war beim Sterben dabei - wer hat ähnliche Erfahrung gemacht?

Hallo,

am frühen Sonntag morgen ist meine Omi verstorben. Wir wurden bereits Mitte der Woche angerufen dass es ihr nicht gut geht (sie war schwer an Demenz erkrankt und wäre am 29.12. 82 Jahre alt geworden). Wir sind dann zu ihr gefahren und waren die ganzen Tage bei ihr. Ich habe versucht sie zu füttern und ihr zu trinken zu geben und habe mit jedem Bissen und jedem Schluck gehofft dass sie es nochmal schafft. Samstag nachmittag hatte sie dann plötzlich Atemaussetzer. Die herbeigerufene Ärztin sagte uns, dass das ein Zeichen für den bevorstehende Tod ist und wir nur noch über Stunden reden. Also blieben meine Mum und ich die ganze Nacht bei ihr. Es war so schrecklich, bei jedem Atemzug die Angst, es könnte der letzte sein. Nachdem sie am Abend nach einer Beruhigungsspritze sehr ruhig und entspannt war und auch wieder gleichmäßig geatmet hat fing sie gegen 4 Uhr morgens an, beim Ausatmen leise zu stöhnen. Ca. 1 Stunde später kamen die Atemaussetzer wieder, nach jedem Atemzug wurde die Pause bis zum nächsten Einatmen länger. Irgendwann hat sie dann einfach nicht mehr eingeatmet. Ich hatte die ganze Zeit ihr Gesicht in meinen Händen gehalten und bin auch froh dass ich meine geliebte Omi auf ihrem letzten Weg begleiten konnte. Allerdings lassen mich diese Erfahrungen nicht mehr los und ich frage mich, ob und wie ich das Erlebte verkraften kann. Wer hat Ähnliches erlebt? Wie seid ihr damit umgegangen? Mir lässt der Gedanke an das Erlebte immer wieder einen Schauer über den Körper laufen, es fühlt sich ein bißchen an als hätte man "Gott auf die Finger geschaut". Könnt ihr das verstehen? Ich vermisse meine Omi so sehr.

Sorry für das lange Geschreibe, aber es musste einfach mal raus.

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Hallo Janni.
Erstmal mein ganz herzliches Beileid!
Das ist eine schwere Zeit und du wirst sicher eine ganze Zeit daran "knabbern"!
Was eigentlich immer hilft, ist so viel wie möglich drüber reden, egal mit wem.
Ich habe schon die versch. Todesfälle miterleben müssen, sei es in der Familie oder auf Arbeit (bin Krankenschwester).
Mach was dir gut tut. Bei Todesfällen auf Arbeit muss ich mit so vielen Kollegen wie möglich drüber reden um es gut zu verarbeiten, klappt auch immer gut. In der Familie brauch ich dann mehr Ruhe und rede nur mit Freund oder Mutti.
Ich finde es schön das du direkt dabei warst, man sagt, das allein hilft schon bei der Verarbeitung, vorallem wenn es so friedlich und (scheinbar) schmerzfrei zugeht! Das wünscht man doch jedem. Denk an die schönen Zeiten (mit deiner Omi). Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe das ich etwas helfen konnte und du verstehst wie ich das meine! LG Insa

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Fühl Dich erstmal gedrückt von mir.

Du fragst, wie du es verkraften kannst...


... sei einfach glücklich darüber, dass Deine Oma ihre Liebsten um sich hatte, als sie gegangen ist.

Ich habe ähnliches erlebt. Ich bin mit meiner Oma in einem Haus groß geworden, wir hatten eine sehr enge Bindung. Vor knapp zwei Jahren verstarb sie im Alter von 86 Jahren. Als klar war, dass sie sterben wird, hat meine Mutter sie nach Hause geholt, und gepflegt. Dies ging noch über viele Wochen. Wir alle, wie auch meine Oma, wussten, dass es bald zu Ende geht. Sie starb im Februar, und im September davor fing diese "Sterbensphase" schon an!


Ich wohnte damals 500km weit weg, und hatte sie noch kurz vor ihrem Tod besucht. Das war eine solch emotionale Erfahrung, aber auch irgendwie eine "schöne"... sie hat sich von mir Verabschiedet. Bat mich gut auf ihre Urenkel (meine Kinder) aufzupassen, und sagte wie stolz sie auf mich sei... Ich verabschiedete mich auch von ihr, sagte wie sehr ich sie liebe und wie dankbar ich für alles sei was sie für mich getan hatte...

Es war uns allen klar, dass sie gehen musste, auch ihr war es klar. Ich bin so dankbar darüber, dass sie so friedlich und geborgen gehen konnte. Sie war in ihrem zu Hause und ihre Liebsten haben sich um sie gekümmert.

