Erfahrungen gesucht - Adoption eines Säuglings

Hallo zusammen,

ich bin aktuell auf der Suche nach Erfahrungsberichten/Informationen zu dem Thema Adoption und finde leider nur ganz wenig hierzu.
Gibt es hier vielleicht Frauen/Männer, Paare, Familien, die ihre Erfahrungen teilen würden? Ganz egal ob positiv oder negativ, Erfahrungen zu dem ganzen Verfahren, der Wartezeit, den Vorraussetzungen für die Anerkennung (Alter, Haus oder Wohnung- Größe, Einkommen, vorhandenes Vermögen etc.), Fragen/Besuchen des Jugendamtes und dem tatsächlichen Zusammenleben bzw. der ersten Zeit nach dem positiven Bescheid, dass man als passende Eltern für ein Neugeborenes ausgewählt wurde.

Ich würde mich total auf den Austausch freuen :)

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Hallo Heasyh,

wir empfanden das komplette Verfahren als sehr angenehm.
Es begann mit einem ersten „ beschnuppern „ auf beiden Seiten.
Es ging in den Gesprächen grundlegend darum das unser Gegenüber ein Gefühl dafür bekommen wollte wer wir sind, wie wir zueinander stehen, welche Erfahrungen uns zu dem gemacht haben der wir heute sind. Im Verlauf wurden die Themen natürlich konkreter und wir mussten uns ganz intensiv damit auseinandersetzen was wir uns, hinsichtlich des Kindes , zutrauen können / wollen und was nicht.
Dabei half uns unter anderem der ausgehändigte Fragebogen des JGA und das Gruppenseminar, welches an zwei Wochenenden stattfand.
Wir hatten nie den Eindruck das es darauf ankommt wie groß oder schön unser Haus ist , wieviel Geld wir haben etc.
Die Materiellen Dinge wurden eher begleitend mit betrachtet .
Natürlich sollte genug Wohnraum zumindest für drei Personen zur Verfügung stehen und euer Einkommen sollten so sein , dass man sein Leben gut bestreiten kann , gerade dann wenn erst mal ein Gehalt aufgrund von EZ wegfällt.
In erster Linie bewertet das JGA aber euch als Person.

Wir hatten glaube ich 4 Einzelgespräche/ 1x Hausbesuch von unserer Sachbearbeiterin und dann noch diese Gruppenseminare.
Anerkannt waren wir nach 10 Monaten.
Vier Wochen nach der Anerkennung hat uns das JGA, wo wir uns 14 Tage zuvor fremdbeworben haben angerufen. ♥️
Demnach kann ich dir nicht wirklich Erfahrungen zu der Zeit schildern , in der man aktiv wartet.
Wir hatten riesiges Glück das wir tatsächlich nur 4 Wochen warten mussten.
Die Zeit danach war eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Ich glaube darüber könnte ich dir Seitenweise erzählen.
Das sprengt aber den Rahmen 😅

Ich kann dir nur sagen ,dass es bei uns Liebe auf den ersten Blick war.
Wir empfanden unser Kind nie als „ fremd“ oder hatten das Gefühl uns erst beschnuppern zu müssen.
Wir fühlten uns von der ersten Sekunde an als Eltern.
Im Anschluss kam das JGA noch 2x zum Hausbesuch.
1x brachte sie auch den gesetzlichen Vormund unseres Kindes mit.
Es waren nette lockere Gespräche, die beiden Damen wollten sehen wie wir uns zusammengefunden haben und wie es uns als frisch gebackene Eltern ergeht.
Natürlich schwang , nach der ersten Euphorie, auch eine gewisse Angst mit.
Unser Kind wurde anonym geboren.
Das heißt die Bauchmama kann sich bis zum richterlichen Beschluss ihr Kind jederzeit zurück fordern.
Das waren wirklich sehr harte Monate.
Jedes Mal wenn das Telefon klingelte zuckte ich innerlich zusammen.
Als die ersten 3-4 Monate vergangen waren, Weihnachten und Neujahr hinter uns lagen entspannten wir uns so langsam.
9 Monate nach dem lang ersehnten Anruf trug unser Kind dann offiziell unseren Nachnamen.
Einer der schönsten Tage in meinem Leben.
Wir sind unendlich dankbar für unsren kerngesunden , lebenslustigen Sonnenschein und ich bin jeden Tag aufs Neue dankbar dafür das die Bauchmama ihm das Leben geschenkt hat und wir ihre Eltern sein dürfen.

