Binationale Ehen

Ja Binationate Ehen sind ja nicht immer einfach, aber machbar. Wie lebt ihr? Was gibt es für Dinge, die euer Leben bereichern? Was habt ihr für positive oder auch negativer Erfahrungen? Wie meistert ihr die kulturellen Unterschiede? Das Zusammenleben mit der anderen Kultur und Religion?

Liebe Grüße
Ciliegia

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Hallo Ciliegia,

ich habe in einer binationalen Ehe gelebt und es hat leider nicht funktioniert.

Die Gründe dafür möchte ich dir trotzdem nennen:

der kulturelle Unterschied kann mir nur meistern, wenn beide sich der anderen annehmen. Es bringt nichts, wenn nur einer sich für die Kultur des anderen interessiert. So z.B. mein Ex Mann hat trotz sieben jährigem Aufenthalt in Deutschland, kaum deutsch gesprochen oder sich annäherend versucht anzupassen.

Toleranz ist das Zauberwort schlecht hin.

Auch entstehen missverständliche Situationen. Er sagt A du verstehst aber B.

Auch die alltäglichen Situationen (beim essen angefangen) sind grosse Herausforderung, zumindest am Anfang.
Mein Freundeskreis ist nach meiner Ehe eingebrochen, weil mein Mann sich nicht bemühte auch nur im geringsten, an deren und meinem Teil zu haben.


Daß eine "nationale" Ehe hält und es dort keine Missverständnisse gibt (ich denke da nur an Saarländer und Pfälzer :-p) kann man ja auch nicht pauschalisieren.

Jeder sollte seine Erfahrungen machen aber eben mit grosser Toleranz von beiden Seiten.

ania

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Hallo,

ein schönes Thema :-D.

Ich lebe in einer binationalen Ehe- mein Mann ist Spanier und ich lebe seit fast 12 Jahren in Spanien.

Ich finde es sehr bereichernd- für mich, für ihn und für die Kinder.
Nachteile sehe ich keine.

Nun gut, so gross sind unsere kulturellen Unterschiede nicht, und wir sind auch beide nicht gläubig.
Verständigungsprobleme haben wir keine, da ich seine Sprache sehr gut beherrsche und er ist bemüht, sich mit meiner Familie so weit es geht ( Notfalls mit Zeichensprache ;-)) zu verständigen.

Schön finde ich beispielsweise, dass wir alle Feste nach beiden Landessitten feiern.
Für meinen Mann ist mittlerweile der Osterhase, St. Martin und der Nikolaus ( feiert man normalerweise hier in Spanien nicht) selbstverständlich geworden.

Ansonsten gibt es, glaube ich, bei uns kaum Unterschiede zu einer "mononationalen Ehe".

LG

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Bei uns geht es schon seit 8 Jahren gut #schein

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Hallo Ciliegia,


ich glaube, das ist ein sehr schwieriges, wenn auch interessantes Thema... #kratz

Mein Mann hat einen deutschen Pass und fühlt sich auch ganz als Deutscher; er ist hier aufgewachsen und hat die deutsche Mentalität auch größenteils übernommen. Seine Familie und er kommen aber ursprünglich aus Schlesien und doch ja, es gibt teilweise sehr große Differenzen, obwohl zum Beispiel seine Eltern schon sehr lange in Deutschland leben. Sie können bis heute nicht fließend deutsch sprechen, und leben, meiner Meinung nach, vom Kopf her eigentlich immer noch in Polen.

Entsprechend wird leider auch meist kritisiert, was nicht in ihr Gedankengut hineinpasst; wenn es sprachliche Schwierigkeiten oder Missverständnisse gibt, bin ich die Lügnerin, die jeden Satz verdreht. Oder ich bin wegen meiner Einstellungen merkwürdig, denke nicht richtig usw., das ist manchmal schon ausgesprochen schwierig und nervtötend, kann ich Dir sagen. Über meinen Schwager, auch angeheiratet, wird genauso geredet; mir wird manchmal ganz übel, wenn ich zuhören muss. Manchmal bin ich dann auch sehr verletzt oder gefrustet, weil Schimpfworte benutzt werden, die man der eigenen Schwiegertochter gegenüber eigentlich nicht verwenden sollte oder weil sie nicht einmal ansatzweise über ihren eigenen Tellerrand und ihre Traditionen hinaussehen können... #augen

