Wütend, weil Partner Baby angesteckt hat

Ich bin gerade am Ende, weil ich mit meinem Neugeborenen in der Isolation im Krankenhaus sitze. Mein Kind ist voll verkabelt, bekommt Infusiton, Sauerstoff und Atemüberwachung. Dazu wird täglich Blut abgenommen. Die Atmung ist nicht gut. Das Kind hat längere und häufige Atemaussetzer. Die Ärzte wollen uns mit Sicherheit länger da behalten so deren Aussage. Ich habe Angst um mein Kind und ich bin selbst am Ende, da es schwer ist ihn mit den ganzen Schläuchen zu wickeln und an und aus zu ziehen. Außerdem reißt er sich ständig alle Kabel heraus in seiner Verzweiflung. Das Pflegepersonal hat leider auch nicht viel Zeit, sie haben viele RSV Patienten. Wir sind hier, weil wir beide Covid haben. Angesteckt durch meinen Partner.

Als er uns von der Klinik nach Entbindung abgeholt hat, war er beim Testen in der Klinik positiv. Er wollte zuhause Maske tragen und nicht mit dem Baby kuscheln. Wir wollten getrennt schlafen usw.
Er war deswegen sehr frustriert, 2 Tage hat er sich dran gehalten, dann fing er an zu schludern: mal Maske vergessen, mal war er sauer, dass er sein Kind nicht halten darf, weil ich nein gesagt hab. Er hat ja keine Symptome. Wir haben uns jeden Tag getestet, ich war immer negativ bis auf vorgestern. Plötzlich aus positiv. Das baby hat sich auch etwas anders verhalten. Erhöhte Temperatur etc, also ins Krankenhaus. Dort wurde festgestellt wir beide sind positiv, mein Partner wieder negativ.

Die Kinderärzte sagen, er wird wieder gesund, ich soll mir keine Sorgen machen. Ich sehe mein Baby aber jeden Tag einer tortur ausgesetzt: Nadel in den Kopf, Vene platzt, alles voller Beulen, weil alles ins Gewebe läuft. Die atemmaske, die ständig runter gerissen wird und rote blutige Flecken auf der Haut hinterlässt wegen der Kleber die komplett übers Gesicht geklebt sind, um die Maske zu befestigen. Dann wieder Nadel rein, diesmal am Arm, das Kind versucht sich irgendwie in Verzweiflung zu befreien.

Ich bin einfach so wütend auf meinen Partner. Ich kann gar nicht beschreiben wie sehr. Wir streiten und angeblich macht er sich auch fertig, aber ich kann nicht anders als ihm die Schuld zu geben. Ich möchte einfach nur noch weg und mich trennen. Ich weiß, dass er corona nicht mit Absicht bekommen hat, aber es lässt mich einfach nicht los , dass er so leichtfertig war. Ich weiß nicht wohin mit meinen Gedanken. Ich kann telefonieren, aber ich darf nicht raus und keinen Besuch empfangen. Ich bin noch im Wochenbett, blute mein Bett teilweise voll, weil ich wegen dem Baby nicht aufstehen kann, weil dann das Weinen wieder los geht. Ich kann mich also kaum aus dem Bett bewegen. Außerdem bin ich durch covid auch erkältet und kann nicht tief einatmen. Ich bin einfach am Ende.
Kann mir jemand irgendwie gut zureden? Alle sagen nur, das wird schon wieder, sei positiv, aber niemand sieht wie schlecht es mir gerade geht und niemand kann meine Gedanken verstehen.

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Hm ja, du bist am Ende deiner Kräfte und kannst daher nicht klar denken.. aber stell dir einfach mal die Frage wie es denn wäre, wenn DU euer Baby angesteckt hättest. Hätte ja auch passieren können. Wie würdest du dich dann fühlen, wenn dein Partner täglich Streit vom Zaun bricht und dir das immer und immer wieder unter die Nase hält? Vielleicht mal darüber nachdenken..

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"aber stell dir einfach mal die Frage wie es denn wäre, wenn DU euer Baby angesteckt hättest. Hätte ja auch passieren können"

Oder ob sie sich tatsächlich eine komplette Woche von ihrem Neugeborenen hätte fernhalten können? Sicher nicht.
Absolut verständlich m. M. n., dass der frischgebackene Papa es auch mal kuscheln wollte. In so mancher Vaterhaut möchte ich echt nicht stecken, der arme Kerl macht sich vermutlich eh schon genug Vorwürfe und dann kriegt er noch heftige Vorwürfe von seiner Frau, die deswegen sogar an Trennung denkt. Da hörts bei mir mit dem Verständnis auf, ehrlich.