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Hallo Sonni,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort und es freut mich sehr, dass bei euch alles so gut und wirklich schnell geklappt hat :) darf ich fragen wie alt ihr zu der Zeit wart und habt ihr euch bei mehreren Jugendämtern beworben? Wenn ja was war da für euch ausschlaggebend wo ihr euch bewerbt?
Und ist es bei den Einzelgesprächen so, dass man sich auf verschiedene Fragen vorbereiten kann oder muss man direkt wie aus der Pistole geschossen antworten?
Ich stelle es mir etwas wie im Bewerbungsgespräch vor:es gibt die typischen Fragen auf die man sich vorbereitet und die dann entweder kommen oder nicht und dann aber ganz andere mit denen man gar nicht rechnet und im ersten Augenblick vielleicht auch keine besonders tolle Antwort parat hat :(
Vielleicht entspricht meine Vorstellung aber auch ganz und gar nicht der Realität.

An sich denke ich, dass wir ziemlich gute Vorraussetzungen haben, aber vor den Gesprächen habe ich doch schon ziemlich Respekt. Vielleicht auch weil ich diese Vorstellung habe und ich Bewerbungsgespräche noch nie mochte ;-)

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Wir waren zu Beginn des Verfahrens 34&36 Jahre alt.
Und blieb nicht viel Auswahl bezüglich der JGÄ.
Zwei der JGÄ befinden sich in unserem Landkreis.
Die mussten unsere Bewerbung annehmen. Obwohl sie selber genug eigene Bewerber hatten.
Unser Plan war es auf gut Glück weitere Mappen zu verschicken .
Quasi ohne Voranmeldung.
Wir konnten ja nicht verlieren , nur gewinnen.
Dazu kam es dann schon nicht mehr.
Da unser Kind, im Alter von zwei Tagen eben sehr schnell bei uns eingezogen ist.

Die Gespräche sind nicht mit einem Bewerbungsgespräch zu vergleichen :-)
Es werden Fragen kommen, über deren Antwort ihr ab und an einmal kurz nachdenken müsst, aber das ist bei diesem wichtigen Thema völlig normal.
Es gibt dabei kein richtig oder falsch.
Es wird aber mit Sicherheit so sein , dass ihr Fragen die ihr zu Beginn des Prozesses gestellt bekommen habt , am Ende auch mal völlig anders beantworten werdet.
Jeder Termin dient dazu das ihr euch Schritt für Schritt darüber im klaren werdet was ihr euch zutrauen könnt und welches Rucksäckchen ihr euch bei eurem künftigen Kind nicht vorstellen könnt.
Eine andere Dame schrieb hier , viele Infos die vom JGA kam waren eher negativ behaftet.
Das war bei uns ebenfalls so.
Wir bekamen nur die worst case Szenarien von abgebenden Müttern / Eltern geschildert.
Auch das Wort „ Adoption „ wurde uns sowohl in den Fachseminaren als auch von unserer Sachbearbeiterin fast schon als Schimpfwort „ verkauft“ .
Also hinsichtlich dessen das unser Kind eben ein Leben lang damit leben muss das es adoptiert wurde.
JA! Es hat je zwei Mamas und Papas und JA , die Bauchmama hat es nicht gewollt , behalten können , what ever.
Aber diese Tatsache ist in unsrem Familienalltag nicht allgegenwärtig.
Vielmehr versuchen wir , als Eltern, es altersgerecht immer mal wieder in Gesprächen zu erwähnen das es eben so ist das unser Kind nicht in meinem Bauch herangewachsen ist .
Es soll mit dieser Tatsache ganz selbstverständlich aufwachsen. Es soll wissen das es mit Fragen, hinsichtlich seiner Herkunftsfamilie immer zu uns kommen kann .
Wir werden es so gut es geht dabei unterstützen , sollte es mit 16 mehr erfahren wollen.

