Lange Trennung von Familie/Freunden im Ausland - wie geht es Euch?

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich eröffne heute mal einen Beitrag weit weg von Impfdebatten und Co und möchte einfach mal meine Gedanken loswerden.

Mir geht es gerade nicht gut. Ein sehr, sehr wichtiger Mensch - genauer, der neben Mann und Kindern wichtigste Mensch in meinem Leben - ist vor Jahren nach seinem Ruhestand ins Ausland gezogen. Das war damals schon nicht leicht für mich, da es sich nicht um ein Nachbarland handelt und Treffen nur stattfinden können, wenn er seine noch hier lebende Schwester besucht.
Trotzdem haben wir es über die ganzen Jahre geschafft uns auf die neue Situation einzustellen und unsere Beziehung hat tatsächlich, trotz der großen, großen Distanz - sowohl in Jahren, als auch Kilometern - keinen Schaden genommen. Im Gegenteil.
Wir halten Kontakt über die üblichen Kanäle und haben es auch immer geschafft uns 1-2 mal im Jahr zu sehen.Diese persönlichen Treffen waren und sind mir extrem wichtig und ich zähle jedes Mal die Tage, bis es wieder so weit ist.

Dann kam Corona und durch die bekannten Gründe war eine Reise nach Deutschland für ihn nicht möglich. Mittlerweile haben wir uns seit zwei Jahren nicht gesehen.
Und inzwischen geht es mir einfach nicht mehr gut damit. Ich vermisse ihn schrecklich und im Alltag schießen mir öfter die Tränen in die Augen, wenn ich an ihn denke.
Er geht auf die siebzig zu und ich habe Angst. Angst, dass uns die Zeit davon läuft. Angst, weil ich nicht weiß, wie lange das mit dieser Pandemie noch so weiter geht. Angst, dass etwas passiert und ich kann nicht reagieren, kann nicht ins Flugzeug steigen und kommen.
Und eben darüber hinaus diese furchtbare Gefühl des Vermissens. Es tut körperlich weh.

Mein "Highlight" war vor einigen Tagen, als im Fernsehen die aktuelle Telekom-Weihnachtswerbung lief, wo auf dem Wunschzettel des kleinen Jungen nur steht, dass er alle seine Lieben wiedersehen will und die Mama ihm das erfüllt. Zusammen mit der Musik hat es mich eiskalt erwischt. Ich hab geheult wie ein Schlosshund.
Selbst jetzt, beim Schreiben schießen mir wieder die Tränen in die Augen.

Ich wünsche mir einfach so sehr, dass der Spuk bald zumindest unter Kontrolle ist und wir uns wiedersehen können. Das wird mindestens noch Monate dauern, aber dann wäre es wenigstens etwas, auf das ich mental hinarbeiten könnte. Und natürlich werde ich mich auch wieder fangen.
Vielleicht hat Weihnachten diese Emotionen so roh gelegt.
Das Vermissen kommt normalerweise in Wellen. Dieses Mal ist es wie eine Flut, die nicht zurück geht.

Ich fühle mich im Moment furchtbar. Ich liebe diesen Menschen über alles und es tut auch so schon weh genug, dass uns eine so große Distanz trennt. Aber diese Unplanbarkeit, diese Angst, dieses Gefühl der Machtlosigkeit, weil selbst im Notfall möglicherweise keine Einreise möglich wäre... verbunden mit der langen Zeit der Trennung und dem Vermissen...
Es ist schlimm im Moment. Wirklich schlimm.

Ich wollte das einfach nur mal loswerden.

Ich wünsche allen, die in einer ähnlichen Situation und durch die Pandemie von geliebten Menschen längerfristig getrennt worden sind, dass Ihr Eure Liebsten bald wieder in die Arme nehmen könnt.
Und das Ihr Menschen bei Euch in der Nähe habt, die Euch auffangen.

Frohe Weihnachten #kerze

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Ich versteh dich gut....

und es ist okay, zu weinen, zu verzweifeln und unerträgliche Angst zu haben.
(und auch diese Momente in denen man sterben würde, für eine einzige Umarmung....)

...und sich dann wieder zu fangen und irgendwie durchzuhalten.

Ja, es ist eine verdammt schwere Zeit und wir alle müssen da irgendwie durch. Fühl dich gedrückt, du bist nicht allein...

2

Meine Eltern leben in Brasilien, da meine Mutter dort ihre Wurzeln hat.
Trotz Corona konnte ich sie im Sommer besuchen.
Hier ist nicht Corona das Problem....Ich komme rein und sie dürfen auch nach D einreisen, zumindest Stand jetzt, aber die Entfernung ist hier das Problem.
Sie sind beide Mitte Ende 70 und da ist so ein Flug kaum noch zu bewältigen.
Irgendwann werde ich die Nachricht bekommen dass einer von beiden gestorben ist ohne dass nochmal da war.
Der Gedanke schmerzt mich sehr.
Aber meine Eltern haben es so entschieden, als die vor 15 Jahren ausgewandert sind, war uch mit meinem Sohn schwanger, den haben sie erst zweimal live gesehen.
Sie wollen aber auf keinen Fall zurück nach Deutschland.
Es ist schwer und ich bin auch oft traurig.
Ich habe allerdings auch schon mehrere Jahre im Ausland gelebt, wenn auch nur Großbritannien und Kanada.
Wer weiß wo es mich nochmal hin verschlägt?

