Grundlos anonym beim Jugendamt anzeigen? Aus Rache?

Guten Abend,

Ich folge einer Mamabloggerin im Internet und sie hat nun erzählt, dass sie von irgendjemanden anonym beim Jugendamt angezeigt wurden ist. Dem Verdacht wurde natürlich nachgegangen und sie bekam Besuch vom Jugendamt. Worum es genau ging weiß ich allerdings nicht.

Nun frage ich mich, ob es möglich ist, dass man einfach anonym beim Jugendamt angezeigt wird ohne das es überhaupt Gründe dafür gibt. Zb. aus Rache beim Streit zwischen Freunden, Nachbarn, Familie etc.

Mich schockiert das grade richtig.

Kann Person A einfach Familie B beim Jugendamt melden und etwas behaupten was nicht stimmt?

Müsste es dann nicht für Person A Konsequenzen geben, wobei es ja anonym ist?
Was passiert dann mit Familie B?
Steht sie grundlos in Beobachtung beim Jugendamt?

Habt ihr sowas schonmal miterlebt?

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Was ist denn die Alternative? Dass das JA nichts unternimmt, wenn der Anruf anonym ist?

Bei vielen Anzeigen ( Tierschutz, FS- Stelle) wollen die Anzeigeerstattet gerne anonym bleiben, weil es zB Nachbarn oder Familienangehörige sind, die einerseits den Konflikt scheuen, andererseits aber bei den Missständen nicht mehr zuschauen wollen.
Stell Dir Mal vor, es kommt eine Misshandlung ans Tageslicht, über das das JA informiert war, aber dem Tipp nicht nachging, weil anonym.

Eine sehr unbefriedigende Situation, wenn nur Rachegedanken dahinter stecken.

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Hi du,

einer Freundin von mir ist das tatsächlich passiert. Es waren vermutlich (war auch anonym) irgendwelche Nachbarn. Als Grund wurde angegeben, aus ihrer Wohnung käme ständig Kindergebrüll und man habe den Eindruck, daß Kind werde angeschrien oder gar Schlimmeres.

Das Jugendamt kam dann auch vorbei. Hat sie natürlich im Vorfeld auch total verunsichert, die waren aber super nett. Der Besuch blieb dann auch der Einzige und sie haben sich total entschuldigt, mussten dem Hinweis aber zum Schutz des Kindes natürlich erstmal nachgehen und sich davon überzeugen, dass alles gut und an dem Verdacht nichts dran ist.

LG
ZimtBlau

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Heftig, wussten sie den welche Nachbarn das waren? Haben sie die Nachbarn darauf angesprochen oder sowas?
Damit kann man ja wirklich jemanden das Leben versauen wenn es einfach aus dem nichts behauptet wird 😔

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Sie hatten einen Verdacht, wussten es aber nicht sicher und haben daher die daher nicht angesprochen.

Das Jugendamt hat sie darüber informiert, dass es später noch einen Anruf (selbe Person) gab. Dieser ist dann vom JA gesagt worden, dass alles in Ordnung sei und man die Anrufe unterlassen möge.

Fand das auch echt krass und kann, jetzt wo ich selbst Mama bin, noch besser nachvollziehen, wie sie das verunsichert hat. Und das, obwohl wir beide SozPäds sind, die Strukturen und das System also kennen.

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Ja, ich habe gerade so eine Situation in meiner Klasse. Ich weiß relativ sicher, dass Frau A anonym Familie B beim Jugendamt angeschwärzt hat. Familie B weiß nicht, wer es war. Ich werde mich nicht einmischen, da ich es 1. nicht darf und 2. auch nicht will... (Ich habe den Verdacht, da Frau A erst bei mir war und versucht hat, Familie B etwas anzuhängen).
Familie B hat nichts zu befürchten. Das JA ruft an und erkundigt sich, teilt mit, um was es geht. Je nach Vorwurf, kann es schon zum Hausbesuch kommen aber auch das ist nicht dramatisch. Wenn nichts auffällig ist, passiert auch nichts...

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Hallo, ich arbeite beim Jugendamt und ja, das passiert. Wobei der Begriff "angezeigt" etwas irreführend ist und an die Polizei erinnert. "Meldung" ist hier passender.
Es muss jeder Meldung nachgegangen werden. Wenn das Jugendamt keine Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung feststellen konnte während des Hausbesuchs, passiert gar nichts mehr. Manchmal wird ein Unterstützungsbedarf festgestellt, da kann (aber nicht muss) die Familie dann bspw. eine Sozialpädagogische Familienhilfe beantragen.
Liebe Grüße

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Theoretisch ist es möglich.

Aber das Jugendamt ist nicht blöd. Sie sind verpflichtet zu überprüfen, aber erkennen auch recht bald, meist beim 1. Besuch, dass alles ok und der Verdacht unbegründet ist.

Grundsätzlich ist es ja gut, dass jedem Verdacht nachgegangen wird (wobei die JA‘s so überlastet sind, dass das hakt teilweise Monate dauert, bis jmd kommt, aber gut, anderes Thema!). Aber wenn sich zeigt, dass es völlig haltlos ist, ist es niemand unter Beobachtung oder auf ner schwarzen Liste oder sonst was!

Meine Mutter hat lange mit dem JA zusammen gearbeitet (sie war beim Kinderschutzbund tätig) und sicher gibts auch mal schwarze Schafe. Aber idR sind da schon geschulte Leute, die nicht völlig verblödet sind. Im Fokus steht auch immer das Wohlergehen des Kindes und das darf man auch einfach nicht vergessen.

