Update zu "Schweigen im Wald"

Hallo Community.
Heute vor einer Woche hatte ich hier gepostet: Ich hatte meinem Freund mitgeteilt, dass ich mit ihm kein Haus kaufen möchte, in dem wir dann mit meinen Kids und seinem Nachwuchs wohnen. Der Grund ist, dass ich zu viel Konfliktpotenzial darin sehe, weil ich mit dem Verhalten seines Kindes einfach nicht klar komme. Ich hatte bereits beobachtet, dass ich angespannt bin, wenn er uns mit seiner Tochter besucht, und dass ich schon 1000 Umwege fahre, nur um nicht in mein eigenes (!) zuhause zu kommen, wenn er da gerade mit seinem Kind weilt (da ich einen garten mit Spielgeräten habe, und zu meiner Wohnung hat er einen Schlüssel).
Ich habe es ganz ehrlich und sehr ruhig gesagt. Ich habe gesagt, wie ich es empfinde, was die Vorstellung mit mir macht, und wie es mir mit dem Vorhaben geht: Nämlich schlecht.

Er war drei Tage lang ziemlich geknickt, hüllte sich immer wieder in Schweigen, stupfelte hier und da. Es fühlte sich an, als hätte ich Schluss gemacht, was ich ja nicht getan hatte. Ich hatte ihm nur ehrlich und geradeaus mein Empfinden mitgeteilt, und dass ich Angst habe, dass wir uns in der Hauskauf-Situation als Paar verlieren, weil ich eben einfach mit der Brüllerei seiner Tochter nicht klar komme und ehrlichgesagt auch nicht klarkommen will, weil es nicht meine Baustelle ist.

Letztendlich kam er auf mich zu und bedankte sich bei mir. Er bedankte sich, dass ich ehrlich zu ihm gewesen war. Er rechnet es mir an, obwohl sein Wunsch, mit mir und den Kinder wie eine Familie zu leben, zerbrochen ist. Er bedankte sich, dass ich den Mut hatte, meine Bedenken auszusprechen, um ihn und mich vor einer finanziellen Katastrophe zu bewahren. Er sagte, dass ihm meine Bedenken weh getan hätten, aber in vergangenen Partnerschaften habe man ihm so häufig etwas vorgemacht, nur um etwas von ihm zu bekommen, und am Ende ging doch alles schief. Die Erfahrung, dass eine Partnerin ihm reinen Wein einschenkt, auch auf die Gefahr hin, dass er sich trennen könnte, war neu für ihn und hat ihn sehr berührt.

Wir haben beschlossen, dass wir uns jetzt als Paar auf das Schöne konzentrieren; wir haben bei etlichen Stress durch die letzten Partnerschaften/Ehen hinter uns. wir sehen uns an seinen kinderfreien Tagen. Ich werde jetzt meinem Wunsch nach einer Weiterbildung nachgehen, die ich wegen des geplanten Hauskaufs aus finanziellen Gründen nicht machen wollte. An seinen Umgangstagen habe ich Zeit zum Lernen. Und soll ich Euch was sagen...es fühlt sich grandios an!!!! Zudem habe ich einen Plan entwickelt, wie ich einfach mehr sparen und zur Seite legen kann, um mir so oder so eine schöne Bleibe zu kaufen, in das er eventuell irgendwann mal mit seinem Kind einziehen kann. Ich werde hier und da ein paar Downgrades in der Komfortzone machen, und derzeit bin ich in der Umsetzung, suche ein günstigeres Auto usw. Und es macht mir einen RIESENspaß!

Wir haben beschlossen, dass sich jetzt jeder erst mal Zeit für sein eigenes Leben und die eigenen Kids nimmt. Er will mit seiner Ex das Brüllthema angehen, zudem hat er noch jede Menge andere Baustellen - da braucht es kein sanierungsbedürftiges Haus (wie geplant) on top. Zudem hat er einige gesundheitlichen Themen, denen er sich nun endlich mal widmet, weil er sich in der Vergangenheit nie selbst wichtig genug war.

Was will ich damit sagen? Es tut gut, auf sein Bauchgefühl zu hören. Ich bin stolz, dass ich zu mir und meiner Empfindung ("mir ist das mit dem Kind zu viel!") gestanden habe. Dass ich nicht aus falscher Rücksichtnahme ein Riesenchaos in Form eines Hauskaufs angezettelt habe.
Ich bin froh, dass ich den Mut hatte, trotz aller Liebe diesen gemeinsamen Schritt nicht zu gehen. Wäre mein Partner deswegen angepisst gewesen, dass er sich getrennt hätte, wäre es auch in Ordnung gewesen, denn emotionale Erpressung ist ohnehin keine gute Basis für eine Beziehung.

aber er konnte in diesem Nein eine echte Chance für uns alle erkennen. Dafür liebe ich ihn umso mehr.

Obwohl wir diesen Schritt in absehbarer Zukunft eher nicht miteinander gehen werden, hat uns die ganze Sache näher zusammen gebracht. Die Beziehung hat irgendwie eine andere, tiefere Ebene erreicht.

Jedes Nein zu jemandem oder etwas ist ein JA zu sich selbst. Das ist mein Fazit.

Ich hoffe, Euch geht es gut. Danke fürs Lesen, Eure Zeit, Eure Gedanken und Eure vielen Zeilen, die mich vergangene Woche begleitet haben. Sie haben mir gut getan.


Liebe Grüße!