Berufsauszeit wegen Kinderwunsch?

Hallo Zusammen,

ich stehe vor einem Problem, zu dem ich euch um Rat bitten möchte.

Mein Mann und ich (beide Ende Dreißig) haben seit nun fast fünf Jahren unerfüllten Kinderwunsch. Während dieser Zeit hatte ich insgesamt fünf Aborte nach Spontanschwangerschaft, Ursache unklar (was in Frage kommt, wurde entweder ausgeschlossen oder bereits behandelt). Durch Icsi haben wir 3 genetisch gesunde Embryonen bekommen.
Der erste wurde mir vor einigen Monaten eingesetzt, aber kurz darauf starb leider meine geliebte Mama, trotz langer Krankheit recht überraschend. Es war ein schlimmer Schlag, und unser Embryo hat sich nicht eingenistet.

In den vergangenen Jahren habe ich meine Eltern als ihre einzige enge Bezugsperson begleitet und unterstützt (sie mich auch, so gut sie es neben ihren eigenen Problemen konnten). Nun versuche ich, bestmöglich für meinen Vater da zu sein, gleichzeitig trauere ich natürlich selbst um meine Mutter, die mir sehr nahestand.

Zusätzlich habe ich beruflich seit kurzem deutlich mehr Stress als zuvor. So richtig warm werden konnte ich mit meinem Job auch vorher nie, ich fühle mich oft, als steckte ich in einer fremden, von außen aufgestülpten Rolle fest, auch wenn mir einzelne Aspekte meiner Arbeit Spaß machen und die Bezahlung gut ist. Ich habe deshalb immer wieder überlegt, mich umzuorientieren. Leider bin ich etwas ängstlich und neige dazu, bei weitreichenden Entscheidungen lieber auf Nummer sicher zu gehen als Risiken einzugehen.
Soweit zu meiner Vorgeschichte.

Nun gehe ich langsam auf die Vierzig zu, und der Kinderwunsch ist nach wie vor groß sowohl bei meinem Mann als auch bei mir. Wir vermuten, dass der ganze Stress der vergangenen Monate/ Jahre (Krankheit meiner Mutter, Job, Corona etc.) vielleicht zu meinen Aborten beigetragen haben könnte, und überlegen, dass ich erstmal eine Berufspause einlegen und mich auf den Kinderwunsch konzentrieren könnte, wir haben ja noch zwei Eisbärchen.

Wenn es klappt, wäre das super! Wenn nicht, beruhigt es uns vielleicht, dass wir diese Angelegenheit wenigstens einmal ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt haben. Jünger als jetzt werde ich ja auch nicht mehr.
Hinterher würde ich versuchen, wieder ins Berufsleben einzusteigen - soweit der Plan. Momentan können wir es uns finanziell leisten, dass ich für eine Weile aussetze. Aber langfristig möchte ich schon zum Einkommen beitragen und mir etwas Unabhängigkeit bewahren. Ob und wie das klappen wird, weiß ich nicht, und das macht mir Angst. Denn wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt, haben wir kein Kind, ich jedoch eine dicke Lücke im Lebenslauf.

Auch merke ich, dass meine Umgebung nicht versteht, dass ich eine berufliche Auszeit nehmen möchte. Es heißt dann oft "aber du musst doch was machen" und "ob du hinterher überhaupt noch irgendwo unterkommst?", teilweise auch "wie gut, dass dein Mann das mitmacht". Ich weiß, dass mein Mann das nicht so sieht, trotzdem machen mir solche Reaktionen von außen nicht unbedingt Mut.

Deshalb meine Frage an euch als Leidensgenossinnen/-genossen in Sachen ungewollte Kinderlosigkeit: Würdet ihr es riskieren, für den Kinderwunsch aus der Berufswelt "rauszufallen" (mal unabhängig vom kurzfristigen finanziellen Aspekt) oder doch versuchen, beides irgendwie gleichzeitig unter einen Hut zu bekommen? Und wie würdet ihr mit sich daraus ergebenden Unsicherheiten umgehen?
Ein Kompromiss durch Teilzeitarbeit ist leider keine Option.

