Wie seht ihr im Rückblick die Trennung eurer Eltern

Ich bin Ende 30 und meine Eltern haben sich getrennt als ich 8 war, mein Bruder war 10.
Für damalige Verhältnisse ungewöhnlich haben sie uns das Wechselmodell angeboten was wir beide auch sofort und gerne angenommen haben.
Insgesamt lief es friedlich ab und ich habe nie ein böses Wort gehört von meinen Eltern über den jeweils anderen.
Meine Mutter hat damals die Trennung ausgesprochen, da sie sich neu verliebt hat.
Ihr Partner und mittlerweile 30 Jahre zusammen und 25 Jahre verheiratet.
Mein Vater und meine Mutter waren insgesamt 12 Jahre ein Paar.
Wir hatten in beiden Wohnungen unsere Kinderzimmer und waren im 14tägigen Wechsel bei Mutter oder Vater.
Der neue Mann meiner Mutter ist erst kurz vor der Hochzeit mit eingezogen da war ich dann 13 und mein Bruder 15.
Es war für mich so, dass ich es genossen habe, beim jeweiligen Elternteil zu sein.
Es war entspannt, mein Vater und meine Mutter waren beide voll berufstätig, so dass wir Kinder nach der Schule immer alleine waren und abends kam dann Mutter oder Vater und es wurde gekocht.
Auch in der Pubertät hat das funktioniert, in dieser Zeit haben wir das starre Wechselmodell etwas aufgeweicht, ich war dann zwei Jahre mehr beim Vater, mein Bruder hat es seit er 15 war auch flexibler gehalten und war manchmal auch mehr beim einen oder anderen Elternteil.
Es war entscheidend, dass meine Eltern sich einig waren und uns jederzeit die Freiheit gelassen haben, zu Segen was wir wollen.
Hätte ich gesagt, dass ich das Wechselmodell nicht möchte, wäre das auch akzeptiert worden.
Da beide finanziell unabhängig und nicht auf gegenseitigen Unterhalt angewiesen waren, konnte das so ablaufen.
Meine Freundin, die auch geschieden ist wollte das Wechselmodell nicht, weil sie Unterhalt für die Kinder wollte, diese wurden aber nie gefragt.
Mein Fazit, Scheidung der Eltetn ist nicht per se schlimm oder traumatisch für Kinder sondern alleine das Verhalten der Eltern macht es zu einer traumatischen Erfahrung.
Wie habt ihr das erlebt?

1

Meine Eltern haben sich nicht verstanden, seit ich denken kann. Streit und dicke Luft waren Standard, mein Papa selten zuhause, die Mama immer zuhause und völlig frustriert.

Als ich 8 war, hab ich zum ersten Mal gefragt, warum sie denn bitte zusammen bleiben, wenn sie sich nicht mal mögen.

Es mussten dann aber nochmal 10 Jahre vergehen, bis sie sich endlich getrennt haben. Aber das auch nur, weil da mein Bruder ums Leben gekommen und sowieso alles implodiert ist.

Bis heute hassen sich die beiden und lassen kein gutes Haar aneinander. Eine Zeit lang haben sie geglaubt, sie könnten mich als Vermittlerin benutzen, das hab ich ihnen aber ganz schnell abgedreht.
Bis heute sind die zwei nicht in der Lage, fünf normale Worte miteinander zu wechseln.

Ich selbst hab 3 Kids von 2 Vätern, von beiden bin ich getrennt. Bei uns reden alle miteinander, verstehen sich gut, nie wird über einen Expartner geschimpft, wir verbringen manche Feiertage alle zusammen, etc.

Mir ist das extrem wichtig, die ganze Familie zusammenzuhalten und immer eine gute Kommunikation zu pflegen. Und kindgerecht ehrlich zu sein!
Nichts ist schlimmer als Eltern, die sagen "es ist alles ok!", obwohl das Kind mit jeder Faser spürt, dass das Bullshit ist!

Unseren Kindern geht es jedenfalls super und es profitieren irgendwie alle davon, dass die Familie auf mehrere Haushalte verteilt ist.

Also ja, ich teile dein Fazit zu 100%!

