Streit mit der Familie

Hab in der Familie das Thema Erbe angesprochen, dass vor Jahren verteilt worden ist. Mir ist aufgefallen dass es ungerecht ist. Nach langem Zögern hab ich mich entschieden das anzusprechen (mein Vater ist Tod, meine Mutter lebt noch).

In der Therapie hab ich gelernt Dinge anzusprechen die mich belasten. Hab ich getan. Ich denke das war ein Fehler.
Jetzt bin ich natürlich die doofe. Abgierig, neidisch auf die Geschwister....

Problem: wir wohnen zusammen im Mehrgenerationen Haus. Ich hab nur noch guten Tag gesagt weil ich eigentlich was Abstand gebrauchen könnte weil ich nicht so gut auf den Gegenwind klar komme. Nicht dass ich so naiv wäre und gelaunt hätte das die Familie sagt: Mensch da hast du ja Recht! Lass es uns neu überlegen...

Aber diese wörter die da gefallen sind, ich fühle mich einfach völlig fehlverstanden.

Ich hab versucht meiner Mutter zu sagen dass ich nur Gleichberechtigung wollte, aber wenn sie am Testament nichts ändern möchte dann halt nicht. Es wäre mir inzwischen egal, sie soll es so lassen wie es ist oder machen sie sie meint.

Aber das gefällt ihr jetzt auch nicht weil ich damit ja nicht "zufrieden" bin.

Es ist eine Patt-Situation. Sie möchte es eigentlich nicht ändern aber sie möchte mich auch nicht unzufrieden zurück lassen.

Der Fehler in der Geschichte ist meine Haltung/Einstellung, weil ich ja einfach nicht zufrieden sein konnte.

Ja ich hätte es nicht ansprechen dürfen, schwerer Fehler, jetzt liegen die Beziehungen in Trümmern (auch zu den Geschwistern, alle gegen mich), aber es lässt sich nicht rückgängig machen. Hatte gehofft ich könnte es ansprechen ohne diesen Krieg auszulösen.

Wir möchten eigentlich eh ausziehen, das stand vorher schon fest (auch die Familie wusste das), aber da wir kaufen wollen aber warten müssen bis ich wieder arbeite damit wir uns das leisten können (geht erst Herbst 2024 weil ich wieder schwanger bin), bleibt nur übergangsmäßig was zu mieten. Was schwierig ist der Wohnungsmarkt Lage und weil wir auch 2 Hunde und 2 Katzen haben.

Tipps, Tat?
Anregungen?

Ich weiß nicht wie das hier weiter gehen soll. #heul

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Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum hier in letztes Zeit ständig über ein Erbe von noch lebenden Menschen diskutiert wird.
Dein Vater ist anscheinend schon etwas länger tot und jetzt fällt auf, dass die Verteilung ungerecht war?
In wie weit war es ungerecht und was wurde gefordert, damit es gerecht ist?

Es ist richtig, dass man Sachen immer ansprechen sollte, die einen stören bzw beschäftigen. Ob das aber nach Jahren noch sinnvoll ist, weiß ich nicht. Im Grunde holt man da nur alte „Probleme“ wieder auf den Tisch, die nachträglich nicht änderbar sind.

Ich bin auch eine Person, die so Sachen immer anspricht, allerdings dann, wenn man noch reagieren kann. Danach ist es fast selbstverständlich, dass es irgendwelche Ärger gibt, besonders wenn es ums Geld geht.

Vielleicht hilft es euch nochmal alle an einen Tisch zu bekommen und darüber zu reden. So, dass jeder sachlich seine Meinung dazu sagen kann und ohne, dass sich eure Mutter genötigt fühlt ihr Testament zu ändern.


Zum Thema Eigenheim:
Mein gut gemeinter Rat, der mir ganz wichtig war: Wenn keiner in der Lage ist ein Eigenheim alleine zu finanzieren, sollte man den Schritt besser nicht machen.
Ein Eigenheim ist was tolles, aber auch nur, wenn man darin beruhigt schlafen kann und nicht bei der kleines finanziellen Situation Probleme bekommen kann.

