Mein Exmann und ich

Guten Tag, wie der Titel bereits ankündigt geht es um meinen Exmann und mich. Wir waren 20 Jahre zusammen, verheiratet, Kind miteinander, wir haben uns friedlich getrennt und sind seitdem zwar nicht die dicksten Kumpels, aber begegnen uns sehr freundschaftlich.

Natürlich gab es Gründe für die Trennung und für mich ein ganz wesentlicher Grund war ua. das mein Exmann keine richtige Nähe zulassen konnte. Ich habe mich oft einsam gefühlt in der Ehe.Ich grolle deswegen nicht mehr, aber wünschen tu ich mir diesen Zustand auch nicht mehr.

Es sind fünf Jahre seit der Trennung her und seit zwei Jahren hat mein Exmann eine neue Partnerin. Vor ungefähr einem Monat hatte er einen Todesfall in der Familie und ich war natürlich da für ihm, weil er mich darum gebeten hat, auch wenn es mich schon gewundert hat, wieso seine Partnerin... Aber das ging mich nix an. Deshalb fragte ich nicht.

An dem Abend war er sehr aufgewühlt, was ja auch verständlich ist. Er fing dann jedoch irgendwann an, sehr deutliche Signale zu setzen, auch körperlich Nähe gesucht hat, woraufhin ich ihn darauf hingewiesen habe, dass er eine neue Partnerin hat und das jetzt bitte sehr zu weit geht, bei allem Verstänndnis für die emotionale Ausnahemesituation in der er sich befindet.
Ich fuhr dann heim.

Zwei Wochen später bat er mich um ein klärendes Gespräch wegen dieser Situation. Wir sprachen, denn auch ich war nachträglich etwas verwirrt wegen dem Ganzen. Er hat sich dann im Gespräch sehr widersprüchlich verhalten. Was für eine tolle Frau ich wäre und so weiter. Und dann wieder aber er hat ja jetzt eine Partnerin. Ich hab ihn reden lassen bis ich mir diese Ambivalenz nicht mehr antun konnte.
Ich fragte ihn schließlich, ob er seine Partnerin lieben würde, woraufhin er zögerlich bejaht hat und dann anfing zu weinen, man muss dazu sagen ich habe diesen Mann noch nie weinen sehen außer als unser Hund starb. Ja aber es sei nicht so wie mit mir.

Da musste ich schlucken. Ich habe ihn dann gefragt, ob er an der Beziehung festhalten wollte zu ihr. Auch das hat er zögerlich bejaht. Daraufhin habe ich ihm gesagt, dann wäre doch alles geklärt und gut , hab ihn zum Abschied gedrückt und ihm alles Beste gewünscht.
Ich habe die Tür hinter mir zugemacht und zunächst nur aufgeatmet dass ich nicht länger das Gehuddel von ihm leben muss.

Eine Woche später wollte er dann plötzlich mit mir Essen gehen. Habe ich abgelehnt.
Vorgestern erklärte er mir, der bevorstehende Urlaub zu Karneval mit seiner Partnerin wäre geplatzt. Ich ging nicht weiter darauf ein.

(Gemeinsame) Freunde von uns sind der Ansicht dass die Beziehung zwischen den Beiden weniger gut läuft und sein Vehrhalten ein Hilferuf in meine Richtung ist.
Natürlich verwirrt mich das alles. Ich kann nicht bestreiten das mich das in ein unerwünschtes Gefühlschaos stürzt, von dem ich ehrlich gehofft habe das wäre vorbei für alle Zeiten.

Ich hab ein böses kleines Männchen im Ohr was mir zuflüstert das wir vielleicht eine zweite Chance haben könnten, jetzt wo wir älter und weiser geworden sind.
Andererseits habe ich einen moralischen Kompass der mir verbietet mich in eine bestehende Beziehung zu drängen also irgendwie Zugewandtheit statt Distanzierung zu signalisieren und es verärgert mich auch das er keinen reinen Tisch macht bevor er sich mir wieder anzunähern versucht.Bitte holt mich mal auf den Boden der Tatsachen.
Wie stelle ich das böse Männchen ab?

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Hallo.
Ich glaube nicht, dass Menschen sich grundsätzlich ändern - und wenn du dich einsam gefühlt hast, dann würdest du das sehr wahrscheinlich auch in einer Neuauflage tun.
Ich kann gut verstehen, dass die Situation jetzt vieles wieder aufwühlt und du auch nachdenkst. Aber wenn ihr es geschafft habt, euch friedlich zu trennen und freundschaftlich miteinander umzugehen, würde ich das auf gar keinen Fall aufs Spiel setzen für ein Revival mit ganz unklarem Ausgang. Danach liegt dann schlimmstenfalls alles in Scherben. - und die Möglichkeit, dass das ungünstige Auswirkungen auf euer Kind hat, ist auch da.
Zumal: Ich habe beim Lesen deines Texts so überhaupt nicht das Gefühl, dass da noch Verliebtheit von deiner Seite vorhanden ist. Was wäre überhaupt der Grund, zu ihm zurück zu gehen?