3

Ich kenne das und es ist schlimm, ja.

Vor allem auch diese Ungewissheit wann es wieder besser wird, mit dem Reisen klappt usw. Bei uns sieht's so aus als ob es mit Reisen an Weihnachten endlich klappt nach 2 Jahren, aber ich entpsann mich erst wenn wir tatsächlich angekommen sind.

Irgendwann hat man keinen Bock mehr auf nur FaceTime, Skype oder WhatsApp. Es fehlt einfach was.

Drück dich!

Frohe Weihnachten!

Ich kann dich verstehen und hoffe, es wird bald wieder besser!

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Hallo

Ich bin mittlerweile in der Phase: "Jetzt reicht's langsam und ich will wieder hin". Mag mir nicht vorstellen, wie es mir zusätzlich mit der tiefen Verzweiflung wie bei dir gehen würde.
Sobald wir hinfliegen können, ohne zuerst 3 Wochen in Quarantäne zu müssen, wird auch gebucht. Unsere Kinder wollen wieder zu ihrer Tante, dem Onkel, Hund, den Schildkröten und Opa (in der Reihenfolge 🤣). Und natürlich lecker essen, gemeinsam picknicken, grillieren... Mein Mann und ich haben eher Luxusproblemchen wie lecker essen gehen, Sightseeing, IDs bestellen, Konti auflösen (da mit Sparbüchlein keine Transaktionen über Distanz gemacht werden können, wurden diese auf "dormant" gestellt, und wir müssen Gebühren dafür bezahlen 🤨).
Ansonsten kommt mir die zweite Heimat mittlerweile wie aus einer anderen Welt oder Zeit vor, dabei ist alles noch nicht sooo lange her (2 J. eben). Videoanrufe usw. gibt's schon, ersetzt aber nur bedingt all die gemeinsamen Erlebnisse.

Ich möchte dir noch einen Tipp geben: Denk doch zurück, wie es seit der Pandemie mit den Lockerungen bezüglich Reisetätigkeiten gelaufen ist. Immer kommen diese Zyklen zu bestimmten Phasen. Könntet ihr ein Schlupfloch finden, wo ein ggs. Besuch möglich wäre? Ich prohezeie mal, dass gegen den Frühling aaalles wieder gelockert wird. Irgend eine Möglichkeit, hier eine Woche, 10 Tage etwas zu organisieren?

LG

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Ja, du hast Recht. Das Winterhalbjahr und die Weihnachtszeit sind dahingehend übel. Das muss ja noch nicht Mal das Ausland sein. Selbst innerhalb von Dtl. finden die einmal jährlichen Familientreffen nicht statt, z.b. weil man keine Unterkunft findet, die einen beherbergen darf und man nicht zu dritt mit Hund bei Oma auf dem Sofa schlafen kann.
Aber was ist mit dem Sommer? Glaub mir, WIR haben und werden das weiterhin zum Reisen und Auftanken nutzen.
Warum nutzt IHR diese Zeit nicht für einen Besuch, wenn der geliebte Mensch die Reise nicht auf sich nehmen kann/möchte? Mach doch JETZT einen Plan für das nächste Jahr oder buche gar etwas. Die Reiseanbieter bieten jetzt sehr gute Stornierungsbedingungen für den Notfall, man muss aber gezielt nachlesen. Das hilft auch ungemein, eine Perspektive für ein nächstes Wiedersehen zu haben und sich drauf zu freuen!!!

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Danke für Deine Antwort.
Das Problem ist nicht, dass wir nicht reisen. Das Problem ist, dass wir nicht DORTHIN reisen können. Wir waren im Sommer auch mit den Kindern im Urlaub, in Italien. Mit dem Auto.
Fliegen können wir uns zu viert in den Ferien gar nicht leisten.

Mein Freund lebt auch nicht in einem typischen Reiseland.
Er lebt mehr als nur buchstäblich mitten im Outback. Mehrere Kilometer allein bis zum nächsten Nachbarn, dafür Bären vor der Tür. Der nächste Flughafen ist nicht mal im selben Land. Ich käme bis Riga, von dort aus müsste ich noch stundenlang weiterfahren.
Meine Familie würde sich bedanken, wenn ich sie dort die Sommerferien verbringen lasse. Insbesondere mein Teenie Mädchen. #schwitz

Dazu kommt, wie gesagt, dass eine Flugreise für uns als ganze Familie im Moment schlicht finanziell nicht drin ist.. Und schon gar nicht, wenn es in erster Linie "nur" darum geht, Mamas gebrochenes Herz notdürftig zu flicken und es nicht mal in ein schönes Hotel mit Palmen und Strand geht. ;-)


Ich habe ein wenig Geld für mich beiseite gespaart, das ich für den Notfall verwahre. Also, wenn wirklich akut etwas sein sollte, dass ich mit einer spontanen Reise zu ihm die Familienkasse nicht belasten muss und sofort reagieren kann.

