Mein Freund hat viele Freunde, ich nicht

Mein Freund (35) und ich (40) sind seit einem Jahr zusammen. Wir führen eine Wochenendbeziehung und sind sehr glücklich miteinander.

Trotzdem gibt es einen Punkt, über den ich mir viele Gedanken mache. Mein Freund ist nicht der Typ Mann, der in seiner Freizeit jede freie Minute fast ausschließlich mit der Partnerin verbringt. Wenn wir uns sehen, möchte er viel Nähe und schenkt er mir seine ganze Aufmerksamkeit. Aber mein Freund legt großen Wert darauf, auch als gebundener Mann relativ viel Kontakt mit seinen Freunden zu pflegen. Ein Wochenende im Monat sehen wir uns nicht, weil er dann samstags seinen Männerabend hat. Und wenn ich übers Wochenende bei ihm bin, unternehmen wir auch öfters mal was mit seinen Freunden.

Eigentlich stört mich das nicht. Ich bin nämlich keine Frau, die rund um die Uhr nur an ihrem Partner klebt. In früheren Beziehungen habe ich mich trotz Partner auch weiterhin mit Freunden getroffen. Mein Freund und ich sind da ganz ähnlich gestrickt. Das Problem ist, dass ich so gut wie keine Freunde mehr habe. Meine alten Freunde von früher sind alle seit 7-10 Jahren in festen Beziehungen, einige haben Kinder. Sie sind total auf ihre Partner fixiert und haben nicht mehr das Bedürfnis, mich so oft zu treffen wie früher. Ihnen reicht es mittlerweile, wenn wir uns ca. 1x im Jahr sehen.

Deshalb muss ich das Wochenende fast immer alleine verbringen, wenn mein Freund seinen Männerabend macht. Und wenn er zu mir kommt, sind wir immer zu zweit und treffen uns nie mit anderen Personen aus meinem Umfeld. Einladungen zu Geburtstagen usw. kommen auch nur aus seinem Freundeskreis. Damit bin ich gar nicht glücklich und fühle mich zunehmend unwohler. Es stört mich, dass ich fast immer verfügbar bin. Ich will auch manchmal verplant sein und keine Zeit für meinen Freund haben.

Seit Jahren versuche ich, etwas an diesem Zustand zu ändern. Ich habe Weiterbildungen absolviert, Sprachkurse gemacht, Theater gespielt, bin alleine ausgegangen, habe es über Online-Communitys probiert, Nachbarn angesprochen, usw. Ich kenne wirklich viele Leute, nur leider entwickeln sich keine Freundschaften daraus. Die meisten Leute finden mich ganz in Ordnung, wollen aber nicht mit mir befreundet sein. Mit mir ist selten mal jemand auf einer Wellenlänge. Den Leuten reicht es, mich ab und zu mal irgendwo zufällig zu treffen. Aber es passiert superselten, dass sich jemand mal bei mir meldet und nach einer Verabredung fragt. Ich habe kein Problem, selbst aktiv zu werden und andere nach Treffen zu fragen. Meistens werde ich aber mit der klassischen keine-Zeit-Ausrede abgewürgt.

Für die meisten Leute bin ich keine potenzielle Freundin, weil ich ein eher ernsthafter Mensch bin. Mit mir kann man stundenlang über Hobbys und Interessen quatschen, andererseits auch über ernsthafte Themen reden. Bei mir haben sich früher viele Menschen am Telefon oder im Chat über ihre Probleme ausgeheult und mich um Rat gefragt, aber bei ihren schönen Unternehmungen wollten sie mich nicht dabei haben.

Wie schafft es ein Mensch mit meiner Persönlichkeit, gute Freunde zu finden?

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Also ich kann dir sagen du bist nicht allein und ich hänge mich mal dran...

🤗

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Schwierig.
Du machst ja schon viel, was man empfehlen könnte. Kurse, raus gehen, etc.

Im Endeffekt sind mit Mitte 30 viele Leute einfach schon in ihren Kreisen "festgefahren", bzw. durch Kinder, Familie etc. so eingespannt dass neue Leute schlecht Platz finden.

Aber wenn die Menschen nur "Lückenfüller" sein sollen, damit du nicht immer Zeit für deinen Freund hast, ist das vielleicht der falsche Ansatz? Vielleicht strahlst du das aus? (nur eine Vermutung, ich kenne dich ja nicht). So klang das zumindest.

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Es haben bei weitem nicht alle Freunde von früher eine Familie gegründet. Manche Paare sind kinderlos, legen aber trotzdem Wert auf viel Zweisamkeit.

