Wer hat den Kontakt zur Familie (Eltern, Geschwister) abgebrochen?

Hallo liebe Urbianer,

ich habe mich kurz nach der Geburt unseres 2. Sohnes ziemlich heftig mit meinen Eltern und meiner Schwester verkracht, so dass wir zur Zeit keinerlei Kontakt haben. Jetzt habe ich mit depressiven Verstimmungen, die immer schlimmer werden, zu kämpfen. Die Situation ist für mich sehr schwer. Meine Kinder sind beide noch sehr klein, ich muss mich an die neue Situation mit dem Baby gewöhnen (habe natürlich wenig Schlaf) und habe erstmal niemand, der zwischendurch auf die Kleinen aufpassen kann. Mein Mann kommt abends spät nach Hause und ist von dem Familienstreit selber auch total angegriffen. Mir wächst hier im Moment einfach alles über den Kopf.

Ich habe nächste Woche einen Termin beim Psychologen und werde wohl mal meine ganze Kindheit aufarbeiten, denn darum ging es (wie so oft) bei dem Streit. Ich habe schon sehr häufig überlegt, den Kontakt abzubrechen, es aber bislang nie getan.

Es ist so, dass ich das schwarze Schaf der Familie bin. Ich bin schon immer meinen eigenen Weg gegangen, der fast nie zur Zufriedenheit meiner Familie war. Bevor die Kinder da waren, konnte ich mich ganz gut abgrenzen, aber jetzt stehen mir vor allen Dingen meine Eltern ständig auf den Füßen und haben große Erwartungen an mich.

Seit unserem Streit werde ich von allen als Lügnerin mit Wahnvorstellungen dargestellt. Angeblich machen sie sich die größten Sorgen um mich, aber keiner meldet sich, um mal zu fragen, wie es bei mir aussieht. Sie könnten (oder müssten) doch eigentlich meinen Mann konsultieren, wenn sie wirklich glauben, dass ich unter Wahnvorstellunge leide, oder? Immerhin bin ich den ganzen Tag mit 2 Kindern allein...

Ich fühle mich in meiner Familie einfach nicht mehr wohl. Alle Gespräche enden damit, dass ICH ALLEIN die Schuldige bin und alle anderen haben unter mir zu leiden, weil ich nicht auf sie höre. Wenn ich weiterhin den Kontakt halten sollte, muss ich mich damit auf jeden Fall abfinden. Einerseits ist es mein Wunsch, vor allen Dingen nach dem Streit, keinen Kontakt mehr zu ihnen zu haben. Auf der anderen Seite tut mir der Gedanke, dass ich nicht (mehr) zur Familie gehöre auch weh.

Hat jemand von euch den Kontakt zur Familie abgebrochen? Ist euch die Entscheidung dazu leicht gefallen, oder musstet ihr das erst verarbeiten? War es das Richtige? Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

Ich bin für alle Ratschläge und Gedanken dazu dankbar.


LG
Saskia

1

Liebe Saskia!

Bei uns ist es ein wenig anders. Zu meiner Familie mütterlicherseits (meine Mutter, Großeltern, Onkel und Tanten usw.) habe ich einen sehr guten Kontakt und habe alles unheimlich gern.

Mein Vater ist leider schon vor 2 Jahren gestorben und seitdem habe ich zur Familie väterlicherseits gar keinen Kontakt mehr. Meinen Opa hatte ich sehr lieb, auch meine Oma und meine Onkel. Als mein Vater dann aber vor knapp 3 Jahren an Krebs erkrankte, änderte sich schlagartig alles. Mein Opa war inzwischen gestorben. Meine Oma hielt es nicht für nötig, meinen in Sterben liegenden Vater zu besuchen, obwohl wir ihr alle angeboten haben, sie zu begleiten. Als wir wegen Papas Erkrankung nicht zum Geburtstag meiner Oma fahren konnten, war sie stocksauer. Meiner Einladung zur Hochzeit ist sie nicht gefolgt. Genauso die beiden BRüder meines Vaters. Irgendwann hatten wir es dann satt. Zur Beerdigung kamen sie natürlich (komisch, das ging auf einmal) und gaben uns nicht mal die Hand.

Ich bin froh, dass ich zu diesen Leuten keinen Kontakt mehr habe. Ich will sie nicht wiedersehen und sie fehlen mir nicht. Wir haben nur Stress gehabt. Seitdem wir nichts mehr mit ihnen zu tun haben, geht es uns allen besser.