Man macht sich Sorgen, klar, man ist im Wochenbett und selbst krank, alles verständlich, aber so muss man echt nicht reagieren.

Und was das "Verbluten im Bett" angeht: Jede Wöchnerin hat Wochenfluss, jede muss mal die Vorlage wechseln, und sicher schreit da auch bei manch anderer Wöchnerin das Kind los. Es muss nun aber mal sein und dauert i. d. R. ja keine Stunden.

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Ganz ehrlich, da wären mir die Gefühle des Mannes für die eine Woche egal. Ich hätte ihn allerdings ausquartiert oder wäre selbst für ein paar Tage wo anders hin und wäre definitiv nicht zu ihm ins Auto gestiegen. Jemand anderer hätte mich abgeholt.

Denn was passieren kann, sehen wir hier. Die Sehnsucht des Mannes überwiegt nicht die Gesundheit des Neugeborenen. Ich kenne aus beruflichen Gründen und privaten Umfeld sogar andere Geschichten.

Nun ist es so passiert, wie es passieren musste. Es ist menschlich, dass die TE jegliche Schuld an den Partner schiebt, wobei sie auch Verantwortung zu tragen hat- sie hat den gemeinsamen Haushalt zugelassen.

@TE: du bist wirklich in einer bescheidenen Situation und kannst das Ende noch nicht sehen. Es wird besser, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Und wenn es die dunkelsten Tagen deines Lebens sind und es verdammt schwer ist, versuche nicht unter die Gürtellinie mit deinen Anschuldigungen zu geraten. Es kommt wieder Licht und du wirst noch deinen Partner brauchen. Du gegen den Rest der Welt bringt dir auch nicht die nötige Kraft, welche du brauchst. Ihr müsst da gemeinsam durch und zusammen daraus lernen.

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Komm auf den Arm *knuddel

Das klingt wirklich schlimm, du bist selber nicht bei Kräften, und dann das Neugeborene so zu sehen... ich kann verstehen, dass du stinksauer auf ihn bist.
Wäre ich wohl auch.
Aber ich hätte ihn wohl direkt ausquartiert, solange er positiv ist... oder selber woanders hin. Das Risiko seid ihr beide sehenden Auges eingegangen, nicht nur er.

Sprich mal die Pfleger an, nicht dass du noch in eine Wochenbettdepression rutschst, vielleicht gibt es ja ein stillverträgliches, leichtes Antidepressiva? Du klingst völlig verzweifelt und fertig.

Lass dich mal drücken 🤗

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Ich verstehe deine Wut und deine Verzweiflung, wenn du siehst, welchen Qualen dein Baby ausgesetzt ist und ich verstehe auch, dass sich die Wut auf deinen Partner kanalisiert, irgendwo muss sie ja hin.

Ich denke auch, dass du dir im KKH Hilfe suchen solltest. Es gibt Krankenhauspsychologen oder Seelsorger, bei denen du dich aussprechen kannst. Frag einfach bei dir auf der Station danach.

Im übrigen vertrau auf die Ärzte. Wenn diese dir sagen, dass dein Baby wieder gesund wird, ist das auch so. Du kannst die Situation im Moment nicht ändern, du kannst nur das Beste daraus machen. Also gibt deinem Kind so viel Nähe und Fürsorge wie du kannst, viel Körperkontakt, kuscheln und ruhiges Zureden. Dein Baby wird sich nach kurzer Zeit nicht mehr an den schweren Start ins Leben erinnern.

Du darfst auch wütend sein aber vergiss dabei nicht, dein Mann hat das sicher nicht mit Absicht gemacht. Du hättest auch besser aufpassen können, das ist dir aber nicht gelungen. Das ist kein Vorwurf, ich will damit nur sagen, es ist nicht immer nur eine Person Schuld, manche Sachen passieren einfach. Ich habe mich mit Covid im Altenheim angesteckt, obwohl ich durchgehend eine FFP2-Maske getragen habe, als ich meine Tante besucht habe, es hat sich hinterher herausgestellt, dass sie positiv war.

