Sterbehilfe?

Meine Frage soll nicht an diejenigen unter Euch gerichtet sein, die einen lieben Menschen durch Unfall oder plötzlichen Tod verloren haben. Aber diejenigen von Euch, die schon einen Menschen begleitet haben durch langes Leiden werden meine Frage vielleicht nicht abwegig finden. Das Thema geht mir wieder im Kopf herum weil ich letzten Sonntag den "Tatort" gesehen habe und meine Cousine vor einigen Wochen mit nur 40 jahren ihrem Krebsleiden erlag.

Sie hat auch keine Luft mehr bekommen und wollte auch nicht an Maschinen gehängt werden. Faktisch heisst das, wir mussten warten bis sie erstickt. Sie hat am Tag vor ihrem Tod gefragt, ob wir nicht eine Sterbehilfeorganisation finden können (wir wohnen in der Schweiz) damit sie nicht unter solchen Qualen sterben muss.

Ich war bereit dazu aber wir hatten die Zeit nicht mehr.

Wie denkt Ihr darüber? Sollte es nicht dem Leidenden überlassen bleiben dem Ganzen ein Ende zu setzen? Und wenn derjenige es mangels Kraft nicht mehr selbst umsetzen kann, sollte es nicht erlaubt sein dabei zu helfen?

Ich frage mich halt immer wie sehr sie wohl gelitten hat ohne dass es die Umwelt mitbekommen hat da sie unter starkem Morphium stand?

Wie seht Ihr das?
#stern

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Hallo,

ganz schwere Frage. Ich denke, niemand, den es direkt betrifft, kann da eine "ehrliche" Antwort geben. Vom Grundsatz her stehe ich dem Thema ablehnend gegenüber. Ich habe den Tatort auch gesehen und mich gefragt, wie man als Mutter den Tod seines Kindes "herbeiführen" möchte.........Allerdings sind meine Kinder Gott sei Dank gesund.
Der Tatort hat mich auch zum Nachdenken angeregt. Als "Sterbender" würde ich allerdings auch selbst bestimmen wollen, wenn die Qual zu groß würde.

Wie gesagt, schweres Thema - und meiner Meinung nach nur mit direkt Betroffenen effektiv zu diskutieren.

Herzliches Beileid zum Verlust Deiner Cousiene,

Yvonne

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Guten Morgen,

wenn du siehst wie dein Kind immer "weniger wird", es nur deshalb ruhig ist, weil es starke Medikamente bekommt, es absolut keine Hoffnung gibt, du merkst, wie seine Hände und Füße ganz ganz langsam schon kalt werden .....

dann hat man auch die Kraft die Ärzte anzubetteln endlich sein Kind erlösen zu können.

So war es zumindestens bei uns.

Ein Satz ging mir damals immer im Kopf herum: Jedes Tier
darf in Deutschland menschlicher sterben als ein Mensch!

Nachdenkliche Grüße,

Sandra

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"Ein Satz ging mir damals immer im Kopf herum: Jedes Tier
darf in Deutschland menschlicher sterben als ein Mensch!"

Da hast Du leider Recht. Als mein Cousin so qualvoll starb, haben wir das gleiche gesagt.

Im Übrigen möchte ich Dir noch sagen, wie leid mir Deine Geschichte tut. Ich mag mir das gar nicht vorstellen, wie schrecklich es sein muss, sein Kind gehen lassen zu müssen. Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute!

Liebe Grüße

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Ich bin für die Sterbehilfe.Meine Schwiegermutter ist letztes jahr an Krebs gestorben.Damit sie die Schmerzen aushalten konnte bekam sie Starke Schmerzmittel.Sie vegetierte nur noch vor sich her .Wenn man tagtäglich sieht wie ein Mensch zerfällt ist das schon sehr schlimm.Wenn es möglich wäre würde ich es schriftlich verfügen das mir Sterbehilfe zukommt.

Sanne

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ich hab den Tatort nicht gesehen.

aber wir haben vor 4 Jahren unseren Vater begleitet,er hatte auch Krebs und ich hab mich oft gefragt,warum muß er so leiden?????

Noch nicht mal ein Tier muß so leiden,es wird erlöst.

Aber wie schon oben beschrieben,es ist ein sehr heikles Thema,ich hätte nicht die Verantwortung dafür übernehmen wollen.

Bei meiner Oma war das anders,sie erlitt einen Schlaganfall bei mir zu Hause und noch mehrere hintereinander im KH,die Ärztin fragte mich,ob sie lebensverlängere Maßnahmen durchführen sollten,ich habe das verneint,weil ich mir sicher bin das meine Oma das nicht wollte.

LG

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Jeder Mensch soll selbst entscheiden dürfen, wenn er selbst aus dem Leben treten möchte. Unterstützung sollte durch ein Schriftstück dingfest gemacht werden können, sodass dem Helfeshelfer juristisch keinerlei Probleme entstehen können.