Sabrina

2

Hallo Saskia,

in Deinem Fall ist das natürlich sehr belastend. Gerade wenn Du auf ein wenig Unterstützung angewiesen bist.

Bei mir war das so:
Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 13 Jahre alt war. Für mich war die Scheidung nicht so schlimm, da ich unter meinem Vater sehr gelitten hatte. er war sehr cholerisch und hatte jede Menge Probleme mit sich selbst. Dazu kommt noch, dass er mit mir ein Problem hatte da ich ungeplant und mich sehr früh in der Beziehung meiner Eltern anmeldete. Es war in den siebzigern und meine Mama war erst 16! Er musste mich dann mit meiner Mutter teilen und ich denke damit kam er nicht zurecht. Lange Rede kurzer Sinn. Nach der Trennung hörte ich nie wieder etwas von ihm. Er meldete sich nicht bis zu dem Tag an dem er meinte mir mitteilen zu müssen, dass er heiratet und Nachwuchs erwartet. Inzwischen waren 8 Jahre vergangen. Er lud mich also zu seiner Hochzeit ein. Ich wollte nicht gehen aber meine Mutter meinte ich sollte ihm ein wenig entgegen kommen und den ersten Schritt machen. Gut ich ging also hin. Der Kontakt belief sich dann auf die Feste wie Geburtstag, Weihnachten, Ostern. Mittlerweile bekam er noch ein 2. Kind. Ich habe mich nie wohl gefühlt bei ihm obwohl seine Frau sehr nett und ebenfalls bemüht war ,aber er war für mich wie ein Fremder. Als ich dann noch sah wie unbeschwert und lustig er mit seinen beiden Töchtern umging ist bei mir irgendwie ein Rollo runtergegangen. Ich habe den Kontakt abgebrochen mit der Begründung das ich es einfach nicht ertragen kann. Wenn ich daran denke, dass ich als Kind nur Guten morgen und Gute NAcht zu ihm gesagt habe und ich nie mit anderen Kinder spielen durfte sondern nur zuhause sitzen musste und immer Angst haben musste, dass ihm die Hand ausrutscht. Es ging nicht mehr.
Gut, ich habe danach meinen heutigen Mann kennengelernt und meinen Sohn geboren. Als mein Sohn 3 Monate alt war kam ein Telefonanruf, dass mein Vater tot sei. Er sei einfach umgefallen!
Und das muss ich nun mein Lebtag mit mir umhertragen weil ich ihm nie gesagt habe, dass ich geheiratet habe bzw. dass er Opa geworden ist. Und das schlimmste an der Sache ist, dass mein Sohn meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist! Heute habe ich immer noch daran zu knabbern und es tut mir in der Seele weh. Aber ich stehe im Zwiespalt, auf der einen Seite hatten wir nie den innigen Kontakt und auf der anderen Seite denke ich vielleicht hätte es etwas geändert wenn er gewusst hätte das er Opa ist. Ich weiß es nicht und werde es nie erfahren.

Vielleicht könnt Ihr einen Therapeuten in Eurem Fall hinzuziehen? . Du selbst musst wissen, was Du ertragen kannst. Du musst für Dich abwägen was für Dich wichtiger ist. Vielleicht reicht es ja auch wenn Du Dich mit Deiner Famile nur ganz selten triffst? Mit Abstand könnt Ihr vielleicht auch eine neue Beziehung aufbauen?

Es ist sehr lang geworden und ich habe mehr geschrieben als ich wollte. Ich hoffe ich konnte Dir helfen und wünsche Dir ganz viel Kraft.

Liebe Grüße
Sandra

3

Bei mir war es so, daß ich es meinen Eltern nie Recht machen konnte. Egal, WAS ich gemacht habe, es war immer falsch. Also wirklich so: wenn ich "HÜ" gemacht habe, haben meine Eltern mir vorgeworfen, daß ich nicht "HOTT" gemacht habe und umgekehrt.

"Hat jemand von euch den Kontakt zur Familie abgebrochen?"

Ich habe den Kontakt zu meiner Familie nicht direkt abgebrochen, sondern habe einen sehr langen Brief geschrieben, in dem ich meinen Eltern meine Gefühle geschildert habe und daß sich in ihrem Verhalten mir gegenüber was ändern müsse, da ich sonst vor die Hunde gehen würden.

