Ernsthaftes Thema Depression nach der Geburt.

Hallo liebe Mädels.
Die Frage richtet sich an die Mamis, die es durchgemacht haben.
Meine Kleine ist heute genau 7 Wochen alt. Und seit dieser Woche passiert etwas komisches mit mir. Ich kann leider nicht definieren, ob es an dem mangelnden Schlaf liegt oder ob es eine Depression ist (hatte nie welche gehabt).
Das ist meine zweite Tochter. Die ältere ist 6,5 Jahre alt.
Seit diese Woche Dienstag habe ich einfach die Freude am Leben verloren. Ich habe ständig komische Gedanken im Kopf, die mir Angst machen. Ich bekomme Angst, wenn mein Mann mit meiner Großen aus dem Haus geht. Ich will nicht alleine mit ihr zu Hause bleiben 🥲. Fühle mich richtig unwohl zu Hause.
Obwohl sie so ein schönes und öfters auch ein fröhliches Baby ist, habe ich keine Freude. Das konnte ich von mir nicht erwarten. Sie ist absolutes Wunschkind.
Ich kann seit ca. 2 Wochen nicht mehr schlafen. Ich mache meine Augen zu und die komischen Gedanken sind wieder da. Ich liege einfach die ganze Nacht mit geschlossenen Augen.
Nach der Geburt hatte ich ich komischerweise nicht diese Gefühle wie bei meiner ersten Tochter und dafür schäme ich mich….
Sagt mir bitte, dass ich nicht alleine bin.
Wie lange geht denn sowas ? Geht es von alleine weg? Was habt ihr dagegen gemacht? Einen Psychologen zu finden ist einfach unmöglich bei uns. Wartezeit bis zu 6 Monaten….
Ich weiß einfach nicht weiter.
Möchte sich vielleicht jemand austauschen?

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Hast du eine Hebamme? Die würde ich sofort ansprechen.
Wenn nicht, dann eben den Frauenarzt!

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Eine Hebamme habe ich nicht. Habe nächste Woche Donnerstag meinen ersten Termin nach der Geburt beim Frauenarzt.

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Das hört sich genau so an, ja.
Eine Hebamme wäre unglaublich hilfreich.
Rede mit den Menschen um dich darüber, sodass du Hilfe bekommst. Vllt brauchst du eine Therapie, vllt aber nur jemand, der dich versteht.
Das ist keine Schande und machen verdammt viele Frauen durch, schau nur die Statistiken an (welche ich gerade nicht mehr im Kopf habe)

Bearbeitet von Talullah
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Hallo, schau doch mal unter Schatten-und- Licht.de. Dort findest du je nach Stadt/ Gebiet Anlaufstellen für Frauen mit Symptomen einer postpartalen Depression. Eventuell kann dir auch deine Hebamme oder Frauenärztin Stellen in deiner Nähe nennen. Es ist nicht immer direkt eine Therapie nötig, auf die man lange warten muss. Es gibt auch einige spezialisierte Beratungsstellen, die ganz gezielt schnell und niedrigschwellig Gespräche anbieten. Oft kann eine frühzeitige Intervention verhindern, dass sich die Symptome verschlimmern.
Deswegen ist es ganz wunderbar, dass du auf dein Befinden geachtet hast und dich so zeitnah nach Hilfsangeboten erkundigst!
Du bist damit ganz und gar nicht allein! Es gibt viele Frauen, die in den ersten Wochen nach der Geburt eine Depression entwickeln ( etwa 10%- 15% aller Mütter). Darauf hat man selbst leider auch kaum Einfluss. Es gibt viele Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Der Hormonhaushalt nach der Geburt ist nur einer davon, aber eben auch der, den wir kaum beeinflussen können.
Hast du schon mit deinem Partner darüber gesprochen? Vielleicht könnt ihr für's erste schauen, dass du möglichst wenig allein mit deiner zweiten Tochter bist, eventuell kann er noch mehr Elternzeit nehmen, falls er nicht sowieso zu Hause ist?
Falls sich das Alleinsein nicht gänzlich vermeiden lässt - was würde es etwas erträglicher machen? Vielleicht die Wohnung verlassen und Spazierengehen? Und was würde dir gerade jetzt, unabhängig von deinem Kind, gut tun? Was hast du vor der Geburt gern für dich gemacht? Lässt sich etwas davon zumindest ab und an auch jetzt umsetzen ( z.B. mit Freunden reden/ treffen, etwas Lesen, in Ruhe einen heißen Kaffee trinken)?
Das sind natürlich alles nur absolute Erste-Hilfe Maßnahmen, aber manchmal können solche kleinen Veränderungen zumindest erstmal für etwas Stabilität sorgen.
Bitte bleib dran und warte nicht zu lange damit, dir professionelle Unterstützung zu suchen.