Ich glaube dieses „ schwarz malen „ des JGA dient einzig und alleine dem Zweck die Spreu vom Weizen zu trennen.
Nach dem Motto ; Welches Paar ist stark genug diesen Prozess bis zum Ende durchzustehen…
Es müssen beide Partner gleich stark dahinter stehen und beide aus tiefstem Herzen diesen Weg gehen wollen und das gilt es für die SB herauszufinden.
Gleiches gilt bei der Ausarbeitung des Bewerberbogen.
Wir haben uns zu unserem „ Kinderprofil“
( ein furchtbares Wort) wirklich lange Gedanken gemacht.
Letztlich kam für meinen Mann nur ein gesundes Kind in Frage, ich hätte mir da etwas mehr zugetraut.
Es hätte in diesem Fall keinen Sinn gemacht , meinem Mann meine persönlichen Grenzen aufzudrängen.
Am Ende hätte es dann nicht gepasst.
Also bin ich einen Schritt mit zurück gerudert.
Du merkst sicher , das Thema ist schon sehr komplex, es war für uns die intensivste Reise in unserer bisherigen Beziehung und der Kiwu Zeit .
So brutal ehrlich haben wir uns zuvor noch nie miteinander unterhalten .
Jedes kleinste Detail haben wir manchmal bis zum vergasen aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet.
Mit dem Ergebnis das wir am Ende des Verfahrens wussten das wir uns treu geblieben sind. Wir waren positiv gestimmt das nun das JGA wirklich wusste wer wir sind . Nicht zuletzt durch unsere detaillierten Lebensberichte.
Wir fühlten uns bereit für DEN Anruf!
Wenn du noch Fragen hast dann melde dich gerne. 🙂

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Wir haben uns ganz unterschiedliche Sachen angeschaut. Wir waren als erstes zu einem Infogespräch bei unserem Jugendamt, dann haben wir an zwei Informationstreffen von Vereinen für Auslandsadoption teilgenommen und dann noch an einem Infotermin eines Vereins für Inlandsadoption. Es war alles sehr informativ und es war für mich definitiv gut alle Optionen kennengelernt zu haben. Entschieden haben wir uns dann für den Verein für Inlandsadoption.
Was ich bei den zwei Terminen beim Jugendamt bedrückend fand, dass gefühlt für mich, die Adoption sehr schwarz gemalt wurde. Da hieß es dann: Man ist halt nie wie eine Familie mit leiblichen Kindern, es ist und bleibt einfach immer was anderes, man wird auf Ablehnung und Unverständnis stoßen usw. Gruppenseminare, die ich gerne gemacht hätte, gab zur Zeit bei unserem Jugendamt wegen Corona nicht.
Entschieden haben wir uns dann für den Verein für Inlandsadoption. Wir haben für uns dort einfach größere Chancen gesehen und das Konzept hat uns überzeugt.
Bis zur Zulassung waren es insgesamt 5 Termine, die von 30 Minuten bis 4 Stunden gedauert haben. Ich fand die Atmosphäre in den Gesprächen sehr positiv und vertrauensvoll. Die einzureichenden Unterlagen waren ähnlich wie beim Jugendamt zusätzlich haben wir noch ein kleines Portfolio mit Fotos über uns erstellt. Das fand ich eine sehr schöne Idee.
Jetzt sind wir seit 1.12.21 anerkannte Bewerber und warten. Für mich ist die Wartezeit phasenweise schwieriger als ich dachte. In Phasen in denen weniger los, weil man beispielsweise krank ist oder so kommt man doch immer mal ins Grübeln, aber da hilft dann nur ablenken.
Ich drücke euch die Daumen, dass ihr euren Weg für euch findet.