Ich wünsch euch alles Gute. Behalte dir positive Gedanken und halte nicht zu sehr an allem Negativen fest
LG #klee#klee#klee

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Hallo du liebe. Was für eine bescheidene Situation. Den Start mit Baby habt ihr euch gewiss anders vorgestellt. Fühl dich fest gedrückt. Das du nun so verzweifelt und wütend bist, kann ich nachvollziehen. Dazu noch die Angst ob auch wirklich alles gut geht, wie alle sagen. Es ist schwer in so einer Situation den Verstand beizubehalten. Erst recht im Wochenbett, wo die Hormone einen eh schon aus der Bahn werfen können.

Eine Infektion ist Mist. Immer. Grade wenn sie sich so stark äußert. Aber, Versuch dennoch optimistisch zu bleiben. Dein Baby spürt dich und deine Emotionen. Rede ihm gut zu ❣️ Und für dich wäre es sinnvoll, dich dem Klinikpersonal anzuvertrauen. Lass nicht zu das sich deine Gefühle stauen. So stärkst du sonst nur weiter deine Ängste, Verzweiflung und die Wut auf deinen Mann. Es ist wichtig das du darüber sprichst. Hier wirst du sicher viele mutmachende Worte finden.

Ich wünsche euch alles Gute und baldige Genesung 🍀🍀❣️

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Hey du liebe, ich drück dich ganz ganz fest. Ich kann deine Gefühle (auch deinem Mann gegenüber) soooo gut nachvollziehen!!!!
Dem Baby geht es ganz bald sicher ganz gut - ihr seid in besten Händen. Wenn dir danach isr wein dich aus und Fluch innerlich so viel du kannst.
Und zum „Trost“ gehst du dann zu deinem Baby und redest deinem Kind ganz lieb zu ❤️❤️❤️ Das wird es sicherlich merken dass Mama da ist ❤️❤️

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Ohje, das tut mit sehr leid! Unser Start war ähnlich, auch mit KH Aufenthalt, aber da war es eine RSV Bronchiolitis. Wir waren 4 Tage im KH. Atemüberwachung, Sauerstoff Brille, Infusion am Kopf. Jeden Tag wurde es ein Kabel/Schlauch weniger und dann schaffte es die Kleine eine Nacht ohne Sauerstoff und wir durften nach Hause! Sauer wäre ich auch, aber nicht nachtragend. Redet nochmal darüber.

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Angesteckt wurde unser Baby vom großen Bruder (3,5). Wir haben ihm auch erklärt mit seiner Erkältung aufzupassen. Hände und Gesicht vom Baby nicht zu berühren und zu küssen. Hat er natürlich trotzdem gemacht. Aber sauer auf meinen Sohn kann ich ja auch nicht sein oder mich trennen. Es ist unheimlich schwer, sich in einem Haushalt nicht anzustecken.

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Hallo du,

oh nein, wie furchtbar.

Ich verstehe deine Gefühle, man fühlt sich einfach ohnmächtig und der Situation hilflos ausgeliefert. Das mit ansehen zu müssen, ist sicher die Hölle.
Ihr seid aber nicht hilflos, sondern in den besten Händen, die Ärzte geben alles und sind zuversichtlich. Versuch, dich daran festzuhalten.

Was die Wut auf deinen Partner angeht: auch das kann ich verstehen. Sicher wäre es wirklich notwendig gewesen, dass er sich konsequent isoliert hätte, aber das lässt sich jetzt ja nicht mehr ändern. Ich kann mir vorstellen, dass er sich daheim schwere Vorwürfe macht. Das hilft dir aber jetzt natürlich nicht.

Ich würde daher folgendes vorschlagen: konzentrier dich jetzt, so schwer es ist, auf dich und euer Baby. Dazu kann es helfen, die Gefühle, wie sie sind, anzunehmen und zu verbalisieren, wie du es hier schon getan hast - man braucht ein Ventil dafür. Sprich im Krankenhaus, wenn möglich und wenn es dir gut tut, mit Seelsorgern oder Psychologen. Mit deinem Mann würde ich vorerst nur relevante Informationen über euren Gesundheitszustand austauschen und beim Rest: Abstand, keine Streits vom Zaun brechen. Ich denke, ihr werdet das, ggf. auch professionell, aufarbeiten müssen, wenn die akute Situation vorbei ist.

Ich wünsche euch alles erdenklich Gute, ihr packt das! Fühl dich fest umarmt und verstanden.

