Mein Partner macht alles - ich mache nichts…

Hallo ihr Lieben,

auf die Gefahr hin, dass ich hier „Hate“ bekomme, hoffe ich trotzdem auf ein paar Tipps und Zuspruch.

Ich lebe seit 1,5 Jahren mit meinem Partner zusammen, bin jetzt schwanger im 5. Monat aber das tut hier gar nichts zur Sache…

Ich habe einen Bürojob, mache fast jeden Tag Homeoffice.
Mein Partner ist selbstständig, arbeitet aber auch 95% der Zeit von zuhause aus und übers Telefon. Manchmal hat er am Tag 5 Telefonate, das war’s. Ansonsten hat er „nichts zu tun“…
Trotzdem ist er der Mehrverdienende, bezahlt unsere wirklich sehr große Wohnung und die Nebenkosten wie Versicherungen etc.

Ich trage finanziell natürlich meinen Teil in Form von Einkäufen und so bei, also finanziell ist alles top geregelt und es ist nie auch nur Gesprächsthema.

Das nur so vorab.

Ich bin leider ein sehr fauler und unordentlicher Mensch, nie dreckig - aber unordentlich.
Ich „sehe“ nicht, wenn Weingläser 1, 2, 3 Tage neben der Spüle stehen und gespült werden müssen, weil es mich irgendwie nicht stört.

Auch stört mich nicht wenn Dinge auf dem Tisch liegen die da zwar nicht hingehören, aber wir den Tisch gerade eh nicht nutzen. Es liegt auch oft Kleidung von mir auf dem Boden rum und so weiter. Wäsche waschen macht er, Geschirrspüler ein- und ausräumen macht er, Müll rausbringen macht er - kurz gesagt: er macht alles!
Meist in der Zeit in der ich vormittags dann im Büro sitze und arbeite und er „eh nichts anderes“ zu tun hat. (Fürs richtige Putzen (Wischen, Bäder, Staub) kommt alle 2 Wochen eine Putzfrau. )

Das ist aber in letzter Zeit immer mehr Streitthema, absolut zu Recht. Außer kochen bin ich wirklich schlecht im Haushalt und ich würde gerne mehr tun, KANN aber irgendwie nicht. Ich bin zu faul, ohne da gegenanarbeiten zu können. Eine kleine Stimme in meinem Kopf sagt auch immer, dass er ja sowieso wenig arbeiten muss, und dann kann er das auch machen - was aber ja total unfair und dumm ist.

Ich weiß gar nicht was ich mir so richtig erhoffe, vielleicht ein paar Tipps wie ihr den Haushalt managed, wie kann ich mich aufraffen, ihm unter die Arme greifen und einfach mehr tun?!

2

Hey, ich kämpfe auch immer mit dem Haushalt, habe einen Stuhl mit Klamotten, die gebraucht und nicht mehr sauber genug für den Schrank aber zu sauber für die Wäsche sind, ich habe Tüten, Boxen, Chaosecken, ich habe Stapel mit ungeöffneten Briefen, ich sehe bestimmte Dinge auch nicht (also quasi übersehen), ich bin schlecht im Timing, oft zu spät, brauche zig Erinnerungen usw. Ich vergesse Wäsche in der Waschmaschine, ich räume den Einkauf manchmal nur halb weg, weil was ich nicht mehr sehe ist für mich nicht mehr da, ich liebe Sauberkeit und Ordnung und kriege es dennoch selber alleine kaum hin.
Ich habe ein gutes Abitur und Studium, trotzdem wirkte ich verträumt und manchmal etwas planlos und hektisch, ich hatte stets gute Jobs, bin beliebt, tatkräftig und nach Außen hin hätte nie einer meine inneren Kämpfe ansatzweise sehen können. Niemand den wahnsinnigen Aufwand den ich treiben musste, halbwegs „normal" zu wirken. Und dann bin ich einfach irgendwann mit Kind und kranken Eltern und Partner und dessen Kindern und krassem Job und Depressionen seelisch umgefallen.

Und dann wurde bei mir von der Psychiaterin ADHS festgestellt. So zeigt sich das nämlich meistens bei Frauen.

Vielleicht erkennst du dich da wieder.

3

Hey, danke für deine ehrliche Antwort ❤️

Ja ich denke schon seit einiger Zeit, dass ich ADHS habe, möchte mich da aber auch nicht „diagnostizieren“ lassen - was würde es ändern?