Vielen Dank schon mal, auch dass ihr diesen langen Beitrag gelesen habt.

Anne

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Wenn ich mir deinen Beitrag und deine Kommentare durchlese, dann habe ich das Gefühl, dass der Job, in dem du momentan bist, grundlegend für dich nicht passt. Dafür scheint es auch nähere Gründe zu geben, die du hier (verständlicherweise) nicht im Detail erläutern möchtest, und die auch durch Teilzeit in diesem Job nicht gelöst wären.

Ich habe den Eindruck, bei dir steht eine grundlegende berufliche Umorientierung an. Auch unabhängig vom Kinderwunsch.

Ob du deshalb gleich komplett aus diesem Job aussteigen und eine Berufsauszeit nehmen solltest, kann ich dir nicht sagen. Das hängt nämlich sehr von deinen Werten und deiner Lebenseinstellung ab.

1) Ich kenne viele Menschen mit eher "klassischen" Werten, die großen Wert auf einen möglichst lückenlosen Lebenslauf legen und sich auch Unternehmen suchen, die zu diesen Werten (Sicherheit, Langfristigkeit, Planbarkeit,...) passen und ebenfalls darauf achten. In diesem Umfeld kann sich ein kompletter Ausstieg sehr negativ auswirken, wie auch andere hier schon kommentiert und die Erfahrung gemacht haben. Erkennst du dich hier wieder?

2) Für mich selbst ist das nicht das Leben, das ich führen möchte. Ich bin Freiberuflerin und ich kenne ebenfalls auch viele andere Freiberufler, Selbständige oder Menschen mit Angestelltenjobs in Umfeldern, wo deutlich freiere Werte herrschen und es viel mehr auf die Persönlichkeit ankommt als auf den Lebenslauf. Hier gibt es andere Werte (Freiheit, Kreativität, Flexibilität,...). In diesem Umfeld wäre so eine Auszeit überhaupt kein Problem, wenn du sie positiv für deine Weiterentwicklung nützt. Ist eher das das Umfeld, das du hast oder in das du dich hinentwickeln willst?

Die Frage ist also: wer bist du, wohin hast du dich entwickelt und wohin willst du dich weiterhin entwickeln? Wer willst du in Zukunft sein? Nicht nur in Bezug auf deinen Job, sondern dein ganzes Leben, mit allen Lebensbereichen, Einstellungen, Mindset, Werten und Zielen? Das ist eine viel "größere" Frage als die "nur" nach einer Berufsauszeit für den Kinderwunsch, aber für mich die eigentliche Frage dahinter. Und es geht mir natürlich nicht darum, dass du diese Frage hier mir beantwortest... sondern dir selbst... und du darfst dir ruhig Zeit dafür nehmen, das ist auch empfehlenswert.

Hier eine Buchempfehlung von mir dazu, die mir in einer ähnlichen Umbruchphase sehr geholfen hat: "Das Kairos-Prinzip" von Ursula Wagner. Es ist ein Arbeitsbuch und funktioniert nur, wenn man die Übungen darin auch tatsächlich macht, dann ist es aber sehr hilfreich.

Zum Thema Kinderwunsch:

Hier gibt es ja am Ende zwei Szenarien:

A) Es klappt irgendwann, ein Kind zu bekommen (was ich dir sehr wünsche!): dann ändert sich dadurch auch ganz viel in deinem Leben, auch wertemäßig und beruflich, und dann brauchst du umso mehr langfristig eine berufliche Perspektive, die zu dir passt und dich nicht fertig macht.

B) Es klappt leider nicht. Na auch dann wirst du nicht glücklich damit, im momentanen beruflichen Umfeld zu bleiben.

Eine Umorientierung brauchst du also so oder so.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich dir noch sagen: ja, ich habe sowohl selbst als auch bei anderen beobachtet, dass es mit dem Kinderwunsch leichter klappen kann, wenn extremer Stress beseitigt ist. Bei mir hat es 2020 geklappt, nach mehrjähriger Probier-Zeit, und in der Corona-Zeit, in der sowohl mein Mann als auch ich lockdown- und kurzarbeitsbedingt viel weniger Stress und gleichzeitig viel mehr Zeit für selbstgekochtes, gesundes Essen, Entspannung und Bewegung an der frischen Luft hatten.