Dein letzter Absatz bringt mich zum Nachdenken. Ein ehemaliger Freund hat mir vorgeworfen, dass er sich in den letzten Jahren unserer Freundschaft nicht mehr so richtig von mir gesehen fühlte. Das Problem ist, dass ich einen schlecht bezahlten Vollzeitjob habe und deshalb noch 2 Nebenjobs angenommen habe. Unter der Woche habe ich kaum Privatleben. Deshalb erwarte ich von Freunden, dass sie mir das selbst sagen, wenn sie mich irgendwie brauchen oder wenn sie etwas bedrückt (umgekehrt mache ich das auch so). Dann bin ich natürlich auch für sie da. Nur leider erwarten viele, das ich das immer von selbst merke und ihnen alles aus der Nase ziehe.

Ich bin viel zu gestresst und habe nicht die Kraft, andere Leute x-mal zu fragen, ob es ihnen gut geht und was mit ihnen los ist.

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Du suchst doch gar keine guten Freunde, wie Du im Eingangsposting schreibst, da gibst Du Dir hier doch die Antwort selbst: Du bist viel zu gestresst und hast gar keine Zeit für "gute Freunde" denn "gute Freunde" merken und fragen nach, wenn es mir nicht gut geht. Das was dein alter Freund zu Dir gesagt hat mit dem "sich nicht gesehen fühlen" klingt danach, als ob Du auch "Wink mit dem Zaunpfahl" mehrfach nicht verstanden hast bei ihm. Nicht jeder rennt anderen die Türen ein, wenn es ihm schlecht geht, die meisten Menschen erwarten von "guten Freunden", dass die das merken, und genau das macht auch "gute Freunde" aus - die merken, wenn es mir schlecht geht und geben sich nach einem "na wie gehts" nicht mit einem "geht so" zufrieden, sondern haken dann nach.

Geh doch lieber in einen Verein und such Dir ein Hobby, das Dir Spaß macht, womit Du dich regelmäßig beschäftigen kannst. Ich sag mal ganz ehrlich: Ich wäre wohl auch nicht mit Dir befreundet, denn Du klingt nicht empathisch und noch dazu sehr trocken und humorlos.

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Hast du denn mit deinem Freund mal darüber gesprochen? Was sagt er dazu? Mit ihm scheint die Wellenlänge ja zu stimmen, wie wäre es wenn du dir Freunde aus seinem Kreis suchst? Vielleicht passt du dort besser hinein.. z.B. mal mit der Frau/Freundin eines seiner Freunde einen Kaffee trinken, mal shoppen gehen etc.. hatte sich bei mir auch so ergeben. Inzwischen bin ich mit meinem Ex nicht mehr zusammen, die Freundschaft zu der Frau ist allerdings geblieben..

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Mein Freund ist auch nicht der Typ Mensch, der Witze erzählen kann. Ironie und Sarkasmus beherrscht er noch weniger als ich.

Sein Freundeskreis besteht aus Männern und Frauen, Paaren und Singles, wobei die Single-Männer in der klaren Mehrheit sind. Mit diesen Männern trifft er sich hauptsächlich zum Fußball schauen und Bier trinken.

Mir fehlt in erster Linie der Kontakt mit Frauen. Die Frauen aus seinem Kreis sind aber bei den Treffen am Wochenende selten dabei. Die sehe ich nur, wenn jemand Geburtstag hat oder wenn wir alle wegen einem Hobby zu einem Event fahren. Wenn wir uns sehen, sind sie immer nett zu mir und reden ganz normal mit mir. Aber wenn sie mal einfach so was ausmachen, was nichts mit dem gesamten Freundeskreis zu tun hat, fragen sie mich nicht ob ich mitkomme. Wir haben uns zwar schon letztes Jahr gegenseitig auf FB geaddet, aber ich glaube, hier gibt es wieder das Problem mit der Wellenlänge. Ich suche Leute, mit denen ich über meine Interessen quatschen kann. Die posten irgendwelche you tube-Videos oder irgendwelche komischen Sprüche und lachen sich den Ast ab. Sowas interessiert mich nicht die Bohne.

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Und über diese Interessen findest du niemanden? Was sind denn deine Interessen?

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Mein Mann hatte bevor wir zusammengekommen sind auch keine eigenen Freunde. Einfach, weil er nicht der kontaktfreudigste Mensch ist. Er kann keinen Smalltalk. Ohne Smalltalk kommt man aber gar nicht dazu, dass man feststellt, dass man gemeinsame Interessen hat. Teufelskreis.

Er ist in meinem Freundeskreis aber inzwischen so angekommen, dass er nun eigene Freunde innerhalb meines Freundeskreises hat.
Dadurch, dass er oft dabei war, wenn meine Freunde und ich uns getroffen haben, ergaben sich halt irgendwann gemeinsame Interessen.

Wäre vielleicht ne Option für dich?

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Ich kann auch ganz schlecht Smalltalk. Und ich habe sehr spezielle Interessen, die ganz untypisch für eine Frau sind. Ich hatte schon immer mehr Kontakt mit Männern, aber mir fehlt trotzdem der Austausch mit Frauen.