Es gibt derzeit in Deutschland einen ehemaligen Politiker, welcher aus Hamburg stammt, der Sterbehilfe gibt. Er hat auf seiner HP auch Interviews und Briefe von denen, die er wunschgemäß begleitete.

Ich stehe nun genau vor dem, welches du anscheinend erleben musstest. Kriegt man die Bilder jemals aus dem Kopf?

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Hallo!

Auch ich kenne den Tatort nicht, aber bei mir ist es auch mehr oder weniger aktueller Anlass, da mein lieber Vater vor nicht allzu langer Zeit seinem Krebsleiden erlag.

Ich habe mir in den letzten Jahren oft Gedanken um dieses Thema gemacht, in den Wochen vor seinem Tod verstärkt.

Es ging seit Anfang des Jahres rapide bergab. Immer häufiger musste er ins Klinikum, und da er immer und auch zum Schluss sehr rüstig war und wirklich alles (außer den Wocheneinkauf) alleine erledigt hat (Haushalt ect.) konnte ich mir ihn hilflos und an irgendwelche Maschinen gehängt beim besten Willen nicht vorstellen.

Dennoch musste ich, mussten wir alle wochenlang seinem Leiden zusehen. Weil wir nichts tun konnten.

Er hat es uns dann abgenommen. Er wollte alles oder nichts. Leben ohne Hilfe oder sterben. Er ist dann gegangen. Keiner von uns weiß, woran er eigentlich genau starb. Er hat einfach aufgehört zu atmen.

Doch ich denke auch, es ist ein schwieriges Thema. Wenn jemand wirklich NUR noch leidet, muss man ihm meiner Meinung nach das Recht zugestehen sich quasi selbst zu "erlösen". Es ist eine Schande, dass kranke Menschen sich so quälen müssen. Es ist für alle Beteiligten eine furchtbare Qual, solches Leid ertragen bzw. einen geliebten Menschen leiden zu sehen und ihm nicht helfen zu können bzw. dürfen. Dies ist mein Standpunkt.

So far.

michi

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In diesem Fall gab es keine "schlimmen" Bilder. Rippenfellkrebs sieht man von aussen nicht. Im Gegenteil: meine Cousine war so schön als sie starb - so hatte ich mir Schneewittchen immer vorgestellt. Sterben gehört zum Leben dazu und wenn Du offen bist, dann wirst Du spüren wie das Leiden genommen wird und der Mensch wieder frei ist.

Ich wünsche Dir Kraft

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Ja, ich bin dafür!

Ich konnte nur daneben stehen als mein Sohn starb und ich konnte ihm nicht helfen. In so einer Situation überlegst du dir, ob du nicht einfach ein Kissen nimmst .............

Niemand sollte so leiden, bzw. wenn es soweit ist, sollte es jedem freigestellt sein, sein Leben zu beenden oder sich auch dabei helfen zu lassen.

Traurige Grüße,

sandra

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Hallo,

ich glaub das Wesentliche sind bei dem Thema Patientenverfügungen.
Aber an sowas denkt keiner der fit und gesund ist... meistens kommt das Thema erst auf, wenns "zu spät" ist.

Lg, Cora

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Wenn es keine Hoffnung mehr gibt und der Betroffene noch selbst entscheiden kann, finde ich Sterbehilfe absolut in Ordnung.
Mein Cousin ist im Februar an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Ich war vormittags noch im Krankenhaus und Abends ist er dann gestorben. Mir sind Gedanken durch den Kopf gegangen, die hätte ich selbst von mir nicht erwartet. Er hatte keine Kraft mehr, konnte sich überhaupt nicht mehr bewegen und röchelte nur noch vor sich hin. Am Liebsten hätte ich sein Kissen genommen und hätte diesem Leid so schnell wie möglich ein Ende gemacht. Ich bin vor mir selbst irgendwie erschrocken, aber es ist einfach unvorstellbar, wie sehr er noch leiden musste. Natürlich hab ich meinen Gedanken nicht wahr gemacht und ich muss sagen, ich war froh, dass er abends dann endlich gehen durfte. Und in so einem Fall würde ich Sterbehilfe absout bejaen, denn niemand möchte wohl so zu Grunde gehen.

Liebe Grüße

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Ich halte das für ein schwieriges Thema, mit zahlreichen Facetten, die es zu beachten gilt. Ohne erschöpfend sein zu wollen, nur ein paar Denkanstöße:

Wir bestimmen nicht, wann wir geboren werden. Dürfen wir bestimmen, wann wir sterben?

Kann man die Entscheidung, sterben zu wollen, wirklich treffen, wenn man nicht weiß, was nach dem Tod kommt? Und ist ein schwerkranker Mensch je so klar im Denken, dass er eine endgültige Entscheidung treffen kann? Welche Rolle spielt Affekt, spielen Schmerzen, die sich auf die Entscheidungsfähigkeit auswirken?

Und: Wenn wir beginnen, Menschen über den Zeitpunkt ihres Todes entscheiden zu lassen, wie geht's dann weiter? Gehört es irgendwann "zum guten Ton", sich zu töten, wenn man anderen/der Gesellschaft nur noch zur Last fällt? Wo ist die Grenze? Wie krank muss jemand sein, damit er gehen darf?