Eine frühere Arbeitskollegin von mir hatte viele Fehlgeburten, solange sie in dem damals sehr stressigen Job war. Sie hat dann den Job gewechselt, etwas viel weniger Stressiges und ihr besser entsprechendes gefunden, die nächste Schwangerschaft hat gehalten und sie ist jetzt Mutter. Und da kenn ich noch ein paar Beispiele.

In jedem Fall ist extremer Stress aber nicht gesund, auch unabhängig vom Kinderwunsch, und ich wünsche dir, dass du bald eine Lösung findest und es dir auch beruflich wieder besser geht!

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Liebe Eternal-Hope,

vielen lieben Dank für deinen klugen und differenzierten Kommentar, ich glaube, du hast den Kern des Problems erfasst.
Ich bin eigentlich sehr kreativ/künstlerisch veranlagt (wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grad auch hochsensibel) und habe zum Zeitpunkt meines Abiturs damit geliebäugelt, eine Richtung einzuschlagen, in der ich das einbringen kann.
Da ich gleichzeitig aber auch sehr ängstlich und vorsichtig bin, habe ich mich letztlich für die sichere Alternative entschieden. Das war meiner Umgebung auch lieber, alle waren beruhigt, dass ich etwas "Solides" mache.
Und wie gesagt, ich finde nicht alles daran schrecklich. Es gibt Aspekte, die mir ein gutes Gefühl geben und die ich auch ungern aufgeben würde. Mit anderen Aspekten komme ich aber gar nicht zurecht, sodass das Gesamtpaket nicht stimmt, zumindest im Moment.
Ich würde gerne ausprobieren, wie ich mit dem anderen Weg, den du beschrieben hast, zurechtkomme, ob meine Ängste begründet sind oder ich damit glücklicher wäre. Aber wenn ich das tue, verbaue ich mir womöglich den bisherigen, vertrauten Weg. Es ist auf jeden Fall ein Risiko.
Andererseits werde ich um eine Veränderung wohl nicht herumkommen, da hast du schon recht. Vielleicht finde ich ja auch irgendeinen Kompromiss zwischen diesen beiden Wegen, da muss ich mich informieren und alles in Ruhe durchdenken. Wahrscheinlich sehne ich mich auch deshalb nach etwas Abstand vom "Hamsterrad".
"Das Kairos-Prinzip" werde ich mir auf jeden Fall anschauen, ich will und muss wirklich an mir arbeiten.
Dass Stressreduktion nach deiner Erfahrung bei Kinderwunsch helfen kann, macht mir Mut, darauf hoffe ich auch.
Eigentlich bräuchte ich wahrscheinlich noch einige Jahre, um mein (Berufs-)Leben richtig ins Reine zu bringen. Aber die Biologie nimmt darauf leider keine Rücksicht, sodass ich beides wohl parallel angehen muss, wenn auch anders als bisher.

Vielen Dank nochmal, du hast mir sehr geholfen! :-)

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Hallo Anne,

Was wurde von den behandelnden Ärzten bezüglich der Aborte gesagt bzw was wurde alles dazu untersucht?

Wie würdest du die berufliche Auszeit abseits des Kinderwunsches nutzen wollen?

Folgende Punkte würde ich an deiner Stelle vorab überlegen/durchdenken:
- Finanzielle Auswirkungen: Du hast dann ja nicht nur kurzfristig während der Behandlung kein Gehalt, es wirkt sich ja zudem unter Umständen auf den Elterngeldbezug und viel später auf deine Rente aus. Geht sich das trotzdem alles aus?
- Versicherung geklärt: Kannst du definitiv über deinen Partner familienversichert werden?
- Wiedereinstieg mit Kind: Jobsuche mit Kind kann unter Umständen zäh sein. Gerade wenn du Teilzeit einsteigen möchtest, gibt es womöglich nicht so viele Angebote.
- Wiedereinstieg ohne Kind: Wann soll dieser erfolgen? Hast du da ein bestimmtes Zeitfenster, dass du pausieren möchtest? Wie würdest du das dann im Lebenslauf angeben wollen?

