Kein Kompromiss im Thema Umzug

Hallo ihr lieben,
Um euch einen kleinen Einblick zu geben, worum es überhaupt geht, beschreibe ich zunächst die Randbedingungen. Aktuell studiere ich in einer 50 km weit entfernten Stadt. Am Anfang der Beziehung mit meinem Partner, habe ich in meiner Universitätsstadt auch gewohnt. Allerdings bin ich dann relativ schnell zu ihm gezogen, in meine alte Heimatstadt. Wir leben hier sehr ländlich, es gibt also wenig junge Leute und auch allgemein sehr wenig, was man unternehmen kann.
Mein Partner ist in diesem Ort sehr gut verankert, arbeitet auch in einem Familienbetrieb. Diesen Familienbetrieb möchte er mittlerweile gerne übernehmen (es ist allerdings nicht so, als würde sich das lohnen. Wir sprechen von Bezahlung des Mindestlohnes).
Als ich meinen Partner kennen gelernt habe, habe ich von Anfang an ihm klar kommuniziert, dass das hier in diesem Ort für mich kein Leben für immer ist, da ich mich hier noch nie besonders wohl gefühlt habe, wurzeln geschlagen habe oder überhaupt einen Job finden kann. Ihm war also quasi von Anfang an klar, worauf er sich ein lässt, und war auch damit einverstanden, ein Neuanfang an einem anderen Ort zu beginnen.
Nun rückt das Ende meines Studiums immer näher, und er kann sich immer weniger vorstellen, in eine andere Stadt zu ziehen und dort von neu anzufangen. Ich bin sehr verzweifelt, weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ich habe viele Opfer gebracht, in dem ich hergezogen bin Und bin davon ausgegangen, dass dieses Opfer, welches ich durch den Kompromiss zuerst hier zu wohnen gebracht habe, mir irgendwann entgegengebracht werden kann.
Natürlich verstehe ich ihn, dass es für ihn nicht einfach ist, hier alles aufzugeben. Wir reden sehr viel darüber und wissen natürlich nicht, wie die Zukunft aussieht. Für ihn wirkt es aktuell so, als sei eine Trennung angenehmer, als umzuziehen. Allerdings sagt er auch, dass er mich nicht verlieren möchte und eben eine gemeinsame Zukunft mit mir weiterhin möchte. Jedes Gespräch, welches in einem Kompromiss endet, wie beispielsweise nur ein einen bis 2 Stunden Entfernung liegenden Ort von dem aktuellen Ort weg zu ziehen, wodurch Besuche jederzeit möglich wären, enden nach einigen Tagen darin, dass er sagt, dass er eigentlich überhaupt nicht hier weg möchte und hierbleiben möchte. Ich bin sehr verzweifelt und unglücklich und weiß nicht was ich tun soll. Ich sage ihm auch immer, dass ein weg hin ja nicht bedeutet, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Ich kann mir durchaus vorstellen, hier irgendwann wieder wohnen zu können, vor allem wenn das Thema mit der Arbeit nicht wäre, sprich also wenn Kinder da wären zum Beispiel. es ist also für ihn im Prinzip kein Verlust, wenn wir umziehen und wieder hierher ziehen, würde er ja alles genau so wie davor finden, wie es verlassen hätte. Er würde weder die Firma verlieren, noch seine Freunde oder sonst etwas.
Kennt jemand diese Situation und kann mir helfen?

Bearbeitet von Lelelely
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Ihr seid da wirklich in einer sehr schwierigen Situation. Ihr scheint beide noch jung zu sein und schreibst immer wieder er möchte nicht weg.
Ganz ehrlich. Versuche nicht ihn zu überreden, denn er wird immer wenn es ihm an dem anderen Ort mal nicht gut geht sagen, das hab ich nur für Dich getan.
Du möchtest nicht da bleiben, er möchte nicht weg. Beide haben von Euch ihre Argumente warum.
Mein Rat: Plane Deine Zukunft, schau was Du willst und wohin Du willst. Wenn es konkret ist frag ihn ob er mitkommt, aber nicht überreden. Nur weil Du Deinen Weg gehst heißt es nicht gleich Trennung. Man kann auch erstmal eine Wochenendbeziehung führen. Vielleicht merkst Du das Du doch lieber zu ihm möchtest, vielleicht merkt er, dass er lieber bei Dir sein möchte.. Alles ist offen. Denkt nicht so streng gleich an Trennung, aber überredet Euch gegenseitig nicht zu etwas was der andere nicht möchte, dass würde früher oder später sicher zu einer Trennung führen.
Ich wünsche Euch beiden alles Gute und hoffe das ihr einen gemeinsamen Weg findet wie auch immer dieser dann aussieht.

