Verlustangst - ich kann nicht realisieren, dass ich Mama werde

Hallo ihr Lieben,

ich habe sehr lange mit meinem Mann an einem Wunschkind gebastelt (ist meine achte Schwangerschaft)- auch mit hormoneller Unterstützung.
Zwischenzeitlich wurde uns gesagt, dass es nichts werden wird und wir adoptieren sollten.. bzw. dass falls ich schwanger werde, sehr viele Komplikationen auftreten können (insgesamt 6 OPs an der Gebärmutter, Asherman, zu geringe Gebärmutterschleimhauthöhe etc.).
Wir hatten es letztes Jahr aufgegeben und dann hat es im letzten Zyklus mit Spritzen geklappt. Vorher waren die Tests schon in drei Zyklen positiv, es hat aber nie gehalten.
In der Schwangerschaft musste ich fast nur liegen, habe durchgehend hochdosiert Progesteron genommen (zeitweise 600-800mg/Tag), mal war das Baby zu klein und man gab uns keine Hoffnung.. dann war der Gebärmutterhals wegen den vorhergehenden Eingriffen so schwach, dass ich einen Pessar gebraucht habe und niemand geglaubt hat, dass es halten wird. Wir waren da noch weit von der Lebensfähigkeit entfernt (19. Woche). Zudem habe ich eine Plazenta praevia, was mich wegen möglichen Blutungen ständig verunsichert.
Die meiste Zeit hatte ich einfach Angst und habe versucht, mich aus Selbstschutz innerlich zu distanzieren, was mir sehr weh getan hat, weil ich es unserem Baby gegenüber unfair finde.
Ich habe mich sehr über die Bewegungen des Babys gefreut und tue es noch (bin jetzt in der 32. Woche), aber irgendwie ist während des ganzen Verlaufs die Unbeschwertheit auf der Strecke geblieben und ich mache mir permanent Sorgen, dass mein Körper versagen könnte.
Ein sehr 'einfühlsamer' Arzt hat mich dann noch auf Studien hingewiesen, in denen sich eventuell (retrospektiv) herausgestellt hat, dass Progesteron die Wahrscheinlichkeit für Krebs bei Kindern erhöhen könnte.
Alles in allem habe ich so eine Angst, mich emotional darauf einzulassen, dass ich Mama werde - da ich so sehr fürchte, das Kind auf irgendeine Weise zu verlieren. Die letzten Jahre haben mich ziemlich mitgenommen und ich liebe den Kleinen jetzt schon wie verrückt.
Übrigens habe ich eine Psychologin, doch sie versteht die Tiefe der Gefühle nicht. Deswegen wollte ich mich an euch wenden.
Da ich jetzt in der 32. Woche bin und unser Baby jederzeit wegen der Gebärmutterhalsschwäche kommen kann, weiss ich nicht, wie ich das Ganze an mich ranlassen kann, ohne komplett vor Angst kaputt zu gehen, dass etwas passieren könnte.
Ich weiß, dass von der Logik her bei jedem Kind und jeder Geburt etwas sein kann - aber die Vorstellung, dass wegen meinem Körper (Gebärmutterhalsschwäche und deshalb Frühgeburt oder Probleme durch Progesteron) etwas mit dem Kind sein könnte, bringt mich innerlich um.
Manchmal habe ich einfach Angst, dass es für mich nicht vorgesehen sein könnte, eine glückliche Familie zu haben (und das ist mein größter Wunsch).

Vielleicht habt ihr ein paar Tipps für mich?

Viele Grüße und Danke, dass ihr den Text gelesen habt!