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Danke für deine Antwort. Dieses Mal konnten wir uns leider keine Elternzeit für meinen Mann leisten (vielleicht ist es auch der Grund. Bei der ersten Tochter war er 2 Monate mit mir). Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht wie ich die Gespräche mit dem Therapeuten machen kann, die Kleine ist immer bei mir, ab 14:30 Uhr auch die große. Mein Mann kommt meisten erst um 19:00 Uhr nach Hause. Ich werde es alles auf jeden Fall nächste Woche beim Frauenarzt ansprechen. Ich habe über Mutter-Kind-Kur nachgedacht aber ich glaube nicht, dass es bald irgendwo einen Platz frei sein wird.
Ich gehe auch morgens mit der Kleinen für mind. 2 Stunden raus aber irgendwann muss ich wieder nach Hause kehren und sie stillen.
Bei diesem Wetter kann man leider nicht stillen, sonst wäre ich wahrscheinlich die ganze Zeit draußen bis ich meine Große vom Kindi holen kann.
Es hilft mir sehr wenn einfach eine erwachsene Person bei mir ist, es lenkt richtig gut ab. Habe aber niemanden, der jeden Tag zu mir kommen kann.
Ich habe früher sehr gerne Schmuck aus den Perlen gemacht und gekocht aber ich kann das jetzt nicht, die Kleine will immer getragen werden.
Alles nicht so einfach….. 😵‍💫
LG Julia

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Vielleicht brauche ich mal die Pille oder evtl eine Medikation für Beruhigung und Entspannung…

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Was man alternativ machen kann, ist sich an das Jugendamt zu wenden. Viele haben Angst, weil Jugendamt = Kinder wegnehmen bedeutet. Das ist aber nicht so. Das Amt hat eigene Hebammen oder Kinderkrankenschwestern, die sich um Mütter & Babys kümmern. Es gibt sogar Personal, was im Notfall kommt (z.B. Mutter überfordert) und die passen dann auf das Baby auf.
Zu uns kommt nächste Woche die Krankenschwester um uns Tipps zu geben wie wir endlich eine Routine etablieren können, die mich entlastet. Seit 4 Monaten bekomme ich kaum Schlaf und war bisher kein einziges Mal für mich alleine unterwegs zum abschalten. Das wollte ich nicht mehr so und habe selbst die Hilfe eingefordert.

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Ich habe auch kaum Schlaf, obwohl mein Mann mir sehr viel hilft. Das Problem ist, ich kann nicht einschlafen…
Ich habe schon Tiktok gelöscht, da ich dort öfters Videos von toten Babys zur Gesicht bekomme, ich glaube es macht die Sache noch schlimmer. Dieses Thema (Stille Geburt, Tod durch einen Gendefekt usw ) momentan sehr präsent ist. Das finde ich nicht schlimm aber mich macht das einfach krank.
Von diesem mangelnden Schlaf habe ich schon die ganze Zeit Geräusche in meinen Ohren. Einfach zum verrückt werden.

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Hallo,

es tut mir sehr leid, dass es dir aktuell schlecht geht. Ich weiß, wie schrecklich so eine Depression ist. Was du schilderst, deutet auf jeden Fall darauf hin.

Ich hatte eine schwere Geburt mit vielen Komplikationen. Zahlreichen Frauen geht es bereits besser, wenn sie jemanden zum Reden haben, oder Unterstützung im Alltag. Bei mir war die Depression allerdings so schlimm, dass ich überhaupt keinen Sinn mehr im Leben gesehen habe. Ich dachte immer, wenn DAS jetzt mein weiteres Leben ist, dann will ich es nicht. Um meinen Sohn habe ich mich auch nur gekümmert, wie ein Roboter. Ich habe einfach nachgemacht, wie z.B. meine Eltern mit ihm umgegangen sind. Aber alles fühlte sich falsch an. Aufgesetzt. Als würde ich nur eine Rolle spielen. Das war furchtbar.

Auch das mit dem ständigen Weinen hat mich sehr belastet. Aber ich konnte mich einfach nicht mehr freuen. Über gar nichts.

Ich habe schließlich einen Psychologen aufgesucht und Sertralin genommen (50 mg.) Insgesamt habe ich die Tabletten (inklusive langsamem Absetzen) 1 Jahr genommen. Ich spürte leider die ersten 6 Wochen heftige Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, Missempfindungen in Armen und Beinen...). Aber viele Menschen merken davon kaum etwas. Zum Schlafen habe ich noch eine sehr geringe Menge eines anderen Antidepressivums, Mirtrazepin, genommen. Das hat gut geklappt, aber bei uns musste dann mein Mann in der Nacht aufstehen. Ich hätte das gar nicht geschafft.