LG Claudi

2

"Mein Fazit, Scheidung der Eltetn ist nicht per se schlimm oder traumatisch für Kinder sondern alleine das Verhalten der Eltern macht es zu einer traumatischen Erfahrung."

Ja, ja, ja und JAAAAAAA!
Meine Eltern haben sich getrennt als ich ein Jahr war. Ich habe erst jetzt mit 23 erfahren, dass mein Vater gar nicht mein leiblicher Vater ist und meine Mutter mit allerschlimmsten Drohungen und Aktionen meinem Vater den Umgang verweigert hat und ihren neuen Partner als meinen Vater überall präsentiert.
Die Trennung meiner Eltern ist was ganz anderes als deine Trennung, aber das jetzt alles im Nachhinein zu erfahren hat mich in eine schwere Identitätskrise gestürzt und auch wirklich als ungewollt und ungeliebt empfunden.

Manche Menschen sind einfach riesen Arschlöcher, und wenn das dann auch noch die eigenen Eltern sind ist es wirklich übel. Ob Trennung oder nicht ist da eigentlich Nebensache, die Charaktere verändern sich durch solche Umstände ja nicht.

3

Ich sehe die Scheidung immer noch als furchtbar an, bzw, hat sie den wahren Charakter meines Vaters offenbart.
3 Jahre eine Affäre gelebt, alles Geld der gemeinsamen Konten geplündert (auch die Sparbücher von uns Kindern), und dann von heute auf morgen ausgezogen und wir standen mit Nichts da.
Und ja, das war traumatisch.
Es gibt auch heute keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Er wollte lange Zeit Umgang erzwingen, aber ich bin mit 12 einfach nicht hin.
Es gab so viele Vorfälle. Er hat unter anderem mich beschuldigt Geld geklaut zu haben. Dabei hatte er davon Schmuck für die Affäre gekauft.
Alles zu viel zum Schreiben.

4

Nun, meine Eltern haben sich nicht getrennt, aber ich habe es mir gewünscht. Der respektlose Umgang untereinander ist mir noch heute ein Greul.

Mein Kind ist ein Trennungskind und wir haben das Wechselmodell. Mein Ex und ich sind keine Freunde, aber wir reden miteinander, stimmen uns ab und ich hoffe, dass mein Kind nie in irgendwelche Loyalitätskonflikte gerät. Es ist stete Arbeit, aber das sollten wir Erwachsenen hin bekommen.

5

Wir halten es genauso wie deine Eltern, beide finanziell unabhängig und im Guten auseinandergegangen. Wir Eltern sprechen jeden Tag und unser Sohn pendelt nach eigenem Gutdünken zwischen den Haushalten ohne Zwang oder blödes Gefühl.
Vorher haben wir uns oft gestritten und unser gemeinsamer Haushalt war sicher kein guter Ort zum Großwerden.
Unser Sohn wirkt sehr entspannt und zufrieden mit der Situation.

Mein eigener Vater hat uns verlassen, als ich 6 war. So richtig von heute auf morgen und auf Nimmerwiedersehen. Selbst das war weniger traumatisch und für mich die bessere Lösung als der Horror vorher. Er hat gesoffen, geschrien und uns verprügelt...

Ich bin ein großer Fan sauberer Trennungen.

6

Ich hab zwar keine getrennten Eltern, aber ich lebe in Schweden, wo man praktisch immer ein Wechselmodell hat. Und schon wenn die Eltern sich trennen, erwarten Kinder hier nichts Schlimmes. Sie wissen von anderen, dass man dann abwechselnd bei beiden Eltern wohnt. Ich hab mich getrennt, als meine Kinder 16, 10 und 8 Jahren alt waren. Was sie am meisten belastet hat, waren einige komischen Launen ihres Vaters. Er hat versucht, zu streiten. Aber ich hab das ignoriert und er hat es dann auch hingenommen, wie es ist.

Ja, es ist natürlich wichtig, dass man nicht den Anderen schlechtredet und weiter einen Kleinkrieg führt. Hätte ich aber auch nicht gekonnt, denn wenn ich mal ausnahmsweise auch nur eine kleine Unmutsäusserung von mir gab, wenn mein Ex wieder mal Probleme verursacht hatte, dann kam sofort Protest von meiner Tochter.

