Verlustangst

Was ist Verlustangst in euren Augen???

Hybf seih circa einem Jahr die Diagnose MS!

Wen der Partner auf Rückzug geht und er deinen Wünschen nicht nachkommen kann, das ich momentan mehr Aufmerksamkeit und mal ein Umarmung brauche??? Es passiert dann rher genau das Gegenteil und wird noch kühler!!!

Mich beschäftigt das den ganzen Tag und ich dreh mich mit meinen Gedanken lm Kreis?!?

Ist das Verlustangst??

Glg

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Hallo,

na ja, eigentlich ist der Begriff "Verlustangst" ja selbsterklärend: man fürchtet sich vor dem Verlust einer Person bzw. vor dem Verlassenwerden durch eine Person. Meist befürchten Menschen mit einer Verlustangst, der Partner (oder andere Mensch, auf den sich die Angst bezieht) würde sich trennen/sich distanzieren, und dass man alleine zurückbleibt, was den Betroffenen als eine unzumutbare Situation erscheint. Man bindet sich infolgedessen sehr stark an die Person und begibt sich dadurch unter Umständen auch in eine (insb. emotionale) Abhängigkeit.

Ist das bei dir der Fall? Wenn ja: inwiefern glaubst du, dass das mit der Krankheit zusammenhängt? Wie wirkt sich die Diagnose auf eure Partnerschaft aus, was hat sich dadurch konkret verändert bei euch, was wird sich ggf. in Zukunft noch verändern, wie geht es deinem Partner mit der Diagnose? Und wie geht's dir?

Das sind jetzt mal so die Fragen, die mir dazu einfallen - alleine anhand der geschilderten Situation fällt es mir schwer, mir ein Bild zu machen.

Liebe Grüße,
DieKati

Bearbeitet von DieKati
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Guten Morgen Kati,

Danke für deine liebe Antwort!

In unserer Beziehung war ich immer die Starke ! Es war eigentlich umgekehrt, er war eher depressionsanfällig und ich hab ihn aufgebaut!!

Bis vor einem Jahr war auch alles noch sehr harmonisch!!! Liebe Nachrichten, liebe Gesten, Küsse und Umarmungen,.....

...aber dann plötzlich ging er sehr auf Rückzug
(muss jetzt ehrlicherweise sagen - das Heiraten eurdf von mir wiederbmal abglehnt....)

Aber, kann das der Grund sein???

Er ist so ein hilfbereiter, freundlicher und höflicher Mensch!!! Es würde mir nie einer glauben (arbeiten in der selben Firma), das er in unseren vier Wänden ganz anders ist!!!

Er sagt warum ich das nicht einfach so genießen kann wie er?? Gemeinsam Essen auf der Couch, gemütlich Fernsehen und den Tag ausklingen lassen!! Schließlich und endlich kommt er jeden Abend zu mir und ist bei mir!?! Er trinkt nicht, er raucht nicht, er geht nicht fort , schlägt mich nicht schreit mich nicht an!!!

Ja würde ich ja gerne, ABER ich vermisse das Harmoniegefühl, eine nette Geste eine Umarmung....

Verlange ich da unmögliches???

Glg

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Hallo du,

"Er trinkt nicht, er raucht nicht, er geht nicht fort , schlägt mich nicht schreit mich nicht an!!!"

Na ja, aber das kann ja nicht der Maßstab sein, oder?

Ich halte Beziehungen, in denen einer "der Starke" ist, grundsätzlich für konfliktanfällig. Ich stelle mir das wie ein Boot vor, in dem alle auf einer Seite sitzen. Das Boot fährt, so lange das Fahrwasser ruhig ist. Zwar in einer Schräglage, aber es fährt.
In eurem Fall: er konnte sich auf dich verlassen. In seiner Anfälligkeit für Depressionen wusste er, du bist da und regelst das schon. Du hast gesagt, "wo es lang geht". Eben auch in Sachen Heirat.
Dann aber wendete sich das Blatt, du wurdest krank und benötigst plötzlich seinen Rückhalt. Um beim Bild mit dem Boot zu bleiben: das Fahrwasser wird unruhig. Zudem stehen alle Passagiere gleichzeitig auf und setzen sich auf die andere Seite. Was passiert mit dem Boot?

