Verlust eines geliebten Menschen, keine Unterstützung vom partner

Hallo ihr lieben, musste leider vor kurzem den Verlust meines Vaters verkraften, wer dies vielleicht bereits erlebt hat weiß wie schmerzhaft dies ist.
Ich hab mich als er bereits im Sterben Lag nicht wirklich von meinem Partner verstanden gefühlt.
Es kam sogar zu mehreren streits an denen ich seiner Meinung nach Schuld sei.

Als nun das worst case Szenario eintrat, hat er dann schon Gespräche mit mir geführt und sich Zeit für mich genommen.

Seine Mutter hatte mich dann ein paar Mal angerufen um mir ihr beileid auszusprechen. Bin aber nicht ans Telefon da ich erst mal in Ruhe trauern möchte und ich im Moment nicht in der Lage bin mit aussenstehenden darüber zu sprechen.

Nun standen seine Eltern heute auf einmal beide unangemeldet vor der Türe. Die Wohnung war nicht aufgeraumt, ich selbst sah aus wie ausgespuckt, und ich hatte einfach ehrlich gesagt keinen Bock.

Daraufhin klingelten sie doch tatsachlich mehrfach Sturm und riefen meinen Partner mehrfach an.
Dieser bekam ihnen gegenüber direkt ein schlechtes Gewissen und meinte du könntest ja auch mal ans Handy gehen. Morgen gehen wir mal bei den beiden vorbei.
Beinahe wäre ich ausgerastet, ich habe vor 3 Tagen einen geliebten Menschen verloren und muss es jetzt denen Recht machen.

Ich meinte dann, das sie alle unverschämt seien und ich ganz gewiss nirgens hin geh. Seiner Ansicht nach bin jedoch ich die unverschämte, sie würden es ja nur gut meinen.

Spiele schon beinahe mit dem Gedanken Trennung, wenn wir nicht ein kleines Baby hätten.
Würde gerne eure Meinung dazu wissen. Bin so traurig das er mich mal wieder nicht unterstützt, und Zweifel an allem.

Liebe Grüße

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Hallo,

mein herzliches Beileid.

Außenstehende können nicht nachfühlen, wie es dir geht. Zudem trauert jeder anders, braucht etwas anderes, wenn er trauert.

Ich würde deinen Schwiegereltern eine Nachricht schreiben. Schreib ihnen, dass es schön ist, dass sie an dich denken und dich unterstützen wollen, aber dass du jetzt erstmal Zeit für dich brauchst und noch keinen Besuch wünschst.

Du stehst noch völlig unter Schock und kannst das Geschehene noch gar nicht begreifen. Das ist ganz normal und in Ordnung. Für die Trauer gibt es keine Regeln. Tu das, was sich für dich richtig anfühlt. Keinen Besuch empfangen zu wollen, ist nicht unverschämt.

LG

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Herzliches Beileid zu deinem schrecklichen Verlust.
Ich war noch nie in so einer Situation, einen so nahe stehenden Menschen zu verlieren, aber ich würde mich wahrscheinlich auch erstmal abschotten und niemanden an mich ranlassen.
Lass dich von deinem Partner nicht verunsichern. Jeder trauert auf seine Art und Weise und es gibt keine gesellschaftlichen Regeln, an die man sich halten muss. Deswegen finde ich auch nicht, dass du unverschämt bist. Ich finde es eher unverschämt, dass man sich dir aufdrängen will.
Vielleicht kannst du deinen Schwiegereltern ja eine kurze Nachricht schreiben, dass du gerade eine schwere Zeit hast und momentan Zeit für dich brauchst. Und DU meldest dich dann, wenn du dazu bereit bist.
Vielleicht können deine Schwiegereltern es dann eher akzeptieren.
Alles Gute und viel Kraft für die kommende Zeit.

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Mein Beileid.

Der Umgang mit Trauernden ist individuell. Je nach dem welcher Typ du bist. Der Eine braucht soziale Kontakt, der andere seine Ruhe. Beides ist normal und damit völlig in Ordnung.
Sprich es an, schreib eine WhatsApp oder lass es ausrichten.
Unverschämtheit sehe ich keine, sondern Anteilnahme der Schwiegereltern.

Dein Partner weiß vielleicht auch nicht so recht was du im Moment von ihm erwartest. Sag es ihm einfach.
Eure Situation ist nicht alltäglich. Da sind Unsicherheiten einfach da.

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So sehe ich es auch!

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Sehr gute Antwort. Finde es fragwürdig wie manchen sofort böse Ansichten unterstellen (Unverschämtheit etc.) ohne auf die Idee zu kommen dass das eine Form der Anteilnahme ist bzw. der Versuch zu helfen (z.B. verdrängen manche gerne so etwas und werden gerne abgelenkt durch Besuch). Dass du da anders tickst ist völlig in Ordnung, aber man muss auch nicht gleich so überreagieren und kann es auch einfach sachlich weiter geben dass man lieber in Ruhe trauert.