7

Die Trennung meiner Eltern war eine grauenhafte Schlammschlacht in die wir Kinder damals 15, 16 und 18 mit reingezogenen wurden.

Meine Eltern haben sich mehr gehasst als geliebt, der Alkohol hat sein Übriges dazu getan. Meine älteren Geschwister gingen mit meiner Mutter, ich blieb bei meinem Vater.

Sie haben sich gegenseitig nicht einmal den Dreck unter den Nägeln gegönnt, alles wurde aufgewogen und verrechnet, das Haus verkauft, die Autos unten den Hammer.. alles weg. Sogar die Sparkonten der Kinder geplündert und aufgeteilt. Die Worte: wir haben ja nichts und müssen uns alles neu aufbauen..

Keiner hat ein gutes Haar an dem anderen gelassen, aber unser bitten und flehen uns diese ganzen Geschichten nicht zu erzählen wurden immer überhört. Wir waren der emotionale Mülleimer unserer Eltern.

Ich bin dann so schnell wie möglich ausgezogen, als ich 18 war und habe eine gute Distanz zu meinen Eltern entwickelt.. man sieht sich, aber das Verhältnis ist nur noch oberflächlich. Was auch gut so ist. Sie haben bei uns schon viel zu viel kaputt gemacht.

8

Wie schön, dass deine Eltern sich so vorbildlich verhalten haben!

Meine Mutter ist mit meinem Bruder und mir ausgezogen, als ich gerade 7 geworden war, mein Bruder war 5. Erst fand ich es blöd, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass wir woanders wohnen als mein Vater. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass es so viel besser ist. Meine Eltern passen einfach überhaupt nicht zueinander. Sie sind beide tolle Menschen, aber es ist so offensichtlich, dass sie nicht zusammenpassen, dass ich mich frage, was diese beiden jemals aneinander gefunden haben 😅

Uns Kindern gegenüber haben sie nie was böses über den anderen gesagt. Sie konnten immer ganz normal miteinander reden. Nach ein paar Jahren sind wir 400km weit weg in die Heimat meiner Mutter gezogen. Das war natürlich schwer für meinen Vater, aber wir haben ihn in den Ferien immer besucht.
Mittlerweile sind mein Bruder und ich beide über 30. Ich habe zwar zwischenzeitlich mal ein paar Jahre in der Nähe meines Vaters gewohnt, aber seit 6 Jahren wohne ich im Nachbarort meiner Mutter. Meinen Vater sehen wir, seit ich Kinder habe, etwa alle zwei Monate.
Meine Mutter ist leider schwer krank. Mein Vater fragt jedes Mal, wie es ihr geht, aber sie selbst würde er wohl eher nicht anrufen. Trotzdem nimmt er sichtlich Anteil.

Fazit: Schön, dass meine Eltern meinen Bruder und mich bekommen haben, aber zum Glück haben sie erkannt, dass sie zu unterschiedlich sind, um miteinander glücklich zu werden.

9

Meine Eltern haben sich getrennt, da war ich schon 23 Jahre alt. Meine Mutter hat sich mir anvertraut, dass sie sich von meinem Vater scheiden lassen will und meine Antwort war: "Wurde ja auch Zeit." Meine Kindheit war geprägt von Eltern, die beide emotional völlig verkümmert waren und im Grunde tiefunglücklich in einer Ehe festhingen, die offenkundig nur gehalten hatte, weil ich auf die Welt gekommen bin. Ich war immer Spielball und Puffer, hab von beiden psychische Gewalt erlebt, vor allem von meinem Vater. Seit der Trennung hat sich die Beziehung zu meiner Mutter stark verbessert, dafür hab ich quasi keinen Kontakt zu meinem Vater. Die beiden können sich auf den Tod nicht ab, aber besonders mein Vater meidet meine Mutter wie die Pest. Unterm Strich wäre es für die beiden gut gewesen, wenn sie nie geheiratet hätten, aber so bin ich froh, dass sie wenigstens nach der Scheidung noch Chance auf Glück haben.