Spontane Geburt in der Wanne mit Dammriss 4. Grades- Achtung lang

Hallo zusammen,

vor 2 Wochen habe ich unsere Mausi spontan entbunden. Die Geburt an sich ging ziemlich schnell, 8:15 Blasenriss, um kurz vor 10 waren wir in der Klinik und die Wehen begannen- um 13:00 Uhr war sie geboren. Ich hab mir vor der Geburt wenig Gedanken gemacht und bin positiv ran gegangen. Auf Vorschlag meines Freundes bin ich dann spontan in die Wanne gegangen. Trotzdem hab ich einen schlimmen Dammriss 4. Grades erlitten, der nach der Geburt im OP mit vollständiger Betäubung 1 Stunde lang operiert werden musste. Es ist wohl alles gerissen, was reißen kann, auch meine Anusmuskulatur und die Darmschleimhaut.
Ich frage mich nur, wie das sein kann. Ich lese im Internet überall, dass so ein Riss fast nie vorkommt und wenn, dann nur aufgrund der Saugglocke oder so. Ich war ja sogar im Wasser, was die Wahrscheinlichkeit von Rissen verringern soll. Bin ich einfach anatomisch nicht für Geburten gemacht? Ich habe das Gefühl, die Geburt ist so an mir vorbeigezogen. Ich weiß nicht mehr viel.. Ich habe nur die Schmerzen irgendwie auszuhalten versucht und sobald ich pressen durfte alles gegeben.. kann es sein, dass ich zu stark gepresst habe? Die Pressphase ging glaube ich relativ lange, ca. 1 Stunde? bin mir aber nicht sicher. Mein Freund sagte, ich hätte am Schluss gepresst, obwohl keine Wehe da war- das habe ich glaube ich gemacht, weil ich so einen extremen Druck verspürt habe. Nach der Geburt meinte die Hebamme, dass etwas mit den Schultern falsch war beim Kind, sie hätte mich fast aus der Wanne genommen. Hatte ich deshalb vielleicht dieses extreme Druckgefühl ohne Wehe? Kann es sein, dass es eine Schulterdyskotie war? Aber alles was ich im Internet dazu gelesen habe, hört sich so schrecklich an. Bei mir wurde nicht eingegriffen, weder geschnitten noch sonst was, nur am Schluss hat die Hebamme glaube ich geholfen, die Schulter rauszuheben- der Kopf war schon komplett da, aber die Schultern sind nicht gekommen.
Bekommt der FA einen Bericht über die Geburt? Ich möchte mit jemandem darüber sprechen. Ich möchte es revue passieren lassen, ich habe das Gefühl, ich muss da was verarbeiten.

Ich denke seit ich zu Hause bin darüber nach, wie es werden soll, wenn ich noch ein Kind bekomme. Kann ich dann überhaupt nochmal spontan entbinden? Ich kann mir einen Kaiserschnitt jetzt nach der Geburt überhaupt nicht mehr vorstellen, ich meine, da würde mir so viel fehlen. Der Moment, als ich die Maus selbst aus dem Wasser genommen habe war so unbeschreiblich schön.

Danke fürs Lesen und vielleicht hat ja jemand einen Gedanken dazu, der mir weiterhilft.
Liebste Grüße, Maja

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Du hast ein Recht auf den Geburtsbericht aus der Klinik, lass dir den geben um das nachzuvollziehen. Vielleicht hilft dir auch ein Gespräch mit den Beteiligten. Uns wurde das nach der Geburt angeboten, da wir ein hohes Risiko für ein psychisches Trauma hatten (Geburtsstillstand in der Austreibungsphase, schwere Azidose beim Kind nach 20min pathologischem CTG, zum Glück ist die Kleine gesund, großer Dammschnitt entsprechend Riss 3. Grades und ein hoher Scheidenriss mit massiver Blutung, Kreislaufschock, Hb 6,0 und zwei Blutkonserven; weil das ganze so schnell genäht werden musste, war nur noch Zeit für eine notdürftige lokale Betäubung, statt die PDA aufzuspritzen, schön war das nicht, zum Glück weiß ich die Hälfte nicht mehr). Ein hoher Scheidenriss ist auch super selten und ich bin auch entspannt in die Geburt reingegangen, vorher gar keinen Kopf gemacht.
Wir haben das Gespräch nicht gebraucht, haben das sehr gut weggesteckt. Wir haben uns aber auch den Bericht geben lassen, um den Verlauf zu verstehen, und ich hab mir von meinem Mann erzählen lassen, was in der Zeit am Ende und kurz danach (nach ein paar Minuten ging mir der Kreislauf weg, ich konnte ihm grade noch die Kleine in die Hand drücken, weil Kraft und Luft weg und dann mehrfach bewusstlos) passiert ist. Dadurch konnte ich damit gut umgehen. Geholfen hat auch viel Kuscheln mit der Kleinen, insgesamt viel Ruhe und dass das Stillen nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit heftiger Brustentzündung geklappt hat. So hab ich auch die trotz Ibu und Paracetamol am Anschlag heftigen Nahtschmerzen weggesteckt.
Mir wurde nach den schweren Verletzungen dringend von einer neuen Spontangeburt abgeraten (wegen Risiken bzgl Inkontinenz später), ein Teil der Naht musste auch vor einem Monat nochmal operiert werden. Meines Wissens gilt das auch für einen viertgradigen Riss, aber lass dich da mal vernünftig beraten. Warum das so gerissen ist, kann dir vielleicht die betreuende Hebamme erklären. Bei mir wars wohl der Geburtsstillstand mit notwendigem Kristellern und Schnitt. Ein rechtzeitiger Kaiserschnitt hätte mir das wohl erspart. Ich hab’s mittlerweile als „passiert“ abgehakt, Hauptsache die Kleine ist fit.
Alles Gute!!!