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Danke für deine Antwort. Aktuell bin ich 25 und mein Partner 28.
Vermutlich ist das der beste Rat, mich erst mal komplett auf mich zu konzentrieren und nach meinen Bedürfnissen allein zu planen. Allerdings fällt es mir wirklich schwer eine Zukunft aufzubauen ohne meinen Partner dabei miteinzubeziehen. Man denkt ja auch an Familienplanung oder allein die finanziellen Aspekte. Im Falle einer Wochenendbeziehung müssten ja beide wieder aus einem Hausstand zwei machen (sprich auch vieles dazu kaufen), was wieder zu extremen Mehrkosten führt. Für mich ist das schwer vorstellbar und auch für meinen Partner kommt eine Fernbeziehung eher nicht in Frage.

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Das ist schon klar, das es schwierig ist die Zukunft ohne den Partner zu planen, aber ihr habt ja beide zwei unterschiedliche Vorstellungen.
Wenn ihr keine Wochenendbeziehung wollt, dann bleibt ja nur die Trennung oder Du steckst zurück und bleibst dort wohnen und gründest mit ihm eine Familie oder er geht mit Dir - was er ja aber nicht will. Ich finde es Schade, dass ihr nicht in Betracht eventuell auch für eine Zeit mal in 2 Haushalten zu leben. Das muss nicht zwangsläufig teuer werden. Du möchtest doch eh in einen Stadt. Es gibt auch möblierte Wohnungen und Zimmer. Zudem kann man bei Ebay Kleinanzeigen schon für eine ganze Wohnung Mobiliar kostenfrei oder für wenig Geld bekommen. Da werden so viele Möbel verschenkt.
Wie auch immer ihr euch entscheidet, es sollte keiner etwas machen was er eigentlich nicht möchte, denn dann wird die Beziehung früher oder später kaputt gehen.

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Was ich meinen Töchtern sagen würde, wenn sie an deiner Stelle wären :
Schau erst mal nach dir selber. Du bist noch sehr jung und startest gerade in dein Arbeitsleben. Entwickle dich weiter. Such dir einen Job, der dich voran bringt und in dem du dich wohl fühlst. Nutze die Möglichkeiten, die sich in der Uni-Stadt oder sonstwo ergeben.
Pferch nicht dein ganzes zukünftiges Leben in das Dorfgefüge.

Vielleicht könnt ihr für einige Zeit eine Fernbeziehung führen. Das lässt euch klarer sehen, was euch wirklich wichtig ist.

Ich kenne auch Leute, die sich getrennt haben, weil beide jeweils sich nicht am gleichen Wohnort wohlfühlen konnten.
So ein Heimatgefühl kann sehr stark sein. Und manche Menschen sind einfach nicht flexibel.

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Ich sehe es wie meine Vorschrieberin, konzentriere dich auf dein Leben....aber versuche nicht, ihn weiterhin zu überreden.

Für ihn hat sich in den letzten Jahren seine berufliche Zukuft schon gefestigt, ob dir der Familienbetrieb nicht lukrativ genug ist, das ist irrelevant und sagt auch gar nichts darüber aus, was er sich dort aufbauen möchte. Und man haut da auch nicht erst ein paar Jahre ab und steht dann plötzlich wieder auf der Matte.
Und was wäre in ein paar Jahren? Das ganze Drama, nur umgekehrt.....du wolltest dort weg, willst dort nicht leben, dann auch später mit Kindern erst recht nicht. Das ist eine genauso leere Aussage, wie seine vor ein paar Jahren. Auch später wird deine nichtvorhandene Arbeit in dem Ort ein Thema sein, genauso wie jetzt schon.

Ich sehe auch nicht, das ER von Anfang an wusste, worauf er sich einlässt....aus meiner Sicht ist das eher umgekehrt der Fall. DU hast doch gesehen und wusstest genau, wie sehr er dort verwurzelt ist. DU konntest und kannst dir dort keine Zukunft vorstellen. Dir geht es aktuell nur ums Prinzip, niemand hat dich damals gezwungen dorthin zu ziehen, das war alleine deine Entscheidung.

Jetzt sind ein paar Jahre ins Land gezogen, eure beruflichen Wege sind, bzw werden deutlich. Kompromisse wollt ihr beide nicht eingehen (in Form von, das du ertsmal gehst und ihr schaut, wie es läuft). Ichs ehe auch keine Sinn darin, das er im Umkreis von 2 Stunden Fahrt hinzieht....denn er hat seine Arbeit, seinen Beruf und möchte die Firma übernehmen. Du willst auch nicht prendeln, weil dich der Ort eh ankotzt.

Eigentlich bleibt nur eins übrig....die Trennung, nicht weil ihr euch nicht liebt, sondern einfach weil eure Lebensvorstellungen euch trennen. Das ist schade, aber manchmal ist das einfach so. Und Fakt ist nun mal, das du jetzt erst ins Berufsleben einsteigen wirst und das auch musst. Zusammen werdet ihr beide aktuell einfach nicht glücklich. Dann lieber im Guten getrennte Wege gehen, als faule Kompromisse oder Entscheidungen, wo immer einer von beiden unglücklich wird.

