Wann richtig ankommen im Leben als zweifach Mama?

Ich habe vor knapp 3 Wochen entbunden.
Unser Start war ziemlich holprig...
Verlegung in eine andere Klinik,Aufenthalt auf der intensiv und noch mehrere Tage Überwachung auf der normalstation.
Seit einer Woche sind wir nun zu Hause und ich tue mich sehr schwer damit „anzukommen“

Ich weine viel,es folgt dann aber Auch wieder ein guter Tag.
Vorneweg unsere zweite Tochter ist sehr lieb und pflegeleicht,darüber möchte ich mich nicht beschweren,aber ich mache mir so unglaublich viele Gedanken und manchmal vermisse ich tatsächlich das Leben „davor“ ohne dass das was mit meiner kleinen Tochter zu tun habe.
Ich liebe sie über alles,aber es ist nun mal ein alter wo man erst einmal nur Bedürfnisse stillt und nichts zurück kommt.
Das ist bei meiner großen Tochter ( 2 1/2) natürlich was anderes.
Wir lachen,spielen,blödeln zusammen...
Und dann fühle ich mich schlecht,weil ich da so differenziere.

Sicher sind 3 Wochen noch keine Zeit,aber erging euch das ähnlich?
Und wann komme ich in diesem neuen Leben als zweifach Mama an?
Durch den ungeplanten langen Aufenthalt in der Klinik habe ich nur funktioniert und Emotionen konnte ich kaum zu lassen,vielleicht holt mich das jetzt ein.
Ich möchte es doch einfach nur genießen,aber es fällt mir so unglaublich schwer,da sich das Gedankenkarusell einfach immer dreht und dreht.

Vielleicht habt ihr ja noch ein paar Tipps um die ganze neue Situation besser genießen zu können bzw so zu Aktzeptieren.
Das es eben die Anfangszeit ist und das eigentlich ganz normal ist...
Danke euch!

Ps: mit meiner Hebamme habe ich übrigens darüber gesprochen,sie sagt das sei alles ganz normal und ich habe auch keine wochenbettdepression,sondern bin generell ein Mensch der sich um so viele Sachen Gedanken machen und dem es schwer fällt einfach mal abzuschalten...

1

"Ich möchte es doch einfach nur genießen"
sagst du und das sagen einem ja auch alle:"Genieß die erste Kuschelzeit"
Aber EIGENTLICH ist das Wochenbett eine ganz besonders anstrengende Ausnahmesituation wenn man es sich alles genau betrachtet: Dein Körper hat soeben innerhalb von 10 Monaten ein Leben geschaffen und zur Welt gebracht und von einen auf den anderen Tag muss er sich wieder zurückbilden zu einem "normalen" Frauenkörper. Hormonbomben werden gezündet damit das funktioniert und damit du auch Milch bildest und trotz der ganzen Schmerzen und Strapazen und der Müdigkeit dein Baby liebst! Und dann hast du ja noch ein Kind zu Hause und einen Haushalt usw und ja sowieso schon einen schweren Start gehabt.
Du musst dich selbst total neu finden als Zweifachmama, ständig Bedürfnisse priorisieren und mit einem Familienmitglied mehr muss sich auch der Familienalltag erst einspielen. Du kennst dein Mäuschen noch gar nicht, musst erstmal herausfinden was ihm guttut, was hilft, was es braucht und wie viel wovon. Und dann hast du vermutlich ständig ein schlechtes Gewissen weil du denkst, nicht allem und jedem Gerecht zu werden.
Um ehrlich zu sein wäre es für mich bedenklicher, wenn du nicht 1-2 Nervenzusammenbrüche hättest 😅 mir ging es so und ich vermute fast jeder Frau.
Also ja es IST normal und du musst mal genau in dich hineinhorchen und nachspüren ob du glaubst, dass du eine ganz tiefe Traurigkeit hast (ggf Depression) oder einfach kurzfristig aufgrund von Hormonen und Überforderung ein bisschen verzweifelst. Denn letzteres ist absolut verständlich und ich verspreche dir zu 100%: du wirst dich und deinen Alltag bald wieder mit den normalen Höhen und Tiefen wiederhaben. Du musst vor allem deinem Körper grade etwas Zeit geben denn die Hormone wüten echt übel teilweise. 😅 Hatte das bei meinem zweiten Kind auch stärker als bei meinem ersten. Und du solltest darauf vertrauen, dass du eine starke Mama bist und das alles in einigen Wochen wieder im Griff haben wirst. 👍
Es wird alles gut. 😌
Und spätestens wenn deine kleine Tochter dich das erste Mal bewusst anschaut und grinst wirst du Pipi in den Augen haben vor Glück und dann ist es auch nicht mehr nur "Bedürfnisse" stillen.

