafanfall oder Lungenembolie. Alles drei KANN tödlich sein! Alles KANN eine Behinderung zurücklassen und alles KANN dannach wieder normal werden. So etwas kann kein Arzt der Welt voraussagen.
2. Wie schon erwähnt, die Wahrscheinlichkeit nach einem Schlaganfall oder ähnlichem, ein 'Pflegefall zu sein ist deutlich höher, als die Wahrscheinlichkeit nach einer solchen OP ein Pflegefall zu sein. Natürlich haben die Ärzte das Deinem Vater erklärt weil sie sich rechtlich vor der OP absichern müssen! Statistisch gesehn sind mehr Menschen nach einem Schlaganfall ein Pflegefall als Tod! Ich weiß ja nicht welche Diagnose Dein Vater genau hat, aber es klingt so, dass er einfach Gefahr läuft, eine Thrombose aus der Halsschlagader ins Gehirn zu schießen. Was dann ein Schlaganfall wäre. Die OP die ich dazu kenne ist eine Stent-OP. Da wird eine kleine Schiene in die Ader gelegt, damit diese nicht zu geht. Die OP wäre nicht harmlos (das ist keine OP), aber auch kein super komplizierter Eingriff. Deshalb rate ich Dir dringend:

-gehe noch mal mit Deinem Vater in die Klinik und frage genau nach. Viele Patienten sind so aufgeregt und haben natürlich Angst, dass diese Gespräche oft wiederholt werden müssen. Bestehe auf ein Gespräch
- oder holt euch eine Zweitmeinung ein. Eine anderer Klinik oder Arzt und es wäre wirlich gut, wenn Du (falls Dein Vater das auch wünscht natürlich) bei dem Gespräch dabei sein könntest. Dann fühlt sich Dein Vater nicht so alleine und Du bist informierter!

Alles Gute wünsche ich Euch!

adelaide

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Danke dir! Leider kenn ich nicht die genaue krankenakte meines vaters... Ich kennen nur einiges: magen- darmtrakt kaputt wegen sauferei, mehrere thromben (beine, leiste, hals), lunge kaputt vom rauchen. Er will auch nicht aufhören mit saufen und rauchen... Er hats öfters versucht, aber es ging schief. Immer wenn ein "schlag" kam (irgendeine neue krankheit) hat er versucht aufzuhören, es aber nie lange geschafft... Ich denke, er hat einfach keine lust mehr zu kämpfen... Ich werd mit meiner mutter nochmal darüber reden... Mal schauen. Ich denke aber, es wird nichts bringen, so wie ich ihn kenne...

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Super, da kann ich mir ja die ausführliche Antwort sparen.

Ich habe mich auch gefragt, in welcher Kristallkugel man DREI JAHRE gesehen hat. Ich habe noch nie nie nie erlebt, dass Prognosen dieser Art auch nur ansatzweise gestimmt haben. Noch nie! Noch nicht mal dann, wenn sonnenklar ist/war, dass der Patient ganz sicher sterben wird.

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Ich kann dich gut verstehen, fühl dich mal gedrückt.

Mein Vater ist schwerer Alkoholiker und ich hasse ihn dafür.

Vor zehn Jahren haben ihm die Ärzte noch fünf Jahre gegebene. Damals dachte ich, dass es dann ja wenigstens ein Ende haben würde.

Aber dem war nicht so....

Ich finde es toll, dass du ihn nicht aufgibst. Ich konnte das nicht:-(!