Ich bin der Ansicht, dass ihr beide, jeder für sich, erstmal ein Gleichgewicht in euch selbst finden müsst. Ihr seid nicht für das Glück und das Wohl des jeweils anderen zuständig. Ist er wegen seiner Depressionen in Behandlung? Welche Begleitung bekommst du, um mit deiner Diagnose zurechtzukommen?

Zudem empfehle ich, auch eure Beziehung wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Vielleicht im Rahmen einer Paartherapie?

Liebe Grüße,
DieKati

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Vielleicht spielt auch die Angst vor dem Verlust von dir mit rein.

Ich weiß nicht, inwieweit ihr die Diagnose gemeinsam und vielleicht auch mit professioneller Hilfe aufgearbeitet habt? Das ist ja schon belastend für eine Beziehung.

Wie sind eure Erwartungen?
- kann dein Partner damit umgehen, wenn’s dir schlechter geht? Du eingeschränkter bist?
- erwartest du, dass er dich pflegt?
- erwartest du, dass er Entscheidungen triffst, wenn du es nicht mehr kannst und will ER das?
- hat er Angst vor dem Wandel der Beziehung?

Usw. Das sind ja (rudimentär genannte) Fragen, die ihn beschäftigen. Vielleicht täte ihm der Austausch mit anderen Angehörigen von MS-Kranken gut?

Es ist sicher schwer, in den Dialog zu gehen und vielleicht schämt er sich auch für seine Gedanken, Gefühle und Ängste. Weil er glaubt, sie nicht haben zu dürfen, weil DU ja krank bist, nicht er und trotzdem lasten jetzt vielleicht (gesellschaftliche und persönliche) Erwartungen auf ihm, von denen er nicht weiß, ob er sie erfüllen kann?

Ich denke, ihr müsst da wirklich viel sprechen und euch mit Feingefühl an die großen Fragezeichen tasten. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr das schafft und „trotz“ der Krankheit eine liebevolle und harmonische Partnerschaft (fort)führen könnt 😊

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Guten Morgen,

Danke für deine Rückantwort!

Nein haben es nicht gemeinsam aufgearbeitet!! Anfangs war er sehr besorgt hat sich liebevoll gekümmert, sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt....

...hätte alles für mich gemacht....

....dann wieder unser Leidthema Heiraten....

Ich war schon mal verheiratet, stemme seitdem alle Schulden am Haus und für das tägliche Leben für und vier ALLEINE!!!

Ich habe immer gesagt, das ich so lange die Schulden da sind, ich nicht Heiraten will!! Musste mein vorzeitigey Erbe an meinen Ex-Mann bezahlen!! Habe es aber immer mit meinrm Halbtagsjob geschafft!! Darauf bin ich sehr stolz und möchte dies (so lange es meine Krankheit zulässt) erfolgreich zu ende bringen!!

Er äußert seine Ängste, sollte mit mir was sein, er hätte nichts und müsste gehen!! Er hat auch Arbeitskraft hineingesteckt und müsse einfach gehen!?!

Aber das ish doch wirklich nicht der LIEBESGRUND zu Heiraten???

Und solange ich ihn nicht fühlen kann kann ich ihn sowieso nicht heiraten!!!

Ich weiß, eigentlich müsste ich froh sein, dass er mich trotz Krankheit heiraten möchte, aber ich möchtf mein Ziel selbstständig schaffen und das wichtigste ihn wieder spüren!!
Glg

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Du schreibst sehr schön, wie du durch deine erste Ehe traumatisiert worden bist. Zurecht bist du sehr stolz darauf, die Schulden am Haus und das Leben mit deinen Kindern allein bewältigt zu haben. Das schaffen viele nicht, mich wahrscheinlich eingerechnet.

Jetzt stellt deine neue chronische, bislang unheilbare Erkrankung MS dein Lebensmodell in Frage, du drohst auf einmal zu einem "schwachen" und hilfsbedürftigen Menschen zu werden, alles wächst dir im Augenblick über den Kopf.

