Auseinandegelebt?

Hallo zusammen,

ich bin mit meinem Mann seit über 20 Jahren zusammen, wir haben zwei Kinder, ich arbeite Teilzeit, er Vollzeit. Er ist jeden Tag so von 8-18 Uhr aus dem Haus mit Fahrerei.

Seit einiger Zeit ist irgendwie der Wurm drin bei uns, oder bei mir, mich füllt das Mutter-Ehefrau-Hausfrau-Dasein nicht mehr aus schon seit Jahren, deshalb habe ich mir eine kleine Selbständigkeit aufgebaut und inzwischen ein Hobby noch zugelegt, treibe bisschen Sport und filme/fotografiere gern. Mir geht es gut damit, ich ziehe hieraus sehr viel Lebensfreude für mich.

Mein Hobby ist allerdings auch etwas zeitintensiv, da ich meine Bilder/Filme in einem Forum künstlerisch bearbeite und online stelle. Hierdurch haben sich auch zwei tolle Freundschaften zu anderen Fotokünstlern entwickelt, die zwar nur virtuell gepflegt werden können aufgrund weiter Entfernungen, aber schon auch inzwischen mehr sind als nur Austausch über das Hobby, Freundschaften eben, wo man auch über anderes "redet".

Nun ist es so, dass mein Mann außer seinem Job keinerlei Interessen oder Hobbys hat. Und ich habe immer mehr das Gefühl, dass er mir es nicht gönnt, dass ich mir neben den alltäglichen Pflichten (die ich erfülle) immer wieder auch bewusst Zeit nehme dafür. Er will meine Bilder und Filme nicht sehen, es interessiert ihn nicht. Bitte ich ihn trotzdem, mal eins anzuschauen, auf das ich besonders stolz bin, kriege ich garantiert einen Spruch wie "In der Zeit, wo du das gemacht hast, hättest du auch die Fenster mal putzen können!" oder so. Also zeige ich ihm nichts mehr und tausche mich nur noch mit meinen Freunden aus dem Forum darüber aus. Das passt meinem Mann aber auch nicht.

In letzter Zeit streiten wir nur noch darüber, und ich habe ihm auch schon gesagt, dass er sich doch auch ein Hobby suchen soll, aber ihn interessiert nichts. Er hat auch keine Freunde, er hat keinen Kontakt zu seiner Familie, er hat nur mich und die Kinder. Ich habe ihm letztens auch gesagt, dass mich das langsam erdrückt, dass er mir keine Zerstreuung gönnt und ich seiner Meinung nach 24/7 nur Mutter, Ehefrau, Hausfrau und Geschäftsfrau zu sein habe. Er meint, das reicht ja auch an Aufgaben und wenn ich dann noch ein Hobby und Freundschaften pflege, bleibt ja von dem Rest irgendwas auf der Strecke.

Heute kam er früher von der Arbeit. Ich habe seit 4 Wochen die Kinder Zuhause (Sommerferien), und hatte gerade mir eine halbe Stunde freigeschaufelt, war dabei, einen neuen Film zu bearbeiten. Als er heim kam, habe ich ihn normal begrüßt, aber mich dann wieder meinem Film gewidmet, bevor die Kinder wieder auf der Matte stehen und Abendbrot ansteht. Mein Mann wurde wütend, dass ich mich nicht freue, dass er früher heimgekommen ist, er meint, andere Frauen würden sich freuen, wenn der Mann nach Hause kommt, ich aber nicht.Ja gut ich habe mich in dem Moment wirklich nicht gefreut, weil ich eben die halbe Stunde für mich nutzen wollte, ich war aber auch nicht unerfreut oder unfreundlich.

Er meint, er fühlt sich nicht mehr geliebt und sei ja nur noch geduldet zu Hause, ich bräuchte ihn ja gar nicht mehr, nur noch zum Geldverdienen. Frage ich ihn, was er denn mit mir/uns machen will, kommt aber nichts, er hat überhaupt keine Lust auf Unternehmungen mit mir und den Kindern, seinen Feierabend verbringt er am Liebsten vor dem Fernseher oder sitzt im Garten und raucht eine Zigarre, weil er ein hohes Ruhebedürfnis selber hat und auch nicht gern redet.

Ja, wir haben uns aufgrund dieser Dinge sicher auseinandergelebt irgendwie, weil ich sehr kommunikativ bin und mir immer schon andere Gesprächspartner als ihn suchen musste, bin auch mit mehreren alleinerziehenden Müttern befreundet, um mit den Kindern nicht immer allein was unternehmen zu müssen, weil er eben keine Lust hat auch Schwimmbad und ähnliches. Ich weiß nur echt nicht, was er jetzt von mir erwartet, soll ich jetzt alles abbrechen und mich neben ihn hocken und nichts mehr machen, was mir Spaß macht, weil er AUCH an nichts Spaß hat?