9

Was eine wunderbare und einfühlsame Antwort 💜

2

Herzlichen Glückwunsch 🎈
Ich glaube auch, dass es normal ist. Meine zweite war nur eine Woche im Krankenhaus, aber das ist ja immer auch noch zusätzlicher Stress. Und dann das Gefühl, beiden nicht gerecht zu werden etc. meine kleine ist fast 6 Monate, seit 3 Monaten läuft es meistens sehr gut (nur nicht, wenn beide weinen oder so 🤷🏽‍♀️)
Ich habe tatsächlich die Anfangszeit für den großen genutzt. Gestillt und nebenher mit ihm gelesen und gepuzzelt. Später dann auch auf den Spielplatz, während Baby schlief. Jetzt interagieren die beiden oder spielen nebeneinander etc und es ist sehr schön anzuschauen. Da brauchen wir kein schlechtes Gewissen haben, weil man nicht wie beim ersten den ganzen Tag singt oder differenziert. Mir wurde von meiner Hebamme immer gesagt: dafür hat die kleine ein Geschwister. Und es stimmt, sie hat fast immer Entertainment und guckt ihrem Bruder bei allem zu und ist glücklich.
Ich bin mir sicher, du machst alles richtig. Nutz die Zeit für dich und das erste Kind, wenn die kleine ruhig und zufrieden ist.

3

Du kannst dich finde ich auch nicht mit anderen Zweifachmamis vergleichen mit der Vorgeschichte. Ihr hattet einen holprigen, anstrengenden Start . Du konntest die Geburt nicht richtig verarbeiten und hast gleich Angst und Sorgen erleben müssen. Jetzt bist du eine Woche erst zuhause! Du erwartest viel zuviel von Dir. Natürlich kannst Du das nicht genießen, Du hast so eine schlimme Zeit erlebt und musst diese erstmal verarbeiten. Du hast dir das bestimmt nicht so vorgestellt, dass deine Maus erstmal auf Intensivstation und unter Beobachtung musste. Gib dir Zeit !! Es ist ganz normal, dass deine Hormone verrückt spielen und du traurig bist. Du bist im Wochenbett, da geht es Frauen die nicht das Gleiche wie du erlebt haben schlecht. Ich drücke dich ganz fest und wünsche dir viel Kraft , dass du das Erlebte verarbeiten und bald deine zwei Wunder genießen kannst. Hol dir dafür die Unterstützung die du benötigst!

4

Ich kann gut nachempfinden wie es Dir geht. Ich hatte zwar einen Traum Start, ein Geburt von 90 min und war 11h später wieder zu Hause... Mein Bub ist auch ein Traum Kind, total lieb und pflegeleicht. Trotzdem hat es eine Weile gedauert.... Meine Große ist 4, sie war anfangs wahnsinnig zerrissen! Auf der einen Seite total verliebt, auf der anderen sehr eifersüchtig. Anhänglich, aufgedreht, nervig und zugleich total verletzt wenn ich sie mal zurück gewiesen habe weil ich wirklich mal 5 min für den kleinen brauchte. Ich war voll von Hormonen und tief glücklich aber meine Tochter leiden zu sehen war wahnsinnig hart. Dazu kam das mein Mann eine Diagnose bekommen hat, die sein Leben und somit unser aller veränderte. Also musste. Ich auch ihn auffangen.

Wir haben es geschafft, es waren harte Wochen! Jetzt ist der Mops 6 Monate, meine Tochter liebt ihn abgöttisch und wir haben Wege gefunden, wie wir alle gut miteinander auskommen. Klammer Dich daran, alles wird wieder besser, irgendwann regeln sich auch die blöden Hormone ein. Eine Familie mit 2 Kindern zu sein ist etwas wahnsinnig schönes und erfüllendes, auch wenn man manchmal über sich hinaus wachsen muss.