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Bei dir klingt das auch nach Geburtsstillstand bei so langer Pressphase. Das kann an dem Problem mit den Schultern gelegen haben. Und das erklärt den Riss (wenn z.B die Schultern so lagen, dass sie nicht „glatt“ durchgingen und der Druck aufs Gewebe zu groß war). Auf gar keinen Fall kann man da selber irgendwas dafür.
Aber bevor du spekulierst, hol dir den Bericht und sprich den mit deiner Nachsorgehebamme durch oder frag in der Klinik nach einem Gespräch.
Das Verstehen hilft total viel.

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Hey,lass Dir den Geburtsbericht aus der Klinik geben. Habe ich auch gemacht und es war kein Problem. Habe mich an das Sekretariat der Gyn. Abteilung gewandt und musste dann nur die Kopien bezahlen. Dann kannst Du den Bericht mit Deiner Gyn/Hebamme besprechen. Das hilft ungemein. Dein Gyn sollte aber eh einen Abschlussbrief aus der Klinik bekommen.

Alles Liebe!

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Hallo,
Das klingt ja nach einem dramatischen Ende einer eigentlich schönen Geburt! Ich würde um ein Gespräch mit einem der Oberärzte der Klinik bitten bezüglich des Verlaufs und hinsichtlich weiterer Geburten. Ich hatte ebenfalls eine OP nach der 1. Geburt (die Plantenta war nur unvollständig gekommen plus Risse von Damm (zum Glück nur Grad 2) bis Cervix. Ist erst ohne Betäubung genäht worden, was grausam war - schlimmer als alle Geburtsschmerzen. War so unglaublich froh über die Narkose... Das Wiederholungsrisiko bei Plazentalösungsstörungen ist leider recht hoch, aber beide Geburten anschliessend waren ohne Komplikationen und auch weitgehend Verletzungs- und schmerzfrei.Vor allem die Folgegeburt war aber geprägt von den Erlebnissen, die 3. dafür wirklich schön. Aber die Verarbeitung hat gedauert. Kam immer wieder mal hoch - zum 1. Geburtstag, in den Folgeschwangerschaften und bei der nächsten Geburt.
Ich wünsche dir eine gute Heilung und Verarbeitung. Lass dir die Zeit dazu und lass dich vor der nächsten Geburt gut beraten!
Alles Liebe!

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Hallo,

das mit dem Geburtsbericht habe ich auch gemacht, kann ich nur empfehlen.

Hatte auch einen Riss 4. Grades mit anschließender Op in Vollnarkose. Mir wurde geraten, nie wieder natürlich zu entbinden, dabei wünsche ich es mir so sehr...

Wie ich dann beim nächsten Kind entbinden werde, weiß ich noch nicht.

Viele Grüße

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Vielen lieben Dank für eure Antworten. Den Bericht werde ich jetzt auf jeden Fall anfordern und hoffe dass mir das weiter hilft. Ich würde mir auch wieder eine natürliche Geburt wünschen und muss schon beim Gedanken an diese verpasste Chance durch evtl Kaiserschnitt schlucken.. aber wir werden sehen. Zur Not muss ich es iwie akzeptieren dass es ein KS werden könnte. Es gibt schlimmeres im Leben und die Hauptsache ist doch, dass es unseren Kleinen gut geht:)

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Ich habe meinen Sohnes Jan. 2016 eher unfreiwillig in der Wanne entbunden. Eigentlich sollte ich lediglich zum entspannen in die Wanne, plötzlich war der Muttermunden von 0 auf 10 cm geöffnet und die Presswehen kamen bereits nach 15 Minuten in der Wanne. Ich hatte Panik, hab keinen Halt gefunden (bin auch nur 1,50m) und mein Mann ist dann halb hinter mir in die Wanne gestiegen. Nach nur 3 Presswehen war mein Sohn geboren. Sein KU wurde falsch berechnet - es waren 36,5 cm statt 34 cm (die nur 2 Stunden vorher im KH geprüft wurden). Durch mein "rumgehampel" hatte er seine Schulter gedreht und mir einen DR Grad 4 verpasst, der anschließend knapp 2 Stunden im Kreißsaal versorgt werden musste. Nur der Top Arbeit, der Ärztin habe ich es zu verdanken, dass ich keine Inkontinenz habe und auch keinerlei Probleme mehr mit der Narbe.

Jetzt bin ich mit Kind 3 schwanger in der 25. Woche und grübel schon darüber, wie ich entbinden möchte. Eigentlich möchte ich keinen KS, sofern er nicht medizinisch notwendig ist.

Ich werde die Geburt zum Vorgespräch in der Klinik gut planen lassen, z. B. möchte ich auf keinen Fall im Liegen gebären oder noch mal in der Wanne, sicher können mich die Hebammen auch mit einem entsprechenden Dammschutz durch die Geburt begleiten und einer erneuten Sturzgeburt vorbeugen. Die hat sicher auch alles noch etwas schlimmer gemacht, da sich das Gewebe ja nicht mehr dehnen konnte.

Ich hoffe einfach, das diesmal alles gut geht und die Verletzungen nicht gravierend sind, Stuhlinkontinenz mit 36 brauch ich echt nicht...

Dir wünsche ich auch alles Gute #klee