Depressiver Mann belastet Familienleben

Mein Mann hat vor 5 Monaten die Diagnose Depression bekommen. Er ist schon länger sehr dünnhäutig/ gereizt gewesen, war antriebslos usw., im Sommer konnte ich ihn endlich dazu bringen zum Arzt zu gehen.
Er geht zwar zur Therapie, aber es tut sich sonst kaum was. Er erträgt oft die Lautstärke unseres Kindes nicht, ist ungeduldig und schimpft viel mit ihr. Ich möchte einfach nicht mehr, dass sie dieser Laune ausgesetzt ist, denn er suggeriert ihr oft, dass sie nicht okay ist, so wie sie ist...zu hibbelig, zu laut usw. Sie ist nunmal ein Kind.
Seit der Diagnose lässt er sich immer wieder krankschreiben, aber es tut sich nichts.
Zum Psychiater will er nicht, aber die Therapie allein ist einfach nicht genug.
Ich kann dieses Antriebslosigkeit und dieses zu Hause rumhängen nicht mehr aushalten. Um jede Kleinigkeit muss ich ihn bitten. Er ist z.B. krankgeschrieben zu Hause und spült noch nicht mal. Ich weiß, dass es Teil der Erkrankung ist, aber wie soll es auch besser werden, wenn ich nur herumsitze.
Gesünder Ernähren und abnehmen sind Themen, die er seit 10 Jahren angehen will. Passiert ist nichts.
Raus gehen, in Bewegung kommen, Sport machen... ich kann ihn zu nichts motivieren und die Verantwortung für Alles bleibt an mir hängen. In eine Klinik will er nicht, das sei nichts für ihn...
Ich habe keine Geduld und Kraft mehr.
Depressionen sind scheiße, aber vom nixtun wird es auch nicht besser und ich kann langsam nicht mehr.
Eine Angehörigengruppe habe ich schon geducht, aber leider nichts gefunden bei mir in der Nähe:(
Habt Ihr einen Rat? Meine Geduld neigt sich dem Ende, ich möchte so nicht mehr leben, aber ich möchte unsere Ehe auch nicht zu früh aufgeben.

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aber genau das macht die Krankheit "Depression" aus. Man kann sich zu den einfachsten Dingen nicht aufraffen.
Da hilft Deine Haltung "von nix kommt nix" leider nicht, denn es ist der falsche Ansatz.

Ihr solltet euch dringend Hilfe holen. Gesprächstherapie und zwar auch ein paar mal für Dich, damit Du lernen kannst, wie man damit umgehen kann und ja: notfalls auch stationär für ihn, denn auch die Haltung das wäre "nix für mich" ist depressionstypisch.
Du solltest mal mit zur Therapie und dann sollte man eigentlich auch einen Plan machen, wie man das angeht.
Klar: von nix kommt nix ... aber damit ist nicht die Spülmaschine ausräumen gemeint...

Lasst euch professionell helfen.

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Wenn es ihm so schlecht geht, würde ich darauf drängen dass er in eine Akutklinik kommt und auch medikamentös eingestellt wird. Am besten gehst du zum nächsten Arzttermin mit. Die mangelnde Krankheitseinsicht ist leider oft Teil der Krankheit.

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Habt ihr keine Spülmaschine?

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Helfen alle Marken bei Depressionen?

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Das ist definitiv relevant für die TE. 👍

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Liebe Liv,

ich weiß was Du erlebst, ich habe das auch durchgemacht. Allerdings nur mit dem Unterschied, dass mein Partner noch arbeiten ging, dafür aber verbal aggressiv allen gegenüber war. Zuhause nichts gemacht.
Ich verstehe was Du meinst. Ich bin ein sehr aktiver, zT ungeduldiger Mensch, das war für mich echt schwer mit anzusehen.

Wenn er zur Therapie geht ist doch schonmal gut. ABER: wenn es so schlimm ist: hat er keine Medikamente bekommen? Normalerweise gehts doch mit Medis recht schnell, dass die Lethargie aufhört? Oder nimmt er die nicht?

Ich habe mich in der ganz schlimmen Phase, in der ich ihn dann auch nicht mehr ausgehalten habe, sehr von ihm distanziert, war viel mit den Kindern weg. Habe mich sehr unabhängig gemacht und gelebt wie eine alleinerziehende. Erst als ich ihn dann vor die Wahl stellte "tu was (Medikamente, damit es besser wird) oder ich bin weg" nahm er Medikamente, das Zusammenleben wurde besser und er fand einen Weg raus aus der Depression.

Ziehe Deine persönliche Grenze. Und handle danach.
Du als betroffene musst schauen, dass es Dir gut geht. Du kannst - sofern Du noch Energie für ihn hast - ihm beistehen. Aber handeln muss er selbst!

Alles Liebe!

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Du solltest dich dringend mit dem Krankheitsbild und wie die Krankheit sich bemerkbar macht auseinandersetzten.
Depressionen verändern das Denken. Der Körper fühlt sich so schwer an, dass schon der Gang zur Toilette zu viel Kraft kosten kann. Es gibt Tage, da überfordert mich die Frage, was wir heute essen.
Drängen bringt da nichts, außer, dass es dem erkrankten nur noch mehr stresst. Ein Teufelskreis.
Richtig ist, dass es für eure Tochter schwer ist. Hier müsst ihr ggf überlegen was zu tun ist, ggf erst mal getrennt leben.
Sucht euch auch auf paarebene Hilfe, z. B. durch die Caritas, Diakonie,Erziehungsberatung. Auch Angehörige können der Hilfe-Hotline anrufen und da Unterstützung bekommen.

Es gibt auch Kinderbücher, die Depressionen erklären. Es gibt sogar extra eine Broschüre vom der Depressionenhilfe für Kinder. Sprecht mit ihr über die Krankheit.

