Alkoholikerin? (Lang, tut mir leid)

Liebes Forum,

Ich würde gerne mal nach euren Geschichten mit Alkoholikern in der Familie fragen.
In meiner gibt es eine weibliche Person, die vor einigen Monaten im Rausch eine Psychose erlitt und mich (schwanger) brutal zusammenschlug. Zum Glück blieb es für das Ungeborene ohne Konsequenzen. Ich habe einen Dreijährigen sowie weiterhin das Baby in meinem Bauch, weshalb ich den Kontakt abbrach. Dank Traumatherapie komme ich auf das Erlebte inzwischen einigermaßen zurecht.

Wo fange ich nun an..

Sie besteht darauf kein Alkoholproblem zu haben, trinkt weiterhin große Mengen. Sie will die Sache „aufarbeiten“, aber dass sie das Trinken aufgibt oder behandeln lässt kommt nicht infrage, denn es gibt damit ihrer Meinung nach kein Problem.

Ich weiß von anderen Familienmitgliedern, dass sie über den Vorfall spricht, als wäre nicht der Alkohol ausschlaggebend für die Psychose gewesen (sie behauptet sie hatte nur ein Gläschen), sondern Übernächtigung. Ich weiß aber von der großen Menge Alkohol, welche sie in kurzer Zeit konsumierte, ich war schließlich dabei (circa 10 Schnäpse und eine Flasche Wein).

Ich kenne sie in den vergangenen Jahren eigentlich nur noch stark alkoholisiert oder verkatert. Sie trinkt jedes Wochenende und mehrmals unter der Woche abends. 90% ihrer Hobbies und Freizeitaktivitäten sind aufs Trinken ausgerichtet, ihr (relativ neuer) Freundeskreis entsprechend. Ein anderes Familienmitglied musste sie im vergangenen Jahr mehrfach von irgendwo abholen weil sie nachts orientierungslos war und unfähig nach Hause zu kommen. Auf Familienfesten, also Geburtstagen, Weihnachten, selbst Muttertag, verlangt sie an irgendeinem Punkt nach Schnaps. Und dann wird dieser gebechert bis er leer ist/bis zum bitteres Ende. Dennoch „funktioniert“ sie im Alltag, hat einen guten Job und bekommt ihre Angelegenheiten geregelt.

Die ganze Geschichte ist sehr belastend für die gesamte Familie aber ich kann doch nicht riskieren, dass sie in Zukunft (im Beisein meiner Kinder) erneut austickt? Ich weiß nicht genau wie ich es formulieren soll, aber wenn der Vorfall dazu geführt hätte, dass sie erkennt dass ein Problem vorliegt und sie dieses daraufhin behandeln ließe - dann wäre es für irgendetwas gut gewesen und ich könnte damit umgehen. Aber der Status jetzt ist, sie hat kein Problem und macht nunmal gerne ab und zu Party und es tut ihr alles schrecklich Leid aber der Alkohol hatte nichts mit dem Vorfall zu tun und ich soll mich melden wenn ich das akzeptiere, dann können wir über das Geschehene sprechen. Ich finde es auch völlig absurd, dass der ich jetzt praktisch in der Bringschuld bin?

Meine Fragen:
Seht ihr ein Alkoholproblem vorliegen oder ist das ggf. wirklich normal/kommt alles mal vor? Ich bin keine Ärztin!
Gibt es irgendeine Möglichkeit ihr auf die Sprünge zu helfen, so dass sie ein etwaiges Alkoholproblem erkennt? Ich würde (nach der Geburt) echt gerne raus aus dieser Situation aber gänzlich ohne Konsequenzen? Es muss doch für irgendwas gut gewesen sein, ich wünsche mir, dass sie das in den Griff bekommt und meine Kinder Kontakt zu ihr haben können.

Danke für’s Lesen dieser langen und etwas eigenartigen Geschichte.

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Klingt schon nach Alkoholproblem. Aber weißt du was? Das wäre mir egal!

Sie hat dich zusammen geschlagen! Und das auch noch schwanger!!! Sie ist gefährlich und NICHT einsichtig, halte dich und deine Kinder ganz dringend fern von ihr!

