Mein Mann möchte seine Arbeitszeit nicht reduzieren

Ich hatte vor ein paar Tagen eine heftige Diskussion mit meinem Mann. Es ging um unsere Arbeitszeiten. Wir haben 3 Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren und ich bin im Moment noch für ein Jahr in Elternzeit. Vorher hat er immer Vollzeit gearbeitet, ich 30 Stunden. Im Grunde verdienen wir beide exakt gleich, ich anteilig wegen der Teilzeit eben weniger als er.
Nun würde ich gerne die Arbeitszeit so verteilen, dass wir beide gleich viel arbeiten, wenn ich wieder arbeite. Vom Verdienst würden uns 150% insgesamt reichen, wir könnten also beide gut 75% arbeiten, oder von mir aus ich 70% und er 80% oder so.
Was ich nicht mehr möchte, ist, nach der Arbeit bis abends für Kinder und Haushalt weiterhin allein verantwortlich sein. Alle Orga rund um die Kinder hängt im Alltag zu 100% an mir und das möchte ich nicht mehr. Außerdem tut es insbesondere unserem Sohn überhaupt nicht gut, seinen Vater so wenig zu sehen. Im Alltag kommt mein Mann zwischen 17.00 und 19.00 Uhr nach Hause. Da ist nicht mehr viel Zeit mit den Kindern drin.
Mein Mann möchte das aber nicht. Er möchte weiter Vollzeit arbeiten. Ich finde das nicht fair. Wie seht ihr das?

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Dann soll er dir bitte mal erklären was der Unterschied zwischen ihm und dir ist? Warum sollst du auf Arbeitszeit und damit auch Rentenanspruch verzichten und die ganze Care Arbeit machen und er nicht? Der Grund “er sieht sich nicht als Teilzeitkraft” ist ja einfach ne Ausrede und kein valider Grund. Kannst ihm ja sagen du siehst dich auch nicht bei 100 % Care Arbeit.

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Kommt darauf an, WIESO er sie nicht reduzieren möchte. Diesen springende Punkt hast du leider vergessen um die Fairness beurteilen zu können 😅

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Welchen Grund könnte es denn aus deiner Sicht geben, womit sein Wunsch fair wäre?

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Ohne die Familie näher zu kennen? Ungefähr eine Million die man hier nicht aufzählen kannst und höchst individuell sind.
Mögliche Beispiele wären:

- eine Arbeitszeit reduzieren bei ihm führt nicht zu mehr Zeit zuhause (Beispiele wären ihre Beruf ohne TZ-Konzept - wer z.B. als Lehrer 80% arbeitet, muss im Regelfall genauso lange in der Schule sein durch den Stundenplan wie bei 100%, muss ebenso an allen Konferenzen teilnehmen, muss ebenso an allen Schulveranstaltungen, Gesprächen, Sitzungen teilnehmen. Wer in gewissen Jugendhilfen arbeitet, hat dann eine Schicht weniger, die Schichtdauer reduziert sich aber nicht durch die Schichtübergaben, wenn man eh 3h/Tag Pendeln muss lohnt es nicht eine Stunde eher zu fahren an 5 Tagen/Woche, der Job erfordert eine Kernerreichbarkeit zwischen 8 und 17 Uhr, sodass man auch in TZ immer erreichbar sein müsste etc.)

- Auch mit 80% könnte er die Kinder weder zur Kita bringen noch abholen, sodass auch hier die Frau volle Last tragen müsste, sie aber 1000/€ Monat weniger zur Verfügung hätten

- Die TE ist der Meinung, dass es finanziell machbar wäre, aber aber nur weil er dadurch weniger Unterhalt für seine älteren drei Kinder zahlen müsste und die autistischen Söhne auf die Lerntherapie verzichten, was dem Mann aber beides wichtig und nicht verzichtbar ist

- Der Mann befindet sich in der zeitlich begrenzten Aus/Weiterbildung, die sich in TZ massiv verlängern würde und die stressige Phase länger ziehen

- Er kann als Bereichsleiter nicht reduzieren, weil seine Stelle nicht TZ-geeignet ist, ein Jobwechsel aber deutlich weniger Gehalt und deutlich schlechterer Arbeitsbedingungen mit sich bringen würde

- der Ehemann hat einfach keinen Bock auf seine Familie, fürchtet um seine Männlichkeit, hasst seine Frau und möchte seine 7 Affären finanzieren können.