Meine persönliche Erfahrung ist mit deiner vermutlich nicht ganz zu vergleichen, aber ich schreibe dir trotzdem was dazu:
Ich bin noch immer kinderlos und aktuell Mitte dreißig. Vor rund drei Jahren hatte ich eine berufliche Auszeit, in der wir beschlossen haben, den Kinderwunsch anzugehen. Die berufliche Auszeit war aufgrund eines temporären stark erhöhten Pflegebedarfs in meiner Familie, zudem wollte ich in der Zeit eine Weiterbildung machen. Und ich war im vorherigen sehr stressigen Job sehr unglücklich. Da wollte ich alles verbinden: Abstand zum Berufsleben, Familie unterstützen, eine Weiterbildung machen und mit der Familienplanung in Ruhe starten. Es war eine bewusste Entscheidung, die ich heute nicht mehr treffen würde.

Zum einen waren die finanziellen Einbußen deutlich höher als geplant.unter anderem dadurch, dass mein Partner mich doch nicht mitversichern konnte. Zum anderen hatte ich leider viel Zeit mich dann mit dem unerfüllten Kinderwunsch zu beschäftigen. Für mich persönlich war das sehr frustrierend und deprimierend. Meine Stimmung war überwiegend schlecht und schwierig. Das war erst der Kombi durch die unter anderem auch emotionale Belastung der Pflegetätigkeit und der nicht eintretenden Schwangerschaft, die zur schlechten Stimmung über Monate führte. Der Wiedereinstieg ins Berufsleben gestaltete sich leider sehr schwierig, obwohl mein Lebenslauf bis auf die Lücke (erklärt mit Pflege und Weiterbildung) gut ist und auch damals war. Ich hatte, obwohl selbst mal Recruiterin gewesen, nochmals ein Bewerbungscoaching gemacht, um die Bewerbungsunterlagen nochmals zu verbessern. Trotzdem waren von den ca 70 Bewerbungen (das Profil war überall passend) kaum Rückmeldungen. Ich wurde zu 5 Gesprächen eingeladen, von zwei Unternehmen habe ich nie mehr was gehört, zwei sagten danach gleich ab. Das einzige Angebot nahm ich an: Die Stelle war aber Teilzeit, befristet und eigentlich unter meinem Qualifikationsniveau und somit auch mit relativ niedrigem Gehalt. Aber ich musste da wieder einen Fuß ins Berufsleben bekommen. Nach einem Jahr im Job, war es dann einfacher sich woanders zu bewerben.

Es kann natürlich sein, dass es bei dir anders läuft, aber ich wollte meine Geschichte teilen. Ich war nämlich naiverweise nicht darauf vorbereitet, dass der Wiedereinstieg so mühsam ist und das mich die Zeit ohne Beruf mental so fordert.

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Hallo Schneeflocke-88,

vielen lieben Dank für deine ausführliche und ehrliche Antwort!
Es tut mir sehr leid, dass du aufgrund deiner Entscheidung so eine schwere Zeit hattest, sowohl finanziell, organisatorisch als auch psychisch. :-( Ein Familienmitglied zu pflegen, kann auch unheimlich kräftezehrend sein, ich glaube, das wird oft unterschätzt.
Mehrere Punkte, die du ansprichst, machen auch mir Kopfzerbrechen.
Das mit der Versicherung muss gut überlegt sein, wobei ich dafür bei mir schon Lösungen sehe. Finanziell stehen wir nicht schlecht da - wir leben sehr bescheiden, und ich habe mir ein gutes Polster angespart. Aber genau durchrechnen müsste ich es trotzdem.
Nur zu Hause rumzusitzen und über den unerfüllten Kinderwunsch zu grübeln kann der Stimmung sicher abträglich sein.
Mir wäre auch am liebsten, wenn ich in einem ruhigen Umfeld weiterarbeiten und regelmäßig unter Menschen sein könnte.