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Hallo du Liebe,
Ich verstehe dich sehr gut.Auch unser Wunder hat etwas gedauert,ich hatte eine Elss und mehrere FG und meine Schwangerschaft war von Ängsten geplagt.Ich hatte eine Plazenta preavia totalis.
Ich hatte einen Kaiserschnitt in der 39 ssw,unser Sohn ist gesund und jetzt 8 Monate alt.Und ich kann es immer noch nicht glauben dass wir Eltern geworden sind!
Die Kinderwunschzeit und eine Schwangerschaft mit Ängsten und den ganzen Hormonen ist nicht einfach wegzustecken.Ich kann dir auch leider nichts sagen was dir deine Angst nehmen kann außer dass du wenn dein Kind da ist langsam alles verarbeiten und vergessen kannst.Ich habe damals den Podcast die friedliche Geburt gehört,das sind viele positive Affirmationen rund ums Thema Geburt,Schwangerschaft und wie du dich mit deinem Baby verbinden kannst.
Ich wünsche dir alles Gute!

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Hallo,

Also ich kann gut verstehen dass du Angst hast. Fühl dich mal gedrückt #liebdrueck
Ich denke es ist normal als werdende Mama Angst zu haben. Und mit deiner Geschichte hast du natürlich auch etliche Gründe. Schade, dass du dich bei deiner Therapeutin unverstanden fühlst. Das sollte eigentlich nicht sein und ich würde dir raten das zu überdenken und evtl eine andere zu suchen.
Ich hatte/habe auch wahnsinnige Angst in meinen Schwangerschaften. Es spielen sicher auch die Hormone eine Rolle, man ist einfach empfindlicher.
Nach meiner ersten FG habe ich auch therapeutische Hilfe gesucht, da es mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Mach dir bewusst, dass es eben auch gut gehen kann! (Und auch ganz sicher wird🍀) du bist nun schon so weit, dein Baby hat, selbst wenn es früher kommen sollte, sehr gute Chancen. Du wirst doch sicher eng kontrolliert? Was sagen denn die Ärzte, denen ist doch auch daran gelegen dass die SS noch ein paar Wochen hält? Wegen der Sache mit Progesteron und Krebs.. hast du dir die Studien dazu angesehen? Die sind noch nicht so weit um eine tatsächliche Kausalität festzustellen.. Da wäre ich sehr vorsichtig und dein Arzt sollte das besser auch sein mit seinen Aussagen 🙄 es gibt leider im Leben keine Garantie für Gesundheit. Mein Vater sagte immer: zu viel gefürchtet ist auch gestorben. Also sei zuversichtlich 🍀

Bei meinem ersten Kind konnte ich mir auch gar nicht vorstellen, dass bald ein Baby bei uns wohnen sollte. Und doch kam es so! Es wird alles gut, denk positiv 🍀

Alles Liebe 🍀

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Liebe Sunnylady,

ich kann deine Gefühle und Ängste sehr gut nachvollziehen! Ich habe in meinem Leben viele negative Erfahrungen gemacht und wäre selber fast daran verzweifelt. Aber irgendwann gab es den Tag, an dem ich mir selber gesagt habe: „Ab heute stehst du auch auf der Sonnenseite des Lebens!“ Und tatsächlich geht es mir seitdem besser und ich habe gefühlt auch mehr Glück als vorher.

Deswegen denke ich (und das ist auch wissenschaftlich bewiesen), dass es oft auch eine Einstellungssache ist. Ein positiv denkender, optimistischer Mensch orientiert sich vielmehr an den positiven Dingen. Ein negativ denkender, pessimistischer Mensch sucht oft nach dem Haar in der Suppe und findet es dann auch. Dabei blendet er all‘ die schönen Dinge drumherum aus und konzentriert sich nur noch auf das Negative. So ging es mir auch.

Ich wäre unehrlich, wenn ich schreiben würde, dass ich jetzt alles nur noch toll und sorgenfrei sehe. So ist es nicht, ich habe auch immer noch Ängste, dass wieder etwas Negatives passieren könnte. Aber ich gehe inzwischen anders mit meinen Ängsten um. Wenn Ängste im Bezug auf die Schwangerschaft bei mir hochkommen, versuche ich mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren, z.B. wie weit ich schon gekommen bin, dass sich der Kleine bisher gut entwickelt etc. Das hilft mir.

