Eingewöhnung Mama oder Papa

Liebe Frau Dr. Retz,

Unsere Tochter ist im Juni 2019 geboren. Die Eingewöhnung in eine Elterninitiative mit 17 Kindern und 3 Erzieherinnen soll im September starten. Unsere Tochter war als Säugling ein "Schreibaby" und war sehr lange eher mamaaffin. Seit sie ca. 18 Monate als ist und nicht mehr gestillt wird, darf der Papa jetzt deutlich mehr und die Bildung der beiden ist einfach wunderschön. Nie war denkbar, dass der Papa auch das Einschlafen übernehmen kann oder alleine Ausflüge macht. Jetzt klappt alles von alleine ganz wunderbar!! In Ihrem wunderbaren Buch "wild child" haben wir gelesen, dass eig die erste Bindungsperson die Eingewöhnung machen soll. Mir selbst fallen Abschiede nicht ganz einfach, weshalb wir überlegt haben, ob der Papa die Eingewöhnung machen könnte, weil dieser "sicherer" sein könnte. Im Alltag fällt uns der Abschied voneinander nicht mehr schwer, wir winken uns manchmal gibt es noch eine Umarmung und das kleine Trennungsritual hilft sehr. Ich lese hier immer wieder von dramatischen Szenen in denen Mutter oder Kind die Trennung in der Kita so schwer fällt (bedingt sich ja gegenseitig). Kann der Papa ein sicherer Hafen sein?

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Hallo,

es klingt so, dass sie als Eltern inzwischen eine sehr gleichberechtige Elternschaft leben, was sehr positiv ist.

Wichtig ist, dass eine Bindungsperson die Eingewöhnung übernimmt und natürlich ist ihr Mann eine sehr wichtige Bindungsperson. Gerade die Tatsache, dass ihr Mann inzwischen die Einschlafbegleitung übernehmen kann, spricht ja eindeutig dafür.

Im Buch steht aber auch, dass eine Person die Eingewöhnung übernehmen sollte, die den Prozess der Eingewönung sehr sicher und sehr gut begleiten kann. Ob das eine Person gut kann, hat nichts mit deren Geschlecht zu tun, sondern vielmehr damit, ob sie feinfühlig-empathtisch ist und inwieweit sie auch gut mit dem Thema Trennung & Verabschiedung zurechtkommt.

Dramatische Szenen entwickeln sich dann, wenn ein Kind emotional noch nicht reif genug für eine außerfamiliäre Betreuung ist, wenn die eingewöhnende Fachkraft unfeinfühlig ist oder wenn Eltern belastet aufgrund ihrer eigenen Bindungsgeschichte sind und sich schwer vom Kind lösen/trennen können. Natürlich können auch alle drei Faktoren zusammentreffen, was natürlich ungünstig ist.

Natürlich kann ein Papa ein sicherer Hafen sein und es ist sehr positiv, wenn sich Väter von Anfang an engagiert einbringen und Verantwortung bei einer Kita-Eingewöhnung übernehmen.

Herzliche Grüße,

Eliane Retz