Und dann ist da wieder die Angst...

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich mal nicht nur still mitlesen, sondern euch um Tipps bitten wie man damit umgeht, wenn einen plötzlich die Angst überfällt. Ich glaube jede von euch hat dieses Problem ab und zu und ihr kennt bestimmt ein paar Tricks.

Zu mir: ich bin nach einer ICSI mit Single Embryonen Transfer mit eineiigen Zwillingen in der 17ten Woche. Die ersten 12 Wochen haben wir natürlich schwer gezittert, wie alle anderen auch. Damit konnten wir/ich aber ganz gut umgehen. Dann waren die endlich geschafft und wir waren erstmal total erleichtert. Die nächsten 4 Wochen hab ich es wirklich gut geschafft die Schwangerschaft zu genießen, aber seit Freitag gelingt es mir nicht mehr so richtig. Wir hatten am Freitag unseren ersten wöchentlichen Kontrollultraschall zur FFTS Kontrolle und eigentlich schaut alles gut aus. Es wurde nur bei einem Zwilling eine Insertio Velamentosa entdeckt. Die Ärztin hat gemeint die spielt momentan aber keine Rolle, denn beide sind gleich groß. Trotzdem ist dadurch bei mir irgendwie die Angstspirale in Gang gesetzt worden. Ich kann nicht aufhören Paper über ein mögliches Outcome zu suchen und zu verschlingen.

In den ersten 12 Wochen hatte ich das Gefühl recht gut die Wahrscheinlichkeiten einschätzen zu können, ob etwas schief geht und das hat mich beruhigt, aber jetzt ist dieses Gefühl einfach weg. Ich komm mir komisch dabei vor mich damit zu beschäftigen was Zwillinge brauchen, weil ich es so dreist von mir finde wirklich davon auszugehen, dass wir am Ende zwei gesunde Kinder daheim haben.

Viele von euch hier haben viel schlimmere Vorgeschichten als wir und müssen mit viel größeren Risiken umgehen können, da komm ich mir dann wieder so undankbar und dumm vor. Andererseits schaue ich neidvoll ins Schwangerschafts-Forum wo die Leute gedankliche Resourcen haben sich davor zu fürchten, dass das Kind vielleicht 2 Wochen vor ET kommt. Da werden unsere fix nicht mehr im Bauch sein, das haben sie uns schon im Spital gesagt. Ich fühl mich so zwischen den Welten.

Sorry für die Ausheulerei... Das musste wohl einfach mal raus.

Wie befreit ihr euch aus dieser Angstspirale? Wie schafft ihr es das Gefühl zu haben, dass ihr die Situation irgendwie unter Kontrolle habt? Ich weiß der erste Schritt wäre mal aufzuhören Paper zu wälzen, denn das ist um nichts besser als googlen...

Liebe Grüße,

Karamellschnecke

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Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!

Ich würde dir raten, die Angst zu akzeptieren und sie als zugehörig anzunehmen. Sie ist eine relativ normale Reaktion auf eine außergewöhnliche (auch bedrohliche) Situation. Sie ist temporär und du wirst sie wahrscheinlich die nächsten Wochen nicht ganz los. Aber sie kann natürlich weniger werden. Meist passiert das von alleine, wenn man sein Baby / seine Babys eindeutig spürt.

Ansonsten - keine Paper, kein Urbia diesbezüglich, keine Internetgeschichten, keine Vergleiche, keine Horrorgeschichten (manchmal reicht schon dieses Forum hier mit seinen traurigen Ereignissen). Ein Einschätzen der Wahrscheinlichkeit irgendwelcher medizinischer Kenntnisse ist für den betroffenen Einzelfall eigentlich auch irrelevant. Ich glaube auch nicht, dass du die Situation (welche meinst du genau?) unter Kontrolle bekommst. Besser wäre zu akzeptieren, dass du nicht alles kontrollieren kannst. Berufe dich auf deine Ressourcen, so dass du weißt, dass du alles bewältigen kannst, was euch bevorsteht. Das ist die einzige und eigentliche "Kontrolle", die du hast.

Wenn es irgendwann so weit ist, informiere dich im KH vor Ort und bei deiner Hebamme über mögliche bevorstehende Maßnahmen (Kaiserschnitt, Frühgeburt, stat. Aufenthalt).

Hoffe und glaube! Es geht öfter gut als nicht...
🍀

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Hallo Karamellschnecke,
Ich habe vor kurzem diesen Post gemacht.

https://m.urbia.de/forum/152-schwanger-mit-besonderer-vorgeschichte/5513274-hilfe-und-strategien-im-umgang-mit-aengsten

Vielleicht ist etwas für dich dabei. Es gibt auch schöne Bücher zum Hypnobirthing. Die Übungen kann man auch gut gegen Angst machen.

Viele liebe Grüße und alles Gute für euch!
Dancingdaisy

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Liebe Karamellschnecke,

auch ich kann deine Sorgen 100%ig verstehen. Es ist ja nicht nur die Reise in absolut ungewisses Terrain, sondern auch noch diese ganzen krassen Hormone, die einem durch den Körper rauschen... und dann noch diese Sorgen um Dinge, die möglicherweise (bzw wahrscheinlich) am Ende gar nicht so sind wie befürchtet.

Bei unserem Töchterchen (1. Kind nach 5 Icsis und 2 PID, ich bin mittlerweile 41) wurde in der 17.ssw ebenfalls der Verdacht auf Insertio Velamentosa aufgeworfen. Ich hatte 3 Wochen Panik, bis der Pränataldiagnostiker in der 20. ssw Entwarnung gab und sagte, es sei nur eine Marginalis. In der 36. ssw wurde im KH nochmal geguckt und wieder hieß es, es sei keine Velamentosa. Das Kind war immer super entwickwelt und gewichtsmäßig in der Norm (ich habe mir natürlich trotzdem immer Gedanken gemacht). Nach einem Blasensprung kam unsere Kleine dann bei 39+6 innerhalb von 6h zur Welt - MIT einer Insertio Velamentosa.

Sie ist jetzt 7 Monate alt, wiegt gigantische 8kg und ist putzmunter und zuckersüß!

Deinen beiden Wunderkindern (eineiige Zwillinge nach SET - das muss doch Schicksal sein!) und dir wünsche ich alles Gute und ruhige Wochen!

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Vielen vielen Dank für eure Antworten! Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Ich denke ich bin auch so durch den Wind gewesen, weil ich erst noch damit umgehen muss, dass ich jetzt seit einer Woche im BV bin. Es fehlt mir einfach total die Tagesstruktur und ich bin viel mehr mit meinen Gedanken allein.

Den Sonntag habe ich genutzt und mir quasi einen Plan überlegt:
* Tagesstruktur einführen, vor allem für unter der Woche
* positive Sätze als Gedankenstütze die mich gut heraus holen - hier fand ich vor allem den Satz, dass ich den Kindern ja zeigen will wie schön das Leben ist und damit fange ich besser schonmal an, gerade weil wir nicht wissen wie lange ihr Leben ist extrem hilfreich für mich
* Bis zum Mittagessen mindestens 1 Liter trinken
* Zeit im Forum reduzieren
* Vorfreude zulassen
* Konkrete Situationen überlegen was wir mit den kleinen Mäuschen später unternehmen wollen
* Ängste dürfen ihren Platz haben

Das probier ich jetzt erstmal :-)

Vielen lieben Dank nochmal!

Liebe Grüße,

Karamellschnecke