Das wolltest du jetzt wahrscheinlich hören, oder?
Ich kenne die Familie doch nicht, niemand von uns kennt die Beweggründe. Aber der Mann wird der TE ganz sicher nicht "Nein" gesagt haben, sondern eine Begründung, die für ihn selbst logisch und nachvollziehbar erscheint. Und da wäre es ja wohl hilfreich, beide Parteien und deren Argumente zu kennen, um hier den "Schiedsrichter" zu spielen und zu entscheiden, ob das fair oder unfair ist, so wie die TE es hier hören möchte...

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Ich finde es auch nicht fair, aber die Frage ist auch was ihr vorher besprochen/ vereinbart habt, also vor dem 2 und 3 Kind z.B.

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Wir haben eigentlich gar nichts weiter besprochen. Er meinte, er würde gerne weiter Vollzeit arbeiten. Für mich war es okay, in Teilzeit zu arbeiten. Aber jetzt ist es nicht mehr okay. Unser Sohn braucht seinen Vater, die große Tochter braucht Unterstützung beim Lernen für die Schule, das kleinste Kind braucht auch noch viel Aufmerksamkeit. Und ich sehe nicht ein, das alles allein zu wuppen. Wir könnten unsere Arbeitszeit problemlos so aufteilen, dass wir beide 75% arbeiten. Nur er möchte das nicht. Er arbeitet gerne Vollzeit und möchte deswegen weiter in Vollzeit arbeiten.

Bearbeitet von Arbeitszeit
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Ich nehme an, er möchte nicht reduzieren, weil er dann mehr care Arbeit machen muss, worauf er keinen Bock hat. Mit Vollzeit und heim kommen um 19 Uhr ist er ja fein raus, da wird viel von dir gemacht sein und er hat dann Freizeit. Ich arbeite 60% und mit dem ganzen einkaufen, Haushalt und Kinder rum fahren, hab ich definitiv mehr zu tun, als Mein Mann 🫣

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…da hilft wohl nur ein Mediator 🤷🏼‍♀️

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Hmmm, also grundsätzlich kann ich total verstehen, dass du das Modell nicht willst, dass du TZ und er VZ arbeitet, wenn ihr beide den gleichen Beruf und Verdienst hast. Und dass das Argument „ich habe halt keine Lust auf TZ“ für dich nicht ausreichend ist, kann ich auch verstehen.
Etwas schwierig ist natürlich, dass du das jetzt sagst, wenn du- so hast du es zumindest oben geschrieben- bevor ihr Kinder bekommen habt, gesagt hast, dass es ok für dich ist, in TZ zu arbeiten. Aber es klingt ja doch so, als wäre die grundsätzliche Entscheidung, drei Kinder zu bekommen, eure gemeinsame gewesen und nicht, als hätte er dir zuliebe drei Kinder gezeugt unter der Bedingung, dass du sie (abgesehen vom Finanziellen) versorgst. Also ich finde er ist einfach so oder so in der Pflicht, mehr Care Arbeit zu leisten. Weil wenn du sagst, das hängt jetzt alles an dir, klingt es so, als hättest du nicht nur die Stunden pro Tag mehr zu tun zu Hause als er, die zwischen euren Erwerbsarbeitspensen liegen, sondern darüber hinaus. Ich finde aber, sobald er zu Hause ist, sollte die Arbeit 50/50 aufgeteilt werden. Schließlich hast du in der Zeit davor genausowenig die Beine hochgelegt wie er, zumindest solange ein Kind U3 ist.

