Mein Partner ist verwitwet, ich bin geschieden. Da wir beide nicht allein durchs Leben gehen wollen, haben wir nach einem Partner Ausschau gehalten und haben uns gefunden. Mein Partner liebt mich abgöttisch. Ich bin mir mittlerweile meiner Gefühle nicht mehr sicher, weil viele Dinge passiert sind, die mich irritieren. Und nun bin ich an einem Punkt, an dem ich dringend Feedback benötige, da ich mir nicht sicher bin, ob ich nicht vielleicht zu empfindlich bin. Natürlich sind Gefühle immer etwas Subjektives. Und natürlich haben alle Gefühle eine Berechtigung. Trotzdem kann ich meinem Partner keinen Vorwurf macheN, wenn ich vielleicht sehr viel empfindlicher bin als andere Menschen. Stellvertretend für die vielen Irritationen möchte ich von einer Sache erzählen und um Eure Meinung bitten.
Wir möchten beide gerne noch mal heiraten und so haben wir auch schon sehr früh darüber gesprochen. Mein Partner hat mit dem Thema schon begonnen, bevor wir überhautp ein Paar wurden, und es war ihm so wichtig, dass er nicht sicher war, ob er weiter um mich geworben hätte, wenn ich eine Heirat ausgeschlossen hätte. Aber wie gesagt, sind wir in diesem Thema einer Meinung und so sind wir auch gleich in die Planung gegangen. Mein Partner erzählte mir, dass seine verstorbene Frau und er damals nur standesamtlich geheiratet und kein Fest ausgerichtet hatten, was er sehr bedauere. Er wünscht sich nun ein richtig schönes Fest. Damit bin ich sehr einverstanden. Zunächst wollten wir uns jedoch verloben. Gerne hätte mein Partner auch die Verlobung im festlichen Rahmen gefeiert, aus diversen Gründen entschieden wir dann aber, dass die Verlobung im kleinen Kreis erfolgen sollte, nur mit unseren jeweiligen erwachsenen Kindern und ohne großes Tamtam, das wir uns für die Hochzeit aufsparen wollten.
Gesagt, getan. Oder auch nicht. Wir suchten Ringe aus. Ich reservierte für Silvester Mittag einen Tisch (abends hatten die Sprösslinge erwartungsgemäß etwas Besseres vor). Ich entwarf Verlobungskarten und druckte sie aus. Mein Partner beteiligte sich an alldem kaum, außer wenn ich ihn explizit darum bat. Das fand ich schon etwas komisch, da doch vor allem er derjenige war, der es festlich haben wollte. Er fragte mich dann einige Tage vorher, ob er eine Rede halten müsse. Ich sagte ihm, dass ich das sehr schön fände. Die nächsten Tage druckste er herum, weil ihm wohl nichts Angemessenes einfiel. Ich schlug vor, er könne sich im Internet inspirieren lassen oder auch einfach frei reden, schließlich sind ja nur unsere Kinder anwesend.
Nach dieser Vorrede kommt jetzt der springende Punkt: Eine aus meiner Sicht völlig desolate Nicht-Verlobungsfeier, denn als solche sehe ich sie. Ich jedenfalls bin nicht verlobt.
Wir brachen zur Gaststätte auf. Während mein Partner sich Schuhe und Mantel anzog, ging ich nochmal nach oben, um nachzusehen, ob er die Ringe eingepackt hat. Hat er nicht. Irgendwie war mir das klar, denn ich hatte schon mitbekommen, dass er sehr vergesslich ist. Mir ist aber auch klar, dass ich nur das „Gesamtpaket“ bekomme, in diesem Fall also einen hochgradig vergesslichen Mann mit etlichen weiteren Fehlern. Mit der Vergesslichkeit könnte ich leben, obwohl es mir in so einem Fall schon schwerfällt. Ich packte die Ringe also ein, ohne dass er etwas davon mitbekam und ließ sie an der Gaststätte angekommen im Auto.