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Hört sich für mich ganz übel nach Machtspielchen der eigenen Mutter an. Und nach Co-Abhängigheit, weil es verdammt schmerzhaft ist, den Kontakt abzubrechen. Aber es bleibt dir definitiv nichts anderes übrig, alles andere wäre gegenüber deinen Kindern richtig scheiße.

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„ Hört sich für mich ganz übel nach Machtspielchen der eigenen Mutter an.“

Welche Mutter? Verstehe ich nicht.

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Mir wäre es in dem Fall völlig egal, ob ein Alkohol - oder Wasauchimmer Problem vorliegt. Wer mich schlägt, hat in meinem Leben nichts, aber auch gar nichts mehr zu suchen und dass du schwanger warst, setzt dem ganzen noch die Krone auf.

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Wenn DAS kein Alkoholproblem ist, was denn dann? Das ist doch schon mehr als deutlich.
Du bist in keiner Bringschuld. Warum auch?
DU hast nichts falsch gemacht. Du wurdest schwanger zusammengeschlagen, kannst dich aber melden, wenn du bereit bist die versuchte Tötung deines Babys unter den Teppich zu kehren. Dann spielt sie es runter und säuft fleißig weiter. Wie nett...
So lange sie nicht einsieht das sie ein ganz massives Problem hat und sich nicht in Behandlung begibt würde es von meiner Seite aus keinerlei Kontakt mehr geben. Du weißt ja nie ob das nochmal passiert. Und was ist, wenn sie die Kinder angreift? Da reicht schon grob zur Seite schubsen.
Warum bekommt sie auf Familienfeiern Alkohol? Wenn das doch bekannt ist, macht sich meiner Meinung nach jeder mitschuldig, der ihr ihr Suchtmittel aushändigt.
Halt dich und deine Kinder bloß von ihr fern und lass dir kein schlechtes Gewissen einreden. Das brauchst du definitiv nicht haben.
Ehrlich gesagt könnte die nach so einem Vorfall Behandlungen machen wie sie will. Ich wäre mit der ein für alle Mal durch!

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Ich verstehe völlig was du meinst. Es ist nur so, dass sie wirklich glaubt, dass das nichts mit dem Alkoholkonsum zu tun hatte. Als sie mich verprügelte war sie „nicht sie selbst“, hat mich nicht erkannt und hatte eben eine richtige Psychose. Daher denke ich irgendwie „wir“ sind zu retten, wenn sie nur einfach erkennt ein Problem zu haben.
Und die Frage danach warum sie Alkohol bekommt ist auch berechtigt. Sie war nie ein Kind von Traurigkeit, hat immer gerne gefeiert und getrunken, immer auch familienintern am meisten vertragen. Vor Corona war es also auch schon viel, aber „normaler“. Nach dem deftigen Essen hat sie dann eben nach einem „Verdauungs-Schnaps“ gefragt (ich ekle mich davor, ist in meiner Familie aber üblich) und dann wurde aus einem Schnaps zwei, drei, vier - bis die Flasche leer und sie voll war. Oder bei Treffen in Restaurants hat sie eben selbstständig immer wieder nachbestellt. Wenn ich das jetzt so aufschreibe gab es viele, viele red flags. Aber irgendwie wollte ich es nicht sehen/wahrhaben? Die Person ist älter als ich, eventuell habe ich immer etwas zu ihr aufgesehen und bin auch damit groß geworden, dass sie viel verträgt? Beschämend eigentlich. Im Nachgang zum Vorfall habe ich natürlich mit dem ein oder anderen Familienmitglied darüber gesprochen und keiner streitet ab, dass sie mindestens ein sehr ungesundes Verhältnis zu Alkohol hat. Wir wissen also eigentlich alle was Sache ist, aber keiner hat je etwas dagegen getan / sie mal angesprochen. Ich habe keine richtige Erklärung dafür, vermutlich schon auch Bequemlichkeit.