Allerdings gingen bei mir mit den zahlreichen Fehlgeburten und allgemein der Kinderwunschbehandlung bereits gehäuft (teils mehrwöchige) Ausfälle in der Arbeit einher. Wenn man schwanger wird und alles gut läuft, teilt man es seinem Arbeitgeber mit, geht in Mutterschutz, bekommt sein Kind, macht Elternzeit und fängt dann wieder zu arbeiten an. Saubere Sache und vom Arbeitgeber (meist) akzeptiert.
Wenn man nicht schwanger wird, läuft es mit der Arbeit meist halbwegs nahtlos weiter (vermute ich), bis es dann doch irgendwann funktioniert oder nicht.
Bei wiederkehrenden Fehlgeburten ist es zumindest bei mir eine on-off-Sache: ich werde schwanger, werde krankgeschrieben wegen der vorangegangenen Aborte, dann erneute Fehlgeburt, tiefe Verzweiflung, weil der Körper schon wieder "versagt" hat, Verlängerung der Krankmeldung, bis die missglückte Schwangerschaft physisch und psychisch beseitigt wurde, und das immer wieder von vorne.
Solange ich den Kinderwunsch nicht abhake, kann das jederzeit wieder passieren, es ist völlig unabsehbar. Das erweckt den Eindruck, als wäre ich kränklich, schwach und unzuverlässig, was die Beziehung zum Arbeitgeber und zu Kollegen belastet. Das wiederum verschärft auch den Stress für mich. Das ist wirklich schwierig. :-(

Als mögliche körperliche Ursachen für unsere Schwierigkeiten, ein Kind zu bekommen, wurden bei mir PCOS, leichte Hypothyreose, erhöhte Killerzellen im Uterus sowie ein leichter Eisenmangel diagnostiziert. Alles andere (Gerinnung, Genetik, Hysteroskopie etc.) war in Ordnung.
PCOS, Hypothyreose und Eisenmangel sind mit Medikamenten gut eingestellt, für die Immunologie habe ich Dr. Pfeiffer kontaktiert, nehme hochdosiert Omega3-Fischöl und Vitamin D, nach positivem Schwangerschaftstest zusätzlich Omegaven-Infusionen, Clexane, Cortison, Progesteronkapseln und teils auch ASS. Die Medikation wurde bei den jeweiligen Versuchen probeweise variiert - trotzdem fällt ein bis zwei Wochen nach positivem Test das ß-HCG immer ab und aus die Maus.
Leichter Stress, wurde mir gesagt, sollte kein Problem sein, aber starker Dauerstress und seelische Belastung können negativ beeinflussen. Und das war bei mir in den vergangenen 1-2 Jahren der Fall.

Als Dauer für die Kinderwunsch-Auszeit hätte ich ca. 6 Monate bis 1 Jahr angepeilt, zumindest aber so lange, bis wir unsere (falls nötig) 2 Versuche mit den eingefrorenen Embryonen durchbekommen. Nur zu Hause hocken und bibbern wollte ich während dieser Zeit auch nicht, ich hatte überlegt, mich ehrenamtlich zu engagieren und ggf. auch eine Weiterbildung zu machen so wie du. Ich wollte die Zeit nutzen, um neue Impulse zu sammeln und herauszufinden, was ich eigentlich machen will, nachdem ich mich beruflich bisher immer eher habe treiben lassen.
Dass der Wiedereinstieg mit Kind nochmal zusätzlich schwierig wäre, kann ich mir denken, das macht mir auch Sorgen. Ich habe aber auch Angst, dass ich es später bereuen werde, wenn es mit dem Kind nicht klappt und ich das Gefühl habe, nicht alles, was möglich war, versucht zu haben.

Wie ist es bei dir weitergegangen? Versucht ihr es weiter mit dem Schwangerwerden? Und bist du jetzt glücklicher im Beruf als vor deiner Auszeit?

Liebe Grüße,
Anne

Bearbeitet von Anne1585
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Ui, da habt ihr an Diagnostik schon sehr viel durch.