Da ich weiss, dass jeder, auch ich, mal sterben muss, wünsche ich mir auch solch einen Tod.

Viele Menschen werden unvorhersebar aus dem Leben gerissen, oder wegen einer Krankheit die mit großen Qualen verbunden ist. Aber meine Oma hatte das "Glück" einfach nur zu gehen, weil es Zeit geworden war, weil ihr Körper einfach nicht mehr konnte, weil er "alt" war...

Meine Oma hat meine Erstgeborene sehr geliebt. Da wir so weit wegwohnten konnten sie sich nicht so oft sehen. Meine Oma hatte immer einen pinken kleinen Stoffbären auf der Fensterbank stehen. Einmal fragte meine Tochter: schenkst du mir den Bären wenn Du Tod bist...? (das war lange vor ihrem Tod)

Diesen Bären hielt meine Oma in der Hand als sie starb. Und ein paar Stunden vor ihrem Tod guckte sie immer auf ihre Schlafzimmertür und sagte: wo bleibt Lea...?

Du hast was ganz wundervolles getan, Du hast Deine Oma begleitet. In ihren letzten Stunden hast Du sie gehalten...

vlg
Katrin

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Vorweg. Ich verstehe dass dies Dich belastet.

Objektiv gesehen sehe ich aber nichts schlimmes oder traumatisches.

Deine Oma war schwer demenzkrank. Sie ist friedlich gestorben. Du warst dabei und musst Dir nicht vorwerfen sie allein gelassen zu haben.

Für Dich hätte es nur die Alternative gegeben nicht dabei zu sein. Dies wäre aber keine gute Wahl gewesen und ich glaube nicht, dass Du dich dann besser fühlen würdest (im Gegenteil).

Sie also das Positive an dem Ganzen. Unterm Strich ist für Deine Oma alles optimal gelaufen (bitte nicht falsch verstehen). Wer wünscht sich nicht genauso aus dem Leben zu treten?

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Hallo,

ich kann mich der "Parzifal" nur anschliessen.
Als Krankenschwester habe ich schon einige Patienten beim sterben begleitet.. als Angehörige allerdings keinen.. nur "weiß" ich ja was auf mich zukommt.

Aber erstmal tut es mir leid, das deine Oma gestorben ist.

Sie ist friedlich gestorben, im Beisein von dir und deiner Mutter.. sie hatte alles was sie wollte.. und brauchte.

Schreib deiner Oma einen Brief.. schreib alles auf..deine Gedanken, deine Gefühle, deine Erinnerung.. versuch deine Oma in diesem Brief "gehen zu lassen"..
..danach wird es dir bestimmt besser gehn.

Deiner Omi geht es gut!

LG Diana


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beim lesen deines Textes laufen mir dei Tränen...

letztes Jahr ist meine Oma gestorben...Im April die Diagnose Brustkrebs und im Juli ist sie zu denn Engeln gegangen...

sie lag zwei Tage im sterben..Wir waren rund um die Uhr,48 STD,bei ihr..Bis sie eingeschlafen ist...

Es war der Horror für mich..Wir haben seit dem ich 1 Jahr alt war alle zusammen gewohnt da ich keinen Vater habe...Ich hatte ein sehr enges Verhälltnis zu meiner Oma,sie war nicht die typische Oma für mich sonder 10000000000000 mal mehr...

Ich war zu dem Zeitpunkt,wo sie gestorben ist,auch noch schwanger...War ne zeimlich schwere Zeit für mich...Musst nach ihrem Tod auch ins Krankehaus da ich Blutungen bekam und Wehen...War sehr hart:-( Beinah hätte ich auch mein Kind verloren...Gott sei dank nicht,hat Omi verhindert und nun wird Laila 1 Jahr alt:-)))Und das tollste...Laila ist am 23.12.2009 geboren,meine Oma meinte am Sterbebett zu mir ,,sei nicht traurig,ich schick dir ein Christkind´´und Laila hat serh viel von ihrer Ur-Oma...

Heute geht es mir gut.Ich bin froh das ich bei Ihr war und sie nicht alleine war.Sie ist immer in meinem Herzen und lebt dort auch weiter.Ich rede täglich mit ihr im Gedanken und träume jede Nahct von ihr...Ich bin zwar immer noch traurig und vermisse sie unendlich aber es wird besser..Mittlerweile kann ich mir auch wieder Fotos anschauen und über sie reden...Konnte ich ne Zeitlang gar nicht...

Fühl dich #liebdrueck und eine #kerze für deine Omi und eine für meine#kerze...

Lg Julia mit Maya und Laila

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Hallo,

ich weiß sehr gut wie Du Dich fühlst.

am 15.06. diesen Jahres ist mein überalles geliebter Papa nach kurzer aber schwerer Krankheit gestorben.