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Hallo Noname,

vielen Dank für deine Erfahrungen.
Schade, dass ihr mit dem Jugendamt nicht so gute Erfahrungen gemacht habt und das so dargestellt wurde.
Das mit dem Portfolio finde ich auch eine schöne, persönliche Idee und es ist toll, dass ihr nun anerkannt seid :-) herzlichen Glückwunsch.
Wie lang hat es bis dahin insgesamt gedauert? Und wie alt seid ihr, wenn ich fragen darf?
Ich kann mir vorstellen, dass die Wartezeit anstrengend sein kann, weil man nie weiß wie lange es noch dauern wird.
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass der positive Anruf ganz bald kommt :-)

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Ich will gar nicht von schlechten Erfahrungen sprechen. Ich kann die Intesion dahinter schon nachvollziehen. Sie möchten halt den Leuten deutlich machen was es in allen Facette bedeutet. Ich hätte mir aber auch einfach mal gewünscht, dass sie auch mal von positive Verläufe berichtet, aber die Termine waren auch dort sonst wirklich in Ordnung und wir haben uns gut mit der Dame verstanden.
Bei dem Verein bei dem wir jetzt sind ging alles relativ schnell und definitiv schneller als beim Jugendamt. Wir waren im August 21 zum Infoseminar und zum 1.12.21 war die Anerkennung durch.
Mein Mann ist 36 und ich bin 32.
Danke fürs Daumen drücken

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Hi.

Wir sind auch Eltern eines anonym geborenen Kindes.

Wir hatten sind auch mit einem Infoabend gestartet, hatten dann ca. 8-9 einzelsitzungen im Abstand von 4-6 Wochen, ca. 3
x abendtermine in der Gruppe und 2 Samstage oder so. Bei uns hat der Prozess über 1,5 Jahre gedauert, da unsere Betreuer oft sehr durchgeplant waren.

Ich fand es anstrengender als erwartet. Ich habe einen Psychologie- background und dachte, dass ich diese Fragen/ das offenlegen eigener Themen mehr gewöhnt bin. An manchen Stellen flossen aber durchaus Tränen etc, da es ja einen sehr persönlichen Bereich mit eigenen Sorgen und Ängsten betrifft. Man muss sich auch als Paar immer mal wieder sortieren und schauen, ob man weitermachen will. Psychologische Sicherheit bzw. Dass es vertrauliche Gespräche sind, das haben uns die Betreuer immer gut vermittelt, deshalb waren auch die Emotionen für mich ok.

Bewerbungsgespräche sind es nicht (aber eine (Paar-)therapie auch nicht, da das JA ja auch eine eigene Agenda hat, die "Eignungsprüfung"). Das checken sie sofort, wenn die Antwort zu glatt oder geplant sind. Authentisch ist sicher besser. Und man sollte sich einfach als Paar sicher sein, dass man es machen will und nicht nur ein Partner das möchte. Da sind bei uns in den Gruppenseminaren dann doch einige Paare ausgestiegen. Manchmal wusste ich auch einfach keine Antwort (Was ist Ihr Erziehungsstil? > äh, die Antwort ist zu theoretisch. > Joah, hört sich in meinen Ohren auch so an, ich hab noch keine Kinder...:))

Wartezeit hatten wir keine, beim Abschlussgespräch hat man uns gesagt, dass da direkt ein Kind wäre, das eine andere Familie letztlich nicht aufnehmen konnte/wollte und dass wir jetzt ja fertig sind und die Nachrücker wären. Wir haben keine Sekunde gezögert, haben das 5 Wochen alte Kind am nächsten Werktag kennengelernt und 7 Tage nach der Info ist es bei uns eingezogen. Und das geht! Ich hab noch nie so viel Hilfsbereitschaft aus allen Ecken gesehen wie bei dieser Info.
Es ist mir aber bewusst, dass wir ein Sonderfall sind und normalerweise keiner die Wartezeit wegzaubern kann und wird. Das Jugendamt und der Vormund haben uns noch 1,5 weitere Jahre bis zur Adoption begleitet - etwa alle 4 Wochen kam jemand vorbei. Und das war dann richtig nett. Hauptsächlich haben wir zusammen Kaffee getrunken und ganz offen erzählt, was so los ist. Eltern halt 😀

Auch wenn der Prozess jetzt nicht mein Traum war (aber auch nicht schlimm!): ich würde es wieder machen. Und einfach immer wieder ehrlich reflektieren, ob es noch für euch passt.