Sind wir nicht alle von Geburt an sterbenskrank, zum Sterben verdammt? Spielt es da eine Rolle, ob uns noch Tage, Wochen, Monate, Jahre, Jahrzehnte bleiben? Wie viel Leid ist "normales Lebensrisiko" und wie viel Leid ist unerträglich?

Ich kenn die Antworten nicht, meine aber, sie kennen zu müssen, bevor ich mich für Sterbehilfe ausspreche.

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Nichts gegen Deine Bedenken, aber wenn ich weiß, dass mir niemand mehr helfen kann und ich definitiv in ein paar Tagen/Wochen sterben werde, durch eine Krankheit, will ich nicht dahin siechen. Ich möchte die Freiheit haben, zu sagen, dass ich nicht wochenlang leiden will. Und niemand weiß schließlich was nach dem Tod kommt und wenn es keine Hoffnung mehr gibt, warum lange leiden?
Und da ich gesehen habe, wie mein Cousin wirklich elendiglich starb, kann ich guten Gewissens sagen, dass ich für Sterbehilfe bin.
Er war nur noch Haut und Knochen, die Organe versagten, die Haut war orange. Er sah nicht mehr wie er aus, sah mit seinen 41 Jahren aus, als wäre er 130 Jahre alt. Er röchelte nur noch vor sich hin, jammerte und hatte trotz Schmerzmittel Schmerzen. Da ist man froh, wenn der Tod kommt, um endlich dem Leid ein Ende zu machen. Da stellen sich solche Fragen einfach nicht mehr. Und vor allem sind es wirklich Fragen, die uns niemand beantworten kann. Man kann sich nur seine eigenen Vorstellungen machen und ich habe keine Angst vor dem Tod. Warum auch?

Liebe Grüße

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Also, erstmal müssen wir klar stellen: Natürlich haben wir (unbewußt und meistens) Einfluss darauf wann wir zu Welt kommen. Schließlich sagen wir wann die Wehen losgehen. Richtig ist, wir haben keinen Einfluss darauf ob wir gezeugt werden.

Ich kann Dir sagen, dass wenn jemand unheilbar krank ist und weiß das er in absehbarer Zeit stirbt, der macht sich sehr wohl Gedanken dazu was nach dem Tod kommt. Meistens haben sie eine bestimmte Vorstellung davon und können ruhigen Gewissens sterbens. Nur weil wir Angehörigen vielleicht noch nicht wissen was nach dem Tod kommt, muss der Sterbende keine Angst davor haben.

Ich habe es bei meiner Oma gesehen, die wußte seit Nikolaus, dass sie unheilbar krank ist und hat sich gegen eine Chemo ausgesprochen und sie wollte auch auf keinen Fall leiden. Dabei war klar, dass ihre Leber versagen wird. Sie hatte auch Schmerzen, doch dank der Forschung braucht die keiner zu ertragen. Es gibt nämlich Morphium. Dank Pflaster benebelt man auch nicht mehr. Es ist also möglich das ein schwerkranker Mensch Entscheidungen treffen kann.

Und glaube mir auch, jemand der sich für die Sterbehilfe entscheidet, weiß ganz genau was er tut. Wie das Kleine Mädchen im Tatort. Die wollte und konnte nicht mehr. Was willst Du jemanden sagen, der Dich anfleht ihm zu helfen? Ihm von seinem Leid zu lösen? Das ist hier nämlich die eigentliche Frage. Das Schlimme ist nämlich, dass wir ja gar nicht aktiv töten müssen. Wie wäre es mit der Möglichkeit zu sagen: Hier stelle ich Dir Tabletten hin und wenn Du nicht mehr willst, dann nehme Sie und gehe... Aber selbst das dürfen wir nicht mal, sondern machen uns damit strafbar.

Das ist eine wirklich schwere Frage und es gibt sicherlich keine pauschale Antwort darauf, aber ich finde das der Gesetzgeber auch nicht über Leben und Tot entscheiden darf. Der entscheidet doch auch nicht wieviel Kinder und wer Kinder in die Welt setzen darf...

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Hallo,
ein ganz schwieriges Thema....
Ich bin vor allem mal dafür, das sich vermehrt in der Sterbebegleitung eingesetzt wird, also Hospize, Fachpersonal, Palliativmedizin.

Viele Leute, vor allem Alte, haben Angst vor dem Sterben weil sie u.U. alleine sind, im KH sein müssen. Würde man dort endlich mal aufwachen und investieren, dann könnte ich mir vorstellen, viele würden nicht nach Sterbehilfe rufen, sondern nach Begleitung.

Bei z.B. krebserkrankten oder anderen Krankheiten....eigentlich sehe ich es auch so das man selbst entscheiden müsste ob man stirbt oder nicht.
Aber das ganze hängt von sovielen Faktoren ab....
Ein generelles Verbot finde ich nicht in Ordnung.

G.
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