Was meint Ihr zu so einer Situation?

Verunsicherte Grüße

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Redet miteinander! Das er sich nicht mehr geliebt und nur noch geduldet fühlt, sollte dich nachdenklich stimmen. Du kannst den Dingen nachgehen, weil du Zeit hast. Dein Mann ist 10 Std.ausser Haus und dementsprechend ko. Ihm wird die Kraft fehlen sich noch anderen Dingen zu widmen. Für mich verständlich.

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Irgendwie erkenne ich mich etwas in deinem Mann wieder. Bloß das ich in der Hausfrauenrolle voll gefangen war und neben dem Mutter und Ehefrau sein nichts weiteres mehr hatte, weil mir schlicht weg der Elan gefehlt hat. Hatte an nix Freude oder gefallen, auch Freunde treffen war mir zu anstrengend. Heraus kam, dass ich an einer mittelschweren Depression leide. Habe es selber nicht gemerkt, weil es schleichend kam. Könnte es evtl bei deinem Mann auch so sein? Ich war sich neidisch auf die Männerabende, Sportveranstaltungen oder die anderen Hobbys meines Mannes. Wenn ich aber hätte mitgehen können, hätte ich auch keinen Bock gehabt. Ich war zufrieden wenn er mit mir auf dem Sofa ferngesehen hat. Ich habe ein Depression selber für mich damals ausgeschlossen, war mir sicher ich hätte keine. Mittlerweile bin ich in Therapie, seit Ende letzten Jahr und so langsam finde ich wieder Freude und auch der Elan kehrt langsam zurück.

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Ihr solltet euch an einen Tisch setzen und ehrlich miteinander reden. Denn scheinbar hat er veraltete Denkmuster, was seine Frau zu tun hätte, wenn ihr dann doch mal "langweilig" wird, sie sich Hobbys sucht und diese genießt und auslebt, anstelle "Fenster zu putzen". Hat der liebe Gott ihm keine Hände zum Putzen gegeben? Ich hätte ihm einen Eimer mit Wasser hingestellt.
Spaß beiseite. Du machst das schon richtig so mit deinem Hobby. Du hast ihm mehrmals gesagt, dass er sich ein Hobby zulegen soll, mit euch mal mehr unternehmen soll, Familienzeit eben etc. Das solltest du ihm nochmals ans Herz legen.Wenn das nicht fruchtet, tja nun, dann musst du für dich entscheiden was gut wäre, Paartherapie, oder vllt ein gemeinsames Hobby etc.
Was er wartet er denn? Das die Frau freudestrahlend angehüpft kommt, wenn er eine halbe Std früher kommt? Es mag solche Frauen geben, du hast ihn doch freundlich empfangen, er war beleidigt, sein Problem. Es ist nicht das Problem, dass er sich nicht geliebt fühlt, nur das Geld heimbringt etc pp, er sieht, dass du ohne ihn auch viel Spaß hast und sogar Freude und Freundschaften dadurch gewonnen hast. Ich kann nicht verstehen, warum dir das zu bedenken geben sollte bei dieser Konstellation. Keine Interessen, keine Hobbys, keine Familienunternehmungen, Abbruch Kontakt zu seiner Familie (abseits der Gründe) und dir dann noch ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Nicht fein.
Entschuldigung, er ist ein erwachsener Mensch, wenn er keine Freunde hat, ja gut, sollte er vllt an sich arbeiten (warum kein Mensch mit ihm befreundet sein will?). Kein Kontakt zur Familie, das wird wohl Gründe haben. Aber sollst du dann lethargisch neben ihm auf der Couch sitzen und ihn anhimmeln wie ein Frauchen aus dem 50er? Putzen, wenn du auf "dumme Gedanken wie Hobbys" kommst? Scheinbar, und dann wäre er glücklich? Glücklicher als jetzt? Hätte er dann nicht gesagt er fühle sich nicht geliebt oder wäre nur der Geldheimbringer? Wäre er dann gefühlt geliebt genug? Das würde ich rausfinden wollen. Vllt hat er eine Depression und kann damit nicht umgehen und es nicht einschätzen.
Wie gesagt, setzt euch zusammen, schreibt auf, was ihr erreichen möchtet, dass du dich mit deinen Hobbys wahrgenommen fühlen möchtest, er aber auch seinen Teil zur Familienzeit beitragen soll (Unternehmungen etc) und er soll vorschlagen was er alles gedenkt zu ändern und mitmachen. Danach kannst du immer weitersehen, was weiter getan werden kann.
Und sorry, nur weil er 10 Std außer Haus ist, ist man zwar k.o., aber nicht tot. Ich habe eine 45 Std Woche und schaffe es ebenso noch Hobbys und Familie unter einen Hut zu bekommen, jeder hat seine Balance gefunden. Weil mir meine Familie am Herzen liegt.
Viel Glück.