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Danke für deine Antwort. Zur Ergänzung unser Kind ist erwachsen und außer Haus seit einem Dreivierteljahr für Studium.
Verliebtheit richtig, die verspüre ich nicht aber in den letzten fünf Jahren schon Sehnsucht. 20 Jahre kann man nicht einfach streichen. Ich hatte auch eine neue Beziehung bis vor einem Jahr aber auch für mich war es nicht dasselbe.
Mein Leben ist eigentlich komplett beziehungsfrei eingerichtet. Ich arbeite viel und verreise spontan wenn mir danach ist.
Ich habe Freunde, Hobbys es ist ausgefüllt. Einsam bin ich nicht mehr und dahin wollte ich auch nicht mehr zurück. Durch die Änderung meines Lebensstils ist das böse Männchen vielleicht größer als es sein sollte. Die Zeiten wo ich abends mit dem Essen auf ihn warte würde es nie mehr geben.
Es ist nicht einfach.
Aufgehört zu lieben habe ich ihn nie, aber eher als Familienmitglied, kann man das irgendwie nachvollziehen?

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Hallo.

Ich kann deine Gedanken sehr verstehen. Ich befand mich in ähnlicher Situation und habe mich für die Wideraufnahme der Beziehung entschieden und es bislang nicht bereut. Natürlich bin ich wieder mit ähnlichen Verhaltensmuster konfrontiert, aber ich selbst habe mich verändert und kann besser damit umgehen. Unterm Strich bin ich mit der neu aufgelegten alten Beziehung glücklicher als vorher. Also bereue ich es nicht.

Das kleine Männchen kannst du ganz leicht abstellen.

Führe ein Gespräch mit deinem Exmann, in dem du schilderst, wozu du bereit wärst was du von einer neu auflebenden Beziehung erwarten würdest und in dem du klar formulierst, dass er erst sein Verhältnis zur aktuellen Partnerin klären muss, wenn er Pläne mit dir hat.

Viel Glück für euch

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Hi,
ich finde es eigentlich eine Frechheit von ihm „Hilferufe“ wegen seiner nichtlaufenden Beziehung in deine Richtung zu senden. Eurer Beziehung ist daran gescheitert, dass er keine Gefühle zulassen konnte, keine Nähe... Daran, wie er jetzt mit dir umgeht, sieht man doch ganz klar, dass er emotional wohl eher tiefbegabt ist.
Er ist durcheinandergewirbelt wegen verschiedener Ereignisse und es ist wahrscheinlich in Ordnung - wenn euer Verhältnis so ist -, dass er sich an dich wendet, weil ihr euch wie Familienmitglieder liebt. Er überschreitet da aber eindeutig Grenzen, die er wohl nicht erspüren kann, weil er dazu nicht in der Lage ist.
Das würde euch in einer Neuauflage wahrscheinlich um die Ohren fliegen...
Dir geht’s jetzt gut ohne ihn, das ist doch schön so.

vlg tina

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Danke für deine Antwort.
Das bestätigt mich das es sich wie eine Frechheit anfühlen sollte. Richtig.
Für eine Neuauflage bräuchte es ja wohl reinen Tisch und nicht die zehnmillionste Version von "ich weiß nich, ich will, ich will nicht, ich weiß nicht was ich will, sag du es mir" oder so.
Freunde sagen er meint es nicht so.
"Er meint es nicht so" habe ich mir jahrelang gesagt. Ich weiß er meint es nicht so. Er kann da nicht anders.
Ihc sitz morgen mal wieder im Flieger und lass das besser hinte rmir, du hast Recht.
Danke sehr

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Da wünsche ich dir einen schönen Urlaub.😉

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Hallo.
Ich denke, der Todesfall in seiner Familie, hat ihn einfach aufgewühlt und bei solchen Sachen merkt man erst, was man vielleicht an dem anderen hatte. Trotz allem glaube ich nicht, dass er sich grundsätzlich ändern würde.
Die Tochter meines Mannes, hat auch mal erzählt, dass seine Ex zu ihr meinte, als sie krank war, dass sie sich wünschte er wäre jetzt bei ihr. Aber nie im Leben, hätte sie wieder mit ihm zusammen kommen wollen. Das sind halt so Situationen, in denen man eben den anderen mal vermisst. Wie du schon sagst, gehen 20 Jahre ja nicht spurlos an einem vorbei. Und es war ja in der Zeit sicher nicht alles schlecht.

Ich würde es trotzdem nicht noch einmal versuchen. Vielleicht geht es ja 1 oder 2 Jahre gut, aber ich denke, dass er früher oder später wieder genau das Verhalten an den Tag legen würde, weswegen du dich getrennt hast.