In ihrem Antwortbrief sind sie quasi nicht auf meinen Brief eingegangen, sondern haben mir (wie immer) nur neuerliche Vorwürfe gemacht => seitdem sind sie für mich gestorben (dies war keine bewußte Entscheidung des Kontaktabbrechens, sondern einfach ein Gefühl)

"Ist euch die Entscheidung dazu leicht gefallen, oder musstet ihr das erst verarbeiten?"

Ich mußte zum einen das Verhalten meiner Eltern sowie meine Reaktion darauf (daß sie für mich gestorben sind) verarbeiten. Ich bekam körperliche Beschwerden, die keine organische Ursache hatten, sondern nach Einnahme von Antidepressiva verschwanden (nach 2 Tabletten reichte alleine schon die Tatsache, daß ich wußte, ich könnte jederzeit Antidepressiva nehmen, damit meine körperlichen Beschwerden verschwanden).

"War es das Richtige?"

Definitiv JA! Ich wüßte nicht, ob ich nicht schon in der Klapse gelandet wäre, wenn ich diese Entscheidung nicht getroffen hätte!

"Was würdet ihr an meiner Stelle tun?"

Einiges von dem, was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Aus diesem Gesichtspunkt würde ich sagen "Brech den Kontakt ab"
Aber niemand außer dir kennt deine Situation so genau, und niemand kann dir vorhersagen wie DU dich nach dem Kontaktabbruch fühlen wirst. Nicht daß ich dir jetzt rate "Brich den Kontakt ab!" und du bist nach dem Kontaktabbruch so verzweifelt, daß du vor den nächsten Zug springst! (Übertrieben dargestellt, aber du verstehst hoffentlich, was ich meine).

Versuch für dich PRO und CONTRA abzuwägen. Sprich mit deinem Mann und/oder Freunden darüber, was sie glauben, wie du dich fühlen wirst, wenn du keinen Kontakt mehr zu deiner Familie hast. Hinterfrage, was ein Kontaktabbruch für Konsequenzen für dein restliches Leben haben wird.
Usw...

"Ich bin für alle Ratschläge und Gedanken dazu dankbar."

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen."

LG,
Juniorette

4

#herzlichhallo liebe Saskia


ich weiß genau wie du dich fühlst. Wir hatten eine unmögliche
Familie mit schroffem Ton und verdrehten Rollen, Meine Mutter
war das hilflose Wesen das man an die Hand nehmen musste
und nicht in der Lage war, Entscheidungen zu treffen. Meine
Schwester hat mich erzogen. Meine Mutter hat einen Putzwahn

und ist egoistisch , hat uns aber manipuliert das wir die schlimmen Töchter waren.Sie hat sehr viel menschen Seelen
verwundet ich kann es heute nicht mal in Worte fassen. Ich hatte Gott sei Dank in meiner
Jugend die Chance, da ich von daheim wegkam, mich in einer äußerst positiven Richtung zu entwickeln, habe viel geschafft.
als ich dann mit 17 meine Wohnung bekam fiel ich erstmal in
ein Loch schon wieder wurde ich allein gelassen. Habe dadurch
das ich nach Halt gesucht habe leider sehr viel Verletzungen
mitgemacht die ich heute sogern wegzaubern möchte weil
ich im Ursprung ein lustiger Mensch bin. Tja leider war ich der
Hoffnung in Nähe meiner Familie zurückzuziehen das alle sbesser ist aber ICH hatte mich verändert, nicht meine Familie

Habe wieder ca. 2 jahre über mich bestimmen lassen, mich
sticheln lassen und musste über mich herziehen und schickanieren lassen, ich konnte nicht weg weil ich mitten in der Ausbildung war.. SOfort danach zog ich weg : Zitat meiner
Mutter:

" Du wirst es bis ins ewige Leben nicht ohne mich schaffen"

das hat gesessen. Ich wusste ich breche den Kontakt ab, auch
zu meiner Schwester, sie hat mich nur zu ihrem Nutzen benutzt. AUch an Weihnachten wie ein "Vieh" und Schwerverbrecher rausgeschmissen, weil ich auf eine Provokation meinr MUm laut geworden bin.

