Zu viel Nähe macht mich fertig

Hallo,
Ich brauche einen Rat bezüglich meiner Beziehung. Ich lebe seit 4 Jahren mit meinem Partner zusammen, und mit meinen beiden Kindern (14 und 11). Der Einzug war vor Corona - zu der Zeit haben wir beide in unseren Büros gearbeitet, mein Partner war häufig mehrere Tage unterwegs. Die neue Wohnung schien uns damals ausreichend: 4 Zimmer, ein Kinderzimmer für jedes Kind, Wohnzimmer, Schlafzimmer, super. Seit der Corona-Zeit, also kurz nach dem Umzug, arbeitet mein Partner vor allem von zu Hause. Er hat lange Wege und ich verstehe, dass das für ihn günstig ist. Inzwischen habe ich den Job gewechselt, das war für mich sehr wichtig weil ich vorher sehr unzufrieden war. Ich habe wirklich einen Traumjob gefunden und ein tolles Team. Ich arbeite jetzt an 3 von 5 Tagen auch von zu Hause und schätze es, mich flexibel um meine Kinder kümmern zu können, wenn es nötig ist.

Während der Lockdowns hat uns das ständige Zusammensein schon sehr gefordert. Ich hatte plötzlich überhaupt keine Privatsphäre mehr und kam damit nicht gut zurecht. Ich brauche ab und zu mal Zeit für mich, nur für mich, ganz allein. Das wusste ich immer, und als wir uns fürs Zusammenwohnen entschieden haben, schien das auch möglich. Aber inzwischen gibt es das gar nicht mehr. Das Schlafzimmer ist nun auch Arbeitszimmer, der Raum wird einfach eng und es gibt wirklich keinen Rückzugsort für mich. Ich merke immer mehr, dass mir das an die Substanz geht, ich finde keine Erholung und keinen Ausgleich. Wir sind an den meisten Tagen 24h zusammen. Tag und Nacht.

Leider ist mein Partner überhaupt nicht bereit, über Lösungen zu reden. In meinem Jobwechsel hat er mich sehr bestärkt, und wir haben immer darüber geredet, dass wir uns gemeinsam überlegen werden, wie wir die Wohn- und Homeoffice-Situation gut regeln können. Das passiert nun aber überhaupt nicht. Ideen, die Wohnung umzugestalten (die sehr limitiert sind aufgrund der Größe und des Schnitts) verhindert und verschleppt er immer wieder. Eine größere Wohnung ist ihm zu teuer. Und ich bleibe immer weiter auf der Strecke und gehe schon völlig auf dem Zahnfleisch. Er scheint es irgendwie persönlich zu nehmen, dass die Enge für mich zu viel ist. Dabei denke ich, dass das Zusammenleben in dieser Form für die wenigsten Menschen gut erträglich wäre.

Ich habe alles mögliche vorgeschlagen und versuche Lösungen zu finden, aber er hält mich immer weiter hin. Inzwischen wächst in mir der Wunsch nach getrennten Wohnungen - oder getrennten Wegen, so sehr ich ihn schätze.
Was würdet Ihr tun?

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Ich würde ihm diesen Beitrag zeigen und betonen: Es ist dir ein SEHR DRINGENDES Bedürfnis, mehr Raum und Zeit für dich zu haben. Und dass er gefälligst mit dir an Lösungen arbeiten soll. Oder halt ausziehen soll. Aber: Wenn man jemanden liebt, muss man wenigstens Hand bieten, um Lösungen zu suchen. Eine könnte ja sein, dass man sich irgendwo in der Nähe ein zusätzliches Zimmer mietet oder sich in einem Gemeinschaftsbüro mit einmietet. Wer dann wann genau dort arbeitet (ob du oder er oder abwechselnd), das kann man ja diskutieren.
Wenn er aber gar nicht bereit ist, das zu diskutieren, empfinde ich das als sehr egoistisch. Es geht ja nicht darum, dass ER was falsch gemacht hat, sondern dass die Situation für dich so einfach belastend ist. Und es sollte ihm daran liegen, dass es auch dir gut geht.
Ich kenne die Situation übrigens. Bei uns hat es ein paar Sitzungen mit einem Paartherapeuten gebraucht, damit mein Mann endlich Hand geboten hat, um ein sehr ähnlich geartetes Problem mit mir zu lösen. Völlig unnötig, habe ja nix anderes gesagt in diesen Sitzungen als vorher auch, aber nun ja...