Auch wenn es schwer fällt, für deinen Mann ist es auch schwer. Wenn du ihm aber immer nur vorhällst, was er alles nicht macht, wo er falsch ist, wird es nur schlimmer und die Spirale endet nicht.

Zu Therapie gehört auch Therapiebereitschaft. Ohne die bringt dir der beste Psychologie/Psycharter nichts

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Naja, die TE weiß doch, dass dies Symptome der Depression sind. Das ist ihr bewusst. Angehörige leiden auch unter der Krankheit, sie ist mit der Kraft am Limit. Da wird auch für sie nichts besser, wenn sie gebetsmühlenartig "Aber er ist eben krank" wiederholt.

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Das sehe ich etwas anders.
Aber in diesem "Kampf" in dem sich beide gerade befinden, wird keiner von beiden gewinnen.
Die Traumvirstellung, dass es auch für Angehörige Therapiestunden gibt, gibt es in Deutschland gerade nicht. Da können ja erkrankte froh sein, wenn sie einen Platz bekommen.
Gerade bei Männern ist leider zu oft das Problem, dass sie sich durch den Druck noch mehr zurückziehen und zu machen, bei Männern ist auch die suizidrate deutlich höher.
Da hilft es, gerade bei Familien meistens, wenn der nicht erkrankte Teil so viel wie möglich versucht über die Krankheit zu erfahren und für sich selber irgendwann entscheidet, wie es weitergeht, ggf auch durch räumlich Trennung (und vielleicht auch irgendwann durch die Scheidung).
Aber mit der logik:du bist krank, psychotherapie bringt nichts, also müssen Medikamente her! (was ja die logische Konsequenz ist) kommt sie ja nicht weit, das merkt sie ja leider. Druck funktioniert nicht. Es wäre ja schön, wenn es Funktion iert, dann hätten wir kein Problem mit Depressionen.
Da hilft nach meiner Erfahrung nur, sich selber zu informieren, mit den ehrenamtlichen Angeboten zu sprechen und seine Grenzen zu ziehen.
Aber Logik und Druck funktionieren bei Depressionen nicht.
Ihr Partner scheint sehr tief drin zu stecken, aber noch keine wirkliche Therapiebereitschaft zu zeigen.

Ich hab das immer wieder bei mit erkrankten erlebt. Es gibt keinen logischen Weg aus der Erkrankung, da hilft als Angehöriger nur verstehen wie es ist und irgendwann für sich selber eine Entscheidung zu treffen.

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Hey!
Kannst du denn mit ihm reden, dass er ungerecht mit der Tochter umgeht?
Würde es ihm helfen, wenn du ihm "die Pistole" auf die Brust setzt"?

Ja, auf der einen Seite sind Depressionen wirklich schlimm und sein komplettes Verhalten ist auf die Krankheit zurückzuführen. Aber unter den Depressionen leiden nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch die Angehörigen. Es ist leider bezeichnend, dass du keine Gruppe für Angehörige findest. Die fallen nämlich oft hintenrüber, wie du hier im Forum sicher feststellen wirst.
Du scheinst ihm sehr lange und geduldig beigestanden zu haben. Aber letztlich will er keine weiteren Maßnahmen umsetzen. In meinen Augen ist es legitim, ihm dann vor Augen zu führen, dass auch ihr leidet und deine Kraft nun erschöpft ist. Dass sich etwas tun muss, bevor auch du in dieser Spirale landest. Und dass es auch für ein Kind schrecklich ist, wenn der (kranke) Vater ihm ständig vorhält, dass es falsch ist: zu laut, zu hibbelig... denn eigentlich ist das Kind normal- aber dass der Vater einfach krank ist, wird das Kind nicht verstehen, sondern glauben, dass es verkehrt ist und vielleicht auch der Grund, aus dem es dem Vater schlecht geht. Daher finde ich schon, dass nun der Punkt erreicht ist, an dem du gucken solltest, wie es nun weitergehen kann.
Wirst du mit in die Therapie eingebunden?

Liebe Grüße
Schoko

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Depressionen sind unberechenbar. Nimmt dein Mann Tabletten? Die können das ganze ein bisschen eindämmen. Aber da gehört noch einiges mehr dazu. Die Einsicht, das man sich selbst immer wieder aus dem Loch ziehen muss. Es ist ein Dilemma. Denn da fehlt dann oft die Motivation. Geht mal gemeinsam zum Therapeuten. Dieser kann dir bestimmt Anlaufstellen nennen, die auch für dich hilfreich sein können.

Es könnte helfen einen Ausgleich zu finden. Spazieren gehen, am besten in ruhiger Lage. Musik/Meditation. Mandalas zeichnen, oder nach Fantasie.

Alles Gute euch. Und dir viel Kraft.

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Hallo,

Ich würde den Mann vor die Wahl stellen, Klinik und anschließend weitere Hilfen oder Trennung. Wenn er nicht bereit ist mehr zu machen wird sich nichts ändern und dazu wär mir mein und das Leben des Kindes zu schade.

LG m.

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Du musst wissen ob du das kannst. Ich sag dir ganz ehrlich,ich konnte das nicht. Ich hatte auch einen depressiven Partner und habe mich deswegen getrennt. Ja, es ist eine Krankheit. Ja, er kann nichts dafür. Aber nein, er muss MEIN leben (und das der Kinder) nicht kaputt machen. Ich habe mich vor so einem leben geschützt denn ich bin mir mehr wert. Du musst dich nicht kaputt machen wegen ihm. Wenn er dir nicht gut tut dann darfst du gehen und dich und das Kind schützen. Und deswegen brauchst du kein schlechtes Gewissen haben.