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Ich finde du kannst von deinem Freund nicht erwarten das er jetzt Opfer für dich bringt und umzieht, nur weil du das damals gemacht hast. Das ist nämlich kein Kompromiss, wenn er das so gar nicht möchte. Eigentlich macht dein Freund in dem Sinne alles richtig, das er nach sich schaut. Wer weiß, vielleicht zieht ihr um, ihr trennt euch und der Familienbetrieb in seinem Dorf hat dann ein anderer übernommen, deshalb sollte man solche Dinge auch nur tun wenn man selbst dahinter steht.

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Wieso hast du mit Kinder das Thema Arbeit nicht mehr? Wenn der Betrieb gerade mal Mindestlohn abwirft. Wird sich da kaum eine Familie von ernähren lassen d.h. du musst auch weiterhin arbeiten gehen was ich dir zur finanziellen Absicherung auch stark empfehlen würde.

Von daher macht es auch später für dich nicht wirklich Sinn zurück zu ziehen.

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Dein Partner hat dort seine feste Arbeitsstelle und sogar die Möglichkeit, die Firma zu übernehmen. Eine gesicherte Zukunft.

Ich finde, das sind die gewichtigeren Gründe und an seiner Stelle würde ich daran festhalten.

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Ein Betrieb, der gerade mal so viel abwirft, um den Mindestlohn zu sichern, ist auch unabhängig von den mit jeder Selbstständigkeit verbundenen Risiken alles andere als eine gesicherte Zukunft.

Im Ergebnis ändert das nichts. Er hat gewichtige Gründe, sie ebenso, Kompromisse kommen nicht in Frage. Ich würde an seiner Stelle bleiben und an ihrer gehen.

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Hm, das ist echt eine sehr schwierige Konstellation. Dass Dein Partner

(1) in seinem Wohnort seine Zukunft sieht

(2) in seinem Wohnort stark verankert ist und

(3) er im Familienunternehmen arbeiten möchte

=> sind alles Punkte, die sich nicht einfach auf einen anderen Wohnort verlagern lassen.

!! Dein Partner müsste bereit sein, alles bisherige aufzugeben. Er wäre dann als Mensch quasi nicht mehr derselbe, weil diese Punkte seine Identität ausmachen.

🤔 Du selbst warst deinerseits genau dazu bereit, ALLES aufzugeben, was Dir bis dahin wichtig war. Und es fühlt sich für Dich überhaupt nicht gut an.

=> Meine Empfehlung deshalb, so wie andere User hier auch schon schrieben: So schwer das auch sein mag, kümmere Dich zunächst um DEINE berufliche Zukunft.

Bearbeitet von Inaktiv
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Wäre eine temporäre Lösung, dass du weg ziehst und er bleibt und ihr eben eine Fernbeziehung führt?

Ich kann euch beide verstehen. Er scheint beruflich glücklich und hat ein gutes soziales Umfeld. Das würde ich auch wahnsinnig ungerne aufgeben. Grade für „ich will einfach wo anders leben“, also ohne konkrete Pläne.

Dass du nicht bleiben willst, verstehe ich natürlich auch.

Hast du eine konkrete Stadt oder konkrete berufliche Vorstellungen? Wenn ein Plan steht, ist es vielleicht noch mal leichter, eine Entscheidung zu treffen.

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Ich hatte die Situation das ein oder andere Mal in meinem Leben. Einmal bin ich in pendelreichweite geblieben und habe gependelt. Extrem kräftezährend. Nie wieder. Einmal bin ich mitgezogen und habe mir dafür einen neuen Job gesucht. Wir sind heute verheiratet, haben Familie, ich will hier nie wieder weg. Und einmal hab ich den Zweitwohnsitz aufgemacht um eine Beförderung mitzunehmen. Der wurde nachher zum Erstwohnsitz. Und das waren beides mit die besten Entscheidungen meines Lebens.

Ich kann dir nicht sagen was bei dir rauskommt. Aber ich sehe bei dem was du schreibst keine Perspektive für dich aufm Dorf. Hinter dem Familienunternehmen steht nichts was euch durch eine Familiengründung trägt bei dem was hängen bleibt.
Von aussen betrachtet ist das Harakiri. Und ich halte dich für zu jung um dich dort sozial und beruflich zu begraben.

Nimm ne Wohnung mit Küche oder ein WG Zimmer. So viel braucht es dann nicht. Fang mit der Mindestausstattung an.
Bett. Kleiderstange und Regal. Ikea Starterset. Und dann schau was passiert. Wenn er nachkommt bleibt er. Wenn es über kurze Distanz läuft wird es halten bis ihr euch wieder räumlich findet. Und wenn es nicht hält hast du dir beruflich keinen dauerhaften Schaden zugeführt.