Bei uns wird die Ehe aber schon trotzdem ein gutes Ende nehmen, denke ich; ich habe mir von Anfang an wenig Illusionen gemacht, und mein Mann steht mir immer zur Seite, das ist extrem wichtig. Er verteidigt mich auch, sorgt für mehr Abstand, wenn mir die Nerven zu zerreißen drohen, vermittelt oft und ist Gott sei Dank auch relativ selbstständig und unabhängig.
Toleranz und Offenheit sind halt sehr wichtige Punkte. Die fremde Sprache zu lernen ist sicher kein Luxus, Du solltest Missverständnisse und Vorwürfe nicht zu sehr übel nehmen, und neuen Sitten und Bräuchen gegenüber aufgeschlossen sein.

Eine Herausforderung ist es aber, auch ein Gewinn natürlich an sich, aber, schon anstrengend! Wenn ich meinen Mann nicht so sehr lieben würde, muss ich ehrlich zugeben, dass ich in einer anderen Familie sicher ein schöneres und angenehmeres Leben führen könnte; ohne Vorwürfe, Kritiken, ständige Differenzen. Das sollte Dir bewußt sein... #gruebel

Um welche Gruppierungen, Nationalitäten etc. geht es denn bei Dir? Erzähl´ mal! ;-)

Viele Grüße,


Bärli

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Bei uns gehts nun schon seit 7 Jahren gut ;-)

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Hallo,

beim ersten Versuch ist zwar mein Sohn Caspar entstanden, die Beziehung hielt aber nicht. Caspars leiblicher Vater ist Amerikaner und ich muss sagen, die Wert- und Normvorstellungen sowie die Geschlechter-Rollenbilder weichen sehr stark von den meinigen ab.
Dazu kam, dass er kein Deutsch spricht (obwohl seit 11 Jahren in D) und mein Englisch zwar sehr gut, aber für einen Beziehungsstreit, in dem es ja auf die genaue Beschreibung vielschichtiger und komplexer Gefühlsebenen geht, doch unzureichend. Vieles hätte ich auf Deutsch viel genauer und unmissverständlicher sagen können.
Inzwischen bin ich mit einem Halb-Deutschen-Halb-Griechen verheiratet, der Deutsch und Griechisch als Muttersprache spricht.
Wir nehmen uns aus den verschiedenen Kulturen die Dinge, die uns gefallen, was eine echte Bereicherung für unser Familienleben ist.

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bei uns klappt das ganz gut. mein mann ist ami, ich halb deutsch, halb engländer.

mein mkann spricht zwar auch kein deutsch und es nervt manchmal, aber wenn es das nicht wäre, dann wär's was anderes.

bei uns zu hause geht es wild gemischt zu, wir feiern eine mischung aus amerikanischen, englischen und deutschen feiertagen. sein rollenverständnis ist dem europäischen nicht wirklich so unähnlich, ich emfpinde ihn sogar als emanzipierter als viele deutsche männer.
für mich waren beziehugnen mit deutschen immer viel ansträngender, weil man sich immer darauf aufgehängt hat, daß ich doch nicht wirklich deutsch bin, aber auch nicht wirklich engländer, sondern halt gemischt.
für einen ami ist das viel weniger problematisch.

lg, siiri!

