Kontaktabbruch zum Bruder

Hallo,
Es geht um meinen Bruder und die Tatsache, dass ich ihn nicht mehr ertrage.

Gegen 20 Uhr erhielt ich einen Anruf seiner Freundin. Sie war verzweifelt. Mein Bruder ist am Nachmittag zu einem Kumpel gefahren und bisher nicht wieder aufgetaucht. Sie hat schon geahnt, dass er sich dort besaufen würde und leider sollte sie Recht behalten. Das Problem ist nun, dass sie morgen früh zur Arbeit muss und mein Bruder weder auf Anrufe noch auf Nachrichten reagiere und sie nun nicht wüsste, wohin mit dem gemeinsamen Kind.

Wir haben etwa 2,5 h telefoniert. Ich habe mir ihr Leid angehört: er betrinkt sich regelmäßig, im besoffenen Zustand beleidigt er sie aufs Übelste (auch vor dem gemeinsamen Kind, 5 Jahre alt), er streitet dann auch ab, dass das Kind von ihm ist, unterstellt ihr, sie wäre fremd gegangen, sie sei faul etc. Da fallen Worte, die sollte kein Kind zu Ohren bekommen. Die Streitereien eskalieren auch, sodass schon mehrmals die Polizei angerückt ist. Das Jugendamt ist (glücklicherweise) auch schon involviert. Für meinen Neffen tut mir das alles so Leid!

Während meines Telefonats mit seiner Freundin, hat sie ihn nochmals versucht anzurufen. Er ist auch rangegangen und konnte gar nicht mehr wirklich sprechen! Völlig besoffen! Somit werde ich meinen Neffen morgen früh zu uns holen, damit sie arbeiten gehen kann.

Ich bin es mittlerweile allerdings auch Leid, immer wieder die Scheiße auszubaden! Meinen Bruder habe ich nun auf allen Kanälen blockiert. Ich kann einfach nicht mehr. Und trotzdem fühle ich Mitleid und habe Angst, dass ich doch wieder Kontakt zu ihm aufnehmen werde. Wie bleibe ich konsequent?

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Ich kann verstehen das du dir ja irgendwie dennoch Sorgen machst was deinen Bruder angeht. Aber solange er sein Problem nicht sieht wird man ihm nicht helfen können. War er eigentlich schon immer so oder war er früher anders???
Das ist eine Frage die mir so in den Sinn kommt.

Seine Freundin versucht zu arbeiten sich ums Kind zu kümmern da hätte ich leider kein gutes Gefühl ein Kind bei so einem Mann zu lassen! Ich denke aber das sie das wohl ein Stück weit selbst weiß. Nur wie soll das weitergehen? Also ich frage an sich nicht dich sondern wie stellt sich die Freundin das Ganze vor?

Ela

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Vielen Dank für deine Antwort! Ich habe "unten" allgemein geantwortet, weil ich bis eben nicht wusste wie man direkt antwortet...

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Dein Bruder hat ein Alkoholproblem und muss das selbst einsehen und ändern wollen. Seiner Familie zu liebe (sei es seine Freundin, sein Kind, du oder eure Eltern, völlig egal) wird er sich nicht ändern.

Wenn du ein halbwegs gutes Verhältnis zu seiner Freundin und deinem Neffen hast, würde ich weiterhin für die beiden da sein, vor allem für deinen Neffen. Es ist denke ich wichtig, ihm zu zeigen dass die Familie seines Vaters für ihn da ist, auch wenn sein Vater selbst kein Vorbild ist.
Finde auch nicht, dass du damit deinem Bruder in den Rücken fallen würdest weil du sein Kind und dessen Mutter in irgendeiner Weise unterstützt.