Ist es so, dass du nach den potentiellen zwei Versuchen mit dem Kinderwunsch abschließen würdest?

Da bei mir in jetzt rund 2,5 Jahren (33 Zyklen bisher) noch nie eine Schwangerschaft entstand, kann ich die Ausfallszeiten nicht eins zu eins nachvollziehen. Ich war aber mal aus anderen Gründen häufiger krank und kenne das schlechte Gewissen den Kollegen gegenüber. Vielleicht muss man da selbst ein dickeres Fell bekommen und sich nicht zusätzlich stressen lassen. Kommt aber vermutlich auf den Beruf und die Rahmenbedingungen an.

Bei mir: Wir haben bisher nur auf natürlichem Weg probiert schwanger zu werden. Sehr erfolglos leider. Seit dem Sommer hat sich meine Gyn mehr angesehen und im Dezember war der erste Termin in der Kiwu. Da laufen gerade erste Diagnostiken. Aber es sind schon ein paar Hindernisse bekannt... vermutlich bekommen wir im Februar die ersten Empfehlungen bzw Einschätzungen, wie die Chancen stehen.
Dass wir die Sache nicht schon früher konsequenter verfolgt hatten, hing mit diversen anderen Projekten zusammen (Umzug, große berufliche Prüfung bei meinem Mann, Pflegthema war noch bis Mitte 2022 akut, etc).

Es klingt vermutlich ziemlich verrückt, aber ich habe begonnen mich auf andere Dinge wie den Kinderwunschvzu fokussieren. Hab nochmals mit einem nebenberuflichen Studium begonnen, beruflich eine Führungsposition angenommen. Das passt gerade besser wie der Job vor der Auszeit, auch wenn ich mit manchen Sachen aktuell auch unzufrieden bin. Eigentlich wollte ich auch noch ein Ehrenamt anstreben, aber da fehlt aktuell doch leider die Zeit. Für dieses Jahr planen wir gerade auch schon Urlaube. Es geht mir mental damit besser, weil ich sehr stark vom unerfüllten Kinderwunsch abgelenkt bin und ein Leben lebe, mit dem ich auch ohne Kind zufrieden bin. Zeitgleich leiten wir aber Maßnahmen ein, um doch den Kinderwunsch umzusetzen zu können. Aber das ist dann wirklich nur bei den Arztterminen herum Thema.

Ich hoffe das klingt jetzt nicht alles zu konfus.

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Ich war noch nie und bin nicht in deiner Situation, aber ich habe schon zwei Elternzeiten hinter mir.
Ich würde an deiner Stelle keine Auszeit nehmen, denn wie würde es aussehen, wenn du schwanger werden würdest? Würdest du dann wirklich schwanger wieder arbeiten oder würdest du dann an deine Auszeit ein BV hängen und dann noch eine Elternzeit? Entweder würdest du diese dann sehr kurz halten oder aber nicht, was dann insgesamt ein sehr langer Ausfall aus dem Job bedeuten würde.
Außerdem denke auch ich, dass ein Wiedereinstieg nicht so leicht ist. Nach den 6 Monaten (oder 12) hast du erstmal deine Routine verloren. Denkst du die Situation wäre wirklich eine andere? Würdest du dann wirklich den Kiwu aufgeben oder würde es womöglich so laufen wie jetzt nur dass du zusätzlich strugglest, weil du erstmal wieder deinen Job auf die Kette bringen musst?
Ich würde mir an deiner Stelle eher überlegen an welchen Schrauben du drehen kannst, um deinen aktuellen Alltag erträglicher zu machen und damit weiterarbeiten. Stop-and-Go erscheint mir weniger als Mittel der Wahl