Ein erster Schritt wäre es, wenn du dir selbst gegenüber zugeben kannst, dass dich deine neue Lebenssituation einfach überfordert und dass du wahrscheinlich nicht so weitermachen kannst wie bisher. Du musst dich darauf einlassen können, dass du deine Ziele - welche immer die auch sein mögen - eben nicht mehr selbständig schaffen kannst.

Versuche dir das einzugestehen und offen mit deinem Partner darüber zu reden, das wird einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen und sich - wenn es gut läuft - langsam entwickeln.

Die finanziellen Dinge einer Heirat kann man in einem Ehevertrag regeln, darüber brauchst du dir eigentlich keine Sorgen machen.

Auch was die MS anbelangt, so gibt es mittlerweile viele Patienten, die ein über längere Zeit weitgehend normales Leben führen können, das es gute neue Therapien gibt (ich arbeite im Gesundheitswesen). Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass man auch zu den gehören kann, die Pech haben.

Das Kämpfen um jeden Preis und die Verteidigung von alten Vorstellungen bis zum Umfallen helfen dir m.E. wahrscheinlich nicht mehr weiter.

Bearbeitet von Christoph61
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Es tut mir leid zur Diagnose und ich denke, es ist normal, dass man sich in der Partnerschaft erst wieder neu positionieren muss.

Was mir beim Lesen deines Textest aufgefallen ist, ist dass du in erster Linie von deinen Gefühlen schreibst und seine Gefühle wenig reflektierst. Wenn es bei ihm ähnlich ist, dann habt ihr emotionalen Abstand zueinander.

Was ich emotional von ihm rauslesen konnte, ist dass er Existenzangst hat, weil er sich in den eigenen 4 Wänden nicht mehr sicher fühlt, solltest dir was passieren, müsste er aus seinem Zuhause raus.

Oder dass ihr in meinen Situationen alleine gelassen werden möchte. Dein Grund dazu wurde nicht gefragt.

Ich verstehe, dass es nicht einfach ist in deiner Situation noch detailliert mit der Gefühlswelt des Partners zu beschäftigen, aber vielleicht kann euch eine Beratungsstelle helfen wieder auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Das sollte eine Grundlage bieten, dass ihr wieder offen miteinander spricht und wisst, was in dem anderen vor geht.

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Oder dass ihr in meinen Situationen alleine gelassen werden möchte. Dein Grund dazu wurde nicht gefragt.

Versteh ich jetzt nicht ganz, was meinst du damit???

Existenzängstf glaube icv eher nicht, er besitzt eine Eigentumswohnung!!

Und du spricht seine Gefühle an?? Er spricht ha nicht darüber, sondern verkrümmelt sich in seine Finsternis!!! Ich fühle mich hier allein gelassen und verletzt!! 😞😓😩

Paartherapie macht er sicher keine, aber wie komm ich wieder an ihn ran??? (Ich bin ja eigentlich die "Kranke" und wünsche mir von ihm Geborgenheit, Verständnis und Zuspruch?)

Ist das verkehrt???

Glv
Doxi

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Nein, das ist absolut nicht verkehrt, aber man muss auf ein gemeinsames emotionales Verständnis kommen.

Du sagst, er hat keine Existenzängste, doch er sagt, er hat Angst dass er aus dem gemeinsamen Unterkunft ausziehen muss (also sein Zuhause verliert!), wenn dir was passiert. Das sind existentielle Ängste.

Ich sage nicht, du musst jetzt als Erkrankte mehr Verständnis aufbringen als er, aber dein Beitrag gibt mir das Gefühl, dass die emotionale Kommunikation in beiden Richtungen nicht glatt läuft. Vielleicht kann jemand Außenstehende helfen euch durch die Gefühle zu sortieren. Vorschlagen ist sicher nicht verkehrt.

Zu deiner Frage im Anfangspost. Ich glaube nicht, dass dies Verlustängste sind, sondern die Krankheit nicht nur mit physischer, sondern auch psychischer Schmerz verbunden ist. In solchen Situationen möchte man den Partner bei sich haben. Das lindert den Schmerz. Wenn aber die Partnerschaft in so einer Situation nicht die Rückendeckung gibt, fügt dies noch eine weitere Dimension an Schmerz hinzu.

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