Als das Sertralin endlich wirkte, war ich von heute auf morgen wieder ganz ich selbst. Auch die Schlafstörungen waren dann weg und ich konnte die Mirtrazepin absetzen.

Meine Muttergefühle kamen dann auch sehr schnell wieder. Ich wusste ja, wie sich diese anfühlten, denn nach der Geburt waren sie sehr intensiv gewesen. Doch durch die ganzen Komplikationen (Wehensturm, Intensivstation, Heimmonitor etc.) war ich irgendwann einfach am Ende. Völlig ausgebrannt.

Die Medikamente haben mir sehr geholfen und trotz der Nebenwirkungen, würde ich sie wieder nehmen. Gleichzeitig habe ich auch eine Therapie (waren etwa 8 Wochen) gemacht, die mir sehr gut getan hat. Da ich auch keinen Therapeuten gefunden habe, hat mich meine Hebamme an eine Therapeutin verwiesen, die für diese Fälle ausgebildet ist. Die musste ich zwar selbst bezahlen, aber das war es mir wert.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und schnelle Besserung.

Du kannst dich jederzeit per PN an mich wenden, wenn du möchtest.

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Vielen lieben Dank für deine hilfreiche Antwort.
Ich habe gestern alles meinem Mann erzählt, jetzt fühle ich mich etwas erleichtert. Er wird mir durch seine Arbeit 4 Stunden beim Psychologen organisieren. Vielleicht hilft es mir für die erste Zeit. Man kriegt dort schnell einen Termin. In der Zeit schaue ich nach einem anderen Psychologen.
Ich gehe nächste Woche zu meinem Frauenarzt und lasse mir auf jeden Fall die Pille verschreiben und frage nach Medis gegen Wochenbett Depression.
Konntest du in der Zeit stillen? Machen die Tabletten abhängig?
Ich habe jetzt bei der zweiten Tochter leider noch nicht diese Muttergefühle, die ich bei meiner ersten hatte. Bei der ersten Tochter habe ich immer vor Glück geweint. Jetzt weine ich weil mein bequemes Leben zerstört ist. Und mein müdes Hirn hat die Kleine als Störfaktor anerkannt und diese Gedanken kotzen mich richtig an. Das bin nicht ich. Ich war immer eine gute und entspannte Mutter.

Lg julia

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Das klingt doch schon gut 👍🏻

Ich habe nicht gestillt (klappte unter anderem wegen der Depression nicht) Und nein, die Sertralin machen nicht abhängig. Allerdings kann es, wie bei mir, am Anfang zu Nebenwirkungen kommen. Außerdem muss man sie später langsam wieder absetzen. Doch mir haben sie wirklich sehr geholfen.

Alles Gute 🤗

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Hey du!
Schreib mir gerne eine PN.
Ich hab das durch.
Bis meine Tochter 3 Monate war hatte ich schwere ppd und eine Bindungsstörung.
Hab mir Hilfe geholt.
Alles gute für dich und vielleicht meldest du dich ja
Austausch hilft auch 🌺

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Habe dir eine PN geschickt

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Hallo meine Liebe,

das kenne ich total. Ich leide seit mehr als 10 Jahren unter Depressionen, mal mehr mal weniger. Vor der Schwangerschaft und auch währenddessen war ich stabil und dachte ich hätte es hinter mir gelassen. Nach der Geburt hat es mich dann aber komplett niedergestreckt. Ich hatte regelrecht Panikattacken, wenn mein Mann zur Arbeit ging... der ganze Tag war wie durch grauen Schleinm waten. Ich hatte eine Hebamme, die mich auch nach einiger Zeit darauf ansprach. Ich wusste zwar, dass ich Hilfe brauchte, war aber tatsächlich zu stolz um Hilfe anzunehmen - andere Mütter schaffen es doch auch, bla bla bla. Meine Tochter ist jetzt 4 und seit 1 Jahr gehe ich zur Therapie. Ich möchte gesund werden und für meine Tochter voll und ganz da sein.
Was ich sagen möchte: Hol dir Hilfe, es ist nicht schwach. Es hilft weder dir noch deinem Kind, wenn du irgendwann zusammenbrichst. Ich musste auch lange auf einen Therapieplatz warten, aber lass dich einfach auf die Warteliste setzen und sprich mit deinem Arzt darüber, wie es dir geht.
Alles Liebe für dich!