Schülerpraktikum in Zeiten von Corona

Guten Morgen allerseits,

Es geht um meine Tochter, Sie besucht die 10. Klasse oder EF wie man es so schön sagt.
Im Lehrplan steht Verankert das die Jugendlichen im Januar 2021 ein 3 Wöchiges Praktikum absolvieren sollen.

Unsere Tochter schreibt seit Mai fleißig Bewerbungen, ihre Wünsche gingen oder gehen in Richtung Architektur, Mediengestalltung, Werbebranche, Fotografie Sie hat bestimmt schon 50 Absagen bekommen,selbst bei der hiesigen Universität hat sie um ein Praktikum gebeten, in den allermeisten Absagen steht drin das aufgrund der Aktuellen Corona lage niemand sagen kann ob und wie es möglich sein könnte einen Praktikanten zu beschäftigen.

Ich frage mich ob es einfach an der Richtung liegt die unsere Tochter einschlägt oder ob es ein Allgemeines Problem ist für Schüler ein geeigneten Praktikumsplatz zu finden.

Oder denkt ihr das es schier unmöglich ist die Kinder in ein Praktikum zu schicken?

Ich werde diese Problematik auch bei nächster Gelegenheit in der Schule ansprechen...

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Bei der Infoveranstaltung für die Eltern durch die Schule, wurde direkt gesagt, dass die Schule da ein Ansprechpartner ist.
Die Schule unterstützt Praktika und hilft auch dabei Plätze zu finden, wenn man selbst nichts findet.

Voraussetzung ist aber, dass Schüler sich selbst auch kümmern (wie: Tipps von der Schule) und auch Bereitschaft, sich auch auf andere Plätze einzulassen, wenn es im Traumberuf nichts gibt.

Medien, Architektur, Mediengestalltung, Werbebranche, Fotografie waren schon zu meiner Zeit stark überlaufen. Wer da einen Platz bekommen hatte, hatte Beziehungen.
Architekten nahmen nur Studenten: 6 Wochen, kostenlos und Vorkenntnisse. Alles andere sei Klotz am Bein.
Gibt es Berufsschulen, die das unterrichten? Kann sie dort mal anrufen und fragen, ob sie Tipps haben? Wenn sie wirklich in diese Richtung gehen möchte, kann es nicht schaden, schon mal zu fragen, welche Voraussetzungen sie braucht und wie sie diese erwerben kann.

Fotografie war zwischendurch einfacher. Allerdings deswegen, weil sich nur wenige Fotografen halten konnten. Diese waren froh um günstige Unterstützung. Sofern sie groß genug waren und die Voraussetzungen für einen Praktikanten erfüllten.

Bei der Infoveranstaltung wurde geraten, dass man seine Fühler auch in Bereiche ausstreckt, die man nicht so auf dem Schirm hat. Genannte sind zwar sehr beliebt, aber eben auch überlaufen. Beim Praktium geht es zwar auch um den Beruf als solches, aber auch darum ins Berufsleben hineinzuschnuppern. Eigene praktische Fähigkeiten entdecken. Man muss nicht alles machen. Die Fühler erweitern, wenn die Wunschbereiche nicht klappen, kann schon hilfreich sein.

Dass es durch Corona schwieriger ist bzw. einfacher abzusagen, glaube ich schon.
Früher hieß es in der von dir genannten Branche: wir haben 5 Plätze und 200 Bewerbuungen. Wenn jetzt nur noch ein Platz möglich ist...

Wenn sie in Richtung Kunst, künstlerische Darstellung etc. tendiert:
Evtl. mal an Hochschulen nachsehen, was man mit Abschlüssen so machen kann.

Oft kennt man ja nur die plakativen Berufe. Was es im Hintergrund für Nieschen gibt, weiß man ja oft gar nicht. Bis man durch Zufall reinrutscht.
Welche Berufsschulen kommen für ihre Wünsche in Frage? Dort mal auf der Homepage nachsehen.

Ältere Schüler fragen, die in der Branche untergekommen sind. Welche Tricks hatten sie? Wie haben sie es geschafft?
Häufigste Antwort: über ein Jahr vorher schon Interesse bekundet und Beziehungen bei genannten Branchen.

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Es schadet sicher nicht, das Problem in der Schule anzusprechen, ggf. müssen die Lehrer helfen und aktiv auf die Unternehmen zu gehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Unternehmen kaum auf Bewerbungen oder mündliche Anfragen von Jugendlichen reagieren, dabei ist es egal, wie viel Mühe sie da reingesteckt haben. Wenn ein Erwachsener (Betreuer, Lehrer) anruft, klappt es oft problemlos. Echt total verrückt, denn man predigt den jungen Leuten Eigeninitiative und Selbstständigkeit und dann müssen sie solche Erfahrungen machen.

Ich arbeite in der Berufsvorbereitung und betreue Jugendliche in ähnlichem Alter und muss sagen, dass es derzeit stark von der Branche abhängt, ob Praktikanten genommen werden und evtl. gibt es auch regionale Unterschiede. Im März/April wurden so gut wie alle Praktika von den Betrieben beendet, weil gerade bei Minderjährigen keiner die Verantwortung übernehmen wollte, auch ich als Betreuer nicht. Im Handwerk hatte meine Kollegin gute Erfolge, Jugendliche in Ausbildung zu bekommen, schwierig bis unmöglich hingegen war es in der Pflege, Gastronomie und alles mit Büro, Handel war so mittelmäßig, am besten noch Lebensmittel.