Ich wollte unbedingt bei ihm sein um für ihn da zu sein wenn es passiert.

Also waren wir bei ihm, meine Mom, mein Bruder und ich, wir saßen Stunden lang an seinem Bett und haben ihm beim Sterben zugesehen.
Mein Papa hatte auch diese Atemaussetzer, aber im Gegensatz zu Dir habe ich bei jeder Atempause gebetet, dass er nicht noch einmal Luft holt, er hätte es eh nicht geschafft, er war zu krank und ich wollte nicht, dass er noch mehr leiden muss.
Mein Papa wollte aber nicht gehen, er hat sich so sehr an sein Leben geklammert, er wollte nicht aufgeben, er war erst 61 Jahre alt. Seine Nieren hatten schon aufgehört zu arbeiten und die Hände und Füße sind schon ganz blau und kalt geworden weil die Durchblutung nicht mehr funktioniert hat.
Dann ist mein Papa nochmal hochgeschreckt und hat um Hilfe gerufen, war völlig orientierungslos, konnte nicht mehr richtig sprechen, er rief immer "trinken" "trinken" aber wenn man ihm die Schnabeltasse an die Lippen gehalten hat, hat er sie nur zur Seite gestoßen und ist wieder zurück aufs Bett gesunken.
Das war der Moment wo ich einfach nicht mehr konnte. Ich bin in Tränen ausgebrochen und davon gelaufen.
Ich hab mir eingeredet ich bräuchte nur ein paar Stunden Schlaf und käme dann wieder (es war schon halb 4 Uhr Morgens), die Schwester hatte nach dem Vorfall gesagt er hängt so sehr an seinem Leben, dass es auch noch mehrere Stunden dauern kann bis er los lässt.
Also bin ich mit meinem Bruder nach hause gefahren.
Eine Stunde später hat meine Mama angerufen um mir zu sagen dass er es nun geschafft und seine Reise angetreten hat.

Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht, hatte schreckliche Schuldgefühle weil ich nicht so stark sein konnte wie ich gerne gewollt hätte.

Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass mein Papa diesen intimsten aller Momente mit meiner Mama allein verbringen wolle und darauf gewartet hat bis seine Kinder gegangen sind.

Mit der Zeit wird es leichter und irgendwann kommt der Tag an dem Du Dich wieder an das Lächeln Deiner Oma erinnern wirst und nicht mehr an das schreckliche Bild im Kampf mit dem Tod.

Alles Liebe
K.

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erst mal eine #kerze für deine Oma....

Also ich denke das es alles vorbestimmt ist....
Ich habe im Januar 2009 meinen Papa verloren und habe da heute noch ab und zu dran zu knabbern.

Mein Papa hat damals angerufen und gesagt ihm geht es nicht gut, ich sollte mal kommen und nachdem er mir die Symptome genannt hat, wusste ich das es nichts gutes ist.
Mein Mann hat dann den Rettungswagen alamiert und ich bin schnell zu ihm. Er wollte partout nicht ins Krhs, aber ohne dem ging es nicht da er Verdacht auf einen Herzinfarkt hatte.
Dann lag er noch lange auf Intensiv bis er hier in die Nähe zurückverlegt wurde.
Meine Tochter war damals fast 6 und hat ihren Opa geliebt. Da er häufiger im Krankenhaus war, empfand sie es als normal.

Papa sollte nochmal einen Herzkatheter bekommen, aber es kam nicht mehr dazu.
Wie immer sind wir zu ihm, den Freitag wollte er ganz genau wissen wann wir Samstag da sind... sonst war es ihm egal...
Kyra saß im Zimmer und ich wollte ihm noch den Bart waschen, da richtet er sich plötzlich auf und sprach in lauter und klarer Stimme -was vorher nicht möglich war- Meine Maus Opa hat dich ganz doll lieb!
Und dann rang er nach Luft und hat gekrampft....
Meine Tochter ist rausgerannt und hat gesagt das ihr das zu unheimlich sei...
Auf dem Flur haben wir dann gewartet und nach einiger Zeit kam die Ärztin auf uns zu, ich wusste was los war.
Nur er war erst 59Jahre alt.... ich hätte ihn gerne noch ein paar Jahre bei uns gehabt...
Ich weiss also was du erlebt hast, aber deine Oma und auch mein Papa die waren beide nicht allein....
Sie wolltendas wir dabei sind und wussten das wir stark genug sind und irgendwann ein Bild vor Augen haben wo sie lächeln!

Ist nun doch etwas länger geworden...