Ich bin ja an sich immer für offene Kommunikation, aber ich weiß nicht ob das im Falle deines Bruders die Situation nicht noch verschlimmert. Das kannst du am besten einschätzen. In einem Gespräch könntest du versuchen ihm klar zu machen, dass er ein Problem hat und ob er sich überhaupt dessen Auswirkungen bewusst ist, vor allem auf sein Kind. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass du immer da bist um deinen Neffen aufzufangen wenn es bei ihnen zu Hause drunter und drüber geht. Natürlich seid ihr eine Familie, aber das heißt nicht dass du dich regelmäßig mit seinen selbstgemachten Problemen belasten musst, die er ja nicht einsieht oder gar lösen will.
Das Gespräch könnte aber auch nach hinten losgehen und er könnte es auffassen, als würdest du zu 100% hinter seiner Freundin stehen statt hinter deinem eigenen Bruder - oder aber dir vorwerfen, dass dich das gar nichts angeht. Und es könnte für alle nur noch schlimmer werden. Insofern wäre dein Wunsch, keinerlei Kontakt mehr zu ihm aufzunehmen, tatsächlich der einfachste Weg für dich und ja auch das, was du vermeiden möchtest. Verstehe völlig, dass du dich mit seinen Problemen nicht belasten möchtest.

Was sich letztendlich für dich richtig anfühlt, kannst nur du wissen.

Was sagt denn seine Freundin? Wie soll es für die 3 weitergehen?

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Mein Neffe hält meinen Bruder für einen tollen Vater! Mein Bruder muss da sehr viel "Gehirnwäsche" betrieben haben und die Kindsmutter schlecht geredet haben, denn mein Neffe möchte im Falle einer Trennung bei seinem Vater bleiben!
Mein Neffe beschimpft seine Mutter schon mit den gleichen Worten wie sein Vater und ist der Meinung, dass sie ihm gar nichts zu sagen hat...und er ist gerade mal fünf! Das habe ich übrigens auch erst gestern erfahren. Wenn er bei uns zu Besuch ist, ist er ein netter Junge und benutzt auch keinerlei Schimpfwörter.

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Oh je, dann liegt da ganz schön viel im Argen bei deinem Bruder und seiner Freundin. Das Kind in den Beziehungsstreit mit reinzuziehen und der Mutter das Leben dadurch noch schwerer zu machen ist ein ziemlich mieser Schachzug.

Umso wichtiger eigentlich, dass der Kleine aus diesem Umfeld rauskommt, so traurig das klingt.

Hat denn die Freundin deines Bruders einen Plan, wie es weitergehen soll?

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Dein Bruder hat offensichtlich ein Problem, dass er offensichtlich mit übermäßigem Alkoholkonsum kompensiert. Ich weiß nicht wie lange es schon so geht, aber aus eigener Erfahrung weiß wie schwer es ist als Schwester das mit ansehen zu müssen.
Auch mein Bruder hat ein Alkoholproblem. Ich habe immer zu ihm gestanden und versucht auf ihn einzureden: Ohne Erfolg.
Der Grund für seine Alkoholsucht ist, dass er sich in unserer Familie nie zugehörig gefühlt hat (Ablehnung durch meinen Vater, seinen Stiefvater). Nur seine Freunde waren für ihn da und nur Sie können ihn verstehen- so zumindest seine Theorie und das seit Jahren. Das aber gerade wir immer noch zu ihm stehen, ihn immer wieder auffangen...das sieht er nicht, oder will es nicht sehen. Solange er seine Trauer und Wut nicht verarbeitet, solange wird er auch weiterhin in seine Alkoholwelt fliehen, und wir können eigentlich nur zu schauen (denn für ihn, sind wir ohnehin gegen ihn).
Egal was deinen Bruder belastet, versuche es herauszufinden bzw. hilf ihm dem auf den Grund zu gehen. Vielleicht wird es ihm helfen sein Verhalten besser zu reflektieren, vielleicht ist es in eurem Fall auch nicht zu spät.
Alles flehen und betteln und Genörgel wird ihn eher noch weiter in den Sumpf ziehen. Solange die Ursache nicht beseitigt wird, solange wird sich auch nichts ändern.

Als Schwester würde ich den Kontakt niemals abbrechen, aber das ist mein Verständnis von Familienzusammenhalt (auch wenn es noch so schwer fällt). Ich würde meine Energie dafür verwenden aktiv mit ihm das Gespräch.

Kontakt abbrechen ist die einfachste Lösung, aber damit wäre weder ihm noch deinem Neffen langfristig geholfen.