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Glaub mir, ich habe ihn gehasst. Ich habe ihn mehr als gehasst... dafür, dass er meine Mutter verprügelt hat, dafür dass er andauernd besoffen war, für seine Drohungen mich umzubringen, dafür dass er meine Bruder die Hand fast abgehackt hat... dafür, dass er einfach da war und ich mit ihm die selbe Luft atmen musste. Ich bin dann mit 16 ausgezogen nach einem sehr hartem Kampf mit dem Jugendamt, die das alles nicht so tragisch sahen... die Polizeiakten? Ach was, wenn deine Mutter sich doch verprügeln lässt... dass er dich bedroht? Ach was, noch hat er dich ja nicht umgebracht obwohl er es schon so oft angedroht hat...

naja, irgendwann zog ich aus... und bekam mein erstes Kind und irgendwann ist dann eine Situation eskaliert, wo ich ihn vor die Wahl stellte...entweder der Alk oder sein Enkelkind. Und es ging bis heute zu 95% gut... was er in seiner Freizeit macht, geht mich nichts mehr an auch wenn es mich noch manchmal runterzieht, z.b. als er letztens besoffen anrief und mich fragte, ob meine Mutter bei uns sei, weil die sich wieder gestritten hätten.
Aber ich habe gelernt, davon Abstand zu nehmen. Es sind erwachsene Personen und es ist deren Leben. Mir ist wichtig, dass er nüchtern ist, wenn meine Kinder da sind und das ist er... und er ist ein toller Opa, ein viel besserer als er je als Vater war. Meine Kinder lieben ihn über alles und dafür freue ich mich für ihn und für die Kinder.

Er weiß, dass es sich nicht lohnt, besoffen bei mir anzurufen, da ich direkt wieder auflege. So sehe ich und höre ich ihn fast nur noch nüchtern und nüchtern ist er ein ganz toller Mensch... wenn er nur nüchtern wäre, ich hätte ihn auch geheiratet.

Der Alkohol hat alles kaputt gemacht und wird auch siegen, so wie es aussieht... aber der nüchternen Person kann ich nicht mehr sauer sein. Will ich auch nicht mehr... ich nehme es so hin. Er ist so, er bleibt so und keiner wird es ändern können - selbst er kann es nur im bestimmten Maße ändern :-(

Ihm wurden auch schon öfter nur noch so und so viele Jahre gegeben (ich sag nur Leberwerte)... aber diesmal scheints ernst zu sein, eigentlich müsste er sich einer Not-OP unterziehen, vor einiger Zeit ist er auch schonmal vom Sofa gekippt einfach so... also gehts jetzt wohl aufs Finale zu :-(

Ich kann nur hoffen, dass es schnell geht und er nicht als Pflegefall (Thema Schlaganfall) zurückbleibt. Das will er nicht und das will ich auch meiner Mutter nicht zumuten.

Ich kanns nur noch auf mich zukommen lassen :-(

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Nun ja. Einerseits kann ich ihn verstehen. Abr er kann in den 3 Jahren bei der Vorgeschichte Herzinfarkt, Schlaganfall etc bekommen. Und dann ist er im schlimmsten Fall ein Pflegefall. Will er das?

Rede nochmal mit ihm

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Das hab ich schon getan und er sagte, dann würd mama noch ein wenig geld verdienen ;) er machte einen spaß daraus... Deswegen finde ich die patientenverfügung wichtig, damit er nicht im notfall am leben erhalten wird mit allen konsequenzen. Er legt sein leben in gottes hand sagt er, und was er bekommt, dass nimmt er... Aber er will sich nicht selbst zum "krüppel machen" , was sehr wahrscheinlich ist, wie ihn die ärztin aufgeklärt hat.

Was will ich da noch sagen? :(

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Ich denke da kann man nichts dazu sagen, ich denke das sollte jeder für sich entscheiden, aber 3 Jahre sind lange und ich glaube für mich ich würde mich oft fragen wann ist es soweit.

Ich wünsche euch allen viel Kraft auf dem schweren Weg....

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Entweder war das ein sehr unprofessionelles Gespräch oder Dein Vater hat etwas mißverstanden. Vielleicht hat man ihm gesagt, daß die mittlere Überlebensdauer im Falle einer abgelehnten Behandlung 3 Jahre beträgt, aber wer könnte schon vorhersagen, wie lange jemand TATSÄCHLICH lebt?! Das kann niemand.....

