Ich liebe meine Tochter mehr als meinen Sohn

Hallo, ich schäme mich so fürchterlich, dass es mir sogar hier in Grau schwer fällt, darüber zu schreiben. Im echten Leben kann ich mit niemandem darüber reden.

Ich habe eine Tochter (8), die ich über alles liebe. Vor 2 Jahren kam dann mein Sohn zur Welt. Schon die Schwangerschaft war ganz anders. Als ich erfahren habe, dass es ein Junge wird, war ich so wahnsinnig enttäuscht. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, einen Sohn großzuziehen und es hat sich dann bis zur Geburt auch keine Freude mehr eingestellt. Für diese Gefühle und Gedanken habe ich mich schon damals so sehr geschämt! Ich hatte aber die ganze Zeit die Hoffnung, dass sich die Euphorie, Liebe und Freude schon einstellen werden, wenn das Baby dann erst mal auf der Welt ist. Das ist aber leider bis heute nicht passiert.

Bitte versteht mich nicht falsch! Ich kümmere mich sehr gut um meinen Sohn, denke ich. Ich spiele mit ihm, versorge ihn, tröste ihn, verbringe viel Zeit mit ihm (bewusst auch allein, um die Bindung zu stärken) usw. Nur empfinde ich dabei nicht ansatzweise dasselbe für ihn, wie für meine Tochter. Sie liebe ich! Was ich für sie und mit ihr tue, tue ich mit viel Liebe und echter Freude! Ich schmuse auch viel lieber mit ihr. Das tue ich auch mit meinem Sohn, aber nur, weil ich weiß, dass es wichtig für ihn ist und ihn nicht schlechter behandeln möchte, als seine Schwester.

Er kommt mir oft irgendwie fremd vor, mehr wie ein Besuchskind, auf das man aufpasst. Man kümmert sich bestmöglich, liebt es aber nicht wie sein eigenes. Vielleicht kommt es daher, dass meine Tochter mir in vielem sehr ähnlich ist (gleiches Geschlecht, ähnlicher Charakter, ähnliche Interessen etc.).
Meinen Sohn könnte man wohlwollend als ruhig und ausgeglichen beschreiben, aber ich finde ihn oft so phlegmatisch und langsam und weiß gar nicht, wie ich so ein Kind bekommen konnte. Überhaupt fehlt mir total die rosarote Brille, wenn ich mich gedanklich und emotional mit ihm beschäftige. Ich sehe ihn viel mehr, wie vielleicht Erzieher oder Lehrer ihre Kitakinder und Schüler sehen. Ich finde es selbst fürchterlich, so zu empfinden, aber ich finde meine Tochter auch ganz klar hübscher und süßer, als meinen Sohn.

Meine größte Sorge ist, dass mein Sohn das merkt. Ich möchte ihm nicht weh tun.
Vielleicht gibt es hier jemanden, der ähnliches erlebt (hat)? Ich weiß leider nicht, was ich anders machen und wie ich meine Gefühle ändern kann.

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Mir krampft sich beim Lesen alles zusammen. Dein armer Sohn.

Zum einen fällt mir auf, dass Du Liebe an Oberflächlichkeiten festzumachen scheinst. Deine Tochter ist hübscher und süßer als Dein Sohn. Ihr habt ähnliche Interessen. Sie ist Dir ähnlich (ist das ein Grund, sie mehr zu lieben? Ich frage ganz provokant, weil ich das nicht verstehe - ist Dein Sohn wirklich weniger liebenswert für Dich, weil er anders ist als Du?)
Zum anderen betonst Du immer wieder das Geschlecht. Das liest man hier im Forum ja oft. Mädchen sind erwünschter als Jungs.

So wie Du Deinen Sohn beschreibst scheint er ein lieber, ruhiger Junge zu sein. Natürlich spürt er Deine Haltung. Kinder spüren das.

Ich kann Dir nur wirklich raten: Suche DIr Hilfe. Schnellstmöglich. Mache eine Therapie. Es ist gut, dass Du vom Kopf her weißt, wie fürchterlich es ist, so zu empfinden. Das muss nur auch emotional bei Dir ankommen. Ich bin kein Freund von "es sind nunmal Gefühle, dafür kann man nichts, die kann man nicht ändern". Damit macht man es sich zu einfach. Tu alles dafür, etwas an der Situation zu ändern. Für Deinen kleinen Sohn.

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„Das liest man hier im Forum ja oft. Mädchen sind erwünschter als Jungs.“

Das fällt mir auch immer wieder auf und ich finde es teilweise schon gruselig, wie verzweifelt sich manche Frauen ein Mädchen wünschen. Nur mal so allgemein, hat jetzt nur indirekt, was mit dem Eingangposting zu tun.