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Tipps sind nicht so leicht zu geben. Ich zB habe grundsätzlich Schwierigkeiten damit, wenn das Thema "Erbe" durchdiskutiert wird, während die Erblasser noch leben. Zum einen finde ich es makaber, zum anderen belastet das nur die Beziehungen untereinander, wie du jetzt feststellst. Das wünsche ich mir nicht für meine Eltern, außerdem vertraue ich darauf, dass sie da für eine faire Lösung gesorgt haben.
Vielleicht haben deine Geschwister da eine ähnliche Einstellung. Ich wäre jedenfalls auch sauer, wenn einer jetzt meinen würde, das bereden zu wollen.
Es gibt, was es irgendwann gibt,wenn es nichts gibt, ist das auch so. In erster Linie bin ich für mein Leben verantwortlich und kann mich nicht auf eine eventuelle Finanzspritze durch ein Erbe verlassen.
Ich weiß nicht,worum es konkret geht - aber wenn dir wichtig ist, dass die Beziehung zu deiner Mutter nicht vollends den Bach runtergeht, würde ich mich wohl entschuldigen und sagen, dass du übers Ziel hinaus geschossen bist. Vielleicht gibt es eine neutrale Person, die vermitteln kann? Erst wenn du da wieder Ruhe rein gebracht hast,kannst du an die Geschwister herantreten. Einfach ausziehen und weglaufen halte ich für eine schlechte Lösung.

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Es ist schwierig etwas dazu zu sagen, wenn man nicht die genauen Details kennt.
Sicher ist es sehr schwierig alle Kinder immer gleich und gerecht zu behandeln.
Es sind ja nicht alle Kinder und ihre Lebensumstände gleich.
Für mich würde es stark davon abhängen wie es zu dem Ungleichgewicht das du fühlst gekommen ist.

Wenn es allen gut geht und deine Mutter nach dem Tod des Vaters Geld verteilt hat und dann alle 10.000€ bekommen haben und du nur 5.000€. Dann ist das komisch und das würde ich ansprechen und den Grund wissen wollen. Da wäre einerseits das Geld, auf der anderen Seite würde es ich aber auch einfach mies anfühlen, als wäre ich weniger wert oder hätte es weniger verdient.

Oder gab es eine Situation in der deine Geschwister Hilfe gebraucht haben?
Mal als Beispiel jemandem geht das Auto kaputt das er dringend für den Arbeitsweg braucht und kann sich die Reparatur nicht leisten und deine Mutter hilft dann mit Geld. Das würde ich anders bewerten.

Meine Eltern haben versucht uns alle 3 in diesen Dingen genau gleich zu behandeln.
Das haben sie auch gut gemacht. Aber genau gleich klappt am Ende einfach nicht. Ich bin mit 21 Jahren ausgezogen. Mein Bruder erst mit 30. Solange hat er zu Hause nichts abgegeben für Essen, Strom, Wasser, Heizung etc. Klar hatte er einen finanziellen Vorteil. Aber das ist ok. Ich wollte ausziehen, er nicht..... Von diesen Punkten gibt es einige die sich schwer gegeneinander aufrechnen lassen. Damit kann ich leben und fände es auch ganz schwierig wenn einer meiner Geschwister jetzt anfangen wollte da irgendwas aufzurechnen.

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Hallo,

ich kann ein wenig Nachvollziehen, wie es dir geht. Vielleicht rührt da noch was anderes her, vielleicht gibt es in der Familie Lieblingskinder, denen ständig alles hinterhergetragen wird. Du sagtest, dass es vor Jahren schon verteilt wurde. Wenn du das als ungerecht empfunden hast, steht dir zu das kundzutun. Natürlich hast du mit deiner Meinung darüber in ein Wespennest gestochen, aber ich gehe recht in der Annahme, dass du die Benachteiligte bist?

Dich jetzt runterzumachen, halte ich jetzt auch für falsch, weil man muss auch mal fragen, ob - wäre es andersherum - nicht die anderen Geschwister dann gegen dich was gesagt hätten, von wegen Unrecht. Es ist immer so leicht daher gesagt: es ist Neid und Missgunst, wenn man vielleicht die Wahrheit nicht hören möchte, dass unterschiedlich behandelt wird.

Ich würde es nie wieder ansprechen und ich würde, so wie du es vorhast, eine räumliche Trennung - also einen Umzug - machen. So sitzen nicht alle auf einen Haufen.