In den letzten Monaten hat sich ein engerer Kontakt mit einer langjährigen Bekannten entwickelt, die ich über ein gemeinsames Hobby kenne. Wir machen im September mal was zusammen. Leider sind häufigere Treffen nicht möglich, weil wir 9 Bahnstunden mit 4x Umsteigen auseinander wohnen.

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Oh du, das kenn ich auch ganz gut. Ich hab auch keine frauentypischen Hobbys und hab auch meinen Mann bei einem dieser nicht-frauentypischen Hobbys kennengelernt.

Ich kann dir aber versichern, es gibt haufenweise Frauen, die nicht nur über Makeup und Klamotten shoppen sprechen können. In meinem gesamten Freundeskreis gibt es auch keine solche Frau. Natürlich sind wir dennoch alle Frauen und schminken uns, etc. es wird nur nicht thematisiert.

Schau doch vielleicht innerhalb deiner Hobbys nach anderen Frauen. Oder müssen es denn überhaupt Frauen sein? Mir würd jetzt glaub ich nix fehlen, wenn da nicht zufällig ein, zwei Frauen dabei wären.

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"Es stört mich, dass ich fast immer verfügbar bin. Ich will auch manchmal verplant sein und keine Zeit für meinen Freund haben."

Den Abschnitt finde ich interessant. Ist es richtig, dass es Dir mehr darum geht, nicht ständig verfügbar zu sein? Um ihm auch mal zu sagen: "Sorry, da geh ich mit xy raus"? Dir geht es dann also weniger darum, mehr Zeit mit deinem Partner zu verbringen oder einfach die Tatsache, dass du dich an solchen Wochenenden alleine fühlen könntest.

Da würde ich mal in mich hinein hören. Was führt dazu, dass du den Impuls hast, ihm auch öfters mal absagen zu wollen?
Nur als Denkanstoß, nicht als Vorwürfe zu verstehen:
Könnte es sein, dass Du neidisch auf seine Vielfalt an sozialen Kontakten bist?
Oder hast Du manchmal Sorge, dass er fremdgeht und du ihm dieses unschöne Gefühl mal spiegeln möchtest? Hast Du das Gefühl, ganz generell (nicht nur in Bezug auf Fremdgehen) nicht die Nr. 1 in seinem Leben zu spielen und wärst es aber gerne?

Liebe Grüße

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Darf ich mal fragen, warum Du nicht versuchst, erst einmal die alten Freunde ein wenig mehr zu motivieren? Die Kinder werden ja schon älter sein, also keine Babies mehr und die Freunde können auch ab und zu mal ausgehen. Ich habe wenige Freunde, die aber dafür schon teils seit der Ausbildung und ich muss da natürlich auch Treffen forcieren, sonst geht das zu oft unter. Wir treffen uns nicht gerade einmal im Monat, aber eben immer wieder.

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Ob es an deiner Persönlichkeit liegt bezweifle ich.

Meine wirklich guten Freundschaften (bis auf eine) habe ich viele Jahre. Du solltest versuchen mit deinen alten Freunden den Kontakt wieder zu beleben.

Ist man älter lernt man kaum noch Freunde kennen. Kommt zumindest mir so vor.

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Wenn du selbst nicht sooo viel Zeit hast, sollten doch die Treffen mit den alten Freunden ausreichen. Auch wenn es nur 1-2 im Jahr pro Freund ist.

Ansonsten kann ich dich ein wenig verstehen. Ich habe auch eher Interessen, die meistens bei Männern vorkommen. Habe meinen Partner auch so kennen gelernt. Mein Job ist auch mit wenigen Frauen bestückt. Und manchmal habe ich daher auch das Bedürfnis nach weiblichen Kontakten. Am Ende muss ich mir aber eingestehen, dass ich für die nötigen Treffen einfach keine Zeit habe. Ich verbringe die freie Zeit einfach lieber mit der Familie. Daher kommt mir der gemeinsame Freundeskreis den ich und mein Partner haben sehr entgegen.

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Mir geht es genau so wie Dir. Bin 34 und bei mir haben die meisten Freunde / Freundinnen auch Kinder und sind verheiratet. Seitdem gibt es die nur noch im Doppelpack oder sie sieben die Freundschaften etwas aus, weil sie nicht genug Zeit haben um sich mit allen Leuten zu treffen. Ich gehöre da leider auch nicht zum ausgewählten Kreis.

Ich bin es mittlerweile aber auch leid, den Leuten hinterher zu laufen. Ich weiß selber nicht, was man da machen kann... es ist ein eher einsames Leben. Zudem habe ich im Vergleich zu Dir nicht mal einen Partner UND kaum Kontakt zu meiner Familie. Meine Situation ist also noch schlechter als deine :)))