Mein Partner hat schon Verständnis, gerade jetzt in der Schwangerschaft ist er unglaublich umsichtig aber manchmal wird’s ihm halt zu viel. Da bringt dann auch nichts, dass seine Partnerin ADHS hat, weißt du was ich meine?

Ich hoffe so sehr, dass es durch unser Baby leichter wird für mich, Verantwortung für Haushalt etc. zu übernehmen, weil es nicht mehr nur um mich geht. Mir macht aufräumen und putzen total Spaß, aber der Weg DAHIN, dass es überhaupt dazu kommt, dass ich es angehe ist steinig bis meist unmöglich. Wie ist es denn jetzt bei dir? Wie regelst du deinen Alltag inzwischen?

5

Ich klinke mich mal ein- hab auch adhs und die Beschreibung könnte von mir stammen.

Mir hilft eine medikamentöse Behandlung, um den Kopf frei von Chaos zu haben. Dann kann ich mich auch eher auf die Ordnung im Haushalt konzentrieren.
In der Schwangerschaft und Stillzeit geht es natürlich nicht- aber jetzt gerade profitiere ich von der bereits erfolgten Therapie.

Ich brauche auch eher Ordnung- sonst geht es mir schlecht.

Irgendwo hast du geschrieben, du könnest nicht besser im Haushalt mitarbeiten. Meine Erfahrung ist eher, dass es eine Einstellungssache ist. Mach einen Plan und setz dich jeden Tag dran. Und wenn da so Sachen wie "Kleidung vom Boden aufheben" steht.
Schwieriger werden eher impulsive Handlungen sein- aber so ein Haushalt ist planbar.

Das Wissen um die Erkrankung hat eher mir geholfen.

Liebe Grüße

Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
weitere Kommentare laden
1

Mein Tipp: Einmal Haushaltsplan schreiben, klare Rollen verteilen, wer was übernimmt und das Problem ist gelöst. Manche Dinge machen Hand in Hand mehr Spaß - vielleicht einigt ihr euch darauf jeden Samstag gemeinsam das Wohnzimmer sauber zu machen - einer wischt, einer saugt, einer kommt das Staubtuch in die Hand - dazu laute Musik und es kann sogar Spaß machen.
Tipp für dich zur Motivation: Bewegung während der Schwangerschaft ist gut! Außerdem als Geheimtipp: Hörbuch oder Lieblingspodcasts auf die Ohren - so macht sich der Haushalt fast von allein!

4

Ein Haushaltsplan hilft mit den routineaufgaben.

Ansonsten würde ich mir eine checkliste für jeden Raum machen, was du regelmäßig abhaken kannst. Sind die Weingläser abgespült? Das Mittagessen abgeräumt?geschirrspüler geleert? Ddr boden frei? Und so weiter.

Dann nimmst du dir bei jeder Pause im Raum 10minuten, um möglichst viel von der Liste zu erledigen.


Eine echte Liste zu führen ist dabei wirklich wichtig, damit du dich selber strukturiert trainieren kannst. Immer wieder das selbe Vorgehen, bis es in Fleisch un Blut über gegangen ist.

6

Hallo,

ich kann es zwar nicht nachvollziehen, aber gut, jeder ist wohl anders. Und ich bin auch kein Putzteufel aber wir mögen es beide schön und ordentlich.

Die Aufgaben klar verteilen und wenn es dir schwer fällt, dich aufzuraffen oder Dinge "zu sehen", trage es in deinen Smartphone-Kalender mit Erinnerung ein.

Z. B. Dienstags 18.00 Uhr Müll rausbringen, Wäsche waschen

8

Also der Ärger Deines Partners ist verständlich und - Schwangerschaft hin oder her, ein bisschen mehr Haushaltsengagement kann er von Dir erwarten.
Wie würde man auf einen Mann hier einhacken, der nicht mal ein Weinglas spült oder was Du sonst noch so anführst.
Ich habe auch das eine oder andere, was ich nicht gerne tun mag.
Da wird dann eben die Musik laut gedreht und angepackt.
Wenn das Baby erst da ist, wird doch nichts besser. Dann hast Du ein "high need baby" und machst nur noch "Kind" bzw. bist so geschafft, dass der Mann das auch noch am besten übernehmen soll.
Ich rate Dir dringend, Dich heute schon zu organisieren.
Zettel an den Kühlschrank:
Mo Bad putzen
Di Küche
Mi saugen.... usw. - und das einhalten.
Müssen keine Riesenaufgaben sein, nur die Erhaltung einer Grundsauberkeit.
LG Moni