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Hallo Florette,

vielen Dank für deine Antwort, deine Argumente sind schon einleuchtend. Dann müsste ich mir allerdings gleich eine neue Stelle suchen, weil ich in der jetzigen nicht bleiben kann. Nach 5 Fehlgeburten, der Krankheit meiner Mutter und schließlich ihrem Tod packe ich noch mehr Stress/Leistungsdruck im Moment einfach nicht.
Vielleicht wäre es sinnvoller, mir zuerst eine Stelle zu suchen, die mich weniger belastet (was allerdings nicht einfach wird in meiner Branche, da müsste ich wahrscheinlich umschulen), mich psychisch ganz zu erholen und dann den Kinderwunsch in Angriff zu nehmen. Aber ich bin, wie gesagt, nicht mehr die Jüngste und spüre den Zeitdruck im Nacken. Und vielleicht hoffe ich auch deshalb, dass es jetzt schnell klappt mit dem Kinderwunsch, weil es mich nach dem Tod meiner Mama unheimlich trösten würde. Aber mir ist schon klar, dass das nicht erzwungen werden kann.
Ich werde über all das auf jeden Fall gründlich nachdenken und versuchen, eine vernünftige Lösung zu finden.

Liebe Grüße,
Anne

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Gönne dir die Auszeit, wenn sie dir persönlich gut tut.

Stress hat allerdings weniger Auswirkungen auf den Kiwu als häufig angenommen und erst recht führt Stress nicht zu FG.

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Liebe Luthien86,

vielen Dank für deine mitfühlende Antwort.
Ich habe auch schon gehört, dass der Einfluss von Stress bei Kinderwunsch leicht überschätzt wird. Schwerer und/oder andauernder Stress mit Veränderung des hormonellen Gleichgewichts kann meines Wissens schon eine Rolle spielen. Ob das bei mir der Fall war, weiß ich nicht, aber geholfen hat es sicher auch nicht.

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Ich finde es eine gute und gesunde Idee eine Auszeit zu nehmen. Du hast ganz schön was zu verarbeiten und zu tragen.
Mit Ende 30 hat man noch so viele Jahre vor sich, was ist da schon ein halbes Jahr oder ganzes Jahr Auszeit auf die Lebensspanne betrachtet. Wenn’s finanziell möglich ist, mach es unbedingt und steh für dich selbst ein. Vielleicht ist auch ein Sabatjahr oder unbezahlter Urlaub möglich. Dann müsstest du nicht kündigen.
Alles Liebe und viel Kraft ❤️‍🩹

Bearbeitet von Inaktiv
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Liebe Mil.va,

vielen Dank für deine mitfühlenden Worte! Das mit dem Sabbatjahr ist sicher eine Überlegung wert, wobei ich niemanden in meinem Betrieb kenne, der sowas schon mal gemacht hat. Da bei uns großer Personalmangel herrscht, weiß ich auch nicht, ob mein Arbeitgeber dem offen gegenüberstünde. Aber fragen könnte ich vielleicht wirklich. :-)

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Für mich klingt es wie eine tolle Idee! Wenn es finanziell machbar ist und dein Partner es mitträgt, ist es bestimmt einen Versuch wert. Ich meine du hast ja auch noch viel mehr als nur den Kiwu, den du zu "behandeln" (sorry blödes Wort, mir fällt gerade nix besseres ein) hast. Und wärst bestimmt nicht, der erste Mensch, der sich nach zb Verlust eines Elternteils ein Sabbatical nimmt. Außerdem hilft dir der Abstand dann ja auch vllt bei der beruflichen Neu-Orientierung. Wie du deine Stelle jetzt beschreibst, bist du bestimmt gut ausgebildet und hast viel relevante Erfahrung. Also wirst du auch schnell wieder etwas finden, wenn es dann soweit ist.

Alles Gute!

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Liebe Kath1588,

vielen Dank für deine lieben und ermutigenden Worte!
Unabhängig davon, wie die Sache ausgehen wird, tut es sehr gut, dass es auch Leute gibt, die die Idee nicht ganz verrückt finden.

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Hallo,
erst einmal mein Beileid für die Verluste und das ist mit Sicherheit keine leichte Situation.

Ich bin inzwischen 36 und endlich schwanger nach ersten Schicksalsschlägen. Ich bereue es in der Vergangenheit nicht mutiger im Bezug auf den Kinderwunsch gewesen zu sein und bin unglaublich dankbar jetzt noch die Chance zu bekommen. Und beruflich werden sich immer Wege finden, aber den Gedanken für den Kinderwunsch nicht alles getan zu haben, der lässt sich nie wieder rückgängig machen.

