Kaiserschnitt verarbeiten

Hallo ihr Lieben,

unser Sohn wurde am 18.05.2018 geboren. Also bald schon 3 Jahre her. Er ist gesund und munter und wir sind wahnsinnig stolz auf ihn. Nun zur Geburt, die Geburt wurde eingeleitet da ich bereits über dem ET war. 3 Tage von Mittwoch bis Freitag. Wehencocktail, Wehentropf, alle 60 Sekunden Wehen, Muttermund ging ab 5 cm nicht weiter auf, grünes Fruchtwasser, Herztöne von meinem Sohn waren verschwunden, Adrenalin gespritzt bekommen, falsch gesetzte PDA, kurz - es ist alles schiefgelaufen was nur schiefgelaufen konnte. Die Geburt war schrecklich und endete mit einem Kaiserschnitt. Ich hatte danach lange lange mit der Narbe und Schmerzen zu kämpfen. Die Narbe hatte sich dann auch noch entzündet und geeitert, sodass ich Antibiotika nehmen musste. Ich habe einige Tränen vergossen in der Zeit.

Trotzdem leide ich heute noch 😪
Ich kann mich mit dem Kaiserschnitt absolut nicht anfreunden. Wie kann ich nur endlich damit abschließen?

Danke fürs Lesen
Hoffentlich bekomme ich ein paar Ratschläge von euch 🥰
Valentina

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Liebe Valentina,
es tut mir sehr leid, dass du noch unter dem Kaiserschnitt leidest. Ich kann dir kurz von mir berichten und vielleicht ist da was für dich dabei:
Ich hatte im September 2019 einen Kaiserschnitt. Ich wollte eigentlich im Geburtshaus entbinden, aber es ging auch einiges schief und endete im Kaiserschnitt, genau das, was ich nie wollte!
Nach der Geburt habe ich mir die Schuld gegeben und ich habe mich auch gefühlt als Frau versagt zu haben.
Ich weiß jetzt nicht, was genau dein Leiden mit dem Kaiserschnitt ist.
Jedenfalls hatten mir die Ärzte im OP nach dem Kaiserschnitt zur Geburt meiner gesunden Tochter gratuliert und ich habe geweint, dass ich doch gar nichts geleistet hätte, da ich sie ja quasi nicht selbst geboren hatte.
Ich habe noch im Krankenhaus viel geweint und hatte das Gefühl, dass ich meine Tochter und den Umstand der Geburt nicht annehmen kann.
Ich habe viel mit meinem Mann geredet, mit der Hebamme und auch mit dem Klinikpersonal, wir haben die Geburt besprochen, dass es richtig so war, wie es gelaufen ist, andernfalls wäre meine Tochter wahrscheinlich nicht so gut und vor allem nicht gesund auf die Welt gekommen. Sie hatte die Nabelschnur so eng um den Hals, dass sie nicht ohne Sauerstoffmangel rausgekommen wäre.
Jedenfalls konnte ich trotzdem keinen Frieden finden!!
Was mir geholfen hat:
Ich war dann sehr zeitnah bei der Frühberatung beim SOS Kinderdorf. In jedem Bundesland wird so etwas angeboten, Google mal Frühberatung oder Frühe Hilfen, , Träger ist immer wer anders. Dort werden genau solche Fälle kostenlos behandelt. Man kann sich dorthin wenden bis das Kind drei Jahre alt ist.
Die dortige Dame war eine Hebamme und hat zwei sogenannte Bonding Bäder mit uns durchgeführt. Es wurde einmal eine natürliche Geburt nachgestellt, damit Mutter und Kind doch noch zu ihrem verpassten Geburtserlebnis kommen. Das klingt jetzt sehr esoterisch, war es aber gar nicht. Es war ein schönes Erlebnis und meine Tochter war anschließend sehr glücklich, was mich glücklich gemacht hat.
Leider blieb der Erfolg bei mir weiterhin aus, so dass wir noch eines gemacht haben. Dieses gab den Ausschlag und fortan war ich wieder mit mir im reinen und auch mit dem Kaiserschnitt versöhnt. Beim zweiten Bad hat meine Tochter irgendwie in der Wanne nachgespielt wie es ihr unter der Geburt in meinem Bauch erging. Man konnte sehen, wie sie immer den Kopf gegen den Wannenrand warf (war nur Plastik) und irgendwie versuchte in eine Richtung zu gelangen, dabei aber immer den Kopf nach hinten riss. Die Hebamme, die nicht wusste, warum ich den Kaiserschnitt hatte, fragte, ob meine Tochter die Nabelschnur eng um den Hals hatte und deshalb nicht rauskam. Das würde sie hier gerade erzählen. Und so war es ja auch. Und ich konnte es nun mit eigenen Augen sehen. Es war absolut richtig, dass ein Kaiserschnitt gemacht wurde. Mir fiel eine große Last ab!!
Jedenfalls kann man solche Bonding Bäder noch lange nachholen, aber es gibt sicher noch andere Möglichkeiten der Aufarbeitung, je nachdem, was genau bei dir die Einschränkung ist. LG.