Ja ein Trauerfall ist schlimm (hab schon einige hinter mir), deswegen kann man aber seinen Mitmenschen trotzdem weiterhin normal gegenüber treten und seine Bedürfnisse oder Wünsche klar kommunizieren.

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Trauer ist ganz vielschichtig und jeder braucht was anderes.

Das Problem ist nur, wenn die Betroffene nicht so richtig kommuniziert (und das ist oft -verständlicherweise- der Fall), dann kann man es kaum recht machen - eben weil jeder was anderes braucht.

Andere wären vllt sauer, würden die SE nicht auftauchen. Verstehst du, was ich meine?

Wenn du nicht telefonieren kannst, schick ne SMS. „Danke, dass ihr für mich da sein wollt. Ich kann grade aber nicht sprechen, ich melde mich bei euch, wenn ich soweit bin!“

Mein SV verstarb dieses Jahr völlig überraschend. Und wirklich jeder in der Familie brauchte gefühlt was anderes. Das war durchaus ein ziemlich krasser Balance-Akt, grade weil nicht jeder auch damit umgehen kann. Bzw mit jeder Art.

Du musst es keinem Recht machen, aber den anderen auch nicht unterstellen, dass sie bösartig handeln oder es einfach nur gut meinen, es kann halt auch keiner Gedanken lesen!

Kurze, knappe Ansagen reichen idR völlig aus!

Mein Beileid für deinen Verlust!

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Auch ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.
Ich habe vor einer Woche meine Mutter verloren. Sie war schwerkrank und wir wussten, dass wir nicht mehr so viel Zeit miteinander haben, aber trotzdem kam das Ende plötzlich. Es ist grausam.
In dieser Woche habe ich aber deutlich gemerkt, wie unterschiedlich die Menschen trauern. Ich habe viel weniger geweint, als ich immer angenommen hatte. Vielleicht, weil ich mich in den letzten Monaten darauf „vorbereiten“ konnte, vielleicht weil ich weiß, dass meine Mutter sich nur noch gequält hat und jetzt endlich nicht mehr kämpfen und leiden muss.
Mein Bruder dagegen kommt aus dem Heulen kaum heraus.
Mein Mann war die ersten Tage zwar traurig, aber er hat sich wenig anmerken lassen. Gestern hat er plötzlich geheult wie ein Schlosshund.
Als ich die Freundinnen meiner Mutter angerufen hatte, waren alle möglichen Reaktionen dabei. Die eine hat mir lauter Fragen gestellt, wie und wo und was weiß ich. Die nächste ist sofort in Tränen ausgebrochen, kaum hatte ich es ausgesprochen. Und eine andere war so neutral, als hätte ich ihr den Wetterbericht vorgelesen. Jeder reagiert anders, trotzdem sind sie alle traurig.

Ich schließe mich den Meinungen meiner Vorredner an, deine Schwiegereltern wollen vermutlich einfach für dich da sein. Kannten sie deinen Vater? Dann haben sie ja auch jemanden verloren. Klar ist die Verbindung nicht so eng wie zwischen dir und deinem Vater, aber es ist ihnen mit Sicherheit nicht egal.

Dein Mann ist vermutlich überfordert mit deiner Trauer. Du bist in einer sehr schwer zu ertragenden Situation, da kann man bestimmt schon mal gereizter sein, als man es normalerweise ist. Geh nochmal in dich, überlege, was du im Moment brauchst und sprich es an. Du willst in Ruhe trauern? Dann soll dein Mann das Baby nehmen, spazieren gehen und du weinst in Ruhe.
Du willst Ablenkung? Triff dich mit Leuten.
Probiere es aus und erkläre es deinem Mann und deinen Schwiegereltern.

Ich hab gemerkt, dass mir der Alltag gut tut. Meine Kinder sind noch sehr klein, aber mein größter Halt. Durch sie hatte ich auch wenig Zeit zu trauern, aber vielleicht ist es der Trubel, der mir durch die kommenden Wochen helfen wird.

Ich wünsche dir für die kommende Zeit viel Kraft und hoffe, du und dein Mann, findet einen Weg, mit der Trauer umzugehen.

Alles Gute!

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Meine Eltern sind schon beide verstorben. Jeder trauert anders und jedes Umfeld geht anders mit Trauerhäusern um, oft spielen auch bestimmte Traditionen mit rein.

So sehr die eigene Welt auch Kopf steht, man sollte trotzdem ganz klar mit dem Umfeld kommunizieren können, was gerade geht und was nicht. Kein anderer Mensch fühlt so wie du. Auch dann nicht, wenn er im Grunde dasselbe erlebt hat. Auch ein Partner kann nicht viel machen oder richtig handeln, wenn er nicht genau weiß, was man selber gerade braucht. Niemand kann hellsehen.