Mittlerweile bin ich so weit, mir nur noch Geld zu wünschen und spätestens Ende des Sommers auf eigene Faust einige wenige Tage zu fliegen, falls absehbar wird, dass er auch 2022 nicht nach Deutschland wird kommen können und ich dort nicht zur Last falle. Und wenn es nur ein langes Wochenende ist. Dann wäre ich außerhalb der Ferien und es wäre nicht so teuer und ich allein könnte vielleicht auch zwei, drei Tage bei der Familie im Gästezimmer wohnen, wenn es ihnen recht ist.

Eine Perspektive ist genau das, was im Moment fehlt. Wenn ich gerade die Nachrichten höre, wird mein aktuellstes Problem wohl erneutes Homeschooling sein. Dann ist an eine Reise meinerseits schon dreimal nicht mehr zu denken.

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Wir haben seit letztem Winter bis heute insgesamt 5 Mal die Nachricht bekommen, dass xy verstorben ist, 4 Menschen davon an Corona.

Ich bin im Sommer geflogen und vor wenigen Tagen ebenfalls.

Ich kann mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, nicht zu fliegen um dann wieder Nachrichten zu erhalten, dass noch jemand verstorben ist.

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Wie furchtbar, das tut mir sehr leid. :-(
Ich wünsche Dir eine gute Reise und eine schöne Zeit!

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Ich kann dich gut verstehen. Bei uns lebt die Familie meines Mannes im Ausland. Ihn schmerzt es natürlich mehr als mich. Aber, dass meine Tochter ihre Oma erst einmal (letzten Sommer) live sehen konnte ist schon sehr traurig.
Wir konnten im Sommer auch nur dort hin, da wir vorher infiziert waren & somit die noch ungeimpften Kinder bei Rückreise nicht in Quarantäne mussten, da genesen. Sonst hätten wir das mit der Betreuung nach dem Urlaub gar nicht geschafft.

Wir haben versucht unseren Urlaub nächstes Jahr strategisch günstig zu legen. Aber es bleibt einfach alles unsicher wann wir uns wieder sehen können...

Und einen so wichtigen Menschen wie bei dir nicht besuchen zu können tut weh. Fühl dich umarmt!

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Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Der Großteil meiner Familie lebt im Ausland und die meisten habe ich auch seit 2 Jahren nicht mehr gesehen. Sonst waren 2-3 mal im Jahr üblich. Das schlimmste für mich, abgesehen von dem vermissen, ist wirklich die Fremdbestimmung nicht reagieren zu können wenn plötzlich was wäre. Mein Vater ist zwar “erst” 65, aber er ist nicht gesund und ich habe Angst um ihn, und davor, dass was passiert und ich nicht zu ihm kann.
Abgesehen von meiner Familie habe ich nach meinem Heimatland große Sehnsucht und es schmerzt im Herzen, dass ich nicht hin kann.
Durch meine letzte Schwangerschaft war ich im Dezember 2018 das letzte mal dort. Es ist für Sommer 2022 geplant, denn Hoffnung ist alles was wir haben und dafür lohnt es sich nicht aufzugeben.

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Hallo,

ich verstehe gut, dass eine Trennung von einem wichtigen Menschen sehr stark schmerzt.

Allerdings denke ich, dass du da auch Ch sehr viel auf die aktuelle Pandemie projizierst.
Dein Freund ist vor Jahren ins Ausland gegangen, wohlwissend, dass er dich und deine Schwester dann nicht mehr regelmäßig sehen kann. Er wird seine Gründe gehabt haben.
Er ist auch weder im Sommer 2020 noch 2021 nach Deutschland gekommen, obwohl man von überall her einreisen durfte. Wenn er nicht gerade in Australien festsitzt, wird er auch dafür gute Gründe gehabt haben.

Weiß er, dass du dir hier in Deutschland die Augen nach ihm ausheulst?

Und grundsätzlich: Was die Pandemie nicht schafft, schaffen Alter und Gebrechlichkeit in ein paar Jahren auch.
Das mag jetzt hartherzig klingen, aber wenn du es seit zwei Jahren nicht zu ihm schaffst, wirst du auch nicht für ihn da sein können, wenn er körperlich schwächer wird. Wenn er seine Auswanderung vernünftig geplant hat, hat er das Ei kalkuliert und hat andere Menschen, die sich um ihn kümmern.

Noch kannst du Pläne machen. Gemessen an den letzten zwei Jahren ist das nächste Frühjahr ja nicht so weit weg.
Wenn es so wichtig ist, wie du schreibst, dann sprich mit ihm und sucht eine Lösung. Und wenn es ein Treffen in einem Drittland ist.
Ob das Verantwortungsvoll ist, sei mal dahingestellt. Aber nicht alle Entscheidungen trifft die Pandemie für euch. Manchmal muss man selbst ran und das Beste aus der Situation machen.

LG!