Wer übrigens im Streit ne Freundin meldet… Ich glaub, wer solche Freunde hat, braucht dann wohl keine Feinde mehr!

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"Grundsätzlich ist es ja gut, dass jedem Verdacht nachgegangen wird (wobei die JA‘s so überlastet sind, dass das hakt teilweise Monate dauert, bis jmd kommt, aber gut, anderes Thema!)"

Hallo,

bei einer Meldung im Kontext des Kindesschutzes wird es ganz sicher nicht Monate dauern, bis diese vom zuständigen Jugendamt überprüft wird.

Etwas Anderes ist es zurzeit sicherlich teilweise, wenn eine Familie selbst Hilfe möchte und einen Antrag stellt. Die Dienstleister (Jugendhilfe-Träger) sind hier in der Gegend (mehrere Kreise und Städte/Kommunen) so ausgelastet, dass tatsächlich nach Dringlichkeit geschaut werden muss. Das Kindeswohl hat jedoch immer Priorität und wird nicht mal eben außer Acht gelassen.

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In der Praxis sollte es nicht so lange dauern, die Realität ist leider eine andere. Ist ja auch nicht bei jedem JA so, um gotteswillen.

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In der Regel werden Kinder ja nicht einfach so aus Familien genommen. Oft dauert es sogar seeehr lang bis sowas passiert.
Von "einer Meldung" werden also die Kinder nicht weg genommen, außer das Jugendamt findet die kinder völlig vernachlässigt und am verhungern vor.
Das Menschen auch mal irrtümlich gemeldet werden kommt natürlich vor, wobei die Nachbarn auch nicht immer böses im Schilde haben

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Es ist u.U. von Jugendamt zu Jugendamt unterschiedlich.

Bei den Jugendämtern, die ich kenne, ist es so
- dort muss man schon seinen Namen sagen oder zumindest in welchem Kontext man die Familie kennt.

Nachbarn und der Lärm ist täglich
Spielplatz: gesehen wie das Kind geschlagen wurde

oder eigenen Namen.

- anonym heißt dann, dass der Name nicht herausgegeben wird.
Wir haben Meldung erhalten, dass.....
aber nicht von wem.

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Ich habe mal eine Nachbarin beim Jugendamt gemeldet, weil ich mehrfach beobachtet habe, wie sie ihre Kinder schlägt und die Mutter täglich auch Nachts ihre Kinder angeschrien hat. Sie wusste, dass ich sie gemeldet habe, weil ich einige Nachbarn gefragt habe, ob sie auch das Jugendamt über die Zustände informieren können. Ein paar haben auch telefonisch und schriftlich das Jugendamt informiert. Die Mutter war auch beim Jugendamt bekannt. Leider meinte die Jugendamtmitarbeiterin zu mir " da kann ja jeder kommen und sonst was erzählen". Aber die Mitarbeiterin wollte es dann trotzdem bei der Mutter ansprechen, nachdem ich Nachbarn genannt habe, die das bezeugen können.

Die Mutter hatte mich dann wohl auch aus Rache beim Jugendamt gemeldet. Ein Bekannter hatte mich gefragt, ob das Jugendamt bei mir war. Er meinte die oben beschriebene Mutter, hatte ihn gefragt, ob das Jugendamt bei mir war. Daher denke ich, dass sie mich dann auch gemeldet hat. Es kam aber nie jemand vorbei vom Jugendamt.

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Ich hatte mal zu der Zeit, als Haarewaschen echt uncool war Besuch von der Polizei. Es klingelt, ich nehme das Kind aus der Wanne, nehme den Hörer ab, und sage noch zu ihr "hör auf dich zu winden wie ein abgestochenes Schwein, es muss halt einfach manchmal sein" und melde mich bei der Person, die unten steht. Nachdem ich höre dass es die Polizei ist, bestelle ich sie in den 3. Stock, die sprinten aufgrund meiner überhörten Aussage rauf. Das Bild muss für Götter gewesen sein, nasses fettes Baby, ich komplett tropfend weil sie um sich geschlagen hat. Die Polizistin meint, jemand habe Schreie gehört und sie verständigt, ob alles ok ist. Für mich schon, sage ich, das Kind möchte allerdings lieber dreckig sein.

Der 2. Polizist, ein bisschen älter als seine Kollegin, und offensichtlich im Besitz von Kindern, lacht, entschuldigt sich, und meint es ginge irgendwann wieder vorbei.

Es ist dann noch ein paar Mal vorgekommen, irgendwann hab ich die Nachbarn nebenan gefragt, ob es ein Problem mit uns gibt, ich kenne mich mit Gebäudeakustik aus, und sah keine andere Möglichkeit als diese betreffende Wohnung. Es wurde verneint, sie würden die kleine nie nie nie hören. Der Spuk hat aufgehört, als die Nachbarin 2 drunter ausgezogen ist, mit der hatte es lange vor dem Kind Konflikte gegeben, hatte sie aber auch seit der Geburt nicht mehr gesehen. Die Wohnung 1 drunter hat ebenfalls nie die Lautstärke reklamiert, da hab ich mehrfach nachgefragt.

Also ja, es geht durchaus "aus Rache" wieviel wirklich dabei rumkommt sei allerdings so dahin gestellt