Große Tochter (5) und die Mama

Ich stelle das jetzt mal hier ein und hoffe es passt die Kategorie. Ich und mein Mann sind seit 7 Monaten stolze Eltern von Kind Nr.2. Unsre Kinder sind beides Mädchen und die Große ist sehr liebevoll mit ihrer kleinen Schwester, umarmt sie täglich und sagt immer, wie sehr sie das Baby liebt.

Eigentlich wäre alles perfekt - nur hängt zwischen mir und der Großen der Haussegen gänzlich schief seit der Geburt des Babys. Ich und mein Mann haben alles vorher gelesen, besprochen und sämtliche Tricks angewandt - extra Zeit mit Mama, das Baby schenkt bei der Geburt der Großen ein Geschenk, die Große viel loben, Papa Ausflüge und vieles mehr, um die Entthronung zu erleichtern.
Heute ist die Lage so: Meine fast Fünfjährige ignoriert mich die meiste Zeit, redet nur von Papa und lässt sich von mir nichtmal mehr vorlesen. Am Esstisch wendet sie sich von mir ab und redet mit Papa. Wenn Papa für ein oder zwei Tage beruflich weg ist, dann ist es ganz aus und vorbei. An solchen Tagen werde ich immer sehr traurig, weil ich mir mit dieser starken Abwehr so schwer tue. Dann jammert und weint sie nur nach Papa. Ich kann tun was ich will - irgendwie bin ich für sie entweder unsichtbar oder ein rotes Tuch. Vor dem Baby waren wir sehr, sehr eng. Sie schlief bei mir im Bett - jetzt schläft sie mittlerweile in ihrem Bett und Papa muss daneben auf einer Matratze schlafen, sonst kann sie nicht schlafen. Gestern waren wir auf einer Kiga Feier, da hat sie mich neben den anderen Eltern und Kindern immer nur angemotzt, Papa durfte mit ihr und den Freunden Plätzchen backen.

Ich weiß garnicht, wie ihr mir helfen sollt. Vielleicht gibt es ja Mamas, die das bereits hinter sich haben und wo es wieder anders geworden ist. Mir geht es allgemein gut und ich freue mich, über meine schöne Familie - nur, wenn ich an meine große, immer noch kleine Tochter denke, könnte ich weinen. Mach ich dann natürlich nie, weil mit zwei Kindern ist immer zuviel los. Aber das Gefühl der Trauer und des Verlusts ist ständig da und belastet mich. Manchmal denk ich dann so sinnlose Dinge wie: Sie wird später vergessen, dass ich ihr 4 Jahre lang jeden Abend vorgelesen habe, dass wir immer gemeinsam gekuschelt haben, all das. Sie wird sich später nur an Papa erinnern. Ich weiß, dass sind dumme Gedanken, aber sie sind trotzdem da. Zudem hatte ich eine ganz schwierige Beziehung zu meinem Vater, weil der immer mit meiner erstgeborenen Schwester zusammen hing - ich fühlte mich immer ausgeschlossen. Ich hab immer Angst, dass sich in meiner Familie jetzt sowas wiederholt. Klar gibt es immer Lieblingseltern - das kann man nicht verhindern - und klar kann ich damit leben, wenn das für meine große Tochter halt der Papa ist und auch bleibt. Aber ich möchte doch auch ein schönes Verhältnis mit ihr haben und nicht nur Ablehnung erfahren. Ich bemühe mich sehr um sie und hab gerade oft das Gefühl, dass nichts hilft.
Sorry dass ich so lange erzählt habe, danke fürs Zuhören. Vielleicht hat ja die ein oder andere ein liebes, tröstendes Wort für mich. Schönen Sonntag euch.

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Hallo,

Ich würde diese Aufteilung Mama fürs Baby und Papa für die große auflösen. Der Papa sollte sich auch ums Baby kümmern und mal nicht für die große verfügbar sein.

LG m.

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Das ist nicht schön!

Hat der Papa denn mal mit ihr gesprochen über ihre Gefühle und warum sie so ist.

Vielleicht kann Papa sich ja mal wünschen das du , euch beiden abends etwas vorliest usw.