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Aber hier wird so oft Verständnis geäußert! Bestimmt wöchentlich gibt es hier einen Thread zum Thema Gender Disappointment. Und immer ist der Tenor gleich: Für Gefühle kann man nichts, die meisten sehen es ähnlich, wünschen sich also auch Mädchen. Selbst wenn so derbe Aussagen kommen wie "ich lehne die Schwangerschaft ab, möchte nichts mehr damit zu tun haben, kann mich nicht mehr freuen, kann meinen eigenen Bauch nicht mehr berühren, will für das Baby keine Vorbereitungen mehr treffen" Alle diese Aussagen habe ich schon mehrfach hier gelesen. Und das Feedback: Die enttäuschten Frauen werden in ihrer Enttäuschung geradezu bestärkt. Ja, man hätte so gerne auch ein Mädchen gehabt, mit Jungs könne man auch nichts anfangen. Und immer: Für Gefühle kann man schließlich nichts. Äußert man sich kritsch ist man empathielos und gemein.

Ja, hier im Forum ist es für viele legitim, sein eigenes Fleisch und Blut abzulehnen aufgrund eines Penis. Wohin das führt sieht man hier. Das tut weh beim Lesen.

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Das klingt mehr als therapiebedürftig.
Bitte sprich mit psychologischem Fachpersonal darüber, woher kommen diese Gefühle, warum freut man sich nicht über ein männliches Baby, etc. normal ist das keineswegs und ich hoffe dass das hier keiner schön redet.
dein Sohn wird nur leiden wenn du die Situation so weiter laufen lässt.

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Ich finde es echt erschreckend, wie viel Aufmerksamkeit dieses Thema gerade bekommt...

Ich finde wirklich keine netten Worte mehr für solche Zustände.

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Ich auch nicht !

Da ist Hilfe ganz schnell nötig

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Oh man, eine Therapie wäre auf jeden Fall eine gute Idee. Es gilt herauszufinden warum du deine Tochter so idealisierst, (das ist auch nicht gut) und an deinem Sohn so viel negatives abarbeiten musst. Du bist keine schlechte Mutter, wir alle bringen unsere Geschichten mit und projizieren viel auf unsere Kinder. Vielleicht ein grundsätzliches Problem mit Männern oder eine falsche Vorstellung von Frauen? "Die Kunst des Liebens" von Erich Fromm behandelt auch das Thema der falschen Mutterliebe, vielleicht hast du selber ähnliche Erfahrungen gemacht und gibst sie einfach weiter. Also, da liegt ein Weg der Auseinandersetzung vor dir, den du deinen beiden Kindern schuldest. Alles Gute!

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Hallo,

ich denke du weißt, dass hier keine wirklich netten Kommentare auf dich zukommen werden, daher möchte ich auch garnicht auf dir rumhacken. Ich kann mich nicht in deine Lage versetzen und die Gefühle nachempfinden die du empfindest. Vielleicht findest du hier irgendwo Mütter die dein Inneres verstehen und dich mit ihnen austauschen. Ansonsten würde ich dir raten dringend Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dein Sohn tut mir wirklich sehr leid und es zerreißt mir das Herz, da du alles an oberflächlichen Dingen fest macht. Ein so kleiner unschuldiger Mensch der noch garnicht verstehen kann, dass seine Mama ihn nicht so lieb hat wie seine Schwester es aber trotz allem merkt obwohl er es noch nicht ausdrücken kann. Es ist eine traurige Situation für deinen Sohn. Hängen diese Gefühle deinerseits mit deiner Kindheit zusammen? Woher kommt diese Kälte deinem Sohn gegenüber? Ich kann es nicht nachempfinden. Vielleicht magst du uns einige Dinge noch erklären.
Alles Gute!

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Hallo,

Ich rate dir ebenfalls, dir Hilfe von außen zu holen. Frage deinen Hausarzt nach einem Platz für eine Psychotherapie, nur so lässt sich ergründen, was da wirklich dahintersteckt.

Vielleicht hast du eine versteckte postnatale Depression, oder es gibt andere Ursachen, an denen man arbeiten kann.

Du kannst nichts für deine Gefühle, sie belasten dich anscheinend auch sehr. Aber du kannst etwas daran ändern.
Hole dir schnell professionelle Hilfe.

Alles Gute

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Huhu,
Suche dir von Profis Rat wie du eine gesunde Beziehung zu deinem Sohn aufbauen kannst, anscheinend kannst du keine/Gesunde emotionale Bindung aufbauen, dass wird dein Sohn irgendwann merken und wird dir das im schlimmsten Fall später vorhalten. Es gibt Stellen wo du dich melden kannst.

Ich wünsche dir (euch) viel erfolg

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Es ist mir durchaus klar, dass es nicht normal ist, ein Kind viel mehr zu lieben, als das andere. Ich finde das selbst schlimm und würde meine Gefühle gerne ändern. Ich hatte gehofft, hier vielleicht von Müttern zu hören, die ähnliches selbst oder im Umfeld erlebt haben.
Dass die Ursachen wahrscheinlich tief liegen und ich weitere Hilfe brauche, ist mir auch klar. Ich vernachlässige mein Kind aber nicht! Ich beschäftige mich sogar mehr mit ihm, als mit meiner Tochter, weil ich ständig Angst habe, ihm ein schlechtes Gefühl zu geben.

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Ich bin auch schwer schockiert. Mir stehen die Tränen haushoch in den Augen...
Ich habe vier Kinder und zwei Sternentöchter. Mein einziger Sohn genießt die gleiche Liebe, wie die Mädels. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass man sein eigenes nicht lieben kann. Ich bekomme schon innerliche Panik, wenn ich dran denke, dass mein Sohn sich im Kindergarten weh tun könnte oder ihm sonst was zustoßen könnte. Genauso sieht es bei den Mädels aus.
Wahrscheinlich hast du aber noch keinen Verlust verkraften müssen, denn sowas könnte einer Sternenkindmama niemals passieren.
Ich würde gerne verstehen, wie das passieren kann.
Klar hat man ein Geschlecht, welches man etwas mehr möchte, als das andere. Aber jeder weiß, dass die Chancen 50/50 stehen. Wenn man also zu steif auf ein Geschlecht fixiert ist, sollte man es lieber sein lassen und kein Kind mehr bekommen.
Denn nicht immer, wie man bei dir sieht, gehen solche Gedanken weg und manchmal sind sie so extrem, dass Frauen ihren Kindern etwas antun, was bei dir hoffentlich nicht der Fall ist.
Bist du alleinerziehend? Manchmal kommt das auch durch Überforderung.
Bitte suche dir Hilfe. Dein Sohn merkt es definitiv zu 10000%
Das arme Kind soll doch nicht noch länger leiden.
Wenn du nicht alleinerziehend bist, merkt dein Partner das denn nicht? Bemerkt er nicht dieses Ungleichgewicht oder ist ihm das egal?
Ich finde, er müsste da mit eingebunden werden. Wenn ihr nicht mehr zusammen seid, wäre es eine gute Option, den Jungen zu seinem Vater zu bringen. Da hat er es dann besser.
Sorry, ich hab ehrlich versucht Verständnis zu zeigen, aber es ist leider doch nur geheuchelt. Dafür bin ich, gerade wenn es um Kinder geht, ein viel zu ehrlicher Mensch.

Ich wünsche euch aber ehrlich alles Gute und die beste Lösung für den Kleinen

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Hey die Vorwürfe hier sind ja fast nicht zum aushalten. Ich weiss schon, warum ich hier im Forum immer weniger um Rat frage. Man wird fertig gemacht, wenn man Hilfe braucht. Finde ich absolut widerlich!!

"Wahrscheinlich hast du aber noch keinen Verlust verkraften müssen, denn sowas könnte einer Sternenkindmama niemals passieren."
--》 Fingerzeig und Nasehoch nennt man solch eine Antwort.

"Sorry, ich hab ehrlich versucht Verständnis zu zeigen, aber es ist leider doch nur geheuchelt."

--》 du musst doch gar nicht heucheln. Aber was soll jetzt dein ganzer Beitrag der TE denn bringen, ausser dass sie sich noch schlechter fühlt? Statt versuchen zu heucheln und gehässig sein, schreibe bitte nichts.

🤮

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Hallo,

Viele positive Antworten wirst du sicher nicht bekommen. Ich finde es ehrlich gesagt auch seltsam, dass man Liebe an einem Geschlecht und oberflächliche Gemeinsamkeiten ausmacht. Ich habe 3 Kinder, zwei Jungs und 1 Mädchen.

Ich liebe sie über alles. Klar ist zur Zeit die jüngster süßer als ihre Brüder die 9 und 12 sind. Aber süßer, weil sie noch ein Kleinkind ist, nicht weil sie ein Mädchen ist. Auf die Jungs bin ich mega stolz und hab mit ihnen gemeinsame Interessen, auch wenn einige ihrer Interessen nicht so ganz meine sind. Mehr als mit der Kleinen, was natürlich am Alter liegt. Ich liebe meine Kinder, weil sie selbstständige und einzigartige Persönlichkeiten sind und nicht ein Abklatsch von mir. Mein Mann liebe ich ja auch, aber er ist sicher nicht so wie ich und es ist auch gut so

Ich kann mir nicht vorstellen, dass du und deine Tochter die gleichen Interessen habt. Deine Tochter ist 6....

Ich glaube du hast eher einen Idealbild von Kind im Kopf: Mädchen! Solange du nur nach irgendwelchen Rollen denkst, wirst du nie glücklich und deine beiden Kinder auch nicht. Löse dich von irgendein Idealkind, dass wird dich mal von Enttäuschungen bewahren, wenn deine Tochter ihren Charakter ausgereift hat und sie dann eigenständig ist und nicht dein Ebenbild.