Wie wäre es denn erstmal mit einem Sebatical (ich hoffe man schreibt das so). Das darf man doch bei jedem Arbeitgeber einmal beantragen. Eventuell wäre dann auch die Versicherung abgedeckt, dein Job nicht weg und ich denke sowas kann man heutzutage durchaus auch im Lebenslauf stehen haben.


Ich wünsche dir ganz viel Kraft und von Herzen alles Gute ❤️🍀

Bearbeitet von Kaya161
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Liebe Kaya161,

erstmal herzlichen Glückwunsch, dass es mit dem Kinderwunsch geklappt hat! Wenn man lange darauf hin arbeitet und vorher Rückschläge verkraften muss (wenn ich dich richtig verstanden habe), weiß man das sicher besonders zu schätzen und ist umso glücklicher und dankbarer.
Ich hoffe, auch einmal an den Punkt zu kommen, wo du jetzt bist.
Danke dir ganz herzlich für deine lieben und ermutigenden Worte! Ähnliche Überlegungen (dass man es hinterher bereut, wenn man es nicht mindestens einmal an erste Stelle gestellt hat) mache ich mir auch, weshalb ich momentan mehr dazu tendiere, die Sache mit der Auszeit doch in irgendeiner Form in Angriff zu nehmen. Das mit dem Sabbatical werde ich mir auf jeden Fall überlegen.
Dir auch alles Gute!

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Hi!

Warum schließt du Teilzeit so kategorisch aus? Ich finde das ist ein sehr guter Kompromiss. Du solltest den Effekt von zum Beispiel einer 3-Tage-Woche nicht unterschätzen. Da bekommt die Arbeit eine deutlich niedrigere Gewichtung und du kannst 4 Tage entspannen. Somit kannst du dich entspannen, hast trotzdem noch etwas Ablenkung und vorallem keine Lücke im Lebenslauf. Tatsächlich steht das dann normalerweise nicht einmal im Arbeitszeugnis.

Ganz zu arbeiten aufhören ohne, dass du eine erfüllende Aufgabe hast, finde ich insofern gefährlich, weil du dann leicht Trübsal bläst und in eine Abwärtsspirale geraten kannst, aus der du schwer wieder rauskommst.

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Liebe i3luemchen,

vielen Dank für deine Antwort. Du hast völlig recht, und ich selbst schließe Teilzeit grundsätzlich keinesfalls aus - sicher kann das sehr entlasten, wenn das Arbeitspensum der Hauptbelastungsfaktor ist. Ich meinte nur, dass ich es nicht als wirksame Möglichkeit sehe, um dadurch das Problem in meinem aktuellen Betrieb zu lösen. Aber ich müsste sehr ins Detail gehen, um das genauer zu erklären, und das möchte ich hier so öffentlich lieber nicht.

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An deiner Stelle würde ich es mal probieren. Ihr könnt es finanziell stemmen, so wie ich es lese. Also ... nur zu.

Ich spiele aus ähnlichen Gründen mit dem Gedanken an eine Auszeit von sechs Monaten. Aber ich bin doch zu feige, es tatsächlich durchzuziehen.

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Liebe Saphirregen,

vielen Dank für die ermutigende Rückmeldung!
Ich denke nicht, dass du feige bist. Wahrscheinlich bist du eher realistisch und siehst die Nachteilen/ Risiken einer Auszeit. Wäre mir 100%-ig wohl bei der Sache, hätte ich die Frage hier im Forum gar nicht gestellt.
Wenn dein Bauchgefühl dagegen ist, ist es vielleicht die richtige Entscheidung für dich, noch damit zu warten. Das hängt wohl immer auch von den Umständen ab.
Falls du mit jemandem mit ähnlichen Problemen über deine Situation reden möchtest, kannst du mir gern eine PN schicken. :-)

Liebe Grüße,
Anne

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Danke, liebe Anne.