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Danke! mich hat dein Beitrag sehr berührt. mein Sohn ist vor zwei Monaten auf die Welt gekommen und ich habe immer noch damit zu knabbern. es war zwar eine natürliche Geburt, aber eine sehr schwere mit Wehentropf und schweren Geburtsverletzungen. er drückte mit dem Kopf 15h lang gegen die falsche Stelle. er musste dann aufgrund verletzter lunge ein paar Tage auf die Intensivstation. leider kamen zeitgleich drei Notfälle dazu ind ihm ging es am besten und so wurde er allein gelassen da das ganze Team um die Leben der anderen drei Kinder kämpfen musste.
ich wurde auf eine andere Station verlegt und konnte nur ein paar Stunden täglich zu meinem Liebling. wir haben zwar danach den ganzen Tag Bonding gemacht, aber trotzdem hat mein Sohn große Angst vor dem allein sein. für ihn war es definitiv traunatisch.

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Hier der Kontakt von Julia Berg, die beim Aufarbeiten von negativen Erlebnissen im Bezug auf Geburt, Wochenbett, Klinikaufenthalten & Co. hilft: https://www.julia-berg.com

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Hallo!
Tut mir leid, dass du solche Erfahrungen machen musstest. Unser Sohn kam 2018, auch im Mai per KS zur Welt. Den Termin hatte ich dafür sowieso schon, weil sein Kopf sehr groß war (38,5cm) und meine Ärztin immer annahm, es würde spontan nicht klappen. Hatte es dann trotzdem probiert, weil ich eine gute Woche vor dem KS-Termin Wehen bekam. Nach 12h hatte ich einen Geburtsstillstand, unser Sohn totalen Stress und meine Entzündungswerte waren recht hoch, weshalb ich dann doch den KS machen ließ. Die PDA hatte bei mir auch nicht wirklich gewirkt. Da das Fruchtwasser bereits grün war und der Kopf festhing, meinte die Ärztin später, dass die Entscheidung schlussendlich auch richtig war.
Ich denke bis heute, dass ich das gemacht habe, was das Beste für unseren Sohn war. Ich hätte mir niemals verzeihen können, wäre ihm bei der natürlichen Geburt etwas passiert. Was genau macht dir denn so große Probleme? Du hast enormes geleistet und eine natürliche Geburt ist nicht der heilige Gral, sagt meine Hebamme immer. Du hattest ja keine sinnvolle Alternative und ein KS ist keine schlechtere Geburt. Nach deinem Geburtsbericht würde ich jetzt eher denken, dass du dich ärgerst, nicht schon viel früher den KS gehabt zu haben. Du hast das gemacht, was eine gute Mutter machen muss. Das tun, was für ihr Kind am besten ist und in deinem Fall war es der KS, denke ich. Dass du anschließend Probleme hattest, ist natürlich doof, aber bei der natürlichen Geburt wären es vielleicht andere Geburtsverletzungen gewesen oder deinem Sohn wäre etwas passiert.

Hast du mal mit der Frauenärztin / dem Frauenarzt oder so darüber gesprochen? Manchmal hilft es auch, wenn man psychologische Hilfe annimmt und einfach mit einem Profi darüber redet, wenn es dich so sehr belastet.


LG