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Wenn sich die Wohnsituation nicht so leicht ändern lässt, wäre es eine Option für dich, die Wohnung öfter zu verlassen?
Joggen, spazieren, Schrebergarten, Kunstkurs, ins Café um die Ecke, in die Bücherei, Fitnessstudio, etc. Möglichkeiten gibt es viele.

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Du kennst das also nicht, es geht nicht darum, AUSSEN alleine zu sein, sondern in seinem Zuhause. Ruhig und ungestört Zeit für sich zu haben.

Ich kann die TE soooo gut verstehen,
Was für mich sehr rote Flaggen sind:
- seiner Partnerin die berechtigten Empfindungen absprechen
- sofort beleidigt sein und als gegen sich gerichtet finden
- nicht gemeinsam an einer Losung arbeiten wollen

Nicht gut. Getrennte Wege wäre also durchaus meine einzige Lösung.

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Ja, das stimmt - um mal eine Stunde Yoga oder nen Kinoabend für mich geht es wirklich nicht, das kann ich haben, wenn ich will. Ich möchte einfach mal für mich sein, ohne dass jemand mir dabei zuschaut, was ich mache. Ich möchte einen Rückzugsort nur für mich alleine - im Café unter Menschen zu sitzen ist so ziemlich das Gegenteil davon..,

Es sind tatsächlich schon ein paar Dinge passiert, die auch für mich rote Flaggen sind: Letzte Woche wollte er, weil Tickets gerade günstig waren, einen Urlaub für die Herbstferien planen. Ich hatte einen richtig harten Tag gehabt und es ging mir nicht gut, auch, weil die Situation zwischen uns so krass angespannt ist teilweise. Ich wollte meine Ruhe haben und habe ihm freundlich gesagt, dass ich seine Initiative schätze, aber mich damit gerade nicht beschäftigen möchte. Und er hat einfach nicht aufgehört. Ich habe mehrmals betont, dass es mir nicht gut geht, dass ich das gerade nicht möchte, aber er hat immer weiter auf mich eingeredet und richtig Druck aufgebaut. Er hat gar nicht gehört, was ich gesagt habe, gar nicht darauf reagiert, dass ich sage es geht mir nicht gut. Das war eine schlimme Situation für mich.

Bearbeitet von toomuchofagoodthing
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Wenn möglich würde ich vermutlich einfach auf das Homeoffice verzichten oder auf maximal einmal die Woche gehen.
Mit 11 und 14 brauchen die Kinder sofern gesundheitlich nichts vorliegt ja keine große Betreuung mehr. Du hast dafür aber tagsüber wieder deine Ruhe und Ihr hängt nicht ständig aufeinander.

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Sie möchte aber auch mal alleine zu Hause sein. Warum kann er nicht auf einen Tag Homeoffice verzichten?

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Keine Ahnung warum er das nicht kann. Unser Nachbar verlässt seit Corona für die Arbeit sein Haus auch nicht mehr. Wäre nichts für mich, aber wenn die Arbeitsstelle und der Angestellte das so wollen 🤷🏽‍♀️
Wenn ich aber mit jemanden zusammen ziehe, dann muss ich auch damit rechnen, dass ich eben nicht regelmäßig Tage habe, wo ich alleine Zuhause bin. Man hätte dann auch von Anfang an eine größere Wohnung beziehen müssen, damit man sein eigens Reich einrichten kann.

Am Ende wäre es wohl am einfachsten die Wohnungen wieder zu trennen, damit jeder seine eigene Wohnung hat.

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Ich persönlich wäre erst gar nicht zusammen gezogen.
Mein Partner und ich haben uns bewusst für getrennte Wohnungen entschieden, bis die Kids erwachsen sind.

Also ich würde an deiner Stelle getrennte Wohnungen anstreben. Wenn er nicht mitzieht, ist er der Falsche.

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Ich würde da mit dem Vorschlag kommen, dass du, wenn ihr nicht bald eine andere Lösung findet, eine neue Wohnung anmietest.
Das Argument, dass für euch 4 eine größere Wohnung zu teuer wäre, zieht dann nicht mehr. Denn wenn ihr 3 auszieht, kann er seine Vierzimmerwohnung alleine zahlen.