Das deine Gefühle gleich so abgebügelt werden und auf Neid und Missgunst geschoben werden, schon das würde mich dazu bewegen etwas Distanz zu wahren.

Bei mir in der Familie gibt es das auch und es ist noch krasser: die Enkelin -Tochter meiner großen Schwester - bekommt von meiner Mutter alles gezahlt. Sie lebt wie die Made im Speck und hat trotzdem noch Schulden, weil sie alles zum Fenster rauswirft und großspurig lebt. Und dabei geht es nicht um Themen wie Erben, sondern generell, wie fühlt man sich dabei: da die Enkelin nicht unwesentlich älter ist als ich, habe ich mich schon zu Schulzeiten gefragt, wie kann das sein, dass sie für die Schulkantine Geld für ein warmes Mittagessen mitbekommt von MEINER Mutter und ich selbst, als eigenes Kind, wurde mit dem Kommentar des Geldmangels abgespeist und musste Tag täglich Wurstbrote mitnehmen. Das sind die einfachen Dinge, dass steigerte sich dann in Klassenfahrten, Geld für Bücher etc. pp. Klassenfahrten da war für mich kein Geld da, für die Enkelin schon und währenddessen ich meine Schulbücher mit Zeitung austragen selbst verdienen musste, durfte die Enkelin weiter im "Luxus" leben. Tja, was erntet man als Kind, was dann aufbegehrt "Du bist neidisch". Da ich aber einen Sinn für Gerechtigkeit habe und meine eigene Mutter mich nicht nur finanziell, sondern auch emotional verhungern ließ, habe ich für mich, jetzt wo ich schwer erkrankt bin, beschlossen, dass ich den Kontakt zur Enkelin abbreche und den zu meiner Mutter runterfahre und nicht mehr alles für sie tue. Man muss Distanz schaffen, denn sie sehen nicht ein, dass sie einen Fehler gemacht haben. Ich habe mich damals als Aschenbrödel gefühlt. Arbeiten für sie durfte ich, aber die Lorbeeren hat die Enkelin bekommen....

Ich fand nicht falsch, dass du deinen Gefühlen freien Lauf gelassen hast und dass du es als Unrecht bezeichnet hast, aber ich würde dann eben die Konsequenzen ziehen. Mir hat eine Freundin immer geraten: Macht es für euch schön und lasst sie links liegen. Danach handele ich. Ab und zu kommt dann immer mal wieder was hoch. Es ist die Trauer, die Wut und all die Emotionen für die Ungleichbehandlung. Indem man Neid sagt, hat man kein Gefühl für andere, hab ich mir immer gesagt und nun gibt es bei mir Rückzug auf voller Ebene und ich umgebe mich nur noch mit Menschen, die mich und meine Gefühle verstehen, mit denen ich alles besprechen kann, auch unangenehme Themen .Fertig.

Was irgendwelcher Gelder oder sonst was betrifft, sage ich mir jetzt einfach, dass es traurig ist, dass die eigene Mutter einem nichts gegönnt hat und dann drehen wir den Spieß rum, vielleicht bleibt die Mutter dann nicht so in guter Erinnerung, wenn sie mal nicht mehr ist. Spiegeln wir einfach....

Lebe für dich selbst, erwarte nichts mehr und schaffe Distanz. Ich finde schon blöd, dass sie nicht mit dir vernünftig sprechen und dich mit Wort Neid abkanzeln, aber wie schon geschrieben, welche Eltern würden freiwillig zugeben, dass sie Lieblinge haben. Niemand!

Und sage dir einfach, was du schon allein geschafft hast. Ich sage mir es jeden Tag, ohne elterliche Unterstützung habe ich meinen Lebensweg geplant und mit Abitur und Ausbildungen, Weiterbildungen umgesetzt. Ich kann ohne Schulden leben und komme ganz allein mit meiner Krankheit zurecht, kein Zuspruch, keine Liebe, nichts. Würde vielleicht dann noch neben dem damaligen Wort Neid noch das Wort Jammern in den Raum geworfen werden.

Also nur noch für dich schöne Dinge erleben und die hinter dich lassen, die nicht gut für dich sind.....

