Die Beziehung zum Vater als erwachsene

Guten Abend!
Es geht um die Beziehung zu meinem Vater, wenn man es überhaupt als solche bezeichnen kann. In der Kindheit habe ich gute Erinnerungen an ihn. Meine Probleme mit ihm fingen in der Teenagerzeit an. Ich wurde einige Jahre Zeit psysisch fertig gemacht von ihm. Unsere Bindung ist sozusagen komplett deshalb auseinander gegangen. Lange Zeit hab ich es versucht dadurch zu entschuldigen, dass er arbeitslos wurde für 2 Jahre. Nicht nur ich wurde fertiggemacht, meine Mutter ebenso, die mir das erst spät erzählte und es vor uns Kindern versteckte. Mein Vater ist ein gefühlsarmer Mensch und ich bin genau das Gegenteil von ihm.
Uns verbindet nur eine gemeinsame Sache, die Hauptteil unserer Gespräche sind. Seit er Opa ist, bemüht er sich sichtlich für einen normalen Kontakt. Er ruft auch öfter an- aber ich möchte nicht mit ihm reden... Ich habe(und das tut mir weh beim schreiben) keinerlei Interesse mehr an ihm. Mein komplettes Vertrauen ist gebrochen. Er hat sich nie entschuldigt dafür (laut meiner Mutter kann er das einfach nicht). Habe mir lange die Schuld daran gegeben und dass ich ja nur an mir arbeiten müsste... Am liebsten hätte ich keinen Kontakt mehr, aber es geht nicht :(
Und das fresse ich in mich hinein, ich schäme mich für meine Gedankengänge so sehr :(

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Hey, es liest sich, als würdest du über meinen Vater schreiben.
Ich versuche so gut es geht, Meine Kinder vor dem Verhalten zu schützen. Wir haben Kontakt aber ich achte penibel darauf, das meine Kinder nicht den selben Psychoterror mit machen wie ich
Ich rede eigentlich auch nur oberflächliches mit ihm....

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Ach man :(

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Das seltsame ist ja, dass er vor dem
Enkelkind lieb und zugewandt ist, was er wohl in meiner Kindheit auch war....

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Kommt mir bekannt vor. Mein Vater hat mich bis in den suizidversuch getrieben. Er gibt mir heute noch die schuld an SEINEM Verhalten damals.
Er kann die kinder (seine enkel) alle paar monate mal sehen, mehr will ich auch nicht. So etwas Frauenverachtendes und narzisstisches will ich nicht zu nah an meine Kinder heranlassen.

Dafür musst du dich nicht schämen. Leute die so etwas nicht durch haben werden es nie verstehen ("aber das ist doch dein Vater/ du kannst doch nicht den kontakt abbrechen zu deinem Vater" etc pp, ich denke du weißt was ich meine)
Schämen musst du dich auf jeden Fall erstmal gar nicht.

Ich habe als Grenze, dass der Kontakt zwischen ihm und meinen Kindern vorbei ist, wenn auch nur die Andeutung eines Spruches von damals kommt. Auf der anderen Seite denke ich, ich habe pech. Mein vater ist total Frauenfeindlich, und ich habe 2 Söhne. Ich bin aber auf der Lauer!
Du bist nicht alleine, und es tut mir leid, dass du das mitmachen musst.

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Das klingt so furchtbar..
Narzissten gehören ganz klar zu den gefährlichsten Typen überhaupt.
Dass ist definitiv die richtige Entscheidung von dir. So jemand sollte keine Möglichkeit haben, seine kranke Ader weiterzutragen! Fühl dich unbekannterweise gedrückt

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Schämen musst du dich dafür nicht. Wenn, dann er.
Hast du jemals mit ihm darüber gesprochen wie es dir als Teenie ging?
Ist deine Mutter noch mit ihm zusammen?
Wie ist der Kontakt zur Mutter?

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Wir haben nie darüber geredet. In meiner Familie gilt es als Schwäche über Gefühle zu reden oder gar zum Therapeut zu gehen (unvorstellbar).
Ich hatte letztes Jahr eine traumatische Geburt, die im Notkaiserschnitt endete und selbst da hab ich nur doofe Sprüche bekommen von meiner Mutter (wenn du so alt bist wie ich vergisst du es, Hauptsache gesund etc.). Die Klassiker Sprüche eben...
mein Vater hat es wie immer totgeschwiegen, keiner nahm mich mal in den Arm und hat mit mir über meine Gefühle geredet....
meine Eltern sind noch verheiratet, mit meiner Mutter habe ich täglich Kontakt. Sie ist halt vom Typ sehr einfordernd, kann etwas mehr Gefühle zeigen aber auch nicht so doll. Sie erwartet aber dass ich das mache was ihr passt.

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Wenn Du von ihm eine Entschuldigung brauchst um gewisse Dinge für Dich abzuschließen, um einen Neuanfang zu ermöglichen, dann brauchst Du das.

Es hat wenig Sinn, Dein Bedürfnis hier immer wieder herunterzuschlucken und in Dich aufzufressen. Ich denke, Du solltest zu Dir und zu Deinen Bedürfnissen stehen.

Wenn Du eine Entschuldigung von ihm benötigst, fordere sie ein, freundlich und bestimmt. Lege ihm Deine Perspektive ans Ohr immer und immer wieder, bis er bereit ist, es sich anzuhören. Wenn er partout Deine Bedürfnisse oder Gefühle nicht berücksichtigen möchte, ziehst Du die Konsequenzen so, wie Du am Besten damit leben kannst.

Irgendwann im Leben müssen wir uns mit den Fehler unserer Eltern auseinander setzen und unser Leben davon emanzipieren.

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Oh, bei mir ist es recht ähnlich.
Mein Vater hat mich als Kind und Jugendliche oft psychisch fertig gemacht, Gewalt war auch ein großes Thema bei uns.

Als meine erste Tochter geboren worden ist, waren er und meine Mutter bemüht, den Kontakt zu dem Enkelkind zu fördern. Ich fühlte mich immer unwohl dabei, aber den Kindern zuliebe. Sie brauchen ja Großeltern, dachte ich.
Das ging so lange recht gut, bis meine große Tochter ihn eines Tages „anspuckte“ - so nannte er es. Eigentlich streckte sie die Zunge raus und machte pfffff in seine Richtung. Ihr wisst was ich meine?
Tja, daraufhin schrie mein Vater in meinem Haus rum, was das für ein Kind sei und dass er noch nie so respektlos behandelt worden sei. Zusätzlich war das mein Geburtstag.

An diesem Tag habe ich ihn zum letzten Mal gesehen, denn meine kinder müssen nicht das selbe mit meinen Eltern, vor allem meinem Vater erleben, wie ich.

Wenn du ein ungutes Gefühl hast und dich nicht wohl bei den Treffen fühlst, dann lass es. Wenn dein Vater zu dir als Kind nicht gut war, lass es.
Menschen ändern sich nicht. Und das Bauchgefühl hat immer recht.

Alles gute. 🍀

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Also manchmal frage ich mich echt ob die Leute noch ganz dicht sind. Ich weiß aber sicher, dass mein Vater sowas niemals bei meiner Tochter machen würde. Er ist vom Typ her ruhig, damals war es eine extrem Situation. Nach der Chemo den job verloren und dann ging es seelisch selbst für ihn bergab, was nicht legitimiert so mit Leuten umzugehen. Ich bin leider zu verwundet um auf happy Tochter zu machen....