Alles Gute für Dich!!

5

Ich habe gerade heute so für mich gedacht, dass ich endlich angekommen bin (da hatte ich deine Frage noch nicht gelesen). Nach 9 Monaten!!! Wir hatten keine schwere Zeit, zumindest gesundheitlich nicht. Corona kam irgendwie dazwischen aber ansonsten hatten wir nichts auszustehen, meine kleine Tochter ist ein "Musterkind". Dennoch habe ich lange gebraucht, mich auf unsere neue Familie einzustellen. Wieder ein Baby mit allen Anstrengungen, weniger Zeit für die Große, für mich und für Papa und immer dieses Gefühl, ich müsste doch glücklicher / zufriedener sein. Ich müsste die Kleine genauso lieben wie die Große. Jetzt nach 9 Monaten kann ich das alles bejahen... Darum hab ich nur den Rat: Gib euch Zeit. Setz dich nicht unter Druck. Denke nicht zu viel drüber nach, was du eventuell müsstest...

6

Wie alle schon schrieben, es braucht Zeit sich als vergrößerte Familie zusammen zu wachsen. Bei uns gab es keine Probleme, trotzdem war ich anfangs nah am Wasser gebaut und habe mich manchmal gefragt, ob dass alles so richtig war. Es wurde viel besser als ich akzeptiert habe, dass ich es nicht allen gleichzeitig recht machen kann und muss. Mal muss das Baby warten, mal die Große - und das ohne schlechtes Gewissen 😉 So zwei oder drei Monate hat es schon gedauert bis es sich etwas eingespielt hat 🙂

7

Ich glaube, dass es so jeder frischgebackenen 2-fach Mama geht. Schon allein das Hormonchaos wäre ausreichend sich so zu fühlen und dann kommt dazu natürlich eine völlig neue Familienkonstellation: Die Kleine wird zur Großen, Mama und Papa haben plötzlich 2 Kinder und es ist Schluss mit einer ruht sich aus, wenn der andere sich um das Kind kümmert, weil nun zwei auf zwei kommen.
Ich habe die ersten Tage auch viel geweint, weil ich meine kleine Große so vermisst habe und das Gefühl hatte, sie ein Stück weit verloren zu haben. Wo doch sonst immer alles so harmonisch und eingespielt war, war plötzlich alles aus den Fugen geraten.
Wir mussten uns erst alle an die neue Situation gewöhnen und natürlich findet man es am Anfang doof und zum Weglaufen.
Das ständige Multitasking hat mich total angestrengt (und tut es heute auch noch oft), aber man wächst da rein. Das versprech ich dir. In einem halben Jahr könnt ihr euch ein Leben zu Dritt schon gar nicht mehr vorstellen.
Heute sind meine beiden fast 3 und 6 und ich bin so froh für mich und für die Beiden, dass ich sie habe und sie sich haben (auch wenn es natürlich auch oft nicht harmonisch zugeht;)

8

Ich verstehe dich, wie sehr hasse ich das Wochenbett 🙈 Meine Große ist knapp drei, sehr fordernd zur Zeit, Eifersucht spielt eine Rolle, Autonomiephase, Wutausbrüche, dann kuschelt sie mit dem Baby und ich muss mich selbst permanent ermahnen nicht zu sagen „nicht so doll...!“, es ist echt schwer. Der Schlafmangel trifft einem um Längen härter als beim ersten Kind, zudem stille ich dieses Mal und merke richtig wie das mit noch auslaugt.
Ich habe eher das Problem die Große abzuweisen :( wenn ich stille, dann ist da schon so viel Wärme und Körpernähe, wenn da die Grosse noch an mir rumfummelt, wird es mir einfach zu viel 🤯..und dafür kann sie überhaupt nichts. Sie ist noch selbst so klein! Ich hoffe, dass sich bald ein Rhythmus findet. Die Coronazeit hat uns mehr zugesetzt, als ich anfangs dachte. Angst vor der geburtssituation, Isolation mit Kleinkind, das hochschwanger und mit Schmerzen....
Ich versuche daher geduldig mit uns zu sein ❤️