So gerne ich mich auch in den Momenten verkrochen hätte, es ging einfach nicht. Mein Vater brauchte bei der Organisation Unterstützung, Telefonate mit Verwandten, der Bestatter, der Pfarrer, Anzeige in der Zeitung usw.
Verwandte, Freunde die nicht kommen konnten oder eine weitere Anreise hatten bestellten Kränze und Gestecke über uns. Ich hatte da überhaupt keine Zeit für Trauer, erst recht nicht als dann mein Vater ein Jahr später auch verstarb. Denn da mussten mein Bruder und ich alles alleine organisieren.

Man lebt in einem emotionalen Ausnahmezustand, Nerven sind kaum vorhanden. Der Druck muß raus, es kommt zu Streitereien, die es sonst nicht geben würde. All das gehört irgendwie dazu. Und kein Streit in dieser Zeit sollte auf die Goldwaage gelegt werden.
Und so hart es klingt, das deine Schwiegereltern auf der Matte standen, das hättest du selber verhindern können. Das sie Sturm geklingelt haben, ja blöd....aber ich denke sie sind sonst auch nicht zimperlich und dieses ätzende Verhalten ist nicht neu für dich.

Niemand ist in so einer Ausnahmesituation perfekt. Und so gerne man es möchte, man kann sich eben nicht komplett verkriechen. Ich denke das tut auch nicht gut, die Gefahr ist groß das man in seiner Trauer komplett versinkt. So nervig und anstrengend das ganze Drumherum damals auch war, im Nachgang war es gar nicht so verkehrt. Ja selbst sich über doofe Verwandte aufregen, es lenkt super ab.

Nach meiner Erfahrung erzeugt Trauer zeitgleich auch immer eine innere Wut. Bitte laß nicht zu, das du sie an deinem Partner ungefiltert rauslässt. Er ist nicht der Verursacher, er ist nicht Schuld am Tod deines Vaters. Ja, er mag in deinen Augen nicht perfekt reagieren. Vielleicht kann er es auch gerade einfach nicht, vielleicht ist auch er gerade überfordert...so wie du.

Ich denke wir alle haben in solchen Momenten Erwartungen, die sogar ganz enge und vertraute Weggefährten nicht immer erfüllen können. Das ist aber okay, deswegen ist dieser Weggefährte noch lange kein schlechter Mensch.

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Also ich denke wenn dein Mann unbedingt zu seinen Eltern will aktuell soll er alleine gehen. Dann soll er Ihnen bitte erklären das du aktuell noch trauerst und einfach nicht wirklich Menschen um dich haben willst. Das sollten sie akzeptieren finde ich. Tun sie das nicht sollte es dir auch egal sein, denn 3 Tage sind noch keine Zeit um zwingend mit dem Unausweichlichen zurechtkommen zu müssen.

Ela

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Mein herzliches Beileid.

Ich gehe mal davon aus, dass Deine Schwiegereltern nicht aus Böswilligkeit Sturm geklingelt haben, sondern weil sie sich ernsthaft Sorgen gemacht haben. Um Dich, aber ggf auch ums Kind.

Für Deine Trauer und das damit verbundene Verhalten entschuldigen musst Du Dich nicht, dem Umfeld solltest Du aber erklären, was Du brauchst.


Meine Erfahrung mit Trauer ist, dass die meisten völlig überfordert sind mit der Trauer einer geliebten Person. Schmerz aushalten, Trauer aushalten und nichts tun können, als die Wolken abregnen lassen, das ist etwas, für das wir so nicht erzogen werden.

Dein Mann möchte vielleicht "das Problem lösen", denn das ist ein Muster, das vielen Männern antrainiert wurde. Aber das geht halt nicht. Deshalb tut er Dinge, die Du unangemessen findest. Aber er ist vermutlich einfach gerade total hilflos.

Ein ganz wichtiger Grundsatz: In Ausnahmesituationen keine Lebensentscheidungen treffen!!

Ich wünsche Dir alles Gute und die Trauerbegleitung, die Du brauchst.

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Ich kann dich verstehen. Das Verhalten dir gegenüber empfinde ich als wenig emphatisch und grenzüberschreitend. Du brauchst Ruhe und Trost. Mir tut es sehr leid, dass du dich auch noch mit unnötigen Streits stressen musst. Nehme dir die Zeit für die Trauer und wenn du halbwegs wieder fit bist, würde ich eine Runde Tacheles reden. Ich drück dich aus der Ferne.

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Das sehe ich ganz genauso! Dein Mann kann ja seine Eltern besuchen wie er mag und ihnen dann auch direkt sagen, dass du deine Ruhe möchtest.
Das wäre wenigstens anständig von ihm, anstatt dich noch dazu drängen zu wollen es allen recht zu machen.

Mein Beileid.