10

Erstmal Respekt dass du da so offen und ehrlich drüber sprichst und dich da so gut selbst reflektierst.
Ich bin auch chaotisch und da wir seit Jahren auf einer Dauer Baustelle leben ist es auch kaum möglich wirkliche Ordnung zu halten denn vieles hat bis heute noch nicht "seinen" Platz gefunden 😅🙈
Dass dich dein Partner da so unterstützt und den Haushalt noch mit schmeißt finde ich echt stark von ihm aber kann natürlich auch nachvollziehen dass es ihm irgendwann dann auch zu viel wird wenn alles nur an ihm hängen bleibt.
Ich hab mir angewöhnt, immer alles sofort zu machen. Schmutziges Geschirr sofort wegspülen oder in den Geschirrspüler einräumen, Klamotten die noch sauber sind kommen wieder in den Schrank, alles andere bei dem ich mir nicht sicher bin wie "frisch" die noch riechen oder aussehen kommt lieber direkt in die Waschmaschine und wird abschließend auch direkt wieder wegsortiert... so häuft sich gar nicht erst groß was an.
Mach dir ein Körbchen für krimskrams was du alle 2 Wochen ausmistest und weg sortierst und verteilt die Aufgaben im Haushalt, sodass klar ist, wer wann was macht.
Mir fällt es auch oft schwer, gerade wenn man eh für vieles noch keinen festen Platz hat aber ich schaue, dass ich mir je 30 min unter der Woche und mindestens je 1 Std an freien Tagen für den Haushalt nehme. Erst wenn das abgearbeitet ist, gönne ich mir Zeit für mich bzw. für Freizeitaktivitäten.
Klappt nicht immer aber immer öfters 😂😜

Bearbeitet von unikat17
11

Bei uns sind die Rollen genau vertauscht und du beschreibst ziemlich genau meinen Partner.

Er sieht solche Dinge auch nicht, bzw. stören sie ihn nicht. Das weiß er und trotzdem ist es ihm wichtig Aufgaben zu übernehmen, die er eben "kann". Daher ist mein Freund für die "groben" Sachen zuständig, er bringt den Müll raus, mäht den Rasen, kehrt die Einfahrt, macht Gartenarbeit, usw. Er hat sich seine Bereiche gesucht, die er als sinnvoll empfindet und das klappt ganz gut.

Er sieht nicht ob der Tisch sauber gewischt ist, daher macht es gar keinen Sinn, wenn er versucht so etwas zu übernehmen. Vielleicht ist es bei dir ähnlich. Vielleicht musst du einfach "deine" Aufgaben finden.

Wichtig finde ich auch, anzuerkennen was der Partner leistet und ihm dafür zu danken. Vielleicht backst du ihm mal einen Kuchen, fährst mit seinem Auto in die Waschstraße oder erledigst Papierkram. Gibt ja viele Möglichkeiten sich zu revanchieren.

12

An alle: Vielen Dank für eure Tipps!

Ich hoffe es ist in meinem Ursprungstext rübergekommen, dass ich meinem Partner mehr als dankbar bin, dass er da alle übernimmt.
Das weiß er auch & es klappt ansonsten auch gut, nur wenn er halt sehr gestresst und es etwas gibt was das „Fass zum überlaufen“ bringt, dann kommt das Thema hoch.

Er betont immer wieder, dass das überhaupt nicht schlimm ist, weil das die einzige Sache ist, die er an mir „ein bisschen doof“ findet - es geht hier auch mehr um mich und darum, dass ich helfen WILL. Haushaltspläne wurden hier ja genannt, das ist eine gute Idee, mir helfen so Checklisten im Allgemeinen oft, dann bin ich oft richtig motiviert.

Haben jetzt auch nochmal gesprochen und ich habe gerade um reinzukommen darum gebeten mich einfach mal zu erinnern bzw. zu bitten etwas zu tun. Ich würde mich im Leben nicht weigern, aber dann sehe ich es halt erst.

13

Vielleicht hilft dir die App "Tody"