Nun wohne ich 1 Std weit weg seit 1 Jahr #freu ich habe mich
gut erholt merke aber das ich nachholbedarf habe, weil
ich auch mal meine Kinder mit aller Liebe und Menschlickeit
erziehen möchte. Seitdem Sie gezuckert haben ich brauch sie nicht kriechen sie mir förmlich in den Hintern.

Ich habe wie du gemerkt, das ich den Kontakt nicht ganz abbrechen kann, weil , wie leider eine schon erleben musste,
meine Angst zu groß ist das jemand stirbt und ich irgendwas
nicht gesagt habe . Das hat nur was mit mir und meinem Gewissen zu tun.

Ich telefoniere ca. alle 2 Wochen kurz mit meiner Mutter, mit
meiner Schwester gar nicht mehr, sie ist ein kaltes herzlosen
Wesen auf das ich keine Rücksicht auf meine Kosten mehr nehme!!! Hinfahren zur Mutter mache ich nur mit meinem Freund, da traut sie sich nicht unverschämt zu sein:-)

Du solltest für dich einen Weg finden , der dir in Ordnung scheint melde dich vorerst z. B ein Paar Monate nicht bis
du dich erholt hast und verarbeitest hast, danach wenn du
merkst es wird zuviel sofort wieder abbrechen. So mache ich es

alles liebe

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Hallo,
ich habe den Kontakt seid 1990 abgebrochen, als ich zweks Ausbildung, ausgezogen binn.
Ich hatte eine sch.... Kindheit mit Schlägen und Mißb. und Geschirr schmeißen usw. seitens meines Vaters. Meine Mutter hat immer zu meinem Vater gehalten. Heute weiß ich, dass sie es aus Angst vor meinem Vater getan hat. Kann es trotzdem nicht verstehen oder Verzeihen. Selbst als ich sie, als ich erwachsen war, darauf angesprochen hatte,tat sie so als sei gar nichts gewesen, oder ich bilde mir das ein.Wir waren 3 Kinder zu Hause und keiner hat mehr Kontakt nach Hause, sollte ihnen eigendlich zu Denken geben. Wenn so etwas in meiner Ehe vorkommen würde, währen meine Kinder das aller aller wichtigste für mich. Gott sei Dank habe ich eine schöne Ehe.So weit ich weiß ist meine Mutter immer noch bei ihm. Muß sie selbst wissen. Ich habe heute noch Angst, dass sie plötzlich vor der Tür stehen. Ich habe Rückhalt durch die Familie meines Mannes. Seine Eltern sind auch meine Eltern geworden.Ich binn froh, dass ich so liebe Schwiegereltern habe. Meine Kinder machen bei ihren Großeltern Ferien und sie lieben sie abgöttisch. Sie unterstützen wo es geht.Anders herum natürlich auch. Am Anfang hat es wehgetan ohne Kontakt usw., mitlerweile binn ich darüber hinweg.
Ich würde sagen, wenn du dich in d. Fam. nicht wohl fühlst, lebe dein eigenes Leben. So lange du glücklich mit deiner eigenen Familie bist, ist es auch richtig so.
Tut mir leid das es so lang geworden ist, Sorry!!!
LG.Manu

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Hallo,

leider kann ich Dir keinen Rat geben. Aus Deinem Posting sehe ich, daß es Dir schlecht geht und Du nicht weißt wie Du dich entscheiden sollst. Ich weiß auch nicht, warum Sie Dich als Lügnerin mit Wahnvorstellungen ansehen. Laß dir helfen, von Deinem Mann, vielleicht von Freunden, laß Dir helfen von Gesprächen mit dem Psychologen und vor allem, finde Deinen Weg unabhängig von Deinen Eltern. Vielleicht kannst Du den Kontakt erstmal einschlafen lassen, damit Du zur Ruhe kommst. Niemand muß jetzt eine Entscheidung treffen die für immer und ewig ist. Manchmal braucht man einfach Abstand und sollte eine Entscheidung erst später treffen.

Mit meiner Mutter habe ich nun seit 2 Jahren nicht mehr gesprochen. Auch den Kontakt zu meinen Kindern habe ich ihr verboten. Ich bereue diesen Schritt nicht, aber es tut weh, an jedem Weihnachten, an jedem Geburtstag, bei jedem Foto was man in die Finger bekommt oder bei jeder Erinnerung, die vorbeihuscht.

Ich wünsche Dir alles Gute und vor allem viel Kraft für Dich selbst.

#liebdrueck
Ana