Kein Kinderarzt für Kassenpatienten

Wir sind mit unserem Zweijährigen gerade aus BaWü nach Berlin gezogen. Und obwohl es hier so viele Kinderärzte gibt, kriegen wir bei uns in der Nähe nirgends einen Termin. Die sagen alle, dass sie keine Patienten mehr annehmen können. Freunde von mir sind Privat versichert und hatten gar kein Problem damit. Das kann doch nicht wahr sein! Nur weil wir "Kassenpatienten" sind!?

1

Hallo Müllerchen,

ich kann gut verstehen, dass das ein ärgerlicher Zustand ist. Aber Schuld daran sind nicht gierige Kinderärzte, die einfach an Privatpatienten mehr verdienen wollen. Die Ursache liegt mehr im System der Gesetzlichen: Hier bekommen die Ärzte Budgets und Quoten. Und wenn die voll bzw. ausgereizt sind, gibt es darüber hinaus keine Bezahlung mehr von den Kassen.

Das ist vom Grundgedanken her ja ganz gut verständlich. Und viele niedergelassene Ärzte arbeiten ja bereits über diese Grenzen hinaus. Das Problem ist nur: Die Ärzte werden nicht nur für ihre eigenen Leistungen, die sie über die Quoten hinaus erbringen, nicht vergütet. Das wäre ja sogar fast noch irgendwie zumutbar, wenn ein Arzt schon "das Maximum" verdient, dass er dann für weitere Behandlungen nicht noch zusätzlich Geld bekommt.

Das eigentliche Problem, das die Ärzte scheuen, ist ein anderes: Sie müssen bei den zusätzlichen Patienten nicht nur ihre Behandlungen, sondern auch ihre Verschreibungen aus eigener Tasche bezahlen. Du also mit Deinem Kind der Patient bist, der gerade über dem Budget liegt, dann behandelt Euch der Arzt, ohne dass er dafür Geld bekommt. Aber wenn Dein Kind dann ein teures Medikament benötigt, muss der Arzt das aus seinem Geldbeutel bezahlen. Und dass Ärzte darauf keine Lust haben, ist ja irgendwie verständlich.

In dieser Situation kommen immer wieder Eltern auf uns zu, die ihre Kinder dann eben privat versichern wollen. Das kostet für einen anständigen Tarif ohne Selbstbehalt gerne 150 bis an die 200 Euro im Monat. Aber tatsächlich geht es auch einfacher und günstiger!

Der Trick ist das sogenannte Kostenerstattungsverfahren in der GKV. Man kann nämlich auch in der gesetzlichen Krankenkasse echter Privatpatient werden und entsprechend vom Arzt Rechnungen bekommen, die man dann zur Erstattung einreicht. Am Ende ist das ein zweistufiges Erstattungssystem - genau wie bei Beamten: Zuerst reicht man die Rechnung bei der GKV ein für deren Anteil und danach bei der privaten Zusatzversicherung für den Rest.

Auf diese Weite kostet es keine 150 Euro, das Kind zum Privatpatienten zu machen, sondern nur gute 70 Euro im Monat. Wie das ganz genau funktioniert, haben wir hier dargestellt - auch mit Videos, die alles erklären:
https://www.kinder-privat-versichern.de/zusatzversicherung/gesetzlich-versichert-sein-und-privat-behandelt-werden/

Ich hoffe das hat Dir geholfen, das Problem etwas besser zu verstehen. Und vielleicht ist ja sogar unsere Lösung attraktiv für Euch. ;-)

Liebe Grüße
Christoph von Leni, Leon & den Luchsen