Liebe Grüße,
DieKati

Bearbeitet von DieKati
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Oh weh, das ist ja wirklich schlimm und fühlt sich garantiert noch viel schlimmer an, wenn man es grade erleben muss.

Hast du Personen, mit denen du telefonieren kannst und die dir gut tun? Ich würde dir empfehlen, nach einem krankenhausseelsorger zu fragen (dafür muss man nicht religiös sein, aber die haben die meiste Zeit für Patienten), oder auch nach einem Psychologen.

Wie lange ist die Geburt denn her? Vermutlich bist du jetzt grade auch genau in den Baby-blues-Tagen, kann das sein, dass das noch dazu kommt? Das ist ja eh eine Zeit, in der man alles schlimm findet und viel weint. Und dann kommt noch sowas großes dazu. Ach Mensch. Aber endgültige Entscheidungen würde ich in den Wochen nach der Geburt nicht. Ich glaube, ihr könnt euch später aussprechen und bestimmt kannst du ihm auch verzeihen. Wenn du dich kurz vor der Geburt mit Corona angesteckt hättest, hättest du dein Baby vermutlich angesteckt, aber doch nicht mit Absicht. Manches läuft einfach doof.

Gute Besserung an die kleine Maus!

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Ich verstehe deine Gefühle. Bei uns war es die Nichte meines Sohnes, die ihn, als er 4 Monate alt war, mit RSV infiziert hat. Das endete in 2 Wochen Isolierzimmer im KH für ihn und mich, er an der Sauerstoffbrille, am Tropf, Schläuche und Monitore, er konnte nichts mehr bei sich behalten, nahm ab, die Sauerstoffsättigung fiel immer wieder, er hat so gelitten. Ich auch.

Ich wäre so stinksauer auf den Vater des Kindes, einen erwachsenen Mann, der sein eigenes Kind so einem Risiko aussetzt. Und ich finde nicht, dass du Mitschuld trägst. In erster Linie ist der Kranke verantwortlich für Risikominimierung. Er hat sich nicht an Absprachen gehalten, Sicherheitsmaßnahmen ignoriert. Er hat sein Kind sehenden Auges infiziert. Du bist noch im Wochenbett. Hättest du den Mann ausquartiert (und er das zugelassen), hätte es vermutlich geheißen, dass du übertreibst, weil Babys die Infektion ja locker wegstecken.

Der Mann hat mit der Gesundheit eures Kindes gespielt und du und der Kleine badet das jetzt aus.

Ich wünsche euch alles Gute. Dem Kleinen, dass er die Infektion schnell übersteht. Dir, dass du die Isolation psychisch verdaust und physisch zu Kräften kommst.

Edit: Er hat das Kind nicht absichtlich, aber fahrlässig angesteckt. "Nicht absichtlich" klingt nach einem unvorhersehbaren Unfall. Fahrlässig heißt hier: Vorhersehbares Risiko in Kauf genommen. Ist schon ein Unterschied.

Bearbeitet von sneakypie
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Nun ja.sie ist ins Auto gestiegen und mit ihm nach Hause.In gewisser Weise hat sie auch eine "Mitschuld"
Zu Hause isolieren können auch viele nicht.
Ja nach Bundesland hätte er in Isolation zu Hause bleiben müssen.

Ich hoffe, das dein Baby schnell wieder gesund wird

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Das stimmt, nur war die Absprache offenbar, dass der Mann Schutzmaßnahmen einhält, um das Risiko zu minimieren. Darauf hat die TE sich verlassen (bei Frauen im Wochenbett bin ich, ehrlich gesagt, auch nachsichtiger). Und meinem laienhaften Verständnis nach hätte es funktionieren können, wenn der Mann konsequent Maske getragen und direkten Kontakt vermieden hätte (vielleicht nicht, aber zumindest wäre der Versuch dagewesen). So, wie er es gehandhabt hat, war es quasi unvermeidlich, dass er das Kind ansteckt. Zu einer Zeit, in der die Kinderkliniken überlaufen und einfachste Medikamente nicht verfügbar sind. Bomben-Timing.

Wenn ich als Elternteil merke, ich packe das nicht, dann ist es doch an mir, fürs Kind eine sichere Lösung zu finden.

Und danke dir! Mein Sohn ist gesund, das Ganze ist ein Jahr her. Die Zeit im Iso-Zimmer werd ich nicht vergessen. Auch deswegen kann ich die Gefühle der TE gut verstehen und hoffe, dass sie psychologische Hilfe bekommt.

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