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Hi dass von dir beschriebenen Verhalten ist relativ normal. Die Geburt eines neuen Kindes ist ja dennoch ein Einschnitt in dass Leben deiner Großen Tochter. Und mit Ihrem negativen Verhalten kann sie einerseits Aufmerksamkeit bekommen und andererseits kann sie Ihre eigene Autonomie stärken. Sie entscheidet ja wann sie Mama will( Und nicht dass Baby entscheidet, wann Mama Zeit hat.) Ich würde Ihr einfach immer wieder vermitteln, dass du sie sehr liebst, aber keine Lust hast mit Ihr Zeit zu verbringen, wenn sie sich doof verhält. Du musst dir aber gar nicht soviel Sorgen machen, deine Tochter liebt dich immer noch über alles, aber sie hat wahrscheinlich einfach Angst vor der neuen Situation. Einfach auf deinen Bauch hören und etwas Geduld haben.

Mfg Mark

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Ich verstehe total, dass es dich verletzt. Aber gib euch Zeit.

Ich glaub je mehr du es fokussierst, desto schlimmer wird es. Ich würde da keinen Druck (auch wenn es nur unbewusst ist) aufbauen. Du kannst immer wieder Angebote machen, vllt auch mal einen tollen Ausflug nur ihr 2 und das Baby bleibt bei Papa. Oder du bietest eben nur an, dass du vorliest/mit ihr backst/etc. Nimmt sie es an - super. Aber sie muss nicht.

Wenn sie Papa vermisst, begleite sie. Also nicht „aber ich bin doch da!“ sondern eher „ich verstehe, dass du traurig bist. Ich vermisse Papa auch. Noch einmal schlafen, dann kommt er. In der Zeit machen wir es uns ganz schön, damit die Zeit ganz schnell rum geht!“

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Meine Töchter sind 4 Jahre auseinander.
Die Größe war Megastolz. Auch unser Baby hatte ein Geschenk bei der Geburt dabei. Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber die Große durfte bei allem mithelfen was das Baby betraf. Sie wollte es auch und ging richtig auf in ihrer Rolle.
Exklusivzeit oder Ausflüge, die ihrem Alter entsprachen, durfte sie sich aussuchen mit wem von uns sie es machen möchte.
Der andere Part blieb mit dem Baby zu Hause oder hat sich beim Ausflugsziel vorrangig ums Baby gekümmert.
Wir Eltern haben uns einfach aufgeteilt und im Alltag war sie integriert oder wir waren viel auf dem Spielplatz oder bei Freunden von ihr. Da kam sie gut auf ihre Kosten.
Abgeschrieben war ich abends, wenn der Papa von der Arbeit kam. Ist aber auch logisch, schließlich war er den ganzen Tag nicht greifbar.
Als ich wieder anfing zu arbeiten hat sich das ausgeglichen. Je nachdem wer gerade länger arbeitet.

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Darf sie dir denn täglich helfen bei der Pflege der Schwester? Bindest du sie sonst im Alltag mit ein - Kochen, Einkaufen, Putzen? Was macht der Papa anders als du?

Es klingt, als hätte dein Kind aktuell kein großes Problem, aber du emotionale Schwierigkeiten damit, dass dein Kindergartenkind nicht begeistert ist, wenn du dich primär um das schreiende neue Bündel kümmerst statt um sie. Sie ist ein Kind, sie wird drüber wegkommen. Du bist erwachsen. Das Kind ist nicht dazu da, deine emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen. Bleib zugewandt, binde sie mehr ein, lass dich nicht anmaulen, das wird schon wieder.

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Vielleicht ist auch genau dieses Exklusive das Problem, weil es das Gefühl vermittelt, dass sie wegen des Babys nun eine besondere Stellung einnehmen müsste. Als wäre das Baby etwas, wofür ihr euch bei ihr entschuldigen wollt.

Bei uns gab es keine Geschenke vom Baby und auch keine extra Ausflüge. Unsere große Tochter hat mit Oma eine schöne Spieluhr für die neue Schwester ausgesucht und ihr zur Begrüßung geschenkt. Später war sie stolz, wenn unser Baby der Melodie lauschte.
Wir haben auch keine Papa/Mama-Aufteilung gemacht, sondern Ausflüge zusammen unternommen. Wir waren jetzt zu viert, jeder gehörte dazu.

Was wir aber beibehalten haben, waren die vertrauten Rituale. Wir haben also versucht, den Alltag bezüglich Schlafen, in den Kindergarten bringen, Vorlesen, Essen, basteln usw. so wenig wie möglich zu verändern. So war zwar jemand Neues in unsere Familie gekommen, aber für unsere Tochter änderte sich eigentlich wenig. Das hat ihr Halt gegeben.