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Danke für die realistische und pragmatische Einschätzung der Situation, genau das brauche ich gerade.

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Hallo,
sich bei Beziehungsproblemen oder gar Trennungen an die Expartner zu wenden und dort Halt zu suchen, ist der bequemste Weg von allen. Dabei geht es oftmals überhaupt nicht um die Person des Expartners als solche, sondern nur darum, dass man sich schon kennt und etwas in seinem Leben geteilt hat und es einfach ist, sich dem anderen nicht mehr darlegen zu müssen.
Das Phänomen, dass Menschen in Krisensituationen den Kontakt zum Expartner suchen, ist weit verbreitet und steht für mich in keinerlei Relation zu einem Neuanfang bzw. guten Voraussetzungen dafür.

Würde er alleine sein, sein Leben richtig gut laufen und er dann geordnet und klar auf dich zukommen und um ein Gespräch bitten, wäre das wieder etwas anderes. Aber so wundert es mich nicht, dass er dich nach 20 Jahren Beziehung als Anlaufpunkt benutzt, wenn es bei ihm nicht mehr läuft.

Zum Thema ändern: Ich bin der Meinung, wer sich 20 Jahre lang auf bestimmte Art verhalten hat, wird dieses Verhalten in fünf Jahren nicht ablegen.
Hättet ihr Anfang 20 eine Beziehung geführt und euch dann erst zehn oder 20 Jahre später wiedergetroffen, glaube ich durchaus, dass ihr euch geändert hättet und alte Probleme nicht mehr unbedingt bestehen müssen. Aber bei eurer Geschichte glaube ich nicht an den großen Wandel.

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Danke du hast Recht.
Ich denke auch eher das ich die bin die sich geändert hat und ja, vielleicht käme ich in der heutigen Situation besser mit seinen Abwesenheiten zurecht aber hm. Das Gehuddel jetzt zeigt mir eigentlich das er sich da wenig bewegt hat.

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Aufgewärmter Kaffee schmeckt ebenso wenig wie eine aufgewärmte Beziehung. Ich würde es lassen. Menschen ändern sich nie wirklich. Wenn es damals nicht gepasst hat wird es nach einigen Monaten wieder scheitern. Finger weg

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Danke für deine Meinung.
Nicht gepasst das sehe ihc relativ. 20 Jahre hat es "irgendwie" gepasst auch wenn nachher vor lauter Löcher keine Flicken mehr aufzunähen gewesen sind.
Trotzdem nehme ich mir deinen Beitrag als deutliche Warnung und deine letzte Bemkerung erst recht.

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Was Menschen nur immer so an Jahre hängen die irgendwie gepasst haben und wenn, dann auch nur irgendwie weil DU es irgendwie geschafft und gemacht hast.
Solche jahre, wie du sie hattest, zählen eigentlich nur um daraus gelernt zu haben...es wartet wenn, anderes auf dich.

Klar wird man älter, weiser, verändert sich usw....aber ich sehe nicht wirklich wo er sich verändert hat, im Gegenteil, ich empfinde es ebenfalls als eine Frechheit wie er dir gegenüber ist und erst recht seiner Partnerin gegenüber und alleine schon wie unfair er sich ihr gegnüber verhält, würde bei mir schon das erreichen, dass ich mir über "mehr" keinerlei Gedanken machen würde.
Ich finde seine Art feige und billig, im Ganzen.

Er würde dir auch in Zukunft nicht das geben können was du brauchst , möchtest und erwartest...warum auch?!Menschen wie er gehen den einfachsten Weg, die arbeiten nicht an sich, höchstens nur soviel wie sie müssen bis das sie das haben was sie wollen und nicht einmal das macht er.

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"Wie stelle ich das böse Männchen ab?"

Schönen Gruß von mir an Dein böses Männchen, ich sehe eine einzige realistische Chance für Dich und Deinen Exmann. Er müsste sich von alleine (!) und ohne Aussicht auf ein Revival mit Dir von seiner Partnerin trennen, weil er merkt und zugibt, die Beziehung ist nicht das Richtige für ihn. Dann müsste er ganz ehrlich und offen (!) über seine Gefühle zu Dir sprechen, bzw. dahingehend auf Dich zukommen. Und dann könntet ihr gemeinsam überlegen, wie eine neue Beziehung gelebt werden könnte. U.a. auch in Form einer Paartherapie, damit er lernt, Nähe zuzulassen und zu geben.

Wenn Du das als realistisches Szenario einschätzt dann kannst Du Hoffnung haben. Falls nicht, vergiss es einfach und blocke ihn weiter ab. Für mich hört sich das nämlich so an, als würde er die neue Beziehung nur sein lassen, wenn er dann hinterher nicht alleine sein muss. Und wie Dein Gulasch schmeckt weiss er ja schon..