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Also ich wundere mich bei solchen Schilderungen immer und kann nicht glauben, dass ihr euch tatsächlich auseinander gelebt habt. Das würde ja heißen, dass Dein Mann früher unternehmungslustiger war, aufmerksamer, hilfsbereiter, netter und freundlicher, kontaktfreudiger etc. Kann ein Mensch sich wirklich so verändern?
Oder war er nicht schon immer so, nur dass es Dich jetzt stört?
Ich könnte nie und nimmer mit solch einem Menschen zusammen sein, das würde ich als grobe Bestrafung empfinden. Ich mag gesellige Menschen; Menschen, die vielseitig interessiert sind. Mit einem wortkargen Langeweiler könnte ich nichts anfangen. Regelrecht schlimm finde ich sein Desinteresse an Dir - denn auch wenn ich mich persönlich nicht für das Hobby des Partners begeistern kann, zeige ich doch Interesse an seiner Arbeit - schon aus Respekts- und Höflichkeitsgründen, aber doch auch, weil ich die Arbeit meines Partners wertschätze und ich ein gewisser Teil seines Lebens bin und ihn genauso an meinem Leben teilhaben lasse und mit einbinde.
Am Schlimmsten ist für mich ein Mann, der mich nur auf mein Hausfrauen- und Mutterdasein reduziert. Das wäre für mich tatsächlich ein Trennungsgrund.
Nun wirft man eine langjährige Partnerschaft nicht so einfach weg, sondern versucht ja erst einmal, Kompromisse und Lösungen für die Probleme zu finden.
Daher: setzt euch zusammen und REDT.
Über eure Wünsche, Empfindungen, Ziele, Bedürfnisse.
Ihr beide solltet genug Redezeit haben und der andere hört einfach nur zu und lässt das Gesagte erstmal sacken.
Wenn ihr zu zweit nicht weiter kommt, versucht eine Gesprächs/Paartherapie.
Wenn allerdings von seiner Seite so gar kein Verständnis und vor allem mehr Respekt für Dich und Deine Arbeit kommt, dann würde ich wirklich über eine Trennung nachdenken.

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Hallo!

Seit ich nebenher studiere haben mein Mann und ich auch solche Situationen.

Das liegt aber auch daran, dass ich mich verändert habe - und er stehen geblieben ist. Ich habe wesentlich mehr Selbstvertrauen, viele Freunde gefunden, bin für Lerngruppen sehr gefragt... Naja, und er sitzt auf dem Sofa und schaut TV.

Klar ist das vor allem seine eigene Schuld, dass er den Hintern nicht hoch bekommt. Aber früher habe ich mich damit halt auch ganz wohl gefühlt. Das ist eben die Veränderung an mir. Und das ist meine Schuld. Das muss ich auch so anerkennen: auch wenn ich mein momentanes Ich lieber mag, ist es okay, wenn er das alte ein wenig vermisst.

Allerdings schaffen wir es, wenigstens Wochenenden und Urlaub glücklich zusammen zu verbringen und auch so miteinander Spaß zu haben. Das fehlt bei euch halt sehr, die Situationen, in denen ihr zusammen wirklich schöne Zeiten habt.

Ich denke aber auch, dass sich Partner auch aneinander angleichen können, wenn sie wollen. Zumindest mein Mann könnte schon noch die Kurve kriegen und selbst aktiver werden.

Rede mit deinem Mann. Sehe aber auch, dass die Veränderung bei dir liegt. Er wollte nicht, dass es anders wird. Er steht daneben und sieht nur zu, wie du dich entfernst, während er noch genau da sitzt wie noch vor Jahren. Wenn ihr euch auseinander lebt, dann weil du dich entfernst. Sag ihm, dass er mitmachen kann, wenn er das will - du aber einfach unglücklich warst und nicht wieder so leben willst.

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Es ließt sich schon ein bisschen so, als hättest Du ein schönes Leben, während er das Geld ranschafft.

Was soll er sich denn als Hobby suchen, wenn er 10 Stunden am Tag außer Haus ist?

Überlegt doch, ob Du nicht was aufstockst, was er sich zurücknehmen kann.