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Hey!

"In der Therapie hab ich gelernt Dinge anzusprechen die mich belasten."

Puh, das ist eine schwierige Situation.
Ich habe schon oft mitbekommen, dass Menschen nach Therapien Dinge unbedingt ansprechen wollen und danach mehr kaputt ist, als beabsichtigt war oder der Situation angemessen ist.
Ich kann dir auch sagen, dass mich auch ein paar Dinge belasten, aber ich immer abwäge, ob es sich nun lohnt, ein Fass aufzumachen oder ich langfristig besser damit fahre, die Sache einfach zu akzeptieren.
Ich schätze, absolute Fairness wird es nie geben und das fliegt dann oft genau den Eltern um die Ohren, die immer "Wir behandeln euch alle gleich!" riefen. Ich schätze, was auch immer die Entscheidung zur Aufteilung des Erbes war- irgendwas haben sie sich dabei gedacht.

Kannst du den Konflikt erstmal mit deiner Mutter besprechen? Ich-Botschaften, eine Erläuterung der Gründe und dann eben eine Entschuldigung und sagen, dass du nicht so ein Drama lostreten wolltest und deine Erwähnung eben ein Fehler war. Du hast nachgedacht, die Aufteilung obliegt ihr... und du akzeptierst es.
Den Geschwistern würde ich Briefe schreiben.
Ausziehen würde ich auf keinen Fall vorab- damit eskaliert die Situation vollends.

Liebe Grüße
Schoko

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Die Vergangenheit spielt natürlich eine große Rolle, mein Vater war gewalttätig, meine Mutter ist Alkoholikerin. Ich hab mein ganzes Leben versucht sie zu beschützen. Nach einen schweren Unfall war mein Vater behindert und hat sich das Leben genommen. Dann wollte meine Mutter unbedingt alles regeln falls sie vom Bus überfahren wird und ich war emotional nicht so weit mich damit zu beschäftigen und hab's abgenickt.

Jetzt bin ich Mutter. Wir wollen ausziehen. Mein Mann ist Ingenieur, wir können uns schon was eigenes leisten. Das soll hier auch nicht das Thema sein.

Das Thema Erbe anzusprechen war ein großer Fehler. Ich hab die Reaktionen falsch eingeschätzt, hatte nicht damit gerechnet das es so aus dem Ruder läuft, dann hätte ich es nicht angesprochen.

Aber das ist ja jetzt leider nicht rückgängig zu machen, ich möchte nur nicht dass die Sache weiter eskaliert und brauche diesbezüglich Rat.

Danke für die bisherigen Reaktionen!

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Alkohol spielt in meiner Familie auch eine riesige Rolle- vermutlich brodelt da noch viel mehr bei euch unter der Oberfläche. Jeder von deinen Geschwistern wird seine Päckchen zu tragen haben.
Wenn du immer die warst, die die Mutter beschützen wollte, wirst du vermutlich die "Sonderrolle" der Kümmerin in der Familie haben, womit du dir mehr Neid der anderen einfängst. Umso erschütterter sind dann alle, wenn ausgerechnet du dich meldest, weil irgendwas für dich ungerecht war.

Hast du schonmal etwas über Rollenverteilung und Dynamik in Alkoholikerfamilien gelesen?
Wie lange ist der Streit schon her?

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Und in der Therapie hast du nicht gelernt, was Feingefühl ist und der richtige Zeitpunkt? Zu Lebzeiten alles geregelt zu haben, wie Patientenverfügung, Wünsche, Testament - ja, aber über das Erbe nach dem Motto "Was bekomme ich? Was bekommen die anderen?" ist schon makaber.

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"Thema Erbe angesprochen, dass vor Jahren verteilt worden ist."
Ansprechen ist ok, aber sofort, nicht erst nach JAHREN wenn man plötzlich feststellt, dass einem 500euro mehr gut tun würden.

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Naja um etwas dazu zu sagen müsste man wissen was du als ungerecht empfindest?

Wohnen deine Geschwister auch mit Familie mit im Mehrgenerationenhaus günstig zur Miete oder nur ihr?
Kommt es mit der Ersparnis von der ortsüblichen Miete vielleicht doch auf ein gerechtes Erbe hin?