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Danke dir! Ich werd nach dem Urlaub nochmal nachfragen, ich will ihnen nicht den Urlaub verderben.... mal schauen, was da genau war. Vllt gibts ja sogar was schriftliches vom Arzt?

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Mein Opa hat sein halbes leben mit Asbest gearbeitet. Kurz vor der Pensionierung stand fest: auch er hat mit den folgen zu kämpfen, die Lunge ist krank. Dazu wurden ein "Herzkropf", diverse Gewächse an vielen stellen im Körper die als bösartig vermutet wurden und auch stetig wuchsen, Herzschwäche, blutdruckprobleme, Diabetes, Alzheimer, und noch ein paar andere schöne Sachen diagnostiziert. Die Prognose zur Lebenserwartung kannst du dir vorstellen ...

Er hat noch 15 Jahre gelebt, und das halbwegs gut obwohl er sich gegen die Op's entschieden hat. Mit den entsprechenden Medis hat sogar sein verstand einigermaßen mitgemacht, und bis auf die allbekannten stimmungsschwankungen blieb er der uns bekannte Mann bis er dann innerhalb kürzester zeit an einer Hirnblutung gestorben ist.

Ich schließe mich meiner Vorrednerin an. Er muss sich bewusst sein, dass der Verlauf ganz unterschiedlich sein kann und man nie mit Sicherheit sagen kann wie es weitergeht. E kann trotzdem morgen im Rollstuhl sitzen, bettlägerig sein oder in 5 Jahren noch gesund und munter durch die Gegend laufen ...

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Danke! Ja, klar kann es gut gehen! Das ist mir schon bewusst. Aber mit OP würden die Chancen natürlich steigen :-(

Ich lass mich überraschen. Erstmal sollen die ihren Urlaub machen und dann kann man über weiteres nachdenken und reden...

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Hallo,

mein Onkel war starker Raucher und hat auch mehr als normal getrunken. Er lehnte auch die Operation ab die Deinem Vater empfohlen wurde. Was aber kurz danach kam wünsche ich niemanden. Schlagartig erkrankte er an Kreuzfeld Jakob und bekam eine Leberzirrhose. Am Anfang saß er noch im Rollstuhl danach war er ein Pflegefall und meine Tante hat ihn länger gepflegt als die Ärzte ihm gegeben hatten. Als er starb war er gerade im schönsten Alter um mit seinen Enkelkindern Fussball zu spielen. Dein Vater ist alt genug um selber zu wissen was er tut, aber er soll bitte nicht nur eine Patientenverfügung machen. Meine Tante ist an der Pflege fast körperlich und auch seelisch kaputt gegangen und hat nach dem Tod lange Hilfe gebraucht. Mit nicht mal sechzig Jahren Witwe zu werden ist nicht einfach, aber sie hat es geschafft. Dank der liebenswerten neuen Technik fand sie endlich einen Freundeskreis, schaffte sich ein Haustier an und fand auch einen freundschaftlichen Partner. Der Weg bis dahin war aber sehr lang und mühsam für sie.

Viele Grüße

Geli

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Hi, das ist es ja auch was ich gesagt habe zu ihm... Er möchte nicht evtl im rollstuhl landen, wenn er aber einen schlaganfall erleidet wird er im schlimmsten fall noch schlimmer enden und dann darf er die nächsten 20 jahre so vor sich hinvegitieren... Das widerspricht sich. Das letzte wort iat noch nicht gesprochen denke ich, aber nixht um seinetwillen, sondern umznser willen - vor allen dingen um meiner mutter willen... Sein vater vater pflegt seine mutter seit jahrzehnten ( sie hat ms) und davor scheint meinvateruns bewahren zu wollen... Aber er bedenkt nicht die risiken eines schlaganfalls...

Danke dir! Lg