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Vermutlich auch aus Angst vor einem handfesten Streit mit ihr.
Es ist egal was sie glaubt oder sich glaubhaft einredet. Es ist passiert. Egal ob Alkohol oder Psychose. Da ist eins nicht weniger schlimm als das Andere.
Als ich deinen Beitrag gelesen habe, war mein erster Gedanke "Scheiße, wie geht's ihr und dem Baby?"
Ich hoffe, du kannst für dich verarbeiten was passiert ist. Den Kontakt würde ich definitiv abbrechen. Es bringt nichts ihn zu halten. Warum auch? Menschen die mir nicht gut tun haben in meinem Leben nichts mehr verloren und das solltest du auch so handhaben. Auch zum Schutz deiner Kinder.
Es tut mir sehr leid was dir passiert ist.

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Warum willst du an ihr festhalten? Weil diese Person zur Familie gehört?
Nur, weil man blutsverwandt ist, ist man niemandem automatisch etwas schuldig und MUSS Kontakt pflegen. In deinem Fall liegt ja aber nicht bloß eine Meinungsverschiedenheit vor oder einfach Unsympathie, sie hat dich zusammengeschlagen. Das geht gar nicht, egal wer und in welchem Kontext.

Ja, ich finde dass da ein Alkoholproblem vorliegt. Ob das nun ursächlich war für die Psychose oder etwas anderes, wäre mir als Opfer völlig egal - vor allem nach ihrer halbgaren Entschuldigung, die dich in Bringschuld bringt. Bitte was? Sie hat dich und dein Baby in Gefahr gebracht, mir wäre der Grund dafür sowas von egal wenn diese Person die Geschichte nun umdreht und sie glaubt, sie hätte das Recht, sauer zu sein.

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Hallo und danke für deine Nachricht. Einerseits ja, sie ist Familie und bis zum Vorfall verstanden wir uns sehr gut. Sie hat immer schon viel getrunken, aber richtig unbequem wurde es erst mit Corona, glaube ich. Sie lebt allein.
Andererseits belastet die Situation meine Familie - es gibt ein paar (wenige) Familienmitglieder die nun nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen und das war nicht meine Absicht. Sie ist m.E. suchtkrank und ich will sie irgendwie nicht fallen lassen / dass andere sie fallen lassen. In einer perfekten Welt hätte sie durch den Vorfall erkannt, dass sie ein Problem hat, hätte sich in Behandlung begeben und wäre jetzt trocken aber glücklich, würde sich neue Hobbies und Freunde suchen und einen anderen (besseren) Sinn in ihrem Leben sehen.

Sauer ist sie nicht. Sie hat es eher so rübergebracht: „Mir tut es sehr Leid und ich möchte es mit dir aufarbeiten, gebe dir jetzt aber Zeit und warte auf ein Signal von dir. Ich verstehe zwar warum du denkst, dass es wegen dem Alkohol war, es war aber wegen X, Y und Z.“

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Sie hätte fast dein Baby getötet. Halt nicht an ihr fest.

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Hi,
wow

So einer Person..............da würde ich, wenn ich wüßte das sie alkoholisiert mit Rad oder Auto unterwegs ist, der Polizei mal einen Tip geben. Bzw. mit neuer Clique.

ICH würde mich, mit Mann und Kindern, sowas von fern halten. Die Gute hat sich ja sämtliche Gehirnzellen schon abgeschossen.

Du, hast da gar nicht zu kommen. Sie ist sowas von an der Reihe.

Egal, ob Mutter, Schwester, Tante oder Schwiegermutter............kommt diese Person auf eine Feier, würde ich Kram und Familie packen und schweigend gehen. Wenn ich weiß, das sie kommt, erst gar nicht hinfahren.

Sie hat ein Alkoholproblem, ein massives. Aber solange sie es nicht einsieht, evtl. andere Angehörige noch Ausreden für drumherum finden, und das Problem klein geredet wird, kann man evtl. mal den Hausarzt drauf ansetzen, falls man sowieso den selben hat. Ansonsten kannst Du gar nichts tun, außer fern halten.

Alles Gute

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Klar würde ich sie als Alkoholikerin bezeichnen.