Bei dir fällt mir spontan ein, dass du jetzt schon so wahnsinnig weit gekommen bist und das trotz der widrigen Umstände. Deswegen würde ich an deiner Stelle versuchen, meinem Körper dankbar zu sein, dass er es bis hierher geschafft hat. Dein Körper und dein Baby sind Kämpfer und zusammen schafft ihr auch noch den Rest der Schwangerschaft 💪🏼. Und selbst wenn dein Baby etwas früher kommen sollte - die kritische Zeit ist doch überstanden! Daran würde ich mich festhalten!

Zum Thema Studien zu Progesteron: Wenn es bewiesen wäre, dass Progesteron so schädlich ist, würde das sicherlich nicht so häufig verschrieben werden. Es gibt immer wieder Studien zu irgendwelchen Dingen, wo dann ein riesen Theater drum gemacht wird und sich am Ende herausstellt, dass es doch keinen Zusammenhang gibt. Ich erinnere mich z.B. an die Aussage, Aluminiumsalze im Deo würden das Brustkrebsrisiko erhöhen. Letztens habe ich zufällig mitbekommen, dass diese Theorie nun widerlegt wurde. Also lass‘ dich nicht zusätzlich verrückt machen und versuche zu überlegen, wie wahrscheinlich es wohl ist, dass das Kind Schaden davonträgt - ich halte es für sehr unwahrscheinlich ;-)

Schade, dass deine Psychologin nicht die richtige Ansprechpartnerin ist. Vielleicht kannst du wechseln? Es ersetzt zwar keine Therapie, aber es gibt viele gute Videos zum Thema wie man negative Gedanken los wird. Ich habe mir mal ein paar Videos angesehen und den einen oder anderen Tipp, um negative Gedanken zum stoppen, mitgenommen. Vielleicht hilft dir das auch etwas.

So, das ist jetzt echt lang geworden #schwitz

Ich wünsche dir alles Gute #klee

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Hallo Sunnylady,

Wow das klingt wirklich nach einer schwierigen Zeit, da ist es mehr als verständlich, dass du dich fühlst, wie du beschrieben hast. Du bist jetzt aber schon in der 32 SSW und wirst gut überwacht. Du hast es in die Lebensfähigkeit geschafft und so gekämpft dafür, davor ziehe ich schonmal meinen Hut. Ich selbst hatte 3 FG und bin jetzt in der 26 SSW. Seitdem ich die Kleine spüre, bin ich viel beruhigter und freue mich aufs Mama-werden. Dennoch sitzt auch auf meiner Schulter dieser kleine Teufel, der immer sagt: " Es kann immernoch schief gehen!". Ich versuche ihn dann zu verscheuchen und auf mich und mein Baby zu vertrauen, aber ich kann in deinem Fall voll nachvollziehen, dass das schwierig ist. Du hast es jetzt aber schon so weit geschafft. Selbst wenn er bald geholt werden müsste, wären seine Chancen ja super gut. Jeder Tag, den du ihm in deinem Bauch schenkst macht ihn stärker. Ich bin mir sicher, ihr beide schafft es und dann hast du immernoch genug Zeit die weltbeste Mama zu sein und dich voll darauf einzulassen.

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Hi,

ich kann deine Ängste sehr, sehr gut verstehen und nachvollziehen... ich hatte eine Elss und 3 FG, und in der 5. Schwangerschaft (davon 2 spontan, 3x ICSI) stellte sich dann heraus, dass ich bestimmte Antikörper habe, die bei Ungeborenen Herzprobleme auslösen können. Ich hatte also schon eine sehr angstvolle Schwangerschaft hinter mir, als ich in den letzten Wochen noch eine tatsächliche Angststörung entwickelt habe, dauernd dachte, der Kleine stirbt wegen Listeriose oder wer weiß was...