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Hallo!
Ich finde, du hast das gut gemacht.
Ich habe noch keinen Angehörigen begleitet, aber ich war schon sehr oft dabei, wenn jemand starb. Als ich noch auf den Akutstationen gearbeitet habe, fand ich dieses Sterben im "Vorbeiflug" oft unerträglich. Nicht der Tod ist was Schlimmes, sondern die Art wie wir damit umgehen. Ich fand schlimm, wenn jemand nicht sterben durfte, auch wenn er nicht mehr leben konnte.
Später war ich auf einer Palliativstation und habe Sterben nie als etwas Entsetzliches empfunden.Es gehört einfach dazu.
Deine Oma war alt und krank und hatte am Ende die Ruhe und die Begleitung, die nötig sind. Das wirst du verarbeiten. Hier hast du soch schon damit angefangen.
Die Sache mit den Atemausetzern ist normal. Das ist schwer zu verstehen, wenn man es das erste Mal erlebt, aber das Problem mit dem Aushalten hattest du, nicht deine Oma. Das meine ich jetzt nciht herablassend, sondern als Trost.
Als ich noch gearbeitet habe, war ich nach so einem Ereignis eigentlich immer sehr zufrieden und froh. Wenn jemand so leise und unaufgeregt gehen konnte, haben wir etwas richtig gemacht. Wenn Angehörige immer wieder zu Besuch kamen, dann haben wir etwas Tolles ermöglicht. Wenn man jemanden so begleitet hat wie ihr das getan habt, wird man bald gut damit leben können und sich gern erinnern und sich das für sich selber auch wünschen.
Viele Grüße
Susanne

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Ich möchte Dir auch mein Beileid ausdrücken.

Ich war selbst dabei, als mein Opa gestorben ist, er war auch demezkrank, 86 Jahre alt und wir hatten ihn daheim gepflegt (meine Oma, meine Mama mit unterstützung vom Pflegedienst). Das war im November 2007.

Ich fand das Warten auf die STunde wo es passiert viel schlimmer, als das eigentliche Ereignis. Mir ging es den ganzen Tag, an dem relativ klar war, dass er ihn nicht überleben würde, total schlecht, hätte nur heulen können. Als es dann passiert ist, war es, wenn ich es jetzt rückblickend betrachte, sogar ein sehr "schönes" Erlebnis. Es war unendlich friedlich, ich war da, meine Mum, meine Oma und mein Onkel. Mein Opa konnte im Kreis seiner Familie sterben, musste es nicht alleine im Altenheim oder Krankenhaus tun. Und ja, diese Atemaussetzer sind echt beängstigend, das fand ich damals auch. Und ich war alleine bei ihm, als der erste Aussetzer passiert ist.

Wir hatten unseren Opa noch drei Tage im Haus nachdem er gestorben war, haben so eine Art Totenwache gehalten, auch das war für mich ein extrem einprägendes Erlebnis, diese unendliche Ruhe, dieser Frieden, von dem mein Opa umgeben war, als er tot war. Und dieses seltsame Gefühl, dass seine Seele mit jeder Stunde ein wenig weiter weg ging, bis sie nach drei Tagen das Zimmer verlassen hatte. So kam es mir vor. Und ich verstehe jetzt sehr gut, warum man drei Tage Totenwache gehalten hat.

Ich denke, dass Du mit der Zeit über dieses Erlebnis gut hinweg kommen wirst, schon alleine aus dem Grund, dass Du ja alles richtig gemacht hast, Du warst da, hat Deine Oma nicht alleine gelassen etc.... Ich habe dieses ganze erlebnis inzwischen als etwas sehr friedliches in ERinnerung.

Ganz liebe Grüße,

Yvonne

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Du bist nicht alleine, das sei gesagt, ja es ist super schlimm, sowas mit ansehen zu müssen, aber für den der geht, ist es schön, wenn es nicht qualvoll ist.

Bei meiner Oma war es so, dass wir sie zuhause gepflegt haben, sie hatte Krebs und das Ende war abzusehen. Man sagte uns, dass es nicht mehr allzu lange dauert. Wir haben eine grosse Wohnstube, wo auch ihr Bett stand, sie hatte also richtig Teil genommen am Leben sozusagen.
Es geschah ganz plötzlich, am späten Abend beim Fernseh gucken. Der Moment war richtig schlimm:(.. Sie bekam schlecht Luft, richtete sich nochmals auf, Tränen liefen, sie wollte was sagen, es ging aber nicht mehr, sie bekam keine Worte aus ihrem Mund. Dann wars vorbei. Die Tränen empfand ich als sehr schlimm..sie wollte nicht gehen, irgendwas war nicht in Ordnung, sie hat alles noch so mitbekommen, auch wenn sie wohl keine Schmerzen hatte, aber sie hat sich gewehrt, die Seele wollte weiterleben, aber der Körper war zu schwach.

Erinnere dich an die schönen Zeiten. Leider bleibt niemand verschont und wir alle müssen irgendwann gehen, deswegen an das gute denken was war:)