Dennoch ist es doch eigentlich völlig egal, ob sie dich infolge der Trunkenheit oder aus einem anderen Grund zusammengeschlagen hat. Auch wenn es eine Folge von Übermüdung gewesen sein soll - ich finde den Grund keineswegs besser.
Also versteh mich nicht falsch, aber was daran wäre besser, wenn sie dich ohne Rausch brutal zusammengeschlagen hätte?
Du wirst sie ja wohl kaum bis aufs Blut gereizt haben, daß dies ihre einzige "Notwehr" war.
SIE hat ein Problem - das du nicht zu deinem machen darfst. Solange SIE das aber nicht einsieht und nicht bereit ist, irgendwie dagegen anzugehen, befürchte ich, daß du da ziemlich machtlos bist.
Ich denke mal, dass es sich dabei um deine Mutter oder Schwester handelt - ist ja auch egal. Du siehst jetzt wahrscheinlich die Felle davonschwimmen in Sache "Familie" die du deinen Kindern bieten wolltest.

Fakt ist doch, was da passiert ist. Du steckst in keiner Bringschuld! Die FRau muss wohl erst noch ein gutes Stück weit fallen um zu merken, daß sie so keinen Boden mehr unter die Füße kriegt.

LG

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Danke für deine Antwort, sie ist zwar unbequem für mich aber du hast Recht mit den Fellen.

Ich bin mir auch sicher, dass es zu weiteren Vorfällen kommen wird… nur, wie schlimm sollen die werden, wenn das Zusammenschlagen einer Schwangeren noch nicht die Spitze des Eisbergs war? Ich hätte mir einfach so gewünscht, dass es Klick macht und sie es jetzt in den Griff bekommt.

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Puh, ja da weiß man schwer einen Rat.
Gibt es denn gar niemanden im Umfeld, der ihr es nahebringen könnte, dass SIE irgendwas ändern soll oder muss?
Weiß ja nicht, ob die Person alleinstehend ist, oder evtl. jemand der mit ihr zusammenlebt.... wenn man sie fallen lässt - ob sie dann zum Nachdenken kommt?
Schwierig...

Du kannst mir gerne auch eine direkte PN schicken, wenn hier nicht soviel antworten möchtest...

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Für eine Alkoholkranke ist es völlig normal, dass sie Ihre Sucht bestreiten und die interessantesten Ausreden erfinden.

Selbst, wenn sie völlig betrunken ist, wird sie dir erzählen, dass sie nichts getrunken hat.

Wenn die Dame noch einen guten Job hat, die Familie sie unterstützt und deckt, wird sich nichts ändern. Es braucht ein einschneidendes Erlebnis, um die Problematik zu begreifen.
Da das Gewaltereignis von allen gedeckt wird, hat sie kein Problem.

Ich bin keine Ärztin und kann demnach nicht beurteilen, ob es tatsächlich eine einmalige Psychose war. Ich werfe aber mal in den Raum, dass es auch unter AlkoholikerInnen ohne psychische Erkrankung häufiger vorkommt wen auch immer zusammen zuschlagen.

Du allein wirst nichts an der Situation ändern können. Wenn ihr keinen völligen Kontaktabbruch wollt, geht beim ersten Schnaps. Lasst niemals die Kinder allein in ihrer Nähe. Der Vorfall kann sich jederzeit wiederholen.

Ich hätte sie wegen Körperverletzung angezeigt. Meine Grenzen wären eindeutig überschritten.

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Ganz ehrlich, unabhängig vom Alkoholproblem, nach der Geschichte würde ich diese Person nie wieder sehen wollen und meine Kinder würde ich vor so jemanden schützen.

Wenn in deiner Familie die Co-Abhängigen Personen diese gewalttätige Person über dich stellen und weiterhin einladen, dann weißt du welche Priorität du hast.

Du kannst ihr nicht helfen, wenn sie nicht Einsichtig ist, kannst du nichts machen ausser flüchten. Funktionelle Alkholiker können die Fassade lange aufrechterhalten je mehr das Umfeld es ignoriert desto länger.

Mein Opa war so ein Alkoholiker, ging jeden Tag zu arbeit, nicht einen Tag krank... das Geld wurde hinterher versoffen und meine Großmutter musste arbeiten um alle Rechnungen und Essen bezahlen zu können. Am Abend machte er dann als dank regelmäßig Terror in der Wohnung. Er starb an einem selbstverschuldeten Unfall. Er war dabei natürlich besoffen, zum Glück war ich da noch ein Baby und habe ihn nie kennengelernt.