Zu den Interessen Deiner Tochter muss man sagen, dass einige Berufsbilder schwer mit FOR zu realisieren sind und die Unternehmen keine Schnupperpraktikanten wollen, sondern potenzielle Azubis. Du erwähnst Universität, das ist öffentlicher Dienst, und gerade im ÖD tut man sich sehr schwer, Praktikanten zu betreuen (wenn man nicht gerade Vitamin B hat).
Die Werbebranche leidet im Moment an Auftragsrückgängen, vielleicht ist da gerade einfach nicht genug zu tun oder die Belegschaft derzeit in Kurzarbeit, sodass man so weit noch gar nicht planen kann. Es muss ja auch Personal da sein, welches Kapazitäten zur Betreuung hat.
Möchte sie denn eine Ausbildung in einem der Bereiche machen oder evtl. weiter zur Schule gehen? Wie gesagt, bei einem Praktikum von drei Wochen möchten Unternehmen in der Regel den Nutzen eines Praktikanten erkennen, das vielleicht dann im Anschreiben besser rausarbeiten.

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Ich denke es hängt von der Branche ab, mein AG nimmt im Moment gar keine Praktikanten, im Lehrbetrieb meines Sohnes freut man sich über sie.
Ich würde in der Schule nachfragen, bei uns gab es damals Listen mit Firmen die Schüler von dieser Schule für ein Praktikum nehmen.

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Hallo,
mein Sohn ist in der Q1 und möchte ein freiwilliges Praktikum machen, da an seiner Schule kein Schülerpraktikum angeboten wird.
Er hatte sich im Frühjahr schon drum beworben, um in den Sommerferien dieses Praktikum zu machen. Da hieß es erst, abwarten, einige Wochen später dann, dass man aufgrund Corona keine "Fremden" im Betrieb haben möchte, sie ihn aber gerne, wenn die Zahlen in unserer Region runter gehen, in den Herbstferien als Praktikant nehmen. Bei uns gibt es derzeit recht wenig Infizierte, so dass wir im Moment davon ausgehen, dass er sein Praktikum antreten kann.
Ansonsten habe ich an der Realschule unseres Kleinen mitbekommen, dass die Schülerpraktika in der 9. Klasse wie gewohnt jetzt irgendwann im Herbst stattfinden und dass man sich bei Problemen mit den verantwortlichen Lehrern in Verbindung setzen soll.
LG
Elsa01

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Hi,
auch hier ist es schwer ein Praktikumsplatz zu bekommen. Der Große ist im 9. Schuljahr einer Realschule Plus. Es wäre das Jahr mit dem "Tag im Betrieb".

Von 10 Kindern, haben 3 einen Platz bekommen. Die Betriebe trauen sich nicht. Die anderen 3 sind bei Verwandten im Betrieb untergekommen.

Sein 2 wöchiges Praktikum im März, war genau 1 Woche, dann Lockdown. Keine Chance in den Sommerferien oder Herbstferien nachzuholen.

Er war als "Mediengestalter" in einem kleinen Zeitschriftenverlag. Home-Office, das Büro ist fast leer, wird es bis 31.12. auch bleiben.

Habt Ihr keine betreuende Lehrer? Die suchen aktuell mit, und rufen auch die Betriebe an, die immer mitgemacht haben. Wir sind aber auch auf dem platten Land, manchmal kommt man aber auch einfach nicht hin, wenn evtl. der Lehrer was anbieten könnte.

Viel Glück euch!

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Das Problem hatte unsere Tochter auch.
Schlussendlich habe ich sie bei "uns" untergebracht, obwohl Eltern sich eigentlich raushalten sollten.

Ich arbeite an einer Hochschule und konnte eine Regelung aushandeln. Allerdings auch hier nur, weil ich wusste, wie und einen Plan parat hatte. Regulär ist unser Campus geschlossen, es gibt nur einen Ort, an dem etwas möglich sein wird. Dort betreue ich sie im Wechsel mit einer Kollegin, die das gleiche Problem hatte. Nur so können wir die Wege kurz und nachvollziehbar halten.

Wenn Architektur und Zeichnen von Interesse sind, könnten Bauzeichner vielleicht etwas sein? Oft gibt es kleine Büros, die auch Praktika möglich machen.
LG danny0903

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In meiner Branche (Industrie) aktuell wegen Corona fast aussichtslos. Von Schülern hab ich erfahren, dass durchgängig mind. 2/3 der verpflichtenden Ferialpraktika kurzfristig ausgefallen sind. Mein Arbeitgeber (großer börsennotierter Konzern) hat allen Sommer-Praktikanten abgesagt. Ebenso die meisten anderen mir bekannten größeren Betriebe. Man kann ja schlecht Praktikanten einstellen und die Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Deswegen wären auch zu wenig Leute da gewesen, um die Praktikanten adäquat zu betreuen. Die sollen ja was lernen dabei. Außerdem sind die Abstände kaum einzuhalten.

Die nächsten Monate werden kaum besser. Bei den Schulen ist die Problematik natürlich bekannt, hier kümmern sich die Schulen um eine Lösung.

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Unsere Tochter suchte auch einen Praktikumsbetrieb. Sie muss im 14-Tage-Rhythmus über das gesamte Schuljahr hin. Ich muss sagen, dass war extrem schwer jemanden zu finden, der dazu bereit war. Das Problem, was viele in der gestalterischen Branche haben, ist, dass sie einfach größtenteils im Home Office sind. Unsere Erfahrung war, dass nur schriftliche Bewerbungen kaum Beachtung fanden. Meine Tochter telefonierte sämtliche Betriebe durch. Einige ließen sich soweit überzeugen, dass sie sich eine Bewerbung und Arbeitsproben schicken ließen. Als Resümee würde ich sagen, persönliche Vorstellung ist das A und O.

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Vielleicht in einer anderen Branche suchen. Im Handwerk läuft es relativ normal und es gibt bei uns in der Gegend Praktika.
Vielleicht gefällt ihr die Konditorei? Torten gestalten ist auch irgendwie kreativ.