Mir kommt es vor, als hättet ihr einige Baustellen, die es gerade unmöglich machen, miteinander zu leben. Er hört dir nicht zu, gibt dir keinen Freiraum..womöglich hat er das Gefühl, dass du ihn verlässt. Daher baut er Druck auf und du willst noch mehr weg.
Schwierige Situation. Ich hab das Gefühl, bei euch passt es gerade so einfach nicht mehr und ihr müsst dringend irgendwas ändern.

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Getrennte Wohnungen

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Dann fahr doch einfach 5 Tage ins Büro und um die Kinder soll er sich kümmern.

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Ich würde nach einer größeren Wohnung oder einem Haus suchen und ihm dann die Angebote hinlegen und ihn zu Besichtigungen mitschleppen.

Du solltest aber dann auch bei Urlaubsvorschlägen zuhören, Herbsturlaub ist doch toll, da kommt ihr mal raus.

Mein Mann und ich sind seit Corona auch im Homeoffice und ich bin sehr froh, dass wir uns schon einige Jahre zuvor ein Haus gekauft haben und den Hobbyraum zum Büro umfunktioniert haben.

Man kann sich hier auch wunderbar aus dem Weg gehen. Ich verstehe deinen Wunsch nach mehr Zimmern.

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Ich höre ihm wirklich gerne zu, aber in dem Moment ging es einfach nicht. Ich war mega-gestresst von der Arbeit, war selbst gerade im Alleingang und komplett ohne seinen Einsatz dabei, den Sommerurlaub zu planen und wir hatten uns wirklich heftig gestritten wegen der Wohn- bzw. allgemeinen Beziehungssituation. Nebenbei der übliche Alltag. Ich war mental echt am Ar… und hätte eigentlich jemanden gebraucht, der mich aufbaut oder mir Arbeit abnimmt anstatt von mir zu verlangen, dass ich on top noch Termine für die Herbstferien raussuche. Das muss möglich sein, dass ich meine Grenzen aufzeige. Mache ich sowieso schon selten, da möchte sie wenigstens in Extremsituationen respektiert wissen.

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Zu den Kinder...da ist nicht nehr viel Betreuung notwendig. Es ist also nicht nötig, dass du Home Office machen musst der Kinder zuliebe.
Bzgl Wohnung...wieso ist das Schlafzimmer ein Arbeitszimmer? Das kann man doch auch im Wohnzimmer machen. Machen wir auch. Wir haben auch eine 4 Raum Wohnung und für mich würde nie in Frage kommen auf unser Schlafzimmer zu verzichten. Allein wegen dem Rückzugsort. Wenn man sich streitet kann der eine im Wohnzimmer Küche bleiben und der andere ins Schlafzimmer. Haben auch TV hier. Also fehlt nichts. Jeder kann auch seine Serie oder Filme gucken, wenn der andere was anderes gucken möchte.
Macht doch es genau so

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Das funktioniert in unserer Wohnung einfach nicht. Wir haben keine Wohnküche, essen im Wohnzimmer, weil in der Küche wirklich nicht einmal Platz für einen Stuhl ist. Entsprechend ist das Wohnzimmer Aufenthaltsort für die Familie. Wenn dort jemand arbeitet, ist also keine gemeinsame Mahlzeit möglich. Bleibt nur das Schlafzimmer.

Die Wohnung ist einfach nicht günstig für das, was sie im Moment leisten soll. Deswegen brauchen wir ja so dringend eine Lösung.

Und wie geschrieben hat mich mein Partner auch bestärkt, den neuen Job anzunehmen mit der Perspektive, dass wir eine Lösung suchen. Deswegen finde ich es umso krasser dass er jetzt so bremst.

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Also für eine kurze Mahlzeit kann man ja Pause machen. Wir machen das hier nicht anders. Wir haben die gleiche Wohnsituation nur dass wir sogar noch mehr Personen als ihr seid und es klappt..irgendwie hab ich eher das Gefühl dass du vielleicht unbewusst eher eine Trennung anstrebst. Weil was ich so lese finde ich nicht dramatisch. Wir haben es wie gesagt nicht anders. Du redest irgendwie genervt über deinen Freund und das bei für mich persönlich nicht dramatischen Sachen.
Eine 4 Raumwohnung für 4 Leute sollte kein Problem eigentlich sein, wenn man gern bei einander ist...

Geh in dich ob es eher das ist. Und wie die anderen schon sagen ansonsten getrennt wohnen oder Trennung allgemein.