Liebe Grüße Maria

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Hallo Maria,

vielen lieben Dank auch für deine Erfahrungen und es freut mich sehr zu hören, dass es bei euch so gut geklappt hat und die richtige Entscheidung war. Auch wenn es ein etwas anstrengender Prozess war hat es sich am Ende ja gelohnt :)
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es einige Paare gibt, die es sich auf dem Weg noch anders überlegen und für die es eben dann einfach doch nicht der richtige Weg ist. Dafür sind die vielen Termine und Gespräche echt wichtig, auch wenn es schon aufwendig klingt.
Ich denke es kommt dann auch viel auf den Mitarbeiter vom Jugendamt an, der einen betreut.

Auf jeden Fall sind es viele Punkte, die man sich überlegen und durch den Kopf gehen lassen sollte.

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Dann starte ich hier auch mal mit einem kleinen Bericht, nachdem ich lange nur stummer Leser war.

Unser Prozess war ebenfalls recht angenehm und hat nicht ganz ein Jahr gedauert (geht sicher auch etwas schneller, je nach Urlauben, Abwesenheiten etc.).

Ich würde persönlich davon abraten, sich allzu sehr im Sinne von tatsächlicher "Arbeit" auf diese Gespräche und den Prozess vorzubereiten. Es ist wichtig, dass ihr euch grundlegende Fragen stellt, wie ihr zusammen ein Kind erziehen wollt, was eure Grenzen wären, etc. Ihr müsst euch aber nicht wie auf einen Test vorbereiten, in vielen Verfahren gibt es dazu dann ohnehin Seminare, Erste-Hilfe-Kurse, Wickelkurse, etc. Das wird immer etwas unterschiedlich ausgestaltet. Wir hatten bsp. nur ein Einführungsseminar mit anderen Adoptiveltern und dann noch eine Art Weiterbildung zur Wurzelsuche. Ansonsten waren es aber ca. 10 Einzelgespräche mit der Sachbearbeiterin und zwei Hausbesuche, mussten aber Erste-Hilfe und Wickelkurse etc. besuchen.

Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt bewertet gefühlt oder beurteilt. Dennoch bin ich vom Typ her jemand, der mit dieser Situation von außen in einer so wichtigen Frage so abhängig zu sein nicht ganz einfach umgeht. Dazu kamen ein paar Mentalitätsreibungen mit der Sachbearbeiterin. Aber nichts, was mich länger als ne halbe Stunde nach so einem Gespräch beschäftigt hätte. Es war immer klar, dass da eine Wertschätztung da ist und wir sie nicht von uns "überzeugen" müssen. Es war ein Kennenlernen, kein Test. WIchtig war unserer Sachbearbeiterin, dass der nicht erfüllte Kinderwunsch und die Trauer darum eine potentielle Adoption nicht belasten würde und man die Besonderheiten von Adoptiveltern einfach negiert, so "tut als ob". Diese Schwelle fiel bei uns weg, da für uns als homosexuelles Paar die Frage nach dem "natürlichen Weg" nie relevant gewesen war und es da nichts aufzuarbeiten gab. Wichtig war dann eher, dass wir mit unserer Lebenssituation offen und selbstbewusst umgehen können und dementsprechend auch dem Kind später Selbstbewusstsein und Normalität mit seinen beiden Papas geben können.

Nach dem Abschlussgespräch und der Bewilligung haben wir uns noch bei einem anderen JGA und einem anderen Träger als potentielle Adoptiveltern angemeldet. Von diesem Träger kam dann nach ca. einen dreiviertel Jahr der Anruf, dass uns bald im Rahmen einer Ingoknito-Adoption ein Kind erwarten würde. Das Kind wurde dann 10 Tage später geboren, die wir noch Zeit hatten uns vorzubereiten und haben dabei große Hilfsbereitschaft erfahren - hatten unser Glück aber nur mit wenigen geteilt, denn noch war es ja sehr wohl möglich, dass es zu einer Umentscheidung der leiblichen Eltern kommen könnte. Wir haben daher nur das allernötigste vorbereitet. Zu Beginn des Verfahrens waren wir beide 31.