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Danke euch allen für die tollen Anregungen und Ideen. Der Papa ist ein sehr spielerischer Mensch, Kinder sind ihm schon lange vor der Geburt unserer Großen immer zugeflogen. Das ist großartig und er ist ein wunderbarer Mann und Vater.
Ich bin glaub ich auch recht gut mit Kindern, aber derzeit mit dem Stillbaby deutlich gestresster, weil sehr oft wenn ich dann doch mit der Großen Zeit verbringe, das Baby „dazwischen funkt“ - Rumschreien, Stillen, Wickeln. Ich biete der Großen oft an mit dem Baby zu helfen - ab und zu macht sie es, meist hat sie keine Lust.
Mein Mann und ich teilen uns sehr viele Aufgaben - zb Anziehen, in Kiga bringen und abholen, Einkaufen etc machen wir immer so, wie es gerade passt. Er arbeitet selbstständig in einer Branche, in der saisonal im Sommer mehr Aufträge kommen, ich bin angestellt und derzeit in Elternzeit. Dadurch ist er in letzter Zeit auch viel zuhause - was super ist, weil ich im Babyjahr mehr Hilfe habe als andere (dafür haben wir aber keine Großeltern, die helfen könnten hier, dh eine Oma aber die wird 83, da helfen eher wir ihr immer), aber das hat eben zur Folge, dass meine Große sich noch mehr an Papa hängt. Er bzw wir haben schon öfters mit ihr darüber geredet, es kommt nichts bei rum. Es soll alles immer Papa machen, wenn ich es mache gibt es Gezeter. Ich lese auch oft mit ihr, spiele mit ihr Memory, gehe mit ihr, ihren Freunden und anderen Muttis raus, helf ihr beim Klamotten raussuchen, mach ihr Essen. Bloß, mein Mann macht all diese Dinge auch und er schläft bei ihr, was für sie den wohl größten Unterschied macht. Da ich die Kleine stille ist es mir aber lieber so, weil sich die Kinder oft gegenseitig wecken, wenn mein Mann weg ist und sie beide bei mir schlafen. Und ich schlaf dann auch furchtbar schlecht, weil ich ständig das Gefühl habe, ich lass die Große zu kurz kommen.. Generell stimmt das, dass Kinder nicht da sind um unsere emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen, ja. Aber man hat halt eine Bindung zum eigenen Kind und wenn sich diese verschlechtert ist das nicht schön.

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Bei uns war es fast genauso, nur schlimmer. Der kleine Bruder kam, und ich war abgeschrieben, Papa war der Held. Ich durfte gar nichts, mir wurde gesagt, ich hab dich nicht lieb nur Papa, ich soll weggehen usw. Die Große war 4 bei der Geburt. Wir haben genauso vorbereitet, gelesen und alles. Aber was uns danach auffiel: in allen Geschwisterbüchern kümmert sich immer die Mama um das Baby, die Mama ist müde, usw. Der Papa spielt mit dem großen Kind. Das hatte die Erwartungshaltung unserer Tochter manifestiert, Papa kümmert sich jetzt um mich, Mama um das Baby. Es gab viele Tränen bei uns, ich habe auch gelitten. Aber jetzt 1.5 Jahre später kann ich sagen: das gibt sich!
Meine Tochter und ich haben uns eigene Räume geschaffen, qas nur wir machen. Zum Beispiel in die Bücherei gehen, oder zusammen basteln. Jeder hat mal Exklusivzeit mit jedem, mal der Papa und mal der Mama. Unsere Bindung ist genauso stark wie früher. Es wird auch bei euch besser, ganz bestimmt!

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Das klingt wirklich belastend, ich kann deine Sichtweise sehr gut nachvollziehen. Eigene Erfahrungen kann ich nicht beisteuern, ich wollte dir nur sagen, dass du sehr bemüht wirkst und dich deiner Tochter gegenüber sehr liebevoll äusserst. Ich bin sehr sicher, dass diese Phase vorbeigehen wird, die Kleine ist erst seit 7 Monaten da. Deine Tochter wird neue Erfahrungen (Einschulung etc.) machen und wird dann sehen, dass sie sich auf dich verlassen kann.