Mama sein: Ambivalente Gefühle

Zwar bin ich erst seit 9 Monaten Mutter, doch in dieser Zeit habe ich ein so breites Spektrum an negativen und positiven Gefühlen erlebt und frage mich: Kennt ihr das auch?

Ich wollte so gerne Mama werden. Doch die ersten Tage nach der Geburt war ich total überfordert, hatte nur Ängste und Sorgen. Mit der Zeit wurde es besser, und ich konnte Freude am Mamasein spüren.

Nun entwickelt sich mein Sohn prächtig weiter, krabbelt durch die Wohnung, hat Spaß am wachsen, aber auch viele Gründe zu nörgeln.

Ein ganz normales 9-Monate altes Baby also! Und wie geht es mir dabei?

An manchen Tagen möchte ich am liebsten das Mamasein „kündigen“ oder abhauen, ja meinen Sohn sogar auf den Mond schießen.

Oft lag ich einfach schreiend auf dem Boden und habe mich für meine •neue Rolle• bemitleidet, weil mein Baby einfach nicht aufhören wollte zu schreien oder ich nicht wusste was er hat. Extrem wurde es, als er seine ersten zwei Zähnchen gekriegt hat. Ich war nervlich am Ende, denn nichts konnte ich ihm recht machen. Wenn er versucht hat mit mir zu interagieren oder meinen Blick suchte; konnte ich ihm keine einzige Emotion widerspiegeln, und habe einfach ins Leere gestarrt.

An Tagen an denen er viel geweint hat, war ich sehr überfordert, verzweifelt und total schlecht drauf. „Wieso weint er schon wieder? Wieso kann ich es ihm nicht recht machen? Was zum Teufel will er schon wieder?!“ Ich fand es so anstrengend, weil ich seine Gefühle nicht zuordnen konnte.

Gerade in diesen Momenten fand ich den neuen „Job“ als Mama total undankbar. Auch dann in Momenten, in denen er genörgelt hat, weil er zum Beispiel eine volle Windel hatte, konnte ich das irgendwann gar nicht mehr zuordnen, weil ich dachte, dass er einfach „grundlos“ nur so nur am nörgeln ist. Im Nachgang tat mir das so weh, als ich den Grund gesehen habe 😞

Ich bin ehrlich. Manchmal fehlt mir die Luft zum Atmen als Mutter. Manchmal fühle ich mich, als würde ich mental zusammenfallen und hätte mein Leben komplett aufgegeben. Und in diesen Momenten fühle ich alles andere als Liebe meinem Baby gegenüber. Jeden kleinsten „Widerstand“ seinerseits finde ich dann einfach nur schei…e…

Ja, und dann gibt es da noch die Kehrseite meines Mama-Lebens.

Gegensätzlich zu diesen Momenten liege ich oft neben ihm, schaue ihn an, habe Glückstränen in den Augen, und bin einfach so unfassbar dankbar, dass er mein Sohn ist. Ich spüre, wie tief die Liebe in mir ist, dass ich ihn niemals eintauschen möchte gegen irgend ein anderes Baby, und bin einfach nur glücklich, ihn zu haben.

Ich liebe es seine neuen Entwicklungen zu sehen, ihn brabbeln zu hören, zu sehen wie stolz er ist wenn er etwas Neues kann oder wie neugierig er die Welt erkundet.

Wenn wir tagsüber unterwegs oder zu Besuch sind, komme ich abends heim und merke beim kuscheln, wie sehr ich ihn vermisst habe, obwohl wir ja den ganzen Tag zusammen waren, aber eben nicht nah genug ☺️

Und doch sind die Gefühle immer wieder so gemischt.

Ich genieße unsere Stillmomente, in denen er mich mit seinen schönen großen blauen Augen anschaut und streichle seine schönen dunklen Haare. Und dann wiederum nervt es mich nachts, wenn er wieder mal an die Brust will.