Nachdem das Kind bei uns war gab es noch 2-3 Hausbesuche und dann nach genau einem Jahr den Gerichtstermin und die endgültige Adoption. Nachdem die notarielle Abgabe des Sorgerechts bereits kurz nach der Geburt erfolgte, hatten wir keine allzu lange Zeit, in der wir uns Sorgen machen mussten, das Kind zurückgeben zu müssen. Dass das so reibungslos und mit so wenig Unsicherheiten läuft ist ein Glücksfall gewesen. Unsere Chancen standen als homosexuelles Paar wirklich nicht gut, denn auch wenn das rechtlich seit 2017 alles möglich ist, entscheiden sich oft schon die abgebenden Eltern gegen gleichgeschlechtliche Paare. Wir können also nur allen sagen: es ist eine emotionale Achterbahn, aber die Chancen sind da. Uns hat sehr geholfen, dass wir uns auch immer sehr viele Gedanken dazu gemacht haben, was wir tun wollen, wenne s nicht klappt. Welche Erlebnisse, Reisen, Pläne etc wir evtl. machen würden, die mit Kindern vielleicht schwieriger oder nicht möglich wären. Das verhindert sicherlich keine Trauer, wenn ein Adoptionsprozess nicht klappt. Aber uns hat es eine gewisse Ruhe verschafft und den Druck rausgenommen. Diese Entspanntheit trotz unserer großen Wunsches hat nach allemw as wir so an Rückmeldungen bekommen haben, einen nicht kleinen Einfluss auf die für uns positive Entwicklung gehabt.

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Lieber AranN,

vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Bericht. Es freut mich sehr, dass es bei euch gut geklappt hat und ihr nun eine kleine Familie seid.
Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass die leiblichen Eltern da auch nochmal verschiedene Angaben machen können. Aber ich weiß ja auch so viel noch nicht ;) da ist es wirklich toll so unterschiedliche Erfahrungen mitgeteilt zu bekommen.
Darf ich fragen bei welchem Träger es dann bei euch geklappt hat?Du kannst mir auch gerne eine PN schicken.
Liebe Grüße :-D

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Ich schreibe dir privat :)

Ja, die leiblichen Eltern können zumindest Wünsche äußern. Auch, um später die Wurzelsuche zu vereinfachen und die Lebenswirklichkeiten nicht zu weit auseinanderklaffen zu lassen.

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Hallo,

wir sind selbst noch ganz am Anfang einer Bewerbung. Leider sind die Erfahrungen bisher sehr schlecht. Wir haben uns vor über einem Jahr (Anfang Feb. 2021) bei unserem Jugendamt gemeldet. Bis heute hatten wir immer noch kein Erstgespräch. Wegen Corona, wegen Unterbesetzung... Wir wurden um "etwas Geduld" gebeten und darum, von Zwischenfragen abzusehen. Als ich dieses Jahr im März (über ein Jahr später) dann doch nachfragte, hatte ich das Gefühl, die waren sehr genervt davon.

Die Schilderung ist nun sehr verkürzt, beschreibt aber das Wesentliche. Nun warten wir wieder, bis das "geplante Schreiben an alle Interessenten" bei uns ankommt. Echt übel. Mein Mann ist inzwischen 42, ich werde im Dezember 40. Wir waren extra, bevor wir uns beim Jugendamt meldeten, in eine passende Wohnung gezogen. Hätten wir mal nicht darauf gewartet - denn dann wäre noch ein anderes Jugendamt für uns zuständig gewesen.
Und freie Träger gibt es bei uns keine und überregional tätige Träger sagen alle, wir müssten erst die Überprüfung durch das hiesige Jugendamt hinter uns haben.

Das Ganze hat uns sehr aus der Bahn geworfen. Anderes Thema.

Ich hoffe, dass nciht viele hier solche Erfarhungen teilen müssen und da viel bessere Erfarhungen haben.
Über Adoption an sich - was du dir erhoffst - können wir dadurch leider nichts sagen.

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Vielen Dank, dass auch Du Deine Erfahrungen teilst und es tut mir leid, dass diese bis jetzt nicht besser gewesen sind.
Wohnt ihr denn in einer großen Stadt oder eher ländlich und meinst Du, dass es damit was zu tun haben könnte?


Vielleicht hat ja einer der erfahrenen User hier noch einen hilfreichen Tipp für Dich.