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Verstehst du dich mit deiner Schwägerin und deinem Neffen gut? Dann würde ich zumindest den Kontakt zu ihnen nicht abbrechen. Grade, wenn du das Kind auch betreuen kannst, scheint ja ein gutes Verhältnis zu bestehen und das würde ich dem Kind, das eh genug leiden muss, nicht nehmen.

Dein Bruder benimmt sich echt wie ein arsch. Hast du mal alleine mit ihm geredet? WARUM er sich so verhält? Hat er Probleme? Kann man helfen/will er das?

Ansonsten würde ich IHN tatsächlich auch komplett ignorieren, so gut es geht.

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Ich verstehe mich eigentlich gut mit seiner Freundin. Wir sind aber sehr unterschiedlich und ich kann ihr Handeln sehr oft nicht nachvollziehen. Zu ihr werde ich den Kontakt nicht abbrechen und ihr auch weiterhin helfen, obwohl ich halt das Gefühl habe, wir drehen uns seit Jahren im Kreis...

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Ja das verstehe ich sehr gut. Sowas ist mühsam, wenn man das Gefühl hat, es geht einfach nicht voran und alles wiederholt sich.

Du musst ja nicht ihre beste Freundin werden, aber ab und zu mit ihr treffen bzw mit deinem Neffen und sie kann sich mal ausquatschen oder so 😊

Finde ich gut, dass du das vor hast :)

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Hallo!

Kuemmere dich um deinen Neffen und habe so wenig wie moeglich mit deinem Bruder zu tun!

Mit deiner Hilfe kann deine Schwaegerin es schaffen!

Habt ihr noch Eltern?

LG

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So, ich versuche mal einige Frage zu beantworten:
Leider kommen wir aus einer absoluten Alkoholikerfamilie. Das zieht sich tatsächlich durch einige Generationen. Unser Vater war auch über 25 Kahre Alkoholiker. Im Prinzip haben wir als Kind genau das durchgemacht, was mein Neffe jetzt durchmachen muss. Streitigkeiten zwischen den Eltern. Auch das unser Vater unsere Mutter verprügelt hat, mussten wir mit ansehen. Ich war 7 Jahre alt mein Bruder 9 Jahre alt, als unsere Eltern sich scheiden lassen haben. Wir haben dann einige Wochen in einem Frauenhaus verbracht. Unser Vater hat in der Zeit die Wohnung geleert und wir hatten nichts mehr. Mein Bruder hing immer sehr an meinem Vater und ab da ging es bergab mit ihm:

Seine Noten in der Schule wurden unterirdisch schlecht. Er prügelte sich ständig überall. Meine Mutter musste nicht nur einmal in der Schule erscheinen...Er hing auch viel draußen mit Älteren ab, fing irgendwann an zu klauen, zu rauchen, zu kiffen, hatte eine Nazi-Phase und spätestens als er 16 Jahre alt war, wusste ich das er ein Alkoholproblem hat. Denn er ging da schon an, Bierflaschen zu verstecken etc. Mit ihm haben wir echt viel durchgemacht, auch wirklich krasse Sachen! Unter Alkoholeinfluss ist er wirklich unberechenbar und auch ich habe dann Angst vor ihm! Ich glaube, zeitweise hat er noch härtere Drogen genommen. Das macht er wohl nicht mehr, meint seine Freundin.

Das alles hat mich natürlich auch nie kalt gelassen und meine Mutter auch nicht! Wir haben immer zu ihm gehalten. Sie hat sehr viele Schulden für ihn gezahlt und springt heute noch, wenn er sie anruft.

Ich hatte eine Phase, wo ich keinen Kontakt mehr zu ihm hatte, dann ist 2014 plötzlich unser Vater verstorben (Der bis zu seinem Tod übrigens fast 15 Jahre trocken war und wirklich kein komplett anderer Mensch!)
Na ja, seitdem besteht halt wieder Kontakt und mir geht es zunehmend schlecht damit. Ich schaffe es halt nicht mich abzugrenzen!

Seine Freundin möchte Anfang Januar mit der Familienhilfe sprechen. Aber ich bezweifele, dass sie tatsächlich Konsequenzen zieht! 10 Jahre hält sie das nun schon aus und verharrt in der Situation umd das bringt mich zur Verzweiflung.