Ihr seht. Die Bandbreite der Gefühle ist riesig. Doch am Ende des Tages bin ich einfach nur glücklich, ihn zu haben, obwohl sich häufig ein schlechtes Gewissen einschleicht, weil ich glaube, durch meine „strengen“ & genervten Momente ihm gegenüber einfach keine gute Mutter sein zu können. Ich merke dass ich oft nicht resilient genug gegenüber seinen negativen Launen bin und spüre häufig, wie sehr ich unter Strom stehe….. 😞

Ich hoffe, ich werde geduldiger & liebevoller ihm gegenüber.

Lieben Dank fürs Lesen.

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Lange ist es her, aber ich kann mich noch gut erinnern, das ich mich gefragt, ob ICH evtl in die Babyklappe passen würde.

Ein Alltag mit Baby ist Leben am Limit, manchmal und manchmal auch öfter.

Von daher kommt jetzt von mir die wichtigste Frage: Was tust seit 9 Monaten nur für dich?

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Irgendwie werden meine Kommentare nicht abgespeichert, hier also der dritte Versuch. Ich war in den letzten neun Monaten so rund 15 mal alleine unterwegs. Das finde ich eigentlich schon viel?

Meistens so bis zu 4 Stunden mal die Freundin treffen, mal mit Arbeitskollegen essen. Mein Mann schaut schon, dass er mich weitestgehend entlastet.
Ansonsten entspanne ich auch mal nach Feierabend, wenn mein Mann und der Kleine zusammen spazieren gehen und ich zu Hause etwas Zeit für Netflix habe.

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Super, es ist extrem wichtig, das du auf dich achtest. Nur so überlebt man den Wahnsinn.

Humor hilft auch, schwer vorstellbar, aber es funktioniert.

Und schlußendlich: Ausschießlich unsere Kinder lieben wir so abgöttisch, das sie uns über viele Jahre in den Wahnsinn treiben dürfen. Die Früchte des Ganzen ernten dann auch wieder andere...aber hey, meine Tochter ist 11, sie kam gerade vom Karneval, ich bin krank, motzig und unausstehlich. Und sie...macht mir wortlos eine Suppe, streichelt mir über den Kopf und holt eine weitere Bettdecke. Also Kopf hoch, es lohnt sich.;-).

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Ach lass dich mal drücken.
Das klingt für mich ganz normal. Hatte ich auch. Es wird besser und viel einfacher. Meiner ist jetzt 3. Und ich bin wieder schwanger. Ich hab auch Angst wieder vorm ersten babyjahr.
Aber sobald das rum ist und sie sagen können wa sie haben, wird es leichter. Ich hab mir meinem auch ganz bisschen Zeichensprache geübt. Das hat es auch vereinfacht.
Und wenn sie größer werden, kleben sie auch nicjt mehr 24/7 an einem
Liebe Grüße

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Ich kann das gut verstehen. Beim 1. Kind war das Babyjahr sehr schwer für mich. Ich habe ähnlich gefühlt. Zusätzlich war ich einsam (waren frisch umgezogen), dann kam nach 10 Monaten auch Corona. Ich fühlte mich oft überfordert, war aber gleichzeitig auch unterfordert/gelangweilt, also geistig.
Ich kann dir nur raten viel raus zu gehen. Spazieren, Freunde treffen, Krabbelgruppe, einkaufen etc. Zusätzlich hilft Entlastung. Falls die Großeltern in der Nähe sind, helfen sie dir vielleicht. Wenn mein Mann heimkam, übernahm er immer und ich konnte mal durchatmen. Auch am Wochenende verschaffte er mir Auszeiten. Tu dann was für dich, um zu entspannen und dich selbst nicht zu verlieren. Und zu guter letzt: Es wird besser. Nach dem 1. Jahr wurde es langsam immer einfacher für mich. Er wird bald vier. Mit seiner Schwester bin ich im Babyjahr aber es klappt viel besser.
Mach dich nicht verrückt und sei nicht so hart zu dir selbst!

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Ist das aber nicht in jeder Beziehung so?

Ich liebe meinen Mann und trotzdem könnte ich ihm manchmal den Hals umdrehen.