Als er nach der Geburt (ein Wunschkaiserschnitt, so groß war meine Panik, dass noch was passiert) sofort schrie wie am Spieß, dachte ich, das ist bestimmt ein anderes Kind (!!), meine einzige Frage war: "geht es ihm gut??", und noch Monate später dachte ich immer, die Ärzte finden noch was, woran er doch gleich stirbt. Dann hatte ich Panik bei allem, was ich gegessen, getrunken etc habe, weil ich dachte, die Milch enthält dann sicher was, das Krebs bei ihm verursacht...

...um es kurz zu machen, mir hat erst ein Psychiater aus der Patsche geholfen. Ohne Medikamente, aber mit einigen wenigen, sehr guten, gar nicht unbedingt langen Gesprächen. Der Psychologe dagegen, den er empfohlen hat, der war für mich auch nix. Vielleicht versuchst du zu wechseln? Ich habe wie gesagt die Erfahrung gemacht, dass fähige Therapeuten sehr schnell helfen können und andere einfach gar nicht.

Was ich dir sagen kann: vieles verliert sich auch mit der Zeit, weil du mit Kind einfach nicht so viel Zeit zum Nachdenken (und zum Googeln!) hast. Mit jedem Tag, den sie robuster werden, weicht diese ganz lähmende Angst ein bisschen. Ganz verliert man sie nie, und verletzlich bleibt man als Mutter / Eltern immer in einem Maße, das man sich vorher nicht vorstellen konnte. Aber, vielleicht beruhigt dich das auch ein kleines bisschen, denn mich hat es damals sehr besorgt: mein Sohn ist jetzt dreieinhalb und ein komplett gesunder, wilder, ganz normaler anstrengender Draufgänger, der zwar grundsätzlich sehr an Mama hängt, aber sobald es irgendwo was auszuprobieren gibt, nicht mehr zu halten ist ... er hat ganz offensichtlich meine Ängste NICHT übernommen 😉🤪.

Versuch, dich auf den - viiiiel wahrscheinlicheren!!! -guten Ausgang zu konzentrieren: du bist schon so weit, dein Kind hat die allerbesten Chancen, wenn es jetzt kommt. Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Familienglück der Welt 🍀

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Es tut mir leid was du alles mitgemacht hast. Umso schöner, das es jetzt gut ausgehen wird.

Ich habe „nur“ 3 Fehlgeburten gehabt mit komplizierter Diagnose und als es geklappt hat habe ich es die gesamte Schwangerschaft verdrängt. Erst gegen Ende habe ich wirklich realisiert das es diesmal vielleicht gut ausgeht.

Als meine Tochter da war, habe ich erst gemerkt wie mich die Kiwu Zeit mitgenommen hat und ich war fest davon überzeugt das meine Tochter mir wieder genommen wird. Es wurde eine Wochenbett Depression diagnostiziert, ich bekam Medikamente und war für einige Monate in Therapie bei einer Therapeutin die auf Kinderwunsch etc spezialisiert ist.

Heute ist meine Tochter fast 3, es gibt Tage wo diese Gedanken immer noch da sind. Ich denke sie gehen durch das erlebte nicht mehr weg. Aber durch die Therapie habe ich gelernt damit umzugehen.

Sobald dein Kind auf der Welt ist, sofern diese Gedanken bleiben, würde ich dir raten einen Therapeuten aufzusuchen. Den auch wenn es hinterher geklappt hat, hast du trotzdem Trauma erfahren was verarbeitet werden muss.

Alles gute für euch

Elzchen

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Ich fürchte du musst da jetzt durch und es aushalten. Nur so wird dieses Gefühl verschwinden und dein Vertrauen ins Kind steigen :-) ich hatte ne total unkomplizierte Schwangerschaft aber eben turbulente Kiwu Zeit und ich war total verwundert über meine Angst, mein Kind zu verlieren. Es war alsob mir mein Glück niemals gegönnt sein könnte. Oder dürfte. Ich glaub intensiv waren diese Gefühle im ersten halben Lebensjahr und wurden weniger. Mittlerweile habe ich die gleichen Mamasorgen wie jede andere auch ;-)

Drücke dir die Daumen und wünsche dir paar unbeschwerte Momente ;-)