Ich könnte noch ewig weiterschreiben...

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Es ist echt traurig zu lesen aber ich hoffe dass die Mutter des Kindes den Kreislauf durchbricht und mit der Familiehilfe eine Lösung findet den Kontakt zum Vater auch gering zu halten.

Wenn er Drogen nehmen will und Alkohol dann wird er einen Weg finden.

Wie kann diese Frau nur so blauäugig daran gehen und das zum Leid ihres Kindes.

Schade auch das der junge mit 5 so ein Verhalten als normal sieht. Sollte es zur Trennung kommen wird das bestimmt schlimm für ihn.

Du solltest aber für Mutter und Kind da sein um ein Stück Normalität zu schaffen.
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Ich habe auch schon häufiger mit meinem Bruder gesprochen, dass er ein Alkoholproblem hat, aber da ist keine Einsicht!! Er reagiert darauf im Prinzip nicht. Ich kann da reden und reden. Es ändert nichts. Als ob die Worte einfach an ihm abprallen...

Meine Mutter ist mittlerweile schwer depressiv. Mit ihr kann ich nicht mehr über ihn sprechen, weil sie das so sehr belastet, dass sie dann überhaupt nicht mehr schlafen kann.

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Solche Umstände sollte die Mutter deines Neffen nicht über sich ergehen lassen und eine Trennung wäre besser.

Du kannst sie und das ykind dann sicher unterstützen.

Vielleicht merkt dein Bruder auch das er was ändern muss wenn es soweit kommt und wenn nicht ist Mutter mit Kind ohne ihn eh besser dran.

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Ich halte eine Trennung auch für das Beste! Oder, dass sie sich immerhin eine eigene Wohnung sucht, damit sie einen Zufluchsort hat.

Der gemeinsame Sohn möchte im Falle einer Trennung bei seinem Vater bleiben! Ich habe oben schon geschrieben, dass mein Bruder da großen Einfluss auf das Kind haben muss! Der Kleine hält seinen Vater für den besten Vater der Welt und beschimpft seine Mutter ebenfalls als H*re etc.
Das hält sie auf jeden Fall von einer Trennung ab und dann sagt sie tatsächlich auch, sie würde ihn trotz allem lieben. Ich denke, sie ist einfach zu abhängig von ihm.

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So wie es bisher beschrieben wurde sollte es dem Vater nicht möglich sein sein Kind bei sich zu behalten im Falle einer Trennung. Oder spätestens nach einer Weile wird es darauf hinaus laufen dass das Kind nicht bei ihm bleiben darf.

Sie sollte so oder so sich trennen egal was das Kind in dem Falle denkt. Natürlich liebt das Kind den Vater, aber der Junge sagt das sicher aus kindlicher Naivität heraus weil er sich vielleicht verpflichtet fühlt die Familie irgendwie zusammen zu halten. Er will keinen Elternteil verlieren.

Das geht wohl jedem trennungskind so.

Es wird auch lange dauern bis er die Situation versteht. Er brauch aber auch viel Verständnis und Liebe der Familie um damit zurecht zu kommen.

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Ich denke, Kontakt abbrechen ist nicht die beste Lösung. Das würde alles schlimmer machen.

Immer hin ist es dein Bruder und du solltest ihm versuchen, auf irgendeiner Weise zu helfen.

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Hilf mal jemanden, der keine Einsicht zeigt und somit auch keine Hilfe annimmt.
In der Theorie klingt das leider immer einfacher als es ist.

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So ist es leider!
Und ich rede auf ihn ja auch nicht erst seit gestern ein.
Bisher habe ich nichts mehr von ihm gehört. Von seiner Freundin übrigens auch nicht.
Und so ist es leider auch immer wieder: sie meldet sich nur, wenn sie meine Hilfe benötigt und ich auf ihr Kind aufpassen soll oder sonst die Hütte brennt. Ansonsten höre ich von ihr auch nichts, außer ICH frage halt nach.
Ich habe ihr auch ehrlich beim letzten Mal gesagt, dass ich mich total ausgenutzt fühle! Auch von ihr. Daraufhin wollte sie mir 10 Euro geben...Ohne Worte!

Na ja, mal sehen, wie sich das entwickelt.