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Auch ich führe eine Bi-nationale Ehe, die Zweite. Meine erste Beziehung dazu dauerte insgesamt 14 gute Jahre und zwei schlechte Jahre. Mein Exmann kam aus Vietnam, ich habe diese Beziehung nie bereut. Ich sah auch keinen großen Unterschied im Menschen. Sicher Essen etc. ist unterschiedlich, aber das war mir vorher auch kein Geheimnis. Wir haben allerdings mehr Kontakt zu seinen als zu meinen Freunden gehabt. Aber meine Freunde sind nach der Trennung alle noch da und auch einige vietnamesische, inkl. seiner Schwester. Das Zusammenleben ist immer eine Sache des Niveaus und der gegenseitigen Toleranz. Bi-national muss das beidseitig! größer sein. Leider sprach ich kein vietnamesisch, mein Exmann legte keinen Wert darauf und ich war zu bequem.
In zweiter Ehe bin ich mit einem kurdischen Türken verheiratet, viele Dinge sind anders, als vorher, aber wiederum auch nicht. Jetzt lerne ich türkisch und ich hab nicht soviel Angst zu sprechen. Kurdisch nicht, da mein Mann es selbst nur selten anwendet. Prinzipiell empfinde ich es als Bereicherung meines Lebens. Es gibt paar andere Schwierigkeiten vielleicht als in Deutsch/deutschen Beziehungen. Aber in allen wichtigen Dingen des Lebens haben mein Mann und ich dieselbe Einstellung. Er ist Muslim (Allevit), ich Katholik. Aber es gibt nur einen Gott, da kann man nichts verkehrt machen, die Gebote sind dieselben. Andere Länder haben eine andere Geschichte, sie wissen und tun die Dinge anders, anders aber nicht falsch. Wir können nur voneinander lernen.


Gruß Hayartim

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Hallo,
wir sind eine deutsch-südamerikanische Ehe.
Sehr wichtig für das (bisherige...) Gelingen ist denke ich, wie auch schon in den obigen Beiträgen oft gesagt, das beiderseitige Einlassen auf den anderen Kulturraum. Das heißt v.a., dass beide die Sprache des anderen (sehr) gut kennen - nicht nur um miteinander zu reden, dafür würde ja eine reichen, sondern auch, um mit BEIDEN Familien, Freunden,... kommunizieren zu können. Aber auch andere Sitten etc. sollte man kennen und sich entweder drauf einlassen oder klären, worauf man sich nicht einlässt.

Ich hatte da bei uns einen großen Vorsprung, ich kannte und liebte sein Land und wir haben uns dort kennengelernt. Jetzt leben wir hier, er hat sich sehr auf dieses Land eingelassen, kann gut Deutsch, und wir mischen alles - Sprachen, Vorlieben, ... und bei der WM werden Trikots getauscht ;-)
Im Moment ist es so, dass ich gerne in seinem, aber er in meinem Land leben möchte, hm.
Ein Problem kommt später auf uns zu. Dass er seine Familie und seine Freunde verlassen hat, ist jetzt nicht so dramatisch, es war ein großer Schritt, aber sie haben viel Kontakt. SChwierig wird es, wenn die Eltern alt werden - denn wir können nur auf einem Kontinent leben, und wir werden darum immer fern von seinen - oder von meinen Eltern sein. Wenn dann mal was sein sollte, wenn einer krank wird, ... dann sind wir furchtbar weit weg. Und wenn wir Kinder haben, auch - ein Großelternteil erlebt seine Enkel dann nur maximal 1 x pro Jahr :-(

Was ich übrigens lernen musste - mich nicht permament für alle Mängel meines Landes verantwortlich zu fühlen. Er war zwar meinetwegen hier, aber darum bin ich immer noch nicht schuld am Wetter, an unfreundlichen Leuten, am Kaffee...
Er hat es mir auch nie vorgeworfen, aber ich hab mich die ersten 2-3 Jahre permament schuldig gefühlt, wenn es geregnet hat. Das muss man für eine entspannte Beziehung sicher auch loswerden :-)

Was manchmal fehlt, sind so völlig selbstverständliche Anspielungen auf Kindheitsdinge - Sendung mit der Maus? Pumuckl? Bullerbü? Kannte er so wenig wie ich die Helden seiner Kindheit. Aber man "erarbeitet" sich einen eigenen Pool an Anspielungen, Erinnerungen und Bezügen - die wahrscheinlich außer uns dann niemand mehr versteht. Und vieles kennen wir inzwischen eben doch... wenn auch indirekt.

Es gibt sicher Punkte, die es manchmal schwieriger machen, aber auch viel Bereicherndes. Und letztlich kommt es wie immer auf den Menschen dahinter an, und man darf Beziehungsprobleme sicher nicht gleich auf die Binationalität schieben.
Es fordert, aber es erweitert auch ungemein den Horizont.

Viel Glück...
Per