Nachdem die Getränke an den Tisch gebracht wurden, hob mein Partner zu seiner „Rede“ an. Die ging so: „Jetzt sind wir also verlobt.“
Sehr beeindruckend! Denn das war es auch schon. Ich dachte, ok, er ist vielleicht befangen. Oder er hat seine Rede vergessen. Oder er ist so neben sich, weil er gerade gemerkt hat, dass er die Ringe vergessen hat. Aber er ließ sich nichts anmerken, prostete uns zu und das wars.
Dann kam die Vorspeise und danach dachte ich, dass ich doch mal mit ihm reden müsse. Vielleicht war ihm das mit den Ringen so peinlich, dass er die Situation überspielt. Dieses Gefühl wollte ich ihm nehmen und bat ihn kurz vor die Tür. Draußen fragte er mich, warum wir rausgegangen seien. Ich hatte erwartet, dass er kaum dass wir allein sind, sich heftigst entschuldigt, dass er die Ringe vergessen hat. Aber stattdessen sah er mich nur fragend an. Ich fragte daraufhin: „Haben wir nicht irgendetwas vergessen?“ „Was vergessen?“ „Ja, wollten wir nicht noch irgendetwas tun?“ „Was meinst du, Schatz?“ „Ist das jetzt dein Ernst? Du weißt wirklich nicht, was wir noch tun wollten?“ „Nein, Schatz, du sprichst in Rätseln.“ „Wollten wir nicht die Ringe anstecken?“ „Ja, stimmt, die Ringe. Wo sind die?“ Also ob er nicht mehr wüsste, dass er sie bei mir vergessen hatte. Oder als ob es meine Aufgabe wäre, sie mitzunehmen. „Die habe ich mitgenommen und im Auto gelassen.“ „Gut, dann stecken wir sie jetzt an.“
Mitten auf dem Parkplatz. Das nenne ich Romantik! Und vermutlich genau so, wie er sich eine Feier im richtig festlichen Rahmen vorstellt.
Ein Anstecken der Ringe auf dem Parkplatz habe ich rundweg abgelehnt und mittlerweile war ich vor Enttäuschung am Boden zertört. Ich riss mich aber zusammen und machte gute Miene, um wenigstens den Kindern das Essen nicht zu vermiesen. Als wir dann später allein waren, habe ich erwartet, dass er diese verpatzte „Feier“ irgendwie wieder gutmachen würde. Irgendein Zeichen, irgendwas. Aber es kam nichts, außer der Frage, wann wir heute Abend losmüssen zu unserem Silvester-Event. Ich war völlig geplättet und habe ihm das nun auch gezeigt. So etwas Liebloses hatte ich noch nie erlebt. Er dagegen warf mir vor, dass ich wahnsinnig empfindlich sei und dass ich den Abend nicht kaputtmachen solle. Während ich eine riesige Enttäuschung verarbeitete, war er sauer auf mich.
So weit, so gut. Bin ich zu empfindlich? Erwarte ich zu viel? Dass wir in diesem Punkt nicht zusammen passen, ist mir klar. Aber darum geht es nicht. Sollte ich nämlich wirklich zu empfindlich sein, muss ich an mir arbeiten. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Eure Meinung dazu schreibt und gerne auch, ob Ihr männlich oder weiblich seid, denn möglicherweise interpretieren das die Geschlechter auch unterschiedlich.
Nicht-Verlobung
ich finde nicht das du zu empfindlich bist ich kann verstehen das du enttäuscht von dieser Art Verlobung bist . Allerdings finde ich das Ganze merkwürdig und irgendwie viel zu verplant . Er hat sogar schon bevor ihr überhaupt ein Paar geworden seid von Hochzeit gesprochen vielleicht geht es nur mir so aber das hätte für mich einen fraglichen Beigeschmack gehabt das dass Thema Hochzeit so sehr im Vordergrund für ihn stand ich hätte mich gefragt will er wirklich MICH als Person heiraten oder nur IRGENDEINE .Gut es mag sie vielleicht geben die total Romantiker mit der Liebe auf den ersten Blick aber dazu passt sein Verhalten mit der Verlobung dann nicht .