Ich hab tolle Freunde und trotzdem nerven sie mich manchmal und ich ärgere mich über sie oder Rolle die Augen.

Jetzt ist da so ein kleines Baby, was 24/7 von einem abhängig ist, klar spürt man da die Gefühle viel öfter und intensiver.

Motte war super anstrengend und ich oft genervt, trotzdem liebe ich sie über alles. Sie ist fast 4 und wir sind eigtl ein tolles Team und trotzdem motzen wir uns an. Gegenseitig. Was uns dann durchaus auch mal leid tut.

Mäusekeks ist 5 Wochen und super entspannt, ein echtes Anfänger-Baby. Und letzte Nacht war ich trotzdem genervt, da sie ständig an die Brust wollte, dann doch nicht trank und die Milch nur rum spuckte, das ging von 23-1 Uhr so. Da kommt Freude auf 😅 irgendwann übernahm mein Mann, weil ich nur noch am fluchen und meckern war 🙈😂

Wir sind alle nur Menschen. Und grade als Eltern hat man oft einen undankbaren Job, es ist okay, genervt zu sein. Nimmt es überhand, ist es eigtl immer ein Anzeichen, dass man mal wieder mehr auf sich selbst achten sollte und Auszeiten braucht. Bist du nämlich grundsätzlich entspannt, lässt sich vieles besser aushalten. Läufst du selbst am Limit, ist die Zündschnur viel kürzer 😜

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Danke für deine tröstenden Worte und deinen Erfahrungsbericht. Das tut gut zu lesen!

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esistjuli beschreibt es toll, genauso ist es. Und ich musste bei Deinem TExt lachen, genauso gings mir auch. Falls es Dich tröstet: 9-11 Monate waren meiner Meinung nach die schlimmsten - ich war mega genervt, die Großeltern auch (wir leben in einem Haus zusammen) und hätten sie am liebsten auf den Mond geschossen - to the moon - no back ;-) Dieses Genörgel, ständig unzufrieden. Egal, wo wir waren, hinkrabbeln und sich am Hosenbein hochziehen udn heulen. Motzig, gefühlt nie happy, nur ab und zu still. Ich ahb mal gelesen, das kommt davon, dass sie so gerne laufen möchten, aber halt noch nicht können, sie kommen halt kaum vom Fleck.Wird so um den 1. Geburtstag besser, wenn sie schneller krabbeln können und dann mit dne ersten Laufversuchen starten.
Die Wochen damals waren übel - durchhalten! Und trotzdem hab ich sie immer über alles geliebt - auch wenn sie echt genervt hat!

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Ja so ist es, Mama (und Papa) zu sein.
Nie zuvor habe ich extremere Gefühle erlebt, als in der Zeit in der ich Mutter bin, im positiven als auch negativen Sinn.

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Ja, das kenne ich!

Das erste Babyjahr ist so brutal anstrengend und krass. Oft habe ich mich gefragt was ich mir denn dabei gedacht habe?! Aber meistens nur für kurze Zeit und an manchen düsteren Tagen auch mal öfter aber es wird besser. Wir haben inzwischen Zwei und beim zweiten dachte ich das auch häufiger und manchmal sogar noch heute (5&2jahre) und auf der anderen Seite war es die allerbeste Entscheidung in meinem Leben und ich wollte keinesfalls ( ernsthaft) was anderes machen!
Fühl dich nicht zu schlecht aber mach dir auch immer wieder bewusst, was für ein sch**** Glück du hast ein gesundes, wunderschönes Baby im Arm halten und tragen zu dürfen. Aber ja, es ist so hart!

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Ohja, das kenne ich 🙂

Mein Sonnenschein ist fast 21 Monate alt und im Augenblick ist wieder alles soooo anstrengend und kompliziert. Manchmal wünsche ich mir sogar das Babyjahr wieder zurück, obwohl das wahrlich kein Zuckerschlecken war.

Aber die Autonomiephase ist auch eine Hausnummer...von wegen es wird besser 🙈 Es wird anders. Immer nur anders 🤣