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Ich denke, ihm ist es mit den Kids und allem anderen zu stressig. Da geht er lieber arbeiten, so wie tausende andere Männer das auch lieber tun. Da ist er eben keine Ausnahme. Euch beiden ist aber anzukreiden, dass man sich darüber im klaren sein sollte, bevor man drei Kinder macht. Dass dies organisiert werden muss, ist doch logisch. Aber ich verstehe dich so, dass er (und du?) stillschweigend davon ausging, dass du das alles wuppen musst.

Bearbeitet von Disponent
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Sehe ich ähnlich. Das bespricht man, bevor man drei Kinder in die Welt setzt. Weshalb hast du das in den letzten 10+ Jahren nie angesprochen, TE? Geht ja offenbar nicht "nur" um die Arbeitszeit, sondern generell darum, dass du dich kindertechnisch um alles Mögliche alleine kümmern "darfst".

Bearbeitet von Fla.mingle
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Ich hab jetzt schon von mehreren Eltern gehört, dass sie nie im Leben gedacht hätten, dass sich die Carearbeit vom 1. zum 2. Kind nicht einfach verdoppelt, sondern sich mitunter verdreifacht. Zumal Kinder mit 10 ja nochmal ganz andere Dinge brauchen als Babys.
Zu sagen, dass man doch vorher weiß, was 3 Kinder bedeuten und man sich darüber im Klaren sein muss, ist also nicht so richtig fair.
Weil man erst weiß wie das ist, wenn man mittendrin steckt.

Und vielleicht war es auch längere Zeit ok für die TE in Teilzeit zu sein und für zwei Kinder zu sorgen und nun, mit dem dritten Kind, ist das eben anders. Wenn der Mann den Job wechseln wollte, würde ja auch keiner sagen, dass er aber vor 10 Jahren unterschrieben hat und man jetzt nicht alles umwerfen kann, nur weil sich ein paar Bedingungen geändert haben.

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Ich finde das auch nicht fair. Ist dein Mann aber bis jetzt davon ausgegangen, dass du Hausfrau bist und sein wirst?

Wie habt ihr das vor den Kindern besprochen? Kommt das jetzt für deinen Mann überraschend?

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Ich weiß nicht was seine Beweggründe sind, jedoch kann es viele geben, die gegen eine Arbeitszeitverkürzung sprechen.

Dass du möchtest das er sich mehr einbringt und mehr Zeit mit den Kindern verbringt ist vollkommen legitim und verständlich, so sollte es auch sein.

Aber dafür gibt es auch noch andere Wege.
Z.b nimmst du dir Samstagsvormittag Me-Time in der Zeit ist Papa dran.
Kommt er um 17 Uhr nach Hause, dann ist er eine Stunde mit Kindern dran oder Haushalt o.ä.
Er übernimmt fixe Aufgaben die machbar sind zeitlich.

Es gibt nicht immer nur den einen Weg auch wenn er dir natürlich gerade als "die ideale Lösung" erscheint.

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Aus dem Grund habe ich gesagt er muss von Anfang an was übernehmen und ich mache nicht alleine Haushalt und Kind und lasse dafür meinen Beruf ruhen. Also für mich war das die Begründung mit diesen Mann überhaupt ein Kind zu bekommen. Ich bin nicht dafür da alles zu machen.
Ich glaube immer noch, dass es auch nicht so angesehen ist und die meisten Firmen da auch leider noch Unterschiede machen. Ist komisch, aber mein Mann und ich merken das immer wieder und er ist teilweise richtig sauer darüber was für Sprüche ich mir als Frau anhören darf.
Also ich denke du hast das Recht zu sagen du musst was ändern, aber sehe leider die Problematik dass nach so langer Zeit der Mann das nicht möchte, weil ging ja vorher auch so. Denke du kannst auf jeden Fall damit anfangen ihm am Wochenende mehr Verantwortung zu geben, damit das in der Woche ein wenig ausgeglichen wird. Geh weg und wenn nur mit Baby und lass ihn mal alleine mit den anderen beiden, Haushalt und auch den Hausaufgaben der großen. Das könnte sowieso am Wochenende einfach seine Aufgabe sein. Vielleicht versteht er dann seinen Wunsch und nimmt lieber die Teilzeit um am Wochenende mehr Freizeit für sich zu haben.