Wie kriegen wir ihn in die Klinik?

Guten Morgen,

ein Verwandter in den 20ern ist schon seit Jahren psychisch krank. Das war erstmal unsere eigene Diagnose, da er sich weigerte zum Arzt zu gehen. Er ist antriebslos, melancholisch, hat Zwangsstörungen (Waschzwang). Wir denken unter anderem an Depressionen. Er weigerte sich, sich Hilfe zu suchen. Nun hat er endlich das Gespräch mit einer Therapeutin gesucht und sie sagte ihm wohl, er solle umgehend in eine Klinik gehen. Ambulant könne man ihm nicht wirklich helfen. Er will aber wohl nicht.
Falls jemand Erfahrungen hat, denn er redet nicht: Welche psychiatrische Klinik käme hier infrage? Die sind ja wahrscheinlich total überlaufen und es gibt Wartelisten? Es bestehen durchaus Bedenken, dass er suizidgefährdet sein könnte.
Wie kriegen wir ihn dazu in die Klinik zu gehen? Einweisen lassen ist ja nicht so leicht. Hat jemand Tipps wie man ihn überzeugen könnte?

Danke und viele Grüße

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Ich verstehe zwar das ihr helfen wollt und euch Sorgen macht aber es ist wie auch bei Alkoholkranken, der Leidensdruck muss so groß sein das von selber die Bereitschaft zur Veränderung da ist. Sonst bringt das alles nichts, auch wenn sie ihn für ein paar Wochen in der Psychiatrie unterbringen.

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Leider ist es in Deutschland unglaublich schwierig, Menschen in die Psychiatrie zu bekommen.
Einziger Grund ist "Gefahr für sich selbst (Suizidgefahr) oder für andere".
Wenn ihr der Klinik glaubwürdig verklickern könnt, dass er suizidgefährdet ist, dann müssten sie ihn aufnehmen.
Leider können sich die Leute aber auch schnell wieder selbst entlassen.
Das System ist hier echt ein Problem, wie ich finde....

Bei ihm könnt ihr immer wieder nur wiederholen, dass es ihm danach besser gehen wird. Dass Psychiatrie kein Stigma ist. Wenn man sich das Bein bricht, geht man auch zum Arzt. Leider sind psychische Erkrankungen immer noch oft stigmatisiert und die Betroffenen haben Angst, dann in eine Schublade gesteckt zu werden.
Versucht ihm diese Angst zu nehmen und ihm aufzuzeigen, dass es ihm dann besser gehen würde.

Ich drücke euch die Daumen!

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Hallo,

fangt einfach mal an zu telefonieren.

Ich arbeite selbst in einer Akutklinik für Psychosomatik und unsere Wartezeit würde im Moment bis zu 8 Wochen betragen. Aber dafür muss Euer Verwandter auch etwas tun und den Hörer in die Hand nehmen.

Bei V.a. Suizidalität bitte sofort die nächste Psychiatrie anfahren.

Alles Gute!

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Hey!

Ihr könnt euch vom Sozialpsychiatrischen Dienst eurer Stadt bzw eures Kreises beraten lassen.

Liebe Grüße
Schoko

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Bei Zwangseinweisung muss er entweder eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen.
Aber solange ihr ihn nicht dabei erwischt, wie er einen Selbstmordversuch unternehmt....

Wie wäre es mit einem Trick?
Er soll sich auf die Warteliste schreiben lassen und in der zwischenzeit ambulant in Behandlung gehen. Vlt. redet ihr ihm gut zu, dass er womöglich bis dahin nicht mehr in eine Klinik muss, wenn er gut mitarbeitet.
Und ehrlich: eine ambulante behandlung ist besser als nichts, wenn er wenigstens da mitmacht. Da würde ich mich darum kümmern, dass er jemanden hat der sich seiner annimmt. Die kassentherapeuten sind überlaufen, die schicken schnell mal weiter.

Vielleicht ist er bis dahin ambulant soweit, dass er einsieht, dass er meht hilfe braucht.

Nichts desto trotz: Menschen haben das Recht dazu sich NICHT helfen zu lassen. Furchtbar traurig wenn man zusehen muss.

Aber wie andere schon geschrieben haben:
Er muss es selber wollen sonst bringt auch die Einweisung nichts.

Bearbeitet von Inaktiv
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Hallo, ich würde aus eigener Erfahrung vielleicht eine Teilstationäre Behandlung empfehlen, genannt Tagesklinik. Tags über in der Klinik, Therapie Struktur usw und Abends heim zum schlafen im eigenen Bett.
Für Menschen denen es schlecht geht, ist die Lösung nicht immer gleich Zwangseinweisung.
Ich würde mal vorschlagen dem Jungen Mann , keinen Druck zu machen und trotzdem Kompromissbereitschaft zeigen , wo er drauf eingehen kann.
Er ist erwachsen und eine zwangseinweisung ist sehr schwierig und ich glaub zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig, hoffe ich jedenfalls für euch!
Alles alles gute

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Hallo, hat er einen Job? Ich persönlich bin jemand der so gut wie nie krank macht, nur wenn es wirklich nicht mehr geht.

Könnte er ggf. Nicht rein wollen, weil er sich nicht krank melden möchte? Oder hat er ein Kind um welches er sich dann nicht kümmern könnte?

Ich solch Situation bräuchte ich es, dass man mir sagt, mit dem Arbeitgeber ist alles abgeklärt, es wäre überhaupt kein Problem.

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Nein. Er ist immer noch nicht mit dem Studium fertig, Grund ist klar. Keine Ausbildung, keinen Job, wohnt bei seinen Eltern. Keine Freundin oder Freunde und auch keine Kinder.

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Bei Suizidgefährdung muss ihn die regelversorgende Klinik sofort aufnehmen, ohne Wartezeit. Aber wenn er Pech hat, landet er erst mal auf der sogenannten beschützenden Station.

Dort kann an Glück haben, aber es kann auch schwer nach hinten losgehen.

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Hallo,


die Therapeutin hat nur gesagt, er soll umgehend in eine Klinik gehen und war dann fertig mit ihrer Arbeit? Mich wundert die Aussage sehr, dass ihm ambulant auch Tagesklinik) nicht zu helfen sei, bei dem was Du schreibst (antriebslos, melancholisch, Waschzwang). Eine Freundi war neulich beim Hausarzt wegen ähnlicher Symptome und hat ein pflanzliches Beruhigungsmittel verschrieben bekommen. Naja.

Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, selbst psychotische Menschen mit zum Teil Denkstörungen, sprunghaften Gedanken, die teils nicht mehr zurechnungsfähig sind werden nicht so einfach zwangseingewiesen. Obwohl sie wirklich nicht allein bleiben können, ohne dass man Angst haben muss, dass aus Versehen ein Haus in Brand gesetzt wird oÄ. Habe da leider schon einiges erlebt. Ich habe in einem Fall aus lauter Verzweiflung mal den Notarzt gerufen, der ist abet auch wieder weggefahren.

Das mit einer Zwangseinweisung wird glaube ich nichts, wenn er nicht wirklich konkret suizidgefährdet ist. Wenn er jetzt mal den Weg zu einer Therapeutin eingeschlagen ist, versucht er es vielleicht erst mal beim Hausarzt, als erstem Anlaufpunkt? Manche verschreiben schon leichte Antidepressiva, manche überweisen einen erst einmal an einen Psychiater? Da würde ich als erstes hingehen. Und bis dahin, macht möglichst wenig Druck, das können psychisch erkrankte meiner Erfahrung nach am allerwenigsten brauchen. Also schon deutlich sein aber klar machen, dass er das Zepter in der Hand hält.

Und je nachdem, wie es ihm geht, kann es in einer Psychiatrie auch vollends nach hinten losgehen. Ich glaube, dass es sehr schwer ist, in einem solchen Umfeld gesund zu werden. Es ist schon auch richtig, dass da nur Menschen hingehen sollten, die das auch wirklich müssen. Da würde ich wirklich auch nochmal eine andere Meinung einholen.

Bearbeitet von Inaktiv