Er wollte es unbedingt im festlichen Rahmen aber es war vorher schon abgesprochen klar das dabei die Romantik nicht so rüber kommt auch weil irgendwie die Überraschung fehlte . Wenn ihm der festliche Rahmen vor Publikum bzw. den Kindern so sehr wichtig war hätte er dich doch spontan vor den Kindern mit den Ringen überraschen können es war aber nicht überraschend sondern quasi abgesprochene Sache. Du druckst die Karten, er überlegt ob er eine Rede halten soll aber dann vergisst er den viel wesentlicheren Bestandteil- die Ringe viel schlimmer dabei aber nicht das reine vergessen sondern die Tatsache das ihn nicht mal aufgefallen ist oder auffallen wollte ? das er die Ringe nicht mitgenommen hat . Reines vergessen könnte ich noch entschuldigen aber einfach nur vor den Kindern zu verkünden das man jetzt verlobt ist und die Ringe schnell ohne große Begründung ( kalte Füsse bekommen ) zwischendrin am Parkplatz anstecken zu wollen, ist wirklich schwach . Du weißt jetzt zwar nicht ob er das mit den Ringen anstecken zu Hause ohne Publikum nicht vielleicht doch noch gerettet hätte aber er war schließlich der treibende Part mit festlich und nicht du . Dann doch lieber weniger festlich unter euch alleine aber dafür romantischer .
Danke, liebe Antwortende. Ich glaube, Du hast meinen Beitrag gründlich gelesen (was ja nicht selbstverständlich ist, da er recht lang ist)!
Er hat tatsächlich schon gefragt, ob ich wieder heiraten würde (so ganz allgemein und meinte damit aber mich – was ich allerdings zu dem Zeitpunkt nicht realisiert hatte). Ja, er war sich von Anfang an sehr sicher und völlig hin und weg von mir. Was er aber tatsächlich ausloten wollte: Nachdem er einige Frauen getroffen hatte, die klipp und klar gesagt haben, dass sie niemals (wieder) heiraten würden, wollte er wissen, ob das bei mir auch so ist. Er ist diesbezüglich sehr konservativ und ich finde das toll! Dass ein Trauschein keine Garantie ist, habe ich spätestens gemerkt, als mein Ex-Mann mich wegen einer anderen verlassen hat. Trotzdem möchte ich mit keinem Partner zusammensein, der nicht zumindest plant, den Rest seines Lebens mit mir zu verbringen. „Lebensabschnittsbegleiter“ ist für mich das Unwort schlechthin.
Ein festlicher Rahmen und Romantik sind zwei verschiedene Dinge, finde ich. Wenn ich etwas plane, ist nicht mehr viel Romantik drin. Das ist klar. Und dafür war die Feier auch nicht gedacht. Sie sollte dem Ganzen nur einen Rahmen geben und die Kinder mit einbeziehen.
"Mein Partner liebt mich abgöttisch. Ich bin mir mittlerweile meiner Gefühle nicht mehr sicher, weil viele Dinge passiert sind, die mich irritieren."
Könntest du das noch etwas genauer ausführen? Die vielen anderen Irritationen fände ich nämlich sehr wichtig, um meine Einschätzung abgeben zu können.
Ich gebe zu, ich weiß recht viel über toxische Beziehungen/Narzissmus und sowas, und diese eine Szene würde wunderbar zu so einem Menschen passen, aber ist keinesfalls genug für eine Einschätzung.
Außerdem würde mich interessieren, wie lange ihr schon zusammen seid.
Das habe auch ich sofort vermutet. Auch diese "Vergesslichkeit" passt prima.
Ja, ich finde dich empfindlich!
Verlobungsfeier, verloben,...das empfinde ich alles als Firlefanz. Wenn der Partner doch fragt, ist doch die Antwort sowieso keine Überraschung! Das mag früher sinnig gewesen sein, aber heute plant man doch gemeinsam.
Ihr habt drüber gesprochen, dass ihr heiraten möchtet. Ab dann ist man verlobt. Ob mit oder ohne Ring. Dazu eine extra Feier finde ich tatsächlich extrem komisch, und habe ich noch nirgends erlebt.
Mir ist das zu viel Theater. Warum macht man das vor Gästen? So eine Show abziehen. Ihr seid verlobt! Es ist doch keine spontane oder geplante Überraschungsaktion gewesen.
Das scheint aktuell total in zu sein, ich war perplex als ich das erste Mal von Verlobungskleidern las. Nicht Brautkleidern, Verlobungskleidern. 🤷♀️
Ich mein okay, in manchen Kulturen ist das tatsächlich gebräuchlich, aber hier doch eher nicht.
Eine Verlobung ist einfach nur das Versprechen eine Ehe einzugehen, ihr wart also bereits verlobt bevor ihr richtig zusammen wart. Dazu braucht es keine Ringe, keine Feier, keinen Antrag, gar nichts. Allein das miteinander Ausmachen, dass man heiraten möchte, ist eine Verlobung.
Allgemein ist auch keine Verlobung nötig, macht nen Termin für die Eheschließung, bucht euch ne Location, kauft alles Drumherum, bucht euch dann nen Standesbeamten und dann lasst euch trauen.
Sorry, aber es klingt als hättest du zu viele Hollywood Schnulzen gesehen. Die haben selten etwas mit der Realität zu tun. Ich finde leider auch, dass du etwas empfindlich bist. Genieße Die Zeit mit deinem Partner. Natürlich sind Feste eine tolle Unterbrechung des Alltags, die meiner Meinung auch sein müssen. Aber es sollte authentisch bleiben. Was nützt dir eine künstlich aufgeputschte Verlobungsfeier, bei der das vorherrschende Gefühl eher peinlich berührt, als ehrliche Freude ist? Den Satz von deinem Partner fand ich sympathisch rustikal. Und denk immer daran, die Herausforderung ist nicht die Hochzeit, sondern die Ehe, also das gemeinsame Leben mit deinem Partner.
Ich finde dich nicht empfindlich.
Denn ER hat den Hype angestoßen.
ER hat dich im Glauben gelassen, es werde feierlich.
Ich wäre genauso sauer wie du.
Als Tiger losspringen und als Bettvorleger ankommen.
Ich würde die Hochzeitspläne und eure Vorstellung von Beziehung noch mal genau mit ihm erörtern.
Mein zweiter Mann hat mich bei meinem Geburtstagsfrühstück gefragt, wann wir heiraten 😃 allerdings war er da schon ein paarmal abgeblitzt, weil es mir zu früh war.
Wir gingen dann am Wochenende schön essen, fertig. So eine große Feier hätten wir beide nicht gewollt, das Geld lieber für die Hochzeit gespart. Wir trugen auch unsere Freundschaftsringe weiter, da man ja eh bald Eheringe kaufte.
Du hast evtl. in mehr Dingen andere Erwartungen als er? Wie alt seid ihr und wie lange zusammen? Ich bin auch verwitwet, würde aber nie im Leben mehr heiraten, egal, welch tollen Mann ich kennenlernte - und da geht es absolut nicht um Geld.
Nein, zu empfindlich bist Du sicher nicht, aber - hast DU entschieden, eine so große Verlobung zu feiern oder wirklich ihr beide?
Ist er auch in anderen Dingen so vergesslich? Irgendwie ist das Ganze ein Puzzle, bei dem ein paar Teile fehlen. Lieblos, gedankenlos, unromantisch oder eben einfach ein nüchterner Typ, ich weiß nicht, wie ich ihn einsortieren soll. Aber Klärungs-/ Gesprächsbedarf gibt es ganz sicher.
Nur soviel: Bei einem Mann, der schon beim Kennenlernen vom unbedingten Heiratenwollen spricht, würde ich alle Abwehrstacheln ausfahren.
LG Moni
Und was lernen wir daraus? Dass gestellte geplante verabredete und vorher bis ins Detail geplante Verlobungen schrecklich unromantisch sind und damit automatisch der Schuss vor lauter Erwartungen nach hinten losgeht. Ihr wolltet eine Show à la Hollywood abziehen, hattet aber nur schauspieltalentfreien GZSZ-Darsteller zu bieten, die ihren Text vergessen haben - so kann man das wohl vergleichen.
Ich halte nix von solchen "Schaut alle her wir glücklich wir sind" Shows, herrje, verlobt Euch, weil Ihr Euch wollt, heiratet, weil Ihr Euch liebt, egal wie, egal wo, egal wann, dann kann man auch nicht enttäuscht werden.