Arbeiten lohnt sich nicht mehr

Guten Morgen.. das wird nun eine Art Auskotzpost. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Kurz zu mir: ich bin eine ziemlich junge alleinerziehende Mama von zwei Kindern im Alter von 6 und 4 Jahren. Ich habe während der Elternzeit von Alg2 leben müssen, da ich während den Schwangerschaften in Ausbildung war und durch die Trennung natürlich nicht allein über die Runden kam. Ich habe die Elternzeit dann frühzeitig "abgebrochen" und meine Ausbildung im Juli diesen Jahres beendet. Ich habe mich da wirklich durchgeboxt, die Ausbildung 2 mal verkürzt, weil ich endlich auf eigenen Beinen stehen wollte. Nun bin ich ausgelernt, arbeite 29h/Woche und das Geld reicht immernoch nicht, sodass wir immernoch 230€ Bürgergeld im Monat erhalten. Also habe ich mich nun nebenbei mit einem Kleingewerbe selbstständig gemacht und arbeite so auch abends, wenn die Kinder schlafen. Meine Hoffnung ist, dass ich damit bald die 230€ mtl verdiene sodass ich weg vom Bürgergeld bin. Ein Nebenjob ist nicht möglich, da fehlt mir die Kinderbetreuung. Unterstützung vom Vater gibt's nicht, der geht nun für mehrere Jahre ins Ausland.

So, nun erhalte ich gefühlt jeden Tag eine neue Klatsche vom Leben. Mein großes Kind kam nun in die Schule, ich habe die Übernahme der Betreuungskosten vor und nach dem Unterricht beim Landratsamt eingereicht. Die Antwort: kann nicht gezahlt werden, da der Kernzeit eine Hort Genehmigung fehlt. Fakt ist: ich kann mir die Betreuung (knapp 160€ mtl) nicht leisten, dabei bräuchte ich sie um arbeiten zu gehen. Mein Ziel ist es natürlich auch, die Betreuung selbst zahlen zu können aber das wird nun immer utopischer, da sich nun auch die Kita-Gebühren um 8,5% erhöhen. Mein Sohn geht von 7:30-14:40 tgl in die Kita. Zahlen muss man die Betreuung aber bis 15:30, das wären dann mittlerweile knapp 250€ mtl mit 2 Mahlzeiten in der Kita. Rechnen wir das nun zusammen müsste ich 230€ (das was ich an Bürgergeld bekomme)+220€ (Kernzeit+Essen)+250€ (Kita +Essen) mehr verdienen als jetzt, um wirklich mich und meine Kinder finanzieren zu können. Wie soll das denn gehen?
Seit ich nun ausgelernt bin und diese ganzen Probleme habe (mit der Kostenübernahme der Kernzeit z.B) frage ich mich wirklich ob's die falsche Entscheidung war arbeiten zu gehen.
Dadurch dass ich die Kernzeit nun selbst zahlen muss haben wir viel weniger Geld als zu der Zeit, als ich daheim war und alg2 bekommen habe. Ich hatte viel mehr Zeit für meine Kinder, viel weniger Stress. Das Drama aktuell geht mir total auf die Psyche. Meine Depression hat sich sehr verschlimmert, ich bin eigentlich täglich verzweifelt und habe riesige finanzielle Ängste.

Ist das so gewollt vom Staat? Ist es so gewollt, dass sich arbeiten nicht mehr lohnt? Ich tu alles um meinen Kindern ein Vorbild zu sein und bekomme eine Schelle vom Leben nach der anderen.
Kinderzuschlag und Wohngeld ist beantragt aber da hört man ja aktuell erst Monate später mal was von... Jetzt kommt der Winter und ich frage mich, wie soll ich meine Kinder klamottentechnisch ausstatten, wenn ich weniger Geld zur Verfügung habe als ein Bürgergeld Bezieher?

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Also, dafür, dass du vom Vater des Kindes keine Unterstützung kriegst, kann der Staat erst mal nichts. Grundsätzlich ist der Staat aus meiner Sicht das letzte Auffangnetz und nicht die Möglichkeit, sich vor Verpflichtungen wie eigenen Kindern zu drücken.

Ausserdem kannst du durch eigene Arbeit zu einem guten Teil für dich aufkommen. Von dem her lohnt sich die Arbeit ganz bestimmt. Abgesehen vom Selbstwertgefühl und vom Gefühl, gebraucht zu werden bist du vermutlich in einem Alter, wo es auch Perspektiven gibt, dich jobmässig zu verbessern.

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Du schreibst ich kann finanziell für einen guten Teil für mich aufkommen.. aber wie ich bereits schrieb haben wir weniger Geld als alg2 seit ich arbeite. Heißt: arbeiten bringt mir kein Geld ein.. das ist das was mich so fertig macht. Ich gehe arbeiten und das Resultat ist, dass ich meinen Kindern weniger ermöglichen kann, als würde ich daheim bleiben..

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Ich verstehe deinen Frust total! Allerdings wirst du ja sicherlich noch Kinderzuschlag und Wohngeld bekommen, wenn die Anträge endlich durch sind, sodass ihr dann vermutlich mehr Geld habt als ohne Arbeit.
Ich weiß nicht, ob du bis dahin irgendwie sowas wie ein vorläufiges Wohngeld o.ä. bekommen kannst. Hast du dahingehend mal nachgefragt, ob es irgendsowas in der Richtung gibt. Und bekommst du denn Unterhalt vom Vater oder Unterhaltsvorschuss?
Schau nochmal, ob du alle Möglichkeiten ausgeschöpft hast und sollte aktuell wirklich nicht mehr möglich sein, dann scheue dich nicht z.B. bei Kleiderkammern o.ä. anzufragen wegen der Winterausstattung der Kinder. Du versuchst ja euch alleine zu versorgen und hast dir dahingehend nichts vorzuwerfen, also trau dich ruhig, solche Angebote anzunehmen, wenn das möglich ist. Und lass dich nicht abschrecken, falls irgendwo steht, dass es nur geht, wenn man ne Wohngeldbescheinigung o.ä. vorlegt. Da stehen immer Menschen dahinter, mit denen man grundsätzlich reden und Situationen schildern kann.
Alles Gute und nicht verzweifeln. Mit Wohngeld und Kinderzuschlag sieht es bestimmt deutlich besser aus.

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Stehst du ohne bürgergeld und mit Wohngeld besser da? Oder schließt sich das trotzdem aus, weil du den theoretischen Anspruch auf bürgergeld hast?

Unterhalt / unterhaltvorschuss?

Bildung & Teilhabe?

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Das wird geprüft..
Unterhaltsvorschuss erhalte ich natürlich aber wird ja angerechnet, sodass ich trotz Arbeit weniger Geld hätte als mit alg2 damals.

Unterhalt habe ich nun angefordert. Antwort meines Ex: "dann werde ich ab jetzt nur noch Teilzeit arbeiten".

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Einfach so reduzieren kann er nicht.

Welchen Job hast du denn?
Könntest du Stunden erhöhen? Oder geht das mit der Betreuung nicht?

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Guten morgen.
Kindergeldstelle und wohngeldstelle abmahnen. Wann hast du das beantragt?

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Das der Vater keinen Unterhalt zahlt ist unterste Schublade. Hast du Unterhaltsvorschuss beantragt?

Gibt es die Möglichkeit das du Vollzeit arbeitest?
Einfach ist es nicht Vollzeit + 2 Kinder.

Lass dich von der Caritas, Jugendamt beraten.
Vermutlich Bundesland spezifisch. Bei uns gibt es Übernahme von Kita/Hort Gebühren und oder Übernahme des Essens.

Hast du Kinderzuschlag beantragt?

Kleidung schau mal über Ebay oder auf Basare. Eine Freundin von mir hat eine Abmachung mit einer Mutter. Die übernimmt regelmäßig für wirklich kleines Geld die Kleidung.

Es ist nicht schön zusätzlich zur Arbeit Gelder beantragen zu müssen.
Aber es gibt sie.
Schau mal du hast eine Ausbildung, du arbeitest nicht Vollzeit - trotzdem kannst du vieles selber finanzieren. Du baust Berufserfahrung auf. Die Kids brauchen dich Jahr für Jahr weniger. In ein paar Jahren bist du eine relativ junge Frau, mit Berufserfahrung die mehr Geld verdient oder noch eine Weiterbildung drauf gepackt hat.

Das der Vater seinen Verpflichtungen nicht nachkommt macht es schwierig. Es sind doch ein paar Hundert Euro jeden Monat die fehlen

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Unterhaltsvorschuss erhalte ich, wird aber ja angerechnet aufs Bürgergeld. Dementsprechend würde es uns finanziell nur helfen wenn es so viel wäre, dass wir aus dem Bezug raus kommen.
Es ist so demotivierend zu sehen, wie meine Freundin (daheim mit Bürgergeld) ihren Kindern viel mehr ermöglichen kann wie ich.
Ich weiß, dass es sich gehört arbeiten zu gehen. Aber unter diesem Aspekt fällt es mir von Tag zu Tag schwerer 😪. Beratung bei sämtlichen Ämtern hatte ich.. das einzige was sie für mich tun können, ist, den Unterhalt anzufordern. Da warten wir nun was passiert. Würde er zahlen, wären wir aus dem Bürgergeld Bezug raus, das wäre natürlich super. Aber ich habe die Befürchtung, dass er sich absetzt nun in China.

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Lohn
+ Wohngeld/Unterhaltsvorschuss/Kinderzuschlag/Kindergeld sollte über Bürgergeld liegen.

Zumindest wird es immer behauptet.

Aber ja die Bearbeitung dauert. Die Folgeanträge gehen schneller. Bei unsrem Landratsamt

Hoffe der Erzeuger der beiden Kinder hat kein Sorgerecht. Kämpfe für den Unterhalt. Es geht nicht das ich einfach sage „ich zahle nicht“.

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Das ist ärgerlich und verstehe ich.. aber du kannst dennoch Stolz sein, das du als Vorbild mit deinen ganzen Mitteln die du hast, versuchst deine Kinder zu ernähren und für sie da zu sein.

Du kannst da nichts für das dein Geld nicht ausreicht. Der Wille ist da und da ist es legitim, das du Hilfe in form von Ämtern bekommst.

Andere könnten arbeiten und wollen aber nicht, da sie ohne Arbeit besser da stehen, das finde ich Asozial.

Deswegen sei Stolz und gib nicht auf.

LG

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Joa, dann find das asozial. Aber viel wichtiger als deine Meinung ist das strahlende Gesicht meines Sohnes, wenn ich es Mittags nach der Schule empfangen kann. Viel schöner als deine Meinung ist das Gesicht meines Tochter, wenn wir einfach so um 13 Uhr ins Schwimmbad können. Viel glücklicher ist mein Gesicht, seit ich GEZ und co. einfach so bezahlt bekomme und keine Geldsorgen mehr habe.

Mein Selbstwertgefühl war niedrig, als ich für weniger als das Geld was ich jetzt bekomme arbeiten gegangen bin. Ja, theoretisch war es 50€ höher. Aber dafür hatte ich immense Fahrtkosten, Kitabeiträge, GEZ, Krankenkasse, Klassenfahrten, Nachhilfe, Sportverein...das waren mindestens 800€ im Monat, die ich jetzt spare. Und dafür haben JEDEN Tag Zeit für meine Kinder. Ich kann zu jeder Bastelaktion, zu jeder Schulaufführung, ich muss kein halbkrankes Kind schicken, weil ich wirklich nicht noch mehr Kindkrank nehmen kann. Ich kann endlich wieder mein Leben genießen und das macht das Selbstwertgefühl RIESIG. Und meine Kinder können verdammt stolz auf mich sein - anstatt abgehetzt, gereizt, überfordert rumzumeckern und schnell ne Fertigpizza in den Ofen zu schieben, kann ich nun eine geduldige, liebevoller Mutter sein, die vollwertig kochen kann und die Kinder begleiten.
In ein paar Jahren kann ich wieder in meinen Job einsteigen oder nicht, die Tür ist offen, und ganz sicher ist das für viele asozial und egoistisch (ist es gesamtgesellschaftlich betrachtet auch) ich fand das auch scheiße mit VZ-Arbeit. Aber so sind die Regeln in Deutschland und ich bin nicht die Mama von Deutschland sondern von meinen Kindern, die die beste Mama verdient haben. Und arbeiten zu gehen, was weniger Geld einbringt UND die Lebensqualität senkt, ist bei unserem derzeitigen Sozialstaat für Menschen mit normaler Ausbildung witzlos.

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Du kannst nur eine gute Mutter sein, wenn du nicht arbeitest? Echt jetzt ? Weiß jetzt nicht, ob ich heulen oder lachen soll

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Hey,

arbeiten lohnt sich, denn du schaffst dir damit eine Zukunft.
Du sorgst für deine Rente vor, deine Kinder werden älter, dann kannst du Stunden aufbauen und mehr arbeiten und bekommst dadurch auch mehr Geld.

Es ist schon schrecklich, dass du aktuell trotz Arbeit so wenig zur Verfügung hast, aber das wird sich ändern, je länger du arbeitest. Du hast ja gerade erst angefangen.

Ich würde dir empfehlen, dich mal beraten zu lassen, wo du überall noch Hilfen bekommen kannst.
Notfalls würde ich zur Tafel gehen, dann musst du wenigstens nicht für's Essen zahlen.
Vielleicht hat auch die Arche Tipps für dich.

Aber es ist definitiv wichtig für deine Zukunft, dass du arbeiten gehst.

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Ich weiß, dein
Beitrag ist sicher gut gemeint. Und ja, es gibt auf jeden Fall Gründe, um
arbeiten zu gehen, auch für die TE. Aber die TE arbeitet 75% und liegt trotzdem noch 230€ unter Bürgergeldniveau ihrer Familie. Wenn das nochmal erhöht wird, sogar noch etas mehr drunter. Da ist die eigene Rente so ziemlich der letzte Grund, um arbeiten zu gehen. Bei einem Rentennivau von nichtmal 50% (unter rauf geht das sicher nicht mehr), muss schon beruflich noch viel passieren, dass die Rente überhaupt das Bürgergeldniveau erreicht. Und dieses Niveau würde sie erhalten, egal ob sie jetzt Beiträge einzahlt oder mit dem Geld Katzen füttert.

Ich versteh wirklich nicht, woher dieser Urbia-Aberglaube kommt, man müssen nur egal was arbeiten gehen und es lohne sich immer für die Rente.

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Ich verstehe total, wie frustrierend das ist, wenn man arbeitet und trotzdem weniger bekommt, als wenn man nicht arbeiten gehen würde.

Aber mein Hauptpunkt war der, dass man etwas für seine Zukunft macht, wenn man arbeiten geht. Und damit meine ich nicht nur die Rente.

Nur wenn man arbeitet, kann man sich langsam hocharbeiten - einen besser bezahlten Job bekommen, sich etwas aufbauen. Klar, direkt nach der Ausbildung und in Teilzeit verdient man (zu) wenig, aber das wird ja nicht ewig so bleiben. Die Kinder wachsen, man sammelt Berufserfahrung, man ist "drinnen" im Jobmarkt.

Bist du einmal draußen, ist es unglaublich schwer, wieder rein zu kommen. Mit jedem Jahr Arbeitslosigkeit wird es schwerer.

Wenn man das Handtuch wirft, zu Hause bleibt und ALG bezieht - wie sieht dann die Zukunft aus? Langzeitarbeitslos? Immer am Existenzminimum leben?

Ich sehe das jetzt für zu wenig Geld arbeiten gehen als Investition in die Zukunft. So wie Leute unbezahlte Praktika machen, um dann das Volontariat zu bekommen und dann die Festanstellung.

Natürlich ist es ein mieses System und es sollte nicht so sein.
Aber was ist aktuell die Alternative?

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Und ab Januar wird der Anreiz sich den Stress mit dem Arbeiten mit Kindern anzutun noch kleiner, dann gibts ne satte BG Erhöhung von 12%. Oder hast du auch eine Gehaltserhöhung von 12% erhalten? Also bei mir sind es 2% , WOW!

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Und nicht vergessen, ab 2025 kommt dann noch die kindergrundsicherung..... da wird ja der zusatzbetrag ebenfalls erhöht der ja momentan noch kinderzuschlag heisst.....

lg

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Ja…..das ist unsere wunderbare Welt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in der es Müttern vorne und hinten schwer gemacht wird.

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Ja, ich glaube auch, dass es ein grundlegendes Problem ist. Weiß aber auch nicht, was man da machen sollte. Arbeit mit Kindern zahlt sich oft wenig aus im Vergleich zur Grundsicherung, vor allem für allein Erziehende und/oder niedrig verdienende.

Entweder wirklich aufhören zu Arbeiten oder einen Anwalt nehmen und die Wohngeldstelle/Kindergeldstelle abmahnen. Es muss sich ja was ändern, wenn du akut zu wenig Geld zum Leben hast und nicht mehr ewig auf bessere Zeiten warten kannst.

Alles Gute!

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Selbst wenn das Geld gleich viel ist.
, lohnt es sich trotzdem. Bis die Kinder groß genug sind, um ohne Betreuung auszukommen, ist sie sonst mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit beruflich völlig abgehängt.

Darüber hinaus darf man normal finden, für seinen eigenen Lebensunterhalt selbst aufzukommen. Selbstverständlich darf und soll man Unterstützung annehmen, wenn man sie braucht. Und natürlich soll man für seine Kinder da sein dürfen, wegen mir muss keine Mutter von…sagen wir Grundschulkindern Vollzeit arbeiten. Wenn sie Teilzeit arbeitet und deshalb weniger verdient, soll sie die ergänzende Hilfe in Anspruch nehmen und braucht sich dafür nicht zu schätzen. Gegenzurechnen, dass das Sozialgeld mehr wäre, als man gerade selbst verdient und sich deshalb das Arbeiten nicht lohnt, ist hingegen meines Erachtens schon falsch…

Ich schreibe als Alleinerziehende.

Bearbeitet von Apfelkiste
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Warum ich sage dass es sich nicht lohnt ist recht simpel:

Ich kann uns nichts leisten. Keine Vereine, keine Urlaube, nichts. Würde ich nicht arbeiten, könnte ich das. Das bringt mich zum Nachdenken, schließlich will ich den Kindern eine gute Kindheit ermöglichen.